Titel: Apparate zum Trocknen und Verkohlen des Torfs, welche sich William Green in London, einer Mittheilung zufolge, am 5. März 1849 patentiren ließ.
Fundstelle: Band 115, Jahrgang 1850, Nr. LXXXV., S. 418
Download: XML
LXXXV. Apparate zum Trocknen und Verkohlen des Torfs, welche sich William Green in London, einer Mittheilung zufolge, am 5. März 1849 patentiren ließ. Aus dem London Journal of arts, Decbr. 1849, S. 315. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Green's Apparate zum Trocknen und Verkohlen des Torfs. Die Erfindung bezieht sich 1) auf eine Methode den Torf zu trocknen, 2) auf eine Verkohlungsmethode, wodurch Oele und andere flüchtige Substanzen aus dem Torfe gewonnen werden, und zwar ohne großen Verlust an Kohle. In Fig. 13 ist die Trockenhütte im Verticaldurchschnitte und Fig. 14 im Horizontaldurchschnitte abgebildet. Sie ist ein aus Ziegeln aufgeführtes rechteckiges Gebäude mit einem gewöhnlichen ventilirenden Dache. Den Boden des Gebäudes bilden eiserne Platten, welche an gewissen Stellen mit Löchern versehen sind, um der erwärmten Luft von unten herauf den Durchgang zu gestatten. Unter diesem Boden befindet sich eine Reihe schlangenförmiger aus Mauerziegeln gebauter und mit Dachziegeln bedeckter Luftcanäle. Mit diesen Canälen stehen zwei Feuerstellen b, b und ein gewöhnlicher Schornstein c in Verbindung. Unter diesen Luftcanälen ist der atmosphärischen Luft von gewöhnlicher Temperatur der Zutritt gestattet. In den Ziegeln, welche die Decke der Canäle bilden, ist eine Anzahl dünner schmiedeiserner Röhren senkrecht eingesetzt, welche die Luft aufwärts in die Masse des auf dem Boden aufgeschichteten Torfes leiten. Wenn die Canäle wie in Fig. 14 angeordnet sind, so wird der Torf, welcher in rectangulären Blöcken von gleichen Dimensionen geschnitten und an freier Luft vorläufig getrocknet worden ist, regelmäßig über den Canälen aufgeschichtet; zwischen den einzelnen Schichten werden dann Gänge gelassen, damit die Luft gehörig circuliren und die Feuchtigkeit entweichen kann. Erstrecken sich aber die Canäle über die ganze Bodenfläche, so werden die Torfblöcke durch eine in dem Dache angebrachte Fallthür hineingeworfen, bis die Trockenhütte beinahe ganz voll ist. Im letzteren Falle muß aber, wie Fig. 13 zeigt, oben am Gebäude ein Ventilator angebracht werden, welcher den Durchzug der Luft und die Vertheilung derselben durch die Masse des Torfs befördert. Der Trocknungsproceß geht nun auf folgende Weise vor sich. Nachdem in den Feuerstellen b, b ein Torffeuer angemacht worden ist, streicht die heiße Luft mit den sich entwickelnden Gasen durch die Canäle a, a und erhitzt alle verticalen Luftröhren, welchen sie auf ihrem Wege nach dem Schornsteine c begegnet. Diese Röhren erwärmen die durchströmende Luft und leiten sie durch den aufgeschichteten Torf; die warme Luft wirkt nun auf den letzteren und treibt die Feuchtigkeit aus. Die Temperatur der erwärmten Luft sollte jedoch 130° F. (44° R.) nicht übersteigen. Ist das Trockengebäude zur Austreibung der Feuchtigkeit mit einem Ventilator versehen, so wird dieser durch irgend eine Triebkraft in Bewegung gesetzt; außerdem entweichen die Dämpfe durch die Dachöffnungen. Die Operation des Trocknens dauert 2–5 Tage, je nach dem Zustande, worin der Torf in die Trockenkammer kommt. Bei günstigem Wetter, wenn der Torf vorläufig in freier Luft trocknen kann, läßt er sich in der Kammer in ungefähr zwei Tagen trocknen. Es ist indessen nicht rathsam, die Feuchtigkeit sehr rasch auszutreiben, weil der Torf sonst leicht bricht und in Stücke zerfällt; wird aber die Operation langsam geleitet, so consolidirt sich der Torf und eignet sich besser sowohl für die gewöhnlichen Zwecke als Brennmaterial, als auch zur Verwandlung in Kohle. Der zweite Theil der Erfindung betrifft die Construction eines Apparates um den Torf auf eine ökonomische und wirksame Weise zu verkohlen. Fig. 15 stellt den Apparat in der Frontansicht mit theilweisem Durchschnitte, Fig. 16 im Querschnitte, Fig. 17 im Grundrisse dar. Er besteht aus einer Reihe in ein geeignetes Mauerwerk eingesetzter Retorten A, welche von Feuercanälen B, B umgeben sind. In diese Canäle werden die heißen Gase durch Seitencanäle c, c* von sämmtlichen Oefen geleitet; die Canäle B aber lenken die Hitze gegen die Retorten. An dem oberen Ende der Canäle c* sind verschiebbare Dämpfer d, d angebracht, um den Aufseher in Stand zu setzen, den Durchgang der heißen Gase hier zu hemmen und sie in den Canal c, c zu leiten. Die Retorten sind Dförmige Röhren aus ungefähr 1/8 bis 3/16 Zoll dickem Eisenblech; sie sind horizontal und parallel zu einander in das Mauerwerk eingesetzt, und ihre beiden Enden ragen, wie Fig. 16 zeigt, aus dem Mauerwerk hervor. Die Enden der Retorten sind durch eiserne Thüren geschlossen, und diese Thüren werden vermittelst einer Stange befestigt, deren Enden in Oehre an den Enden der Retorten eingefügt werden; eine durch die Mitte dieser Stange gehende Schraube wird umgedreht, bis sie gegen die Thür stößt und diese gegen die Retorte fest andrückt. b, b sind innere Thüren aus feuerfestem Thon, welche mit den äußeren Thüren a einen luftdichten Schluß bilden, wodurch die Hitze innerhalb des Ofengemäuers eingeschränkt und gleichmäßiger durch die Retorte vertheilt wird. Die inneren Thüren b schließen gegen eine in den Retorten angebrachte Rippe und werden durch einen an ihnen befestigten und auf dem Boden der Retorte ruhenden Träger in ihrer verticalen Lage erhalten. Für je zwei Retorten ist ein Ofen C vorhanden und von den Seiten und der Decke des Ofens führt eine Reihe Feuercanäle c, c* nach den die Retorten umgebenden Canale B. Nachdem die Gase die Retorten erhitzt haben, streichen sie durch die Canäle B*, B* in einen Hauptcanal D, welcher sie in den Schornstein C abführt. Jeder der Canale B* ist mit einem Dämpfer versehen, mit dessen Hülfe der Aufseher die Entweichung der heißen Gase aus den Canälen B reguliren und dadurch die Operation der Verkohlung beherrschen kann. Mit jeder Retorte sind zwei verticale Röhren E, E in Verbindung, welche oben in die Röhren F einmünden. Diese Röhren haben den Zweck, die aus dem Torf sich entwickelnden flüchtigen Substanzen durch eine gemeinschaftliche Röhre G in einen Condensator H zu leiten. Jede der Röhren F ist mit einem Hahn versehen, um die Verbindung mit der Röhre G aufheben zu können; oberhalb des Hahns ist ein Gasbrenner angebracht, um die Stärke des aus dem Torf sich entwickelnden brennbaren Gases zu ermitteln. In dem Condensator H setzen sich die Destillationsproducte, nämlich der Theer und die ammoniakalische Flüssigkeit ab; das Gas wird durch eine geneigte Röhre in einen Gasometer geleitet. Diese Röhre liegt in einer Rinne, in welcher ein Wasserstrom in einer dem Gasstrom entgegengesetzten Richtung hinabfließt, um das Gas abzukühlen und die mit den Gasen entweichenden Wasserdämpfe zu verdichten; da die Röhre geneigt ist, so lauft diese Flüssigkeit in den Condensator H zurück. Die durch diesen Proceß erhaltenen sehr brennbaren Gase werden aus dem Gasometer nach den verschiedenen Oefen geleitet und in Verbindung mit getrocknetem Torf als Brennmaterial benützt. Folgendes sind die Details der Operation mit diesem verbesserten Apparat. Nachdem die Oefen gehörig mit Torf beschickt worden sind, werden die Torffeuer angezündet. Nach ungefähr 12 Stunden werden die Retorten (soviel Zeit verstreicht, bis sie die erforderliche Temperatur erlangt haben) sämmtlich mit Torf, welcher regelmäßig in Körbe aus Bandeisen gepackt ist, gefüllt. Diese Körbe haben eine solche Gestalt, daß sie gerade in die Retorte Passen, und sind von solcher Länge, daß drei Körbe eine Retorte füllen. Es sollte eine doppelte Reihe von Körben vorhanden seyn, so daß, wenn die Retorten an dem einen Ende entleert werden, andere Körbe zum Füllen an dem andern Ende in Bereitschaft sind. Wenn die Torfkörbe in die Retorten gebracht sind, so schließt man die Thüren hermetisch und steigert die Temperatur bis zur Kirschrothhitze. Diese Hitze wird so lange unterhalten, bis sich aus dem Torf kein Gas mehr oder wenigstens nur sehr langsam entwickelt. Um sich darüber Gewißheit zu verschaffen, schließt der Aufseher den Hahn an der mit der zuerst gefüllten Retorte in Verbindung stehenden Röhre und öffnet den Gashahn. An den letzteren hält er ein Licht; wenn dieses sehr schwach brennt, so ist es ein Zeichen daß die Verkohlung beendigt ist. Er öffnet dann die Retorten, nimmt die Kohlen heraus und bringt sie in luftdichte Gehäuse, worin er sie abkühlen läßt. Diese Gehäuse oder Behälter müssen mit einem Zweiwegventil versehen seyn, damit die heiße Luft entweichen und nach Abkühlung des Torfs die Luft einströmen kann, um den luftleeren Raum auszufüllen. Soll die Kohle ohne Flamme brennen, dann muß der Proceß so lange fortgesetzt werden, bis sich fast gar kein brennbares Gas mehr entwickelt; soll die Kohle jedoch mit Flamme brennen, so wird die Operation eingestellt wenn das Gas noch in mäßigem Grade ausströmt. Es ist wichtig, daß der Aufseher gerade auf dieses Zeichen der Operation besonders Acht gebe. Denn nachdem die Gasentwickelung begonnen hat, findet wegen der großen Menge von Kohle, welche von dem Gas mitgerissen wird, ein rascher Kohlenverlust statt. Die verschiedenen Retorten werden der Reihe nach an dem einen Ende geöffnet und entleert, während der Arbeiter an der andern Seite des Apparates die Thüren von den Retorten abnimmt und die letzteren in regelmäßiger Reihenfolge mit Körben getrockneten Torfs füllt. Hat er eine Retorte gefüllt, so schiebt er die thönerne Scheidewand an die gehörige Stelle, setzt die äußere Eisenthür ein und verkittet sie mit Thon. Der Arbeiter an dem andern Ende thut das Gleiche, nachdem er die Torffüllung herausgeschafft hat; so geht die Operation ohne Unterbrechung vor sich. Der Zeitersparniß wegen ist es rathsam, die äußeren Thüren in doppelter Anzahl vorräthig zu haben, damit der Arbeiter jedesmal eine kalte Thür ansetzen kann, und nicht zu warten braucht, bis sich die heiße Thür abgekühlt hat.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    VI
Tab. VI