Titel: Bestimmung des Milchzuckers vermittelst des Soleil'schen Saccharimeters, um den Gehalt der Milch zu erfahren; von Hrn. Poggiale.
Fundstelle: Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XCV., S. 442
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XCV. Bestimmung des Milchzuckers vermittelst des Soleil'schen Saccharimeters, um den Gehalt der Milch zu erfahren; von Hrn. Poggiale. Aus den Comptes rendus, Mai 1849, Nr. 19. Poggiale's Verfahren zur Bestimmung des Milchzuckers. Dieses neue Verfahren gründet sich auf die optischen Eigenschaften des gut geklärten Milchwassers (Molken); ich benutze dazu Soleil's Polarisationsapparat.Beschrieben im polytechn. Journal Bd. CVII S. 343. Um den Versuch zu machen, bringt man zuerst die Milch mittelst Essigsäure, und bei einer Temperatur von 32 oder 40° Reaumur zum Gerinnen, filtrirt hierauf und versetzt die filtrirte Flüssigkeit mit einigen Tropfen essigsauren Bleies, welche einen reichlichen Niederschlag verursachen. Durch wiederholtes Filtriren erhält man eine vollkommen durchsichtige Flüssigkeit, welche sich zu derartigen Untersuchungen ganz gut eignet. Nachdem das Milchwasser so hergestellt ist, gibt man es in ein Beobachtungsrohr von 22 Centimeter Länge, verschließt letzteres und bringt es auf das Instrument, um den Drehungswinkel der Zuckerflüssigkeit zu erfahren. Hat man z.B. 28 Grade gefunden, so braucht man nur die unten mitgetheilte Tabelle nachzusehen, um das Gewicht des in 1 Liter Molken enthaltenen Zuckers zu haben. Zu demselben Resultat gelangt man mittelst folgender Proportion: 100 : 201,90 = 28 : x x = 56,53, d.h. daß in diesem Falle 1000 Gramme Molken 56 53/100 Gram. Zucker enthalten. 201,90 ist die Quantität Milchzucker, welche in destillirtem Wasser aufgelöst und auf das Volum von 1000 Kubik-Centimetern gebracht, die Ebene des polarisirten Lichtes um einen Winkel von 100 Graden dreht. Nach den Untersuchungen des Hrn. Clerget Polytechn. Journal Bd. CIV S. 344. bewirken 164,71 Gram. Rohrzucker denselben Drehungswinkel. Ich habe eine Tabelle berechnet, welche von 1 bis 100° die in 1 Liter Molken enthaltene Zuckermenge angibt; ich theile hier aber nur die für die Praxis nöthigen Zahlen mit. Die erste Columne der Tabelle enthält die gefundenen Grade und die zweite das Gewicht des Zuckers. GefundeneGrade. Zuckermenge in1 Liter Molken.Gramme. GefundeneGrade. Zuckermenge in1 Liter Molken.Gramme. GefundeneGrade. Zuckermenge in1 Liter Molken.Gramme. ° ° ° 18 36,34 23 46,43 28 56,53 19 38,36 24 48,45 29 58,55 20 40,38 25 50,47 30 60,57 21 42,39 26 52,49 31 62,58 22 44,41 27 54,51 32 64,60 Ich erinnere, daß nach meinen Versuchen (S. 367 in diesem Bande des polytechn. Journals) 1000 Gramme Molken nahezu 57 Gramme Milchzucker enthalten. Dieses Verhältniß entspricht nach der Tabelle nahezu 28 Graden, man muß aber einen Nachlaß von 2 bis 3 Graden gestatten. Die im Handel vorkommende Milch zeigt am Saccharimeter nur 19 bis 23 Grade.