Titel: Benjamin Gibbons' pneumatischer Hebapparat um Kohlen und beschicktes Erz an die Gicht der Hohöfen zu schaffen.
Fundstelle: Band 115, Jahrgang 1850, Nr. IV., S. 17
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IV. Benjamin Gibbons' pneumatischer Hebapparat um Kohlen und beschicktes Erz an die Gicht der Hohöfen zu schaffen. Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Oct. 1849, S. 297. Mit Abbildungen auf Tab. I. Gibbons' pneumatischer Hebapparat. Diese Hebevorrichtung ist bei den vier Schmelzöfen des Eisenwerks „Corbyn's Hall New Furnaces“ in der Nähe von Dudlei seit einer Reihe von Jahren in Anwendung. Die Höhe, auf welche die Materialien gehoben werden, beträgt 44 Fuß 6 Zoll. Der Zweck des Systems besteht darin, die Gefahr eines Unglücks, welches durch das Reißen einer Kette entstehen könnte, zu beseitigen. Die Hebevorrichtung, welche vier Hohöfen versieht, ist zwischen zweien derselben befestigt, und die vier Oefen sind in gleicher Höhe durch ein Gerüst mit einander verbunden, auf dem die Materialien mittelst Karren von der Platform des Hebeapparates aus transportirt werden. Die Platform, welche die zu hebenden Karren aufnimmt, ist oben an den Luftcylinder befestigt, und wird durch den Druck des Gebläsewindes gehoben. Fig. 1 stellt die Hebemaschine in der höchsten, Fig. 2 in der tiefsten Lage dar. Der Luftcylinder A hat 5 Fuß 6 Zoll Durchmesser, und ist 51 Fuß 6 Zoll lang; er besteht aus durchschnittlich 1/4 Zoll dicken zusammengenieteten schmiedeisernen Platten; unten sind diese Platten 5/16, oben 3/16 Zoll dick. Der Cylinder ist oben geschlossen, unten offen und oben in der Mitte mit einem Drosselventil von 6 Zoll Durchmesser versehen, welches durch Niederdrücken des an der Platform angebrachten Fußhebels C geöffnet wird. Die Platform D, worauf die Materialien gehoben werden, besteht aus Brettern, die über Tragbalken gelegt sind. Letztere liegen auf vier kreuzweise angeordneten schmiedeisernen Trägern E, E, welche an die beiden den Cylinder umgebenden Reife befestigt sind. An den Ecken der Platform sind vier gezimmerte Führungen angeordnet, die oben mit dem Gerüste G, G verbunden sind, über welches die Karren nach der Gicht des Hohofens H geschoben werden. Die Führungen sind an der inneren Seite mit Winkeleisen beschlagen, und ein entsprechendes Winkeleisen ist in einem Ausschnitte an jeder Ecke der Platform befestigt, so daß diesem der ganzen Höhe von 44 Fuß 6 Zoll leicht auf- und niedergleiten kann. Außer den Führungen F, F hängen vier gußeiserne Gegengewichte I, I an Ketten, welche über die an den Gerüsten angebrachten Rollen K, K laufen und an die vier Ecken der Platform befestigt sind. Diese vier Gegengewichte wiegen zusammen ungefähr 6 1/2 Tonnen; der Luftcylinder und die Platform zusammen ungefähr 7 Tonnen, so daß immer noch auf letzterer Seite ein Uebergewicht von 1/2 Tonne bleibt, um den Luftcylinder und die Platform hinabzubringen. Der Luftcylinder A taucht in einen bis zur Höhe M mit Wasser gefüllten Brunnen L, L, worin er durch vier 6 Zoll breite Rollen N, N von 7 Zoll Durchmesser gehalten wird, deren jede gegen einen an den Cylinder genieteten 4 Zoll breiten Stabeisenstreifen läuft. Auf dem Grunde des Brunnens ist das Gebälk O angebracht, auf welchem der Cylinder in seiner tiefsten Lage vermittelst eines rings um seinen unteren Rand festgenieteten Ringes aus Winkeleisen aufliegt. Beim Steigen wird der Cylinder, wenn er oben angekommen ist, durch hölzerne Blöcke, die an den Leitungspfosten F, F befestigt sind, aufgehalten. P ist eine gußeiserne Röhre von 7 Zoll innerem Durchmesser, welche die comprimirte Luft aus der Hauptröhre herbeileitet; Q eine Röhre von gleichem Durchmesser, die sie aus dem Cylinder führt. Die Röhre Q geht zwischen den Cylinder und der Seite des Brunnens bis an den Boden des letzteren und erhebt sich in der Mitte des Cylinders bis über die Oberfläche des Wassers. Das Ventil S dient zur Regulirung der in den Cylinder strömenden Luft, während die Platform in die Höhe geht und zugleich als Ausströmungsventil für die entweichende Luft, wenn der Cylinder herabgelassen wird. Dieses Ventil besteht aus einem Kolben, welcher sich in einem senkrechten Cylinder von gleichem Durchmesser wie die Luftröhre bewegt. Dieser Cylinder ist oben geschlossen und unten offen. Befindet sich der Kolben in seiner tiefsten Lage, so ist die Communication zwischen der Röhre P und Q hergestellt und die comprimirte Luft tritt in den Luftcylinder A, und hebt ihn nebst Platform, indem sie auf den Cylinderdeckel und auf die Oberfläche des Wassers drückt. In Folge des 2 1/3 Pfd. auf den Quadratzoll betragenden Druckes der comprimirten Luft wird das Wasser im Inneren des Cylinders bis T niedergedrückt und außerhalb des Cylinders bis U gehoben, was einen Höhenunterschied von 5 Fuß 4 Zoll ausmacht. Soll die Platform niedergelassen werden, so zieht man den Ventilkolben S, wie Fig. 2 zeigt, in seine höchste Lage, wodurch die Röhre P abgesperrt und Q mit der äußeren Luft in Verbindung gebracht wird, so daß die comprimirte Luft aus dem Cylinder A entweichen kann. Diese Entleerung wird dadurch beschleunigt, daß man das am Cylinderdeckel bei B angebrachte Ventil öffnet. Der Gesammtdruck der comprimirten Luft gegen den Deckel des Luftcylinders beträgt 3 1/2 Tonnen; nach Abzug des Uebergewichtes des Cylinders und der Platform bleibt also eine Hebekraft von 3 Tonnen. Das Gewicht der gehobenen Materialien ist je nach dem Hohofenbetrieb veränderlich; durchschnittlich beläuft es sich mit dem Gewichte der Karren auf ungefähr 2 Tonnen. Der Apparat wird während 20 Stunden 16 mal, oder in 3 1/2 Minuten einmal gehoben; das Gesammtgewicht der in einem Tage gehobenen Materialien beträgt hienach ungefähr 500 Tonnen. Die zum Heben der Platform von unten bis oben erforderliche Zeit wechselt je nach der Belastung zwischen 50 und 70 Secunden; das Herablassen derselben erfordert 30–50 Secunden, je nach dem Grade der Oeffnung des Entleerungsventils am Deckel des Luftcylinders. Beim Heben bleibt das Einlaßventil ganz offen, bis die Platform noch 14 Zoll von dem höchsten Punkte entfernt ist, worauf sie gegen einen Hebel stößt, der den Kolben des Einlaßventils in die Höhe zieht, so daß die Windröhre beinahe geschlossen wird. Dadurch wird die Geschwindigkeit der Platform soweit gemäßigt, daß sie ohne merkbaren Stoß gegen die Holzblöcke sich anlegt. In dieser Lage wird die Platform ohne Sperrvorrichtung durch den bloßen Druck der Luft so lange als man will gehalten. Soll die Platform leer gehoben werden, so wird ein um einen Zapfen drehbarer Holzblock unter den das Einlaßventil schließenden Hebel geschoben, so daß die Absperrung des Ventils früher beginnt. Wenn die Platform oben angekommen ist, so rollt der Mann, welcher mit den Karren in die Höhe geht, dieselben von der Platform, und sobald die leeren Karren zurückkommen, so wird die Platform hinabgelassen, indem der nämliche Mann mittelst einer langen Stange das Einlaßventil absperrt und das Entleerungsventil am Cylinderdeckel öffnet. Das letztere bleibt so lange offen, bis die Platform nahe am Boden angekommen ist, worauf er es schließt. Dadurch wird die Geschwindigkeit der Platform vor ihrem Anhalten so gemäßigt, daß sie ohne den geringsten Stoß unten ankommt. Außerdem wird die Geschwindigkeit der Platform beim Hinabsinken dadurch stufenweise vermindert, daß der Cylinder immer tiefer ins Wasser taucht, wodurch sein Uebergewicht vermindert wird.

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