Titel: Ueber neue Maschinen zum Waschen und Beizen des Garns in den Färbereien; von Hrn. Bresson, Civilingenieur in Rouen.
Fundstelle: Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XIII., S. 37
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XIII. Ueber neue Maschinen zum Waschen und Beizen des Garns in den Färbereien; von Hrn. Bresson, Civilingenieur in Rouen. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, März 1849, S. 120. Bresson, über neue Maschinen zum Waschen und Beizen des Garns. Diese Maschinen wurden von Hrn. Léveillé in Frankreich eingeführt; sie werden seit mehreren Monaten in dessen großartiger Garnfärberei zu Rouen angewandt; es sind ihrer drei: die erste ist eine concentrische, die zweite eine excentrische Waschmaschine, und die dritte eine Auswindmaschine; sie dienen alle zum Auswaschen und Behandeln des Baumwollengarns. Das Auswaschen des Garns ist die mechanische Operation, von deren sorgfältiger Ausführung die spätere Erzielung einer gleichförmigen Farbe abhängt; denn wenn das Garn nach dem Bleichen oder Beizen nicht gleichförmig gewaschen wurde, so daß noch Theile von den zu seiner Vorbereitung angewandten Substanzen darin zurückblieben, wird es beim Eintauchen in die Flotte den Farbstoff ungleichförmig absorbiren. Zum Waschen des Baumwollengarns pflegt man am Rand eines Flusses eine Anzahl oben offener Fässer in die Erde einzugraben, in welche sich die Arbeiter stellen. Der Arbeiter legt das auszuwaschende Garn neben sich, nimmt eine Strähne (von 1/2 bis 1 Pfd.), zieht sie durch den Fluß, schweift sie darin mehr oder weniger, um sie gehörig zu reinigen, legt sie dann wieder neben sich, behandelt hierauf eine zweite Strähne auf dieselbe Art und fährt so fort. Bei diesem Verfahren werden natürlich manche Strähne vollständig gewaschen oder gereinigt, andere aber nur unvollkommen; bei jeder Strähne konnte der Theil, welchen der Arbeiter in seiner Hand hielt, nicht so gut gereinigt werden als die übrigen, welchem Fehler der Arbeiter durch Veränderung der Lage des Garns soviel als möglich zu begegnen sucht. Abgesehen von dieser Unvollkommenheit, ist ein derartiges Waschen überdieß mühsam, langwierig und daher kostspielig. Oft benutzt man behufs eines vollkommneren Waschens eine Reihe von vier bis sieben Arbeitern, deren jeder die Garnsträhne, nachdem er sie im Wasser geschweift hat, seinem Nachbar übergibt. Für das Auswaschen nach der Chlorpassage muß diese Methode nothwendig befolgt werden, und dennoch verliert das Baumwollengarn dadurch selten den Chlorgeruch, ein offenbarer Beweis daß das Waschen unzureichend war. Diese kostspielige und meistens unvollkommene ArbeitIm polytechn. Journal Bd. CVIII S. 326 sind zwei Maschinen beschrieben, welche man schon seit längerer Zeit in der Schweiz anwendet, um die türkischroth zu färbenden Garne zu waschen. ersetzt Hr. Léveillé durch eine concentrische Waschmaschine. Sie besteht aus zwei Paaren horizontaler hölzerner Walzen, von beiläufig 5 Decimeter (1' 6 1/2'') Länge auf 15 Centimeter (5 1/2'') Durchmesser; ein gußeisernes Gestell nimmt dieses doppelte Walzenpaar mit seinem Zugehör auf, wodurch zwei symmetrische Maschinen entstehen oder eine Zwillingsmaschine; man befestigt dieselbe auf dem hinteren Bord einer auf dem Fluß befindlichen Brücke, auf deren vorderen Theil sich die Arbeiter stellen. Die hölzerne Brücke ist beweglich, damit man sie bei verändertem Wasserstand angemessen erhöhen oder erniedrigen kann. Bei jeder Maschine hat die untere Walze ihr eines Ende ganz frei, weil man sonst die Garnsträhne nicht auf sie legen könnte; die eiserne Achse dieser Walze tritt am anderen Ende vor und hat zwei Lagerhälse, welche sich in Lagern drehen die am Gestell angebracht sind; überdieß ist diese Walze mit einer Auslösung und einem Zahnrad versehen, damit sie die obere, mit einem ähnlichen Zahnrad versehene Walze mit herumbewegt. Die Achse der unteren Walzen ist von der Oberfläche des Wassers beiläufig 4 Decimeter (1' 2'' 9''') entfernt, so daß eine auf die Walze gebrachte Baumwollsträhne beiläufig mit dem dritten Theil ihrer Länge in das Wasser taucht. Die oberen Walzen sind ebenfalls von einander unabhängig; jede befindet sich auf einem gußeisernen Rahmen, welcher sich um eine eiserne Achse bewegt, die mit derjenigen der unteren Walzen parallel, aber hinter ihr ist, daher man nach Belieben jede obere Walze von der unteren entfernen kann. Mittelst eines beweglichen Aufhälters läßt sich die obere Walze um 6 bis 7 Centim. (2''–2'' 7''') von der unteren entfernt halten, während man eine Garnsträhne einführt oder herausnimmt. Während des Ganges der Maschine drückt die obere Walze mit ihrem ganzen Gewicht auf die untere und dieser Druck läßt sich noch beliebig verstärken. Der obern Walze wird die Bewegung durch die untere Walze mitgetheilt; letztere ist nämlich mit dem Motor in Verbindung und beide Walzen sind mit gleichen Stirnrädern versehen, deren Verzahnung so tief ist, daß sie bei jeder Dicke der zwischen den zwei Walzen enthaltenen Baumwollsträhne im Eingriff bleiben. Wenn man so eine Garnsträhne auf die untere Walze bringt, ist sie anfangs nur ein paar Zoll breit; kaum hat sie aber einige Umgänge gemacht, so ist sie auf der ganzen Oberfläche der Walze dünn ausgebreitet und rollt um dieselbe wie ein Zeug. Damit sich das Garn nicht über die Walzenenden hinaus verbreiten kann, werden Führer aus Rundeisen etwas über der Oberfläche des Wassers angebracht, welche diese Breite in den geeigneten Gränzen erhalten. Man kann an jeder Waschmaschine einen Zähler mit Schlagwerk anbringen, welches nach 20, 30, 40 etc. Walzenumgängen – je nach Beschaffenheit der Waare – dem Arbeiter anzeigt, daß er eine neue Strähne vornehmen muß. Dieser Mechanismus ist aber in den meisten entbehrlich, denn wenn das Wasser klar und hell aus der Baumwolle ablauft, so weiß der Arbeiter, daß es vollkommen gewaschen ist. Zum gewöhnlichen Gebrauch hat Hr. Léveillé auf derselben Brücke und in einer Linie vier solcher Maschinen (zwei Doppelmaschinen) aufgestellt; zwei Arbeiter reichen zu deren Bedienung hin, bisweilen ein einziger. Die zu waschende Baumwolle wird mittelst Tragbahren auf die Brücke hinter die Arbeiter geführt. Sobald eine Garnsträhne gewaschen ist, wirft sie der Arbeiter auf eine andere Tragbahre; die Arbeiter setzen ihre Thätigkeit nicht aus, und jede Maschine bleibt nur so lange Zeit außer Gang, als zum Herausnehmen der gewaschenen Strähne und Einbringen einer neuen erforderlich ist. Es ist leicht zu begreifen, wie das Waschen der Baumwolle in diesem Falle geschieht: die Maschine wird angehalten und dabei die obere Walze von der unteren um 2–2 1/2 Zoll entfernt. Der Arbeiter nimmt eine Strähne, öffnet sie und legt sie auf die untere Walze, welche er mittelst der Einlösung in Bewegung setzt, um sodann die obere Walze auf sie herabzulassen; die Garnsträhne badet im Wasser und entwickelt sich in demselben allmählich durch die Bewegung der Walzen; das Wasser wird aus der Strähne durch den Druck der oberen Walze beständig ausgetrieben. Während so das Waschen bewerkstelligt wird, macht der Arbeiter dieselbe Operation an der zweiten Maschine; er versieht bei einem kurzen Waschen zwei Maschinen, bei einem langen Waschen aber vier Maschinen, weil in letzterem Falle die Baumwolle länger auf der Maschine bleibt. Das Garn kann auf diese Art sehr gleichförmig und so vollkommen als man will, ausgewaschen werden; denn man braucht nur jede Strähne eine Viertels- oder halbe Minute länger laufen zu lassen, um alle wünschbare Vollkommenheit zu erzielen; die Unachtsamkeit oder Trägheit des Arbeiters können keinen Nachtheil bringen, weil er das Waschen nicht bewerkstelligt, sondern es bloß überwacht. Von Garn, welches ein langes Waschen erfordert, fertigt ein einziger Arbeiter in einer Stunde 230 bis 240 Pfd.; in drei Viertelstunden fertigen zwei Arbeiter dasselbe Quantum Garn welches ein kurzes Waschen erfordert, was bei dem gewöhnlichen Verfahren die Arbeit von sechs Menschen während anderthalb Stunden ist. Für alle Operationen, wobei nur eine Flüssigkeit aus dem Garn auszuwaschen ist, eignet sich diese concentrische Waschmaschine vortrefflich. Ich nenne sie concentrische, im Gegensatz zur folgenden, bei welcher die Walze eine excentrische Bewegung hat. Wenn man die Baumwolle von festen Substanzen (in Form von Pulver oder feinen Spänen) reinigen muß, wie z.B. nach dem Färben in Krapp (wo der pulverförmige Farbstoff, die Flüssigkeit und die Baumwolle in demselben Kessel mit einander vermengt sind), ist natürlich die beschriebene Maschine nicht anwendbar, denn der Druck der obern Walze würde die fremdartigen Substanzen auf der Baumwolle nur noch haftender machen; zu diesem Reinigen wurde die excentrische Waschmaschine construirt, bei welcher die Bewegung der Hand des Arbeiters, der die Strähne im Wasser schüttelt, nachgeahmt ist. Diese Waschmaschine besteht in einer horizontalen hölzernen Walze von beiläufig 35 Centim. (1 Fuß) Länge und 25 Centim. (9'' 3''') Durchmesser, deren eiserne Drehungsachse mit der Körperachse parallel ist, aber nicht mit ihr zusammenfällt; die Folge davon ist, daß diese Walze bei ihrer Umdrehung beständig hüpft; die Garnsträhne, welche auf diese Walze gelegt wird und mit ihrem unteren Theil in den Fluß taucht, entwickelt sich allmählich auf der Oberfläche der Walze und erhält eine ruckweise Bewegung, welche sie öffnet und von ihren Unreinigkeiten befreit. Je schneller sich die Walze umdreht, desto heftiger ist der Stoß, welchen sie der Baumwolle ertheilt, daher man die Wirkung der Maschine nach Belieben verstärken kann. Hinsichtlich der allgemeinen Anordnung und Bedienung gilt für diese Maschine, was wir über die concentrischen Waschmaschinen gesagt haben; eine Zwillingsmaschine (also vier Walzen) ist in gußeisernen Gestellen auf dem hinteren Bord einer Brücke befestigt, auf deren vorderen Theil sich die zur Bedienung erforderlichen zwei Arbeiter stellen. Hr. Léveillé hat noch eine dritte Maschine in Rouen eingeführt, welche die nothwendige Ergänzung der vorher beschriebenen für die mechanischen Färbeoperationen ist, nämlich eine Auswindmaschine für Garnsträhnen, also eine Maschine zum Auspressen der Flüssigkeit, welche das Garn nach dem Reinigen im Fluß oder nach irgend einer mit ihm vorgenommenen Operation enthält. Dieses Auswinden geschah bisher gewöhnlich von Hand; der Arbeiter legt die auszuwindende Strähne auf einen Haken aus Rundeisen, welcher in der Höhe seines Kopfs in einer verticalen Pfoste befestigt ist und steckt dann in den unteren Theil der herabhängenden Strähne einen starken Stab von 13–15 Zoll Länge, welchen er 3–5 Mal umdreht und dadurch diese Strähne auswindet. Um die Flüssigkeit noch vollständiger und gleichförmiger auszuziehen, wiederholt der Arbeiter diese Behandlung mit derselben Strähne ein zweites Mal, nachdem er das Garn auf dem Haken zuvor verschoben hat, damit sich beim Auswinden andere Punkte berühren. Diese Operation ist weder zeitraubend noch schwierig; nur ist es nicht leicht, ein gleichförmiges Auswinden für alle Strähnen zu erzielen; überdieß könnte ein roher Arbeiter zu stark auswinden und dadurch das Garn benachtheiligen. In diesen Beziehungen ist also die neue Auswindmaschine als vortheilhaft zu betrachten. Sie besteht in zwei starken Haken aus Rundeisen oder Messing, welche horizontal einander gegenüber angebracht sind: dem ersten wird eine rotirende Bewegung mittelst eines Riemens ertheilt, welcher über die Rolle am Stiel dieses Hakens geschlungen ist; der andere hat keine rotirende Bewegung, sondern verschiebt sich in einer cylindrischen Büchse und kann so dem ersten Haken genähert oder von demselben entfernt werden. Die Maschine ist so regulirt, daß wenn einmal dieser zweite Haken auf eine gewisse Entfernung vom ersten gebracht ist, eine Gabel den Riemen auf die Leerrolle schiebt, wodurch die Bewegung unterbrochen wird. Das Ganze ist in einem gußeisernen Gestell angebracht, dessen mittleren und unteren Theil ein Trog von Zink einnimmt, in welchem sich die aus der Strähne ausgewundene Flüssigkeit sammelt. Die Maschine wird folgendermaßen behandelt: der Arbeiter bringt das eine Ende der auszuwindenden Strähne in den fixen Haken und dann ihr anderes Ende in den beweglichen Haken, welcher so weit von jenem entfernt seyn muß, daß die Strähne nun schwach gespannt ist: dann schiebt der Arbeiter den Riemen auf die Treibrolle; sogleich macht der erste Haken einige Umgänge und windet die Strähne aus. Dabei muß sich aber die Garnsträhne nothwendig verkürzen; nun schreitet der zweite Haken – welcher in seiner Büchse nur durch ein an einem Seil hängendes Gegengewicht zurückgehalten wird – immer in dem Maaße vor, als das Winden erfolgt; bald schiebt aber die Gabel den Riemen auf die Leerrolle und die Maschine kommt außer Thätigkeit. Der Arbeiter dreht nun die Strähne auf, bringt eine andere an ihre Stelle und fährt so fort. Diese Manipulation dauert wenigstens eben so lang wie das Auswinden von Hand; es werden aber alle Strähnen gleichmäßig ausgewunden und die geeignete Gränze kann dabei nicht überschritten werden.Die beschriebene Auswindmaschine wird in Deutschland schon seit langer Zeit sowohl für Garne als Gewebe angewandt. Von den Waschmaschinen kann man viele vortheilhafte Anwendungen in der Färberei machen. So wendet Hr. Léveillé die concentrische Waschmaschine zum Tränken des Baumwollengarns mit Oelbeize (für Türkischroth, Krappbraun, Krapplilas etc.) an. Dieses Beizen geschah früher von Hand; der Arbeiter tränkte das Garn in einer Schale welche das Oelbad enthielt, ein anderer wand es aus, und so fort. Dieses Verfahren war langwierig und mühsam, das Garn wurde dabei geschwächt und war selten ganz gleichförmig gebeizt. Bedenkt man, daß dieses Passiren im Oelbad, ohne andere Unterbrechung als das Trocknen an der Luft, acht bis zehn Mal wiederholt wird, je nachdem man ein mehr oder weniger sattes und haltbares Türkischroth erzielen will, so begreift man daß diese Manipulation sehr kostspielig seyn muß und daß es daher wichtig ist, sie auf mechanischem Wege ausführen zu können. Dazu eignet sich am besten eine doppelte Waschmaschine in einem einzigen Gestell; man befestigt unter jedem Walzenpaar einen Zinktrog, in welchen man das Oelbad schüttet; die Strähne bringt man auf die untere Walze, sie taucht in das Bad und wird in Bewegung gesetzt; in weniger als einer Minute ist das Baumwollgarn ohne Vergleich besser mit der Oelbeize getränkt, als es von Hand geschehen kann. Ein anderer sehr wichtiger Vortheil dieses mechanischen Beizverfahrens ist die Ersparung an Oel. Hr. Léveillé behauptet, daß man dabei mit 60 Pfd. Oel ebensoviel ausrichtet wie sonst mit 100 Pfd., was man dem Umstand zuschreiben muß, daß das Oel ohne Vergleich mehr zertheilt und also nützlicher angewandt wird: die mechanische Wirkung erleichtert die chemische Wirkung durch Vermehrung der Berührungen; so wird einerseits an Material erspart und andererseits ein vollkommeneres Resultat erzielt. Hr. Léveillé beabsichtigt diese Maschinen auch zum Galliren, Alaunen und allen anderen Beizen der Baumwolle anzuwenden. Diese so einfachen, so leichten und wenig kostspieligen Maschinen wurden von Hrn. Prévinaire, Fabricant zu Haarlem in Holland, erfunden; ohne Zweifel schöpfte er die erste Idee dazu in ähnlichen Maschinen, welche man zum Bleichen und Appretiren der leichten Gewebe anwendet; es bleibt ihm aber das Verdienst, diese Maschinen den Färbeoperationen angepaßt zu haben.