Titel: Ueber die Menge des kohlensauren Gases, welches die Pferde im Zustande der Ruhe und nach mehr oder weniger langer Bewegung, sowie in verschiedenen krankhaften Zuständen ausathmen; von J. L. Lassaigne.
Fundstelle: Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XXXIX., S. 148
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XXXIX. Ueber die Menge des kohlensauren Gases, welches die Pferde im Zustande der Ruhe und nach mehr oder weniger langer Bewegung, sowie in verschiedenen krankhaften Zuständen ausathmen; von J. L. Lassaigne. Aus dem Journal de Chimie médicale, Mai, 1849, S. 253. Lassaigne, über die Menge des kohlensauren Gases welches die Pferde ausathmen. Bei frühem Versuchen (polytechn. Journal Bd. CIII S. 292) bestimmte ich die Menge der von den Pferden im gesunden Zustande in einer gewissen Zeit ausgeathmeten Kohlensäure; aus ihren Resultaten konnte ich auch einige wichtige Schlüsse hinsichtlich der Gesundheit der Ställe ableiten. In der gegenwärtigen Arbeit versuchte ich, in Verbindung mit Prof. Bouley, durch eine Reihe vergleichender Versuche die Abweichungen zu bestimmen, welche die von diesen Thieren ausgeathmete Luft vor und nach einer mehr oder weniger lange andauernden Bewegung darbietet. Alle Versuche wurden unter gleichen Umständen angestellt. Die zur Athmung dienende Luft war abgeschlossen; das in dem Verschlage, worin experimentirt wurde, enthaltene Luftvolum berechnete sich auf 47,34 Kubikmeter = 47340 Liter. Das Pferd befand sich in der Mitte dieser Luftmasse und athmete frei eine Stunde lang. Nach Verlauf derselben wurde eine Portion der Luft mittelst einer trockenen, mit Quecksilber angefüllten Flasche, die man neben dem Thiere im Stall entstöpselte, aufgefangen. Die Flasche wurde dann gut zugestöpselt, ihre Mündung in Quecksilber umgestürzt und sie so ins Laboratorium zur Analyse gebracht, welche über der Quecksilberwanne auf die Art vorgenommen wurde, daß man zuerst die Kohlensäure von einer concentrirten Kalilösung absorbiren ließ und dann das Verhältniß des Stickstoffs zum Sauerstoff durch langsame Verbrennung von Phosphor bestimmte. Die Menge der in der Luft gefundenen ausgeathmeten Kohlensäure wurde für das ganze im Verschlag enthaltene Luftvolum berechnet und von ihr die unter gewöhnlichen Verhältnissen in der Luft enthaltene Kohlensäure abgezogen. Das Volum der erhaltenen Kohlensäure, in Litern ausgedrückt, wurde auf 0° Temperatur und 0,76 Meter Barometerstand reducirt und daraus die Menge des während einer Stunde, und hienach in 24 Stunden verbrannten Kohlenstoffs berechnet. Gewicht derKohlensäure. Kohlenstoff, welcher in 1 Stunde in 24 Stunden verbrannt wurde. 1. gesundes Pferd, vor der Bewegung   341,69 Gr.     93,38 Gr. 2241,12 Gr. 2. gesundes Pferd, nach 1/4 stünd. Bewegung   745,90   203,63 4887,12 3. gesundes Pferd, vor der Bewegung   685,38   187,10 4490,40 4. gesundes Pferd, nach der Bewegung   754,88   206,40 4945,68 5. arabisches Pferd, Vollblut, vor und nach    der Bewegung gleich   232,48 5579,59 6. Pferd mit Brustwassersucht   186,83      51  1224 7. Pferd mit Wundstarrkrampf  1126 307,6  7382 8. rotziges Pferd   557,12   152,09 3650,16 9. gesundes Pferd, nach 1/4 stünd. Bewegung   754,88   206,07 4945,68 Diese Resultate lassen sich in folgenden Sätzen ausdrücken: 1) Das Mengenverhältniß des in gleichen Zeiten ausgeathmeten kohlensauren Gases wird in der Regel beim Pferd durch eine mehr oder weniger lange, die Lungenthätigkeit steigernde Bewegung erhöht. 2) Beim arabischen Vollblut-Pferde wird die Ausathmung von Kohlensäure durch einen mehr oder weniger lang dauernden Lauf nicht merklich vermehrt; doch ist sie an und für sich größer als bei gewöhnlichen Pferden anderer Race. 3) Bei Krankheiten, wo das Lungenorgan eine räumliche Beengung erfährt (wie bei der Brustwassersucht), ist die Menge der ausgeathmeten Kohlensäure viel geringer. 4) Die acuten entzündlichen Krankheiten veranlassen durch Anregung der Lungenthätigkeit eine vermehrte Entwickelung von Kohlensäure.