Titel: Ueber die Gewinnung des Jods aus den Pflanzen und aus den Producten der Steinkohlendestillation; von Bussy.
Fundstelle: Band 116, Jahrgang 1850, Nr. XCI., S. 458
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XCI. Ueber die Gewinnung des Jods aus den Pflanzen und aus den Producten der Steinkohlendestillation; von Bussy. Aus den Comptes rendus, Mai 1850, Nr. 18. Bussy, über die Gewinnung des Jods aus den Pflanzen und aus den Producten der Steinkohlendestillation. Das Jod, welches nach den Untersuchungen des Hrn. Chatin S. 407 in diesem Bande des polytechn. Journals in mehreren Süßwasserpflanzen enthalten ist, soll nach der Aeußerung eines Mitgliedes der Akademie, in denselben und namentlich in der Kresse, durch das beste Reagens nicht nachgewiesen werden können. Ich lege aber hiemit ein Muster der von mir untersuchten Kresse und aus dieser Pflanze gewonnenes Jodkalium als eine Auflösung vor, von welcher 6–8 Tropfen genügen, um die Reaktionen des Jods unzweideutig hervorzubringen. Für noch reicher an Jod halte ich aber ein in den kleinen laufenden Wässerchen um den Teich von Ville-d'Avray gesammeltes Ceratophyllum (Hörnerblatt), wovon ich ebenfalls Muster vorlege. Diese Versuche erinnerten mich an eine von mir schon im J. 1839 angegebene Thatsache, das Vorkommen des Jods in der Steinkohle von Commentry.Polytechn. Journal Bd. LXXV S. 159. Ein Theil dieser Steinkohle enthält viel Schwefelkies, weßhalb beim Ausbeuten der Grüben unter freiem Himmel eine langsame Verbrennung der Steinkohlen stattfindet, wobei sich dichte Dämpfe entwickeln, die sich, wo sie austreten, verdichten; diese verdichtete Masse enthält Schwefelarsenik und andere Arsenikverbindungen, auch viel Salmiak, in welchem ich jodwasserstoffsaures Ammoniak fand. Ich habe mich indessen damals auf die bloße Reaction beschränkt. Um diesen Gegenstand neuerdings aufzunehmen, benutzte ich, da ich von jenem Naturproduct nichts mehr besaß, die Destillationsproducte der Steinkohlen, wie man sie in den Gasfabriken erhält. Ich verschaffte mir ammoniakalische Flüssigkeit, wie sie durch Verdichtung der wässerigen Dämpfe, die das Gas beim Austreten aus der Retorte mitreißt, gewonnen wird, und fand darin eine beträchtliche Menge Jod, das ich abscheiden und quantitativ bestimmen konnte. Zu diesem Behufe setzte ich der Flüssigkeit Aetzkali zu, um das als jodwasserstoffsaures Ammoniak darin enthaltene Jod in Jodkalium zu verwandeln, dampfte zur Trockne ab, glühte den Rückstand, um allen Theer zu zerstören, und behandelte ihn dann mit rectificirtem Alkohol, welcher das Jodkalium auflöst. Das Jod wurde als Jodpalladium bestimmt, welches durch Erhitzen zersetzt wird und das Jod abgibt. 3,7 Kilogr. Condensationswasser lieferten 0,59 Gramme Jod; das Kilogr. Flüssigkeit also ungefähr 0,16 Gramme. Sie war aus der Gasanstalt der Barriere Fontainebleau; auch in dem Condensationswasser der Gasanstalt des Faubourg Poissonnière fand ich Jod. Uebrigens repräsentirt dieses Mengenverhältniß des Jods noch nicht den ganzen Gehalt der Steinkohle an solchem; eine beträchtliche Menge Job bleibt in den Kohks zurück und kann durch deren Einäscherung gewonnen werden, wovon sich auch Hr. Chatin überzeugte. Die bedeutenden Mengen Steinkohle, welche täglich behufs der Bereitung des Leuchtgases destillirt werden, lassen hoffen, daß wir uns aus ihrem Condensationswasser das Jod wohlfeil werden verschaffen können, besonders wenn es gelingt, dasselbe auszuziehen, ohne dadurch die Bereitung der Ammoniaksalze zu beeinträchtigen.Hr. Mène hat in dem Ammoniakwasser von der Steinkohlengasbereitung auch Brom in auffallender Menge gefunden, worüber er demnächst der französischen Akademie der Wissenschaften seine Resultate mittheilen wird. (Comptes rendus, Mai 1850, Nr. 19.) Bekanntlich hat schon Duflos Jod und Brom in den schlesischen Steinkohlen gefunden. (Archiv der Pharmacie Bd. XLIX S. 29.)