Titel: Ueber eine neue Anwendung des Platins in der Porzellanmalerei; von Hrn. Salvetat.
Fundstelle: Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XI., S. 45
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XI. Ueber eine neue Anwendung des Platins in der Porzellanmalerei; von Hrn. Salvetat. Aus den Annales de Chimie et de Physique, März 1849, S. 342. Salvetat, über Anwendung des Platins in der Porzellanmalerei. In einer früheren Abhandlung über ein Gelb für die Porzellanmalerei (polyt. Journal Bd. XCVII. S. 125), habe ich darauf aufmerksam gemacht, daß es den Chemikern gelingen dürfte einige feuerbeständige Verbindungen zu entdecken, welche – ohne ihre eigenthümliche Farbe zu verändern oder die Farben womit man sie mischt – eine hinreichend hohe Temperatur aushalten können, daß die Flüsse, womit man sie innig vermengte, ihre Rolle als Glasur erfüllen. Ich gehe nun auf eine solche Anwendung des Platins in der Porzellanmalerei über. Wenn man 1 Theil pulverförmiges Platin mit 3 Theilen Fluß (bestehend aus 3 Mennige, 1 Sand und 1/2 geschmolzenem Borax) vermengt, so erhält man ein Grau, welches allen bisher in der Porzellanmalerei angewandten derartigen Farben vorzuziehen ist. Schmilzt man die Oxyde von Kobalt und Eisen, oder von Kobalt, Eisen und Mangan in etwas beträchtlicher Menge mit einem kieselerdehaltigen Fluß, so ist die geschmolzene Masse bekanntlich schwarz, es mag im anfänglichen Gemenge das Kobaltoxyd blau seyn oder nicht, und das Eisenoxyd roth oder braun. Auf dieser Thatsache beruht die Bereitung des Grau und Schwarz, welche man bisher anwandte, um das ächte Porzellan, Fritteporzellan, Krystallglas, gemeine Glas etc. zu färben. Durch Abänderung der respectiven Verhältnisse von Kobalt-, Eisen- und Zinkoxyd erzielt man diese Farben von verschiedenen Nüancen und Intensitäten; vergrößert man das Verhältniß des genannten Flusses, um die Farbe abzuschwächen, so erzielt man ein beliebig helles Grau. Nun erhält man bekanntlich das Blau mit den Oxyden von Kobalt und Zink, und die Farbe wird um so lebhafter, je weniger Eisenoxyd die angewandten Oxyde enthalten. Roth erhält man mit Eisenoxyd, Ockergelb mit Eisen- und Zinkoxyd, und diese beiden Farben werden um so reiner, je mehr das angewandte Eisen- und Zinkoxyd selbst von fremdartigen Oxyden (z.B. Mangan- und Kupferoxyd) frei sind. Es ist daher einleuchtend, daß wenn ein Künstler Blau und Roth oder Ockergelb mischt, er ein Gemenge von Eisen-, Kobalt- und Zinkoxyd macht, dessen Farbe schwarz ist, von welcher er aber nur bei sehr großer Uebung die Intensität und den Ton voraussehen kann; da überdieß der Ton nach dem Brennen keineswegs derjenige ist, welchen er auf seine Malerei auftrug – weil der bläuliche Ton und der rothe Ton verändert werden und sogar ganz verschwinden können – so kann er seiner rohen Malerei nicht das Aussehen geben, welches sie nach dem Schmelzen der Farben haben wird;Man kann sich hievon durch einen einfachen Versuch überzeugen: man trägt auf eine Platte weißen Porzellans einen Grund von blauer Farbe in Form eines Streifens auf und brennt sie ein; querüber trägt man einen neuen Streifen von rother Farbe auf und brennt die Platte neuerdings; nach dem Brennen sind die isolirten Theile der Streifen blau und roth, aber die Oberfläche, wo die Streifen sich kreuzen und über einander liegen, ist ein Grau, dessen Intensität bis zum Schwarz gesteigert seyn kann und welches weder einen blauen noch einen rothen Ton hat. Das Resultat ist dasselbe, welche Schicht man zuerst auftragen mag. Die Nüance wechselt nach der Dicke der Streifen und der Hitze bei welcher sie gebrannt wurden. der Künstler muß daher beim Arbeiten seine Malerei sich vorstellen – nicht wie sie wirklich ist, sondern – wie sie nach dem Brennen seyn wird. Dieß ist ein großer Uebelstand, besonders beim Malen von Figuren. Das Platingrau ist von allen diesen Uebelständen frei. Da es kein Kobaltoxyd enthält, so läßt es sich sehr gut zum Mischen mit Roth und Ockergelb anwenden, ohne daß man befürchten muß, es mache die Schattirungen in Folge des Brennens zu kraftvoll. Da es kein Eisenoxyd enthält, so darf man nicht befürchten, daß es beim Mischen mit Blau dasselbe mehr schwärzt als man beabsichtigt; es bringt in die Mischungen nur den ihm eigenthümlichen Ton, welchen es vor wie nach dem Brennen beibehält. Uebrigens ist das Platingrau leicht so darzustellen, daß man es stets von gleicher Beschaffenheit erhält. Man braucht nur eine Auflösung von Platinchlorid mit Salmiak in Ueberschuß niederzuschlagen und den Niederschlag bis zur vollständigen Verflüchtigung des Salmiaks zu erhitzen; man erhält so das Platin als graues Pulver, welches man sogleich mit dem Fluß in dem oben angegebenen Verhältniß vermengen kann und welches leicht zu zerreiben ist. Außer dem Platin können auch das Iridium und Palladium in Schwammform angewandt, zu demselben Zweck mit gleichem Vortheil benutzt werden. Das Palladium gibt ein blaßeres Grau und das (im Osmium-Iridium entdeckte) Ruthenium ein röthlicheres Grau als das Platin. Schon vor längerer Zeit hat bekanntlich Hr. Frick die Entdeckung gemacht, daß das Iridiumsesquioxydul ein vortreffliches Schwarz und Grau für die Porzellanmalerei liefert.Die Bereitung des Iridiumschwarz und Iridiumgrau ist in Wächter's schätzbarer Abhandlung über die Schmelzfarben zur Porzellanmalerei (S. 285 im vorhergehenden Band des polytechn. Journals) angegeben. Das Platingrau kann dasselbe vortheilhaft ersetzen; es ist wohlfeiler, seine Nüance angenehmer und leichter zu bereiten; auch wendet man es schon seit einem Jahr in der Porzellanfabrik zu Sèvres an.