Titel: Verfahren zur Anfertigung von metallenen Druckformen mit erhabenen Zeichnungen oder Schriften aus galvanisch niedergeschlagenem Kupfer, welches sich Sidney Edwards Morse am 13. Jan. 1848 in England patentiren ließ.
Fundstelle: Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XXXV., S. 124
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XXXV. Verfahren zur Anfertigung von metallenen Druckformen mit erhabenen Zeichnungen oder Schriften aus galvanisch niedergeschlagenem Kupfer, welches sich Sidney Edwards Morse am 13. Jan. 1848 in England patentiren ließ. Aus dem London Journal of arts, Mai 1849, S. 257. Morse's Verfahren zur Anfertigung von metallenen Druckformen. Der erste Theil der Erfindung besteht in der Anfertigung von Druckplatten, indem man zwei Substanzen miteinander verbindet, wovon eine nachher theilweise wieder zerstört oder entfernt wird. Man nimmt eine Kupferplatte, welche etwas breiter und einige Zoll länger ist als das Dessin, und breitet über den ganzen untern Theil derselben, sowohl hinten als vorn, einen Aetzgrund aus; durch den Aetzgrund an der Vorderseite wird mit der Radirnadel das verlangte Dessin, die Landkarte mit ihrer Schrift etc. gezeichnet und zwar nicht verkehrt, wie gewöhnlich, sondern als wäre es auf Papier; hierauf wird der die Schrift oder Zeichnung enthaltende Theil der Platte kurze Zeit in eine schwache Auflösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd getaucht, welche durch Vermischung eines Theils der gesättigten Lösung mit 50–60 Theilen Wassers bereitet wird; die auf dem Kupfer befindlichen Linien und Zeichen überziehen sich dadurch mit einem dünnen Quecksilberhäutchen, welches eine zu starke Adhäsion des später sich darauf absetzenden Kupfers verhütet. Die aus der Quecksilberlösung genommene Platte wird durch Uebergießen reinen Wassers gereinigt und hierauf der die Schrift oder Zeichnung enthaltende Theil der Platte in eine Kupfervitriol-Lösung getaucht und mit einer galvanischen Batterie in Verbindung gesetzt, damit sich auf allen Linien und Zeichen Kupfer absetzt. Eine Zeit lang wird sich die Kupferablagerung auf die Linien und Stellen beschränken, von welchen der Aetzgrund entfernt wurde; zuletzt wird sich aber das Kupfer auch an andern Stellen absetzen; dann, oder auch schon bevor dieß eintritt (wenn die Kupferlinien zu breit werden sollten), wird die Platte mit reinem Wasser abgewaschen, der untere, alles abgesetzte Kupfer enthaltende Theil kurze Zeit in die Quecksilberlösung getaucht, abermals abgewaschen und endlich getrocknet. Nun verschafft man sich ein Stück Pappdeckel von derselben Länge und Breite wie die Kupferplatte und von der Dicke der beabsichtigten Druckform; aus diesem wird der mittlere Theil herausgeschnitten, und nur ein (an den Seiten und unten schmaler, oben aber breiterer) Rand gelassen, welcher die Schrift oder Zeichnung auf der Kupferplatte gerade umfaßt und einen Hohlraum von genau denselben Dimensionen wie die zu verfertigende Druckform bildet. Durch die Mitte der obern Seite des Randes wird ein schmaler Canal eingeschnitten, durch welchen man geschmolzenes Metall eingießen kann. Dieser Pappdeckelrahmen wird nun auf die Kupferplatte gelegt, so daß er die Zeichnung etc. einfaßt. Hierauf verschafft man sich eine flache Tafel (Form) aus Mahagony- oder einem anderen geeigneten Holz, von derselben Länge und Breite wie die Kupferplatte, welche auf einer ihrer breiten Flächen ganz eben und glatt ist; in denjenigen Theil dieser ebenen Fläche, welcher, wenn sie über den Rahmen gelegt ist, dem Canal im breiten Rand gegenüber zu liegen kommt, wird die Ausmündung einer Gießöffnung eingeschnitten; die Holztafel wird auf den Rahmen so gelegt, daß ihre glatte Fläche mit ihm in Berührung ist und ihre Gußmündung sich gerade über dem Canal im Rahmen befindet. Es wird nun noch ein Pappdeckelrahmen und noch eine Mahagonytafel eben so zubereitet und auf der Hinterseite der Kupferplatte aufgelegt; die Pappdeckel und Holztafeln durch einen Schraubstock zusammengehalten, bilden zwei Hohlräume oder Formen auf den beiden Seiten der Kupferplatte. Eine Legirung aus Wismuth, Zinn und Blei, in solchen Mengenverhältnissen daß sie einige Grade über dem Siedepunkt des Wassers schmilzt, wird erhitzt bis sie weißem Papier eine strohgelbe Farbe ertheilt; dann wird der Hohlraum auf der Rückseite der Platte mit der geschmolzenen Legirung angefüllt, um die Platte zu erwärmen, hierauf wird der Hohlraum auf der Vorderseite der Platte ebenfalls damit angefüllt. Nach hinlänglichem Abkühlen wird der Guß aus der Form genommen. Das galvanisch abgelagerte Kupfer wird man fest mit der Legirung verbunden finden; wenn nun die dazwischen gelagerte Legirung bis zur erforderlichen Tiefe entfernt wird, hat man eine Druckform, welche jedes Zeichen und jede Linie der vorher in den Aetzgrund gemachten Zeichnung erhaben enthält; um die Legirung an diesen Stellen zu entfernen, muß verdünnte Salpetersäure (Scheidewasser) auf die Vorderseite der Platte getropft oder sorgfältig gegossen werden. Das Kupfer wird von der Säure nicht angegriffen, aber die Legirung durch sie in ein Pulver verwandelt, und wenn man die Säure fortwirken ließe, würden die Kupferlinien bald untergraben; man muß daher der Wirkung der Säure ehe dieß geschieht, durch Eintauchen der Platte in Wasser Einhalt thun; hierauf wird das Pulver oder Oxyd mittelst eines steifen Pinsels von der Platte abgewischt. Wenn die Vertiefungen zu schwach sind, kann man sie tiefer machen durch starkes Reiben der Vorderseite der Platte mit Wolle oder sonst einem rauhen Stoff, welcher das weichere Metall abarbeitet, während das Kupfer nicht merklich angegriffen wird; die breiteren Vertiefungen können noch weiter vertieft werden durch Anwendung von Säuren in Verbindung mit aussparenden (reservirenden) Firnissen. Wenn die geschmolzene Legirung, welche an die Rückseite der Platte gegossen wird, letztere nicht hinlänglich erwärmt, so muß der Hohlraum der Rückseite durch Anwendung eines dickeren Papprandes größer gemacht werden. Der zweite Theil der Erfindung besteht in einem Verfahren, die vertieften Stellen der erhabenen Druckform hervorzubringen. Das Verfahren, die Linien, Zeichen etc. auf der Kupferplatte hervorzubringen, ist genau dasselbe wie oben, bis die Platte nach ihrem zweiten Eintauchen in die Auflösung des salpetersauren Quecksilberoxyds mit Wasser abgewaschen ist. Um sie nun zu trocknen, kann man sie mittelst eines Stielklobens, die Vorderseite nach unten, über eine Spirituslampe halten. Nachdem sie trocken und während sie noch warm ist, wird sie entfernt und sogleich eine dünne Kupferschale über die Lampe gehalten, auf welcher sich ein paar Stücke gewöhnlichen Chlorzinks befinden, welches man so lange der Luft ausgesetzt hatte, daß es auf der Oberfläche zerfloß (20–30 Minuten); das gemeine Chlorzink verdient hiezu den Vorzug, weil es langsamer zerfließt als das chemisch reine. Dieses Chlorzink wird über die Lampe gehalten, bis es etwas über den Siedepunkt des Wassers erhitzt ist, wo dann der geschmolzene Theil eine klebrige Flüssigkeit bildet; von derselben wird mittelst eines feinen Kamelhaarpinsels ein feiner Ueberzug auf jenem Theil der Platte aufgetragen, welcher die Schrift oder Zeichnung enthält. Anfangs ist es etwas schwierig diese Flüssigkeit gleichmäßig auszubreiten, mittelst langsamer und allmählicher Erhitzung der Platte auf eine etwas höhere Temperatur als den Kochpunkt des Wassers, wird sie aber während des Ausbreitens bald eine solche Consistenz erlangen, daß jeder Theil der Oberfläche einen dünnen und gleichförmigen Ueberzug erhält; setzt man das Erwärmen fort, so tritt bald Trockne ein. Dieß läßt man zwar geschehen; sobald dieser Zustand aber eingetreten ist, wird die Platte von der Lampe weggezogen und mit dem Bewegen des Pinsels wie beim Malen fortgefahren, bis an allen Stellen der Oberfläche der flüssige Zustand wieder eingetreten ist; diese wieder belebte (neu erzeugte) Flüssigkeit sammelt sich nicht wie andere beim Erwärmen an einzelnen Stellen an, sondern bleibt gleichmäßig vertheilt. Nun werden die Pappränder und Mahagonytafeln, wie oben bemerkt, an jeder Seite der Platte befestigt und die geschmolzene Legirung wird in die beiden Hohlräume oder Formen eingegossen. Nach dem Erkalten wird die Form geöffnet. Man hat nun eine Platte mit erhabenen Kupferlinien und mit Höhlungen (Vertiefungen) zwischen denselben, welche sich beim Gießen durch die Anhäufung des Chlorzinks und die Verdampfung des mit letzterem verbundenen Wassers bildeten. Beim Eingießen des Metalls in die Formen werden diese am besten unter einem Winkel von 45°, die Vorderseite abwärts, gehalten, damit das Metall beim Einlaufen die Kupferlinien nicht wegreißen, oder die Flüssigkeit zwischen den Linien vor sich herschieben kann. Die Druckplatte muß nach dem ersten Guß eine bedeutende Dicke, 1/8 Zoll oder darüber, haben. Da die Höhlungen zum Theil durch die Verdampfung des Wassers entstehen, welches das Chlorzink aus der Luft anzog, so darf man die Platte, wenn die Flüssigkeit auf ihrer Oberfläche sich wieder zu beleben beginnt und ehe man die Legirung eingießt, nicht zu lange abkühlen lassen, weil sonst zu viel Wasser absorbirt wird und die Höhlungen dann unvollkommen ausfallen; wäre andererseits die Feuchtigkeit zu gering und die auf der Rückseite der Platte angebrachte Wärme hinreichend um das Wasser an einzelnen Stellen gänzlich zu verjagen, so würde das Chlorzink an diesen Stellen eine Kruste auf dem galvanisch abgelagerten Kupfer bilden, welche die Vereinigung desselben mit der Legirung verhinderte; wenn die Legirung gerade sengendheiß ist, wird die Kupferplatte durch eine ihrem eigenen Volum gleichkommende Menge geschmolzenen Metalls in der Regel hinreichend erwärmt, und es ist rathsam, das Eingießen nicht über 2–3 Minuten nach dem Wiederbeleben der Flüssigkeit auf der ganzen Oberfläche der Zeichnung oder Schrift zu verschieben.