Titel: Ueber die Bereitung des Feuerschwamms; von C. A. Recluz, Apotheker zu Vaugirard.
Fundstelle: Band 113, Jahrgang 1849, Nr. XCVI., S. 453
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XCVI. Ueber die Bereitung des Feuerschwamms; von C. A. Recluz, Apotheker zu Vaugirard. Aus dem Journal de Pharmacie, August 1849, S. 112. Recluz, über die Bereitung des Feuerschwamms. Es werden für den Handel zweierlei Arten Feuerschwamm bereitet; der eine von dem auf der Eiche wachsenden polyporus ungulatus, der andere von dem polyporus igniarius, welcher auf der Rothbuche wächst. Ersterer ist wenig geschätzt, weil er hart und trocken ist und das Markige und Sammtartige nicht besitzt, welches die vorzüglichen Eigenschaften eines guten Schwammes sind; auch taugt er nicht zum Blutstillen. Der mit dem Buchenpilz bereitete Schwamm ist wegen seiner Eigenschaften und Wirkungen als der beste bekannt und wird auch zum gewöhnlichen Gebrauch und für den chirurgischen Bedarf meistens angewandt. Die Löcherpilze werden von alten, seit 2–3 Jahren gehauenen Stämmen gesammelt; letztere haben gewöhnlich 25–50, manchmal aber aber auch 75 Centimeter Durchmesser; sogar solche von 1 Met. Durchmesser sollen nicht selten vorkommen. Nach dem Sammeln werden sie geschält; die obere Rinde ist immer dicker und fester als die untere; in diesem Zustande werden sie halb ausgetrocknet, was für die nachfolgende Behandlung von Wichtigkeit ist. Wenn sie gehörig trocken sind, werden sie 10 Tage lang in Wasser gelegt, und dann der Reihe nach jeder Schwamm mit der untern Seite abwärts auf die Platte eines starken hölzernen Tisches gelegt und die obere Seite mit einem abgerundeten Schlägel geschlagen. Gibt der Schwamm durch das Klopfen kein Wasser mehr von sich, so wird er 24 Stunden lang in frisches Wasser gelegt, und dann wieder wie das erstemal geklopft. Die Behandlung wird, um ein gutes Product zu erhalten und alle Säfte des Schwamms herauszutreiben, etwa fünfmal wiederholt. Ist der Schwamm zum Feuerschlagen bestimmt, so wird das Wasser beim letzten Einlegen mit Salpeter gesättigt; gehört er aber zu chirurgischen Operationen, so wird reines Wasser angewandt. Man läßt den Löcherschwamm nicht, wie ein Schriftsteller sagt, nach jedem Klopfen, sondern nur vor dem ersten Bad trocknen. Dieses Trocknen wurde jederzeit nothwendig befunden, weil ohne dasselbe sein Gewebe zu weich ist, sich in Stücke zertheilt oder sich verteigt; durch das Trocknen aber erhält es eine gewisse Straffheit in Folge der Annäherung seiner Theile; wegen seines löcherigen Gewebes widersteht der Schwamm trotz des wiederholten Einlegens in Wasser vollkommen dem Brechen unter dem Schlägel, und hat überdieß die Eigenschaft sich platt zu schlagen und eine Art sehr geschmeidigen und zart anzufühlenden Zeuges zu bilden. Das Einlegen in Wasser hat den Zweck, das Pflanzenwasser herauszutreiben, dessen extractive Bestandtheile den verlangten Eigenschaften eines guten Schwammes Eintrag thun könnten.