Titel: Verfahren das Weißblech vom Zinn zu befreien, um es zu hämmerbarem Eisen verarbeiten zu können; patentirt für Ed. Schunck, Chemiker in Rochdale, Lancashire, am 29. Novbr. 1848.
Fundstelle: Band 113, Jahrgang 1849, Nr. LXXX., S. 372
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LXXX. Verfahren das Weißblech vom Zinn zu befreien, um es zu hämmerbarem Eisen verarbeiten zu können; patentirt für Ed. Schunck, Chemiker in Rochdale, Lancashire, am 29. Novbr. 1848. Aus dem London Journal of arts, August 1849, S. 15. Schunck's Verfahren das Weißblech vom Zinn zu befreien. Methoden das Zinn vom Weißblech abzuziehen. I. Verfahren. Man bringt die bei den Klempnern etc. abfallenden Schnitzel von Weißblech in eine siedendheiße Auflösung von Schwefelnatrium mit überschüssigem Schwefel; um sich letztere zu verschaffen, kann man Schwefel in Aetznatronlauge auflösen oder mit kohlensaurem Natron schmelzen. Der überschüssige Schwefel dieses Sulfurids verwandelt das Zinn in Schwefelzinn, welches dann von dem seines überschüssigen Schwefels beraubten Schwefelnatrium aufgelöst wird (indem sich Zweifach-Schwefelzinnnatrium bildet). Durch dieses Verfahren wird das Eisen vom Zinnüberzug vollkommen frei. II. Verfahren. Man bringt das Weißblech in eine Auflösung von Bleioxyd in ätzender Kali- oder Natronlauge. Während dieses Processes wird das Zinn durch das im Alkali aufgelöste Bleioxyd in Zinnoxyd verwandelt, welches sich in dem ätzenden Alkali auflöst, während metallisches Blei in Form eines schwarzen Pulvers aus der Auflösung niederfällt. Damit dieser Proceß rasch von Statten geht, muß die Temperatur der Flüssigkeit der Siedhitze nahe kommen. Durch dieses Verfahren erhält man das Eisen nahezu frei von Zinn. III. Verfahren. Man bringt das Weißblech in eine gemischte Auflösung von chromsaurem Alkali und ätzendem Alkali; die Chromsäure verwandelt das Zinn in Oxyd, welches sich im überschüssigen Alkali auflöst, während grünes Chromoxyd niederfällt. Das Eisen wird hiebei fast ganz frei von Zinn. Von diesen Verfahrungsarten ist die erste vorzuziehen, weil die zweite den Uebelstand hat, daß metallisches Blei, und die dritte denjenigen, daß Chromoxyd niedergeschlagen wird. Behandlung des vom Zinn befreiten Blechs. Dasselbe wird mit Wasser gut abgewaschen, um die ihm anhängende Auflösung (sowie auch das ihm beim zweiten und dritten Verfahren anhaftende metallische Blei und Chromoxyd) zu beseitigen. Nachdem das Wasser von den Blechstücken abgetropft ist, packt man dieselben dicht in Cylinder oder Röhren aus gewalztem Eisen – jedes Rohr hat einen Inhalt von einem Kubikfuß, so daß man leicht etwa 80 Pfd. Blech hineindrücken kann. Ein so mit Blechschnitzeln gefülltes Rohr wird in das Feuer gelegt und nachdem es auf die Schweißhitze gebracht ist, herausgezogen; das Blech wird dann auf gewöhnliche Art zu Stabeisen gehämmert. Verfahren das Zinn aus den angewandten Auflösungen wieder zu gewinnen. Zweifach-Schwefelzinnnatrium. Dieses beim ersten Verfahren sich bildende Sulfurid ist sehr auflöslich. Die Auflösung desselben wird in eisernen Gefäßen eingekocht, bis ein Tropfen beim Erkalten krystallisirt. Man läßt dann das Ganze krystallisiren und die Krystalle auf Filtern aus Eisendrahtgewebe abtropfen. Dieselben werden ausgepreßt, um die ihnen anhängende Flüssigkeit so viel als möglich abzusondern; hierauf bringt man sie in einen Flammofen, wie man ihn zum Schmelzen des Bergzinns (in England) gewöhnlich anwendet. Durch die Anwendung einer niedrigen Hitze in diesem Ofen werden die Krystalle vollkommen getrocknet und langsam geröstet; der Schwefel des Schwefelzinns wird zum Theil verflüchtigt und zum Theil verbrannt und dabei das Schwefelmetall in Zinnoxyd verwandelt. Man bringt dann auf die geröstete Masse ein Gemenge von Kohlenklein und Holzkohlen mit calcinirter Soda oder gebranntem Kalk; die Hitze im Ofen wird hierauf gesteigert, wobei sich das Zinnoxyd reducirt und als metallisches Zinn durch ein Loch am Boden des Ofens abgelassen werden kann. Die im Ofen zurückbleibende Schlacke scharrt man heraus; da sie hauptsächlich aus geschwefeltem Alkali besteht, so löst man sie in Wasser auf und behandelt sie mit frischem Schwefel, um eine neue Auflösung zum Abziehen von Weißblech zu erhalten. Zinnsaures Alkali. Die Auflösungen von Zinnoxyd in Kali oder Natron, welche man bei dem zweiten und dritten Verfahren erhält, werden in eisernen Gefäßen eingekocht, bis sich Krystalle von dem zinnsauren Alkali absetzen; diese Krystalle werden in dem Maaße als sie sich bilden, mit einer durchlöcherten eisernen Schaufel herausgeschafft; man läßt sie auf Filtern aus Drahtgewebe abtropfen, preßt sie dann aus, vermengt sie noch feucht mit Kohlenpulver und bringt sie in einen Flammofen, um das Zinn zu reduciren und dann durch das Abstichloch ablaufen zu lassen. Die Schlacke besteht in diesem Falle hauptsächlich aus kohlensaurem Natron, welches in Wasser aufgelöst und mit gebranntem Kalk ätzend gemacht wird; man versetzt es dann entweder mit Bleioxyd oder mit chromsaurem Alkali, um Flüssigkeiten zu erhalten, womit man neuerdings Zinn vom Weißblech abziehen kann.