Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 117, Jahrgang 1850, Nr. , S. 315
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Miscellen. Miscellen. Die Macadamifirung der Boulevards von Paris. Die Boulevards von Paris sollen nun chaussirt werden und zwar nicht nur durch ein bloßes Steinlager, sondern ein solches mit Bindemittel und Walzung, nach dem von Hrn. Schattenmann erfundenen Systeme. Um das neue System würdigen zu können, muß man wissen, wie bisher die Chausseen nach dem Mac Adam'schen System hergestellt wurden. Nach letzterm besteht der Chaussee-Körper aus einer einzigen, 15 bis 30 Centim. dicken Schicht kleiner Steine. Eine solche Chaussee ist kaum fahrbar; die Wägen können nur sehr langsam und mit großem Kraftaufwand auf derselben fortbewegt werden. Die Räder, welche die beweglichen Bestandtheile dieses Steinlagers leicht von einander trennen, lassen Bahnen hinter sich, höhlen Geleise aus und zermalmen einen großen Theil des Materials, welches in Staub und Koth übergeht, daher es allmählich durch neues ersetzt werden muß. Es entstehen immer wieder neue Geleise und erst uach langer Zeit, nach unaufhörlichen, kostspieligen Reparaturen verbinden sich endlich die verschiedenen Elemente der Chaussee und bilden eine Widerstand leistende, feste Masse. Am meisten aber sind auf diesen Straßen die armen Pferde zu bedauern, welche höchst mühsam und nicht ohne Gefahr darauf weiter schreiten. Hr. Schattenmann suchte diesen Uebelständen zu begegnen, und wenn es ihm auch nicht gelingen wollte der Administration des Straßen- und Brückenbaues gegenüber sein Verfahren zur Geltung zu bringen und ihm von dieser Seite statt einer Erleichterung nur Hindernisse bei seinen Proben gemacht wurden, so ward ihm doch von Seite der französischen Akademie der Wissenschaften die entschiedenste Anerkennung, und es hat sein Verfahren seitdem in Frankreich die größte Verbreitung gefunden, und die Chausseewalze, welche vordem nirgends zu finden war, wird jetzt allgemein angewandt. Das Schattenmann'sche System, welches auf dem doppelten Princip der Beimengung einer bindenden Masse zu dem Steinmaterial und der Zusammendrückung beruht, ist im polytechn. Journal Bd. XCV S. 86 und die dazu gehörige Walze Bd. LXXXVIII S. 117 beschrieben und abgebildet, worauf wir verweisen. Eine so hergestellte Chaussee besteht nicht mehr aus nebeneinander liegenden Kieselsteinen, sondern bildet ein festes, Widerstand leistendes, elastisches und vom Wasser nicht durchdringliches Ganzes. Die gewöhnlichen Straßen sind gar nicht damit zu vergleichen und das Straßenpflaster von Paris bleibt noch dahinter zurück. Die Schattenmann'sche Chaussee ist sehr bald hergestellt, hält sehr lange aus, ist leicht und in beliebig dünnen Schichten zu repariren. Fuhrwerk und Pferde dauern drei-bis viermal so lang auf ihr, sie gibt kein Geräusch und läßt die Ansammlung übelriechender Stoffe nicht zu. Der Vorwurf, welchen man diesen Chausseen macht, daß sie sich bei schönem Wetter mit Staub und bei Regenwetter mit Schmutz überziehen, ist ungegründet; wenn die Chaussee gut gemacht ist, so hat sie nicht mehr Staub als das jetzige Straßenpflaster, eher weniger, indem keine Löcher da sind wie beim Pflaster, die den Staub beherbergen. Was den Schmutz anbelangt, so fließt, wenn die Chaussee gut hergestellt und jeden Morgen gekehrt wird, der Regen rasch ab und bleibt nicht stehen. Allerdings kann die Chaussee nicht so trocken seyn wie die gewissermaßen ringsum mit Rinnen umgebenen Pflastersteine; die Feuchtigkeit kann jedoch fast auf Nichts reducirt werden, wenn die Chaussee nur sorgfältig gepflegt wird. (Moniteur industriel, 1850 Nr. 1455.) Gußeiserne Röhren zu unterirdischen Telegraphenleitungen. Gußeiserne Röhren zum Legen der Gutta-percha-Drähte für den unterirdischen elektrischen Telegraphen werden in Glasgow (Schottland) in großer Menge angefertigt, und zwar hauptsächlich in folgenden zwei Dimensionen: 3 Yards lang, 3 Zoll im Durchmesser, eine Röhre wiegend 94 engl. Pfd. 2 Yards lang, 2 Zoll im Durchmesser, eine Röhre wiegend 42 engl. Pfd. Es können per Tag 50 Stück dreizöllige oder 200 Stück zweizöllige Röhren geliefert werden. Der Preis ist 4 Pfd. Sterl. 10 Shill. per englische Tonne, franco am Bord in Glasgow, zuzüglich 2 Proc. Commission, Rembours auf London. (Notizblatt des österr. Ingenieur-Vereins, 1850, Nr. 7.) Pilotten von Gußeisen. In festem Sandgrund oder an Orten wo es nicht zulässig ist Pilotten mit der Ramme einzutreiben, wurden in Manchester gußeiserne Pilotten angewendet, die mit Schraubengängen versehen waren und mittelst einer Dampfmaschine (von zwei Pferdekräften), nachdem zuvor ein kleines Loch vorgebohrt worden war, bis an ihr oberes Ende in die Erde geschraubt wurden. Solche Pilotten widerstehen jedem Drucke. Das scharfkantige Gewinde hatte bei einer 5 Zoll dicken. 6 Fuß langen Pilotte sechs Gänge auf 1 Fuß Länge. Karl Kohn, Civilingenieur in Wien. (Notizblatt des österreich. Ingenieur-Vereines, 1850 Nr. 6.) Dicke Zinkplatten mit Leichtigkeit in zwei beliebige Streifen zu zerschneiden. Dicke Zinkplatten werden an der zu schneidenden Stelle mit einem Reißer, nachdem die Platte mit Talg gefettet wurde, eingeschnitten. Dieser Riß wird mit einem in verdünnte Schwefelsäure getauchten Pinsel bestrichen, sodann einige Tropfen Quecksilber darauf gegeben, worauf sich der Zink an dieser Stelle sogleich amalgamirt, und sodann das Abbrechen des Risses leicht geschehen kann. (A. a. O.) Wasserverdampfung unter dem Einflüsse der Elektricität. In isolirten Abdampfschalen verdampft das Wasser um ein Drittel weniger unter sonst gleichen Umständen als in nicht isolirten Schalen. (A. a. O.) Wasserverdampfung durch die Centrifugalkraft. Wassertropfen auf einer rotirenden Scheibe, deren Endgeschwindigkeit gleich 280 Fuß per Secunde ist, werden von derselben weggeschleudert, ohne daß sie die Scheibe berührt haben, was deutlich zu sehen ist, da die Tropfen rund bleiben. Wird aber mittelst einer Druckpumpe ein feiner Wasserstrahl auf diese Scheibe geleitet, so entsteht sogleich, wie das Wasser die Scheibe verläßt, in der Peripherie derselben Dampf. (A. a. O.) Reagens auf unterchlorige Säure; von E. Millon. Wenn man Chlorwasser in Flaschen aufbewahrt welche gegen das Licht geschützt sind, so verändert es sich nicht merklich; setzt man es aber einige Zeit dem directen Einfluß der Sonnenstrahlen aus, so zeigt es neue Reactionen. So verwandelt sich das Chlorblei darin in braunes Oxyd und das Manganchlorür gibt einen schwarzen Niederschlag von Superoxyd, während frisches Chlorwasser diese beiden Chloride durchaus nicht verändert. Diese charakteristische Oxydation des Mangan- und Bleichlorids erfolgt ausschließlich durch die unterchlorige Säure; man kann dadurch eine sehr kleine Menge derselben im Chlorwasser entdecken. — Salzsäure und unterchlorige Säure können nur in einer sehr großen Menge Wasser neben einander bestehen, wovon ich mich durch einen directen Versuch überzeugt habe. (Annales de Chimie et de Physique, August 1850, S. 506.) Reagens für Protein-Verbindungen; von G. Millon. Die sehr saure Flüssigkeit, welche man durch Auflösen des Quecksilbers in seinem gleichen Gewicht Salpetersäure mit 4½ Aequivalenten Wasser erhält, ist ein sehr empfindliches Reagens für alle eiweißartigen Substanzen und zahlreiche secundäre Producte derselben. Jene Quecksilberlösung ertheilt diesen Substanzen nämlich eine intensiv rothe Farbe, wodurch man leicht 1/100000 Eiweiß erkennen kann. Die Baumwolle, die Satzmehle und das arabische Gummi nehmen in Berührung mit der Quecksilberlösung eine sehr deutliche rosenrothe Farbe an. Fast jeder Harn färbt sich rosenroth, nachdem man ihm die Quecksilberlösung beigemischt und die Mischung erhitzt hat, so daß der Harnstoff zerstört worden ist. Der Eiweißstoff des Bluts, das Fibrin, der Käsestoff, Kleber, das Legumin, die Seide, Wolle, Federn, das Horn, die Epidermis, der Thierleim, das Chondrin, Protein, die Hornhaut etc. färben sich mehr oder weniger dunkelroth. Wenn das Protein durch längere Einwirkung alkalischer Laugen oder durch die Wirkung der Schwefelsäure auflöslich wird, entsteht immer dieselbe rothe Färbung; man erhält aber dann keine unauflösliche Substanz mehr; die Flüssigkeit wird stark roth, ohne einen Niederschlag zu geben. Um die Quecksilberlösung zu bereiten, gießt man auf das reine Metall sein gleiches Gewicht Salpetersäure, welche 4½ Aequivalente Wasser enthält. Die Einwirkung erfolgt schon in der Kälte lebhaft; wenn sie nachgelassen hat, erwärmt man sehr gelinde bis zur vollständigen Auflösung des Metalls; dann hält man ein und verdünnt die Auflösung mit ihrem doppelten Volum Wasser. Nach einigen Stunden decantirt man den flüssigen Theil über dem krystallinischen Gemenge von salpetersaurem und falpetrigsaurem Quecksilberoxydul. Diese Flüssigkeit reagirt in der Kälte auf die eiweißartigen Substanzen, aber die Reaction ist erst zwischen 48 und 56° R. eine vollständige; man thut sogar gut das ganze Gemisch zum Sieden zu bringen. Die rothe Substanz wird durch lange dauernde Berührung mit dem überschüssigen Reagens nicht verändert. Diese Reaction wird weder durch das salpetersaure Quecksilberoxydul, noch durch das Oxydsalz und auch nicht durch das Gemisch beider hervorgebracht. Man muß der Auflösung, welche diese zwei Salze enthalt, salpetrige Säure zufügen, außerdem erhält man keine Färbung. Reines salpetersaures Quecksilberoxyd, welches man mit salpetriger Säure sättigte, reagirt merklich, aber viel weniger als ein Gemisch von Oxydul- und Oxydsalz, welches man mit derselben salpetrigen Säure sättigte. Die einfachste Methode um diese Flüssigkeit zu bereiten, besteht also darin, das Quecksilber auf vorher angegebene Weise mit Salpetersäure zu behandeln, (Annales de Chimie et de Physique, August 1850, S. 507.) Ueber das Vorkommen von Jod in Landpflanzen (Runkelrüben). Hr. Prof. Fehling, darauf aufmerksam gemacht, daß die Potasche, welche in Waghäusel aus der Rübenmelasse gemacht wird, Jod enthalte (man vergl. Lamy's Notiz S. 60 in diesem Bande des polytechn. Journals), untersuchte eine Probe desselben und überzeugte sich durch die Reaction auf Stärkmehl, auf Silber- und Palladiumsalz von der Gegenwart des Jods. Die verhältnißmäßig starke Reaction veranlaßte ihn, aus 5 Gram. Potasche durch Silberlösung und aus einer zweiten Portion durch Chlorpalladiumkalium das Jod zu fällen; die kleinen Mengen konnten nur ein annäherndes Resultat geben, doch stimmten beide ziemlich nahe. Aus der ersten Probe berechnet sich der Gehalt der Potasche an Iodkalium auf 0,003; nach dem Palladiumjodür auf 0,0035. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Juli 1850, S. 67.) Photographie auf Glas. Jene Photographen, welche das im vorhergehenden Heft des polytechn. Journals S. 238 angegebene Verfahren versuchen, mögen auf folgende Umstände Rücksicht nehmen. Die von mir angegebenen Verhältnisse waren die Verhältnisse des ersten Versuches; es müssen, um die größte Sicherheit und Empfindlichkeit zu erzielen, die besten Verhältnisse ausgemittelt werden. Ich glaube nach neueren Erfahrungen, daß der Stoff leichter zu behandeln seyn dürfte, wenn man ¼ Loth Stärke mit 8 Gran Iodkalium und 1½ Loth Essigsäure in 3 bis 5 Loth Wasser gerührt, fünf Minuten lang abkocht. Die später anzuwendende Silberlösung besteht aus 1¼ Loth Silbersalz in 20 Loth Wasser und 1 Loth Essigsäure. Ueberhaupt wird es zweckmäßig seyn zu versuchen, wie weit man von der Essigsäure beim Kochen der Starke etwa weniger nehmen dürfe, da mir dieselbe den Stoff weniger empfindlich zu machen scheint, was aber nur Vermuthuug, durch viele weitere Versuche bestätigt werden muß. Martin. (Zeitschrift des niederösterreichischen Gewerbvereins, 1850 Nr. 33.) Durch Photographie auf Glas erhaltene Bilder der Sonne und des Mondes; von Niepce. Da man bereits Bilder der Sonne auf Silberplatten dargestellt hat, wollte ich zu diesem Zweck eine mit einer Schicht geronnenen Eiweißes überzogene Glasplatte, welche bekanntlich ein umgekehrtes und negatives Bild gibt, versuchen. Ich verfuhr dabei wie folgt: nachdem ich meine Glasplatte ohne Anwendung von Beschleunigungsmitteln präparirt hatte, exponirte ich sie in einer Camera obscura deren Objectiv (es war eines für eine Viertelsplatte) sich in der Richtung der Sonne befand, deren Bild ich in den Gesichtsfocus gestellt hatte, welcher bei diesem Objectiv mit dem photogenischen Focus genau zusammenfällt. Meine ersten Versuche stellte ich möglichst schnell an, nämlich hinsichtlich der Aufdeckung und Bedeckung des Objectivs; das dabei angewandte Diaphragma hatte 5 Millimeter Durchmesser. Dessen ungeachtet kam das Bild zu schnell; wenn man die Platte mit Gallussäure behandelte, wurde sie ganz schwarz. Ich kam nun auf den Gedanken das Diaphragma wegzunehmen und das Objectiv so lange aufgedeckt zu lassen, daß das Bild ohne Beihülfe von Gallussäure zum Vorschein kommen konnte, und dieß gelang mir. Die erste Platte war 5 Secunden und die zweite 10 Secunden exponirt. Ich erhielt folgende Resultate: die erste Platte gab ein sehr deutliches und reines Bild von blutrother Farbe, welches in der Mitte eine viel intensivere Farbe hatte als an den Rändern. Die zweite Platte zeigte denselben Unterschied der Mitte und des Randes, aber noch intensiver; außerdem war das Bild noch mit einem Kreis, in Form einer Aureole, umgeben. Die Intensitäts-Verschiedenheit von der Mitte zum Rand ist um so größer, weil sie trotz der Wirkung des Contrastes, noch sehr merklich ist, vorzüglich wenn man sie mit der Loupe untersucht. Wenn man das Bild durch Gallussäure schwarz werden läßt, so tritt wegen dieses Contrastes die umgekehrte Wirkung ein. Ich habe über zwanzig Bilder gemacht und beinahe alle gaben mir dieselben Resultate. Die Resultate dieser Versuche bestätigen sonach die Ansicht Arago's, daß die aus der Mitte der Sonne emanirenden photogenischen Strahlen von größerer Wirkung sind, als die vom Rand oder der Peripherie ausgehenden. Es gelang mir das Bild des Mondes in 20 Secunden zu nehmen; es war Vollmond und derselbe befand sich ganz im Focus meines Objectivs; ich erhielt, ohne mich eines Heliostats zu bedienen, ein sehr rundes Bild. Wenn man aber nicht so rasch operirt, sondern etwa 30 Secunden aufwendet, so erhält man schon ein etwas ovales Bild. Ich mußte, um das Bild des Mondes zu erhalten, die besten Beschleunigungsmittel anwenden, mit denen ich das Bild einer von zerstreutem Licht beleuchteten Landschaft in einer oder höchstens zwei Secunden erhalten kann. Diese große Schnelligkeit ist mir durch neue Mittel ermöglicht, welche ich vor kurzem bei der Akademie versiegelt deponirte. Dieses Packet enthält auch ein Mittel, welches mit dem von Blanquart kürzlich bekannt gemachten (seinem trocknen Verfahren auf Papier) Aehnlichkeit hat, sowie ich auch ein Verfahren angebe, Papier behufs positiver Bilder mit Eiweiß zu glasiren. Ich werde meine Verfahrungsarten nach Beendigung meiner Versuche veröffentlichen. (Comptes rendus, Juni 1850, Nro. 22.) Anfertigung des Pauspapiers zum Durchzeichnen. Das sogenannte Pflanzen- oder Strohpapier ist bis jetzt zu hohem Preis von französischen Papierfabriken bezogen worden. Nachstehendes Verfahren gibt ein sehr wohlfeiles, durchaus durchsichtiges Zeichnungspapier aus dem ungeleimten Seidenpapier, das wir von inländischen Fabriken beziehen. Man nimmt zu 10 Buch oder 400 Quadratfuß endlosem ungeleimtem Seidenpapier: 3½ (württemb.) Schoppen Terpenthin, 1 Schoppen Leinölfirniß, 8 Loth Colophonium, 6 Loth venetianischen Terpenthin, ¾ Theil von einer etwas dicken Wachsscheibe. Mit dieser Gesammtmischung wird das Papier getränkt und dann getrocknet, worauf es in beliebigen Stücken abgeschnitten werden kann. Ingenieur Klemm (Württemb. Gewerbeblatt, 1849 Nr. 26.) Verfahren zur Fabrication von Mineraltheer, Mineralkitt, Asphaltfirniß und Ruß. Folgendes ist das Verfahren zur Fabrication dieser Artikel, welches sich Dr. Ernst Sell zu Offenbach (Großh. Hessen) im Jahr 1846 für Bayern Patentiren ließ: Steinkohlentheer ist das Product, das ich vorzugsweise zur Darstellung meiner Artikel verwende; es geschieht dieß in folgender Weise: ich destillire den Steinkohlentheer und erhalte dabei im Beginne der Destillation ein äußerst flüchtiges Oel von etwa 5 bis 10 Grad Cartier, welches besonders aufgefangen wird. Bei fortgesetzter Destillation erscheint später ein Oel, welches im Wasser untersinkt, und zuletzt Naphthalin. Beide Oele sind Lösungsmittel für Kautschuk, besonders wenn sie gereinigt sind. Der in der Destillirblase sich befindende Rückstand wird, so lange er noch flüssig ist, abgelassen und bildet den Mineraltheer. Wird dieser mit feingemahlenem, kohlensaurem und thonhaltigem Kalk zusammengebracht, in der Hitze zu einem Teig zusammengestampft und in Formen eingeschlagen, so erhält man den Mineralkitt (Asphaltmaftix). Das Reinigen des flüchtigeren Antheils Oel geschieht auf folgende Weise: um das ihm anhängende Ammoniak zu trennen, wird es mit Säure geschüttelt und dann mit Kalkmilch und Wasser destillirt. Man erhält so ein Oel, welches 15 bis 20 Grad Cartier wiegt. Dieses eignet sich besonders gut zum Auflösen des Kautschuks. Die schwereren Oele werden mit Aetzkalilauge geschüttelt und dann verwendet. Es ist nicht unbedingt nothwendig, diese Oele zu reinigen, schon im rohen Zustande sind dieselben anwendbar, nur wird ein weniger guter Asphaltfirniß erhalten; dieser besteht aus Kautschuk, Colophonium und reinem Bitumen der Steinkohle, welches wie der Mineraltheer erhalten wird, indem man die Destillation etwas weiter fortsetzt und dadurch eine festere, sprödere Masse erhält. Diese drei Substanzen sind in den entsprechenden Steinkohlentheer-Oelen aufgelöst. Es kann jedoch auch Terpenthinöl verwendet werden, nur wird dadurch der Firniß theurer und schwerer trocken. Alle Rückstände, wie Naphthalin, Oel welches sich nicht zur Darstellung des Firnisses eignet, werden in hohen Thürmen aus Eisenblech, welche mit beweglichen Drahtsieben versehen siud, zu Ruß verbrannt. Auf die Construction dieser Thürme leitete mich die Idee der Davy'schen Sicherheitslampe, da die Kohle auf keine Weise so schnell abgekühlt werden kann, folglich ihr die Möglichkeit benommen ist, durch Verbrennen in sich selbst Asche zu bilden. Es wird hiedurch ein für den Bücherdruck wie für die Lithographie vorzügliches Product erzielt.“ (Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, August 1850, S. 535.) Ueber die eigentliche Entstehung der gelblichen Flecken an den Cigarrenblättern. Unter den meisten unserer Tabakhändler und Cigarrenconsumenten herrscht bis heute noch ein Zweifel über den Ursprung der natürlichen gelblichen Flecken, womit viele Tabaksorren behaftet sind, besonders die Maryland-, Java-, Florida- und Cabanablätter. Die Einen wollen diese sogenannten Rostflecken vom Effecte des Hagelschlags, andere von Insectenstichen, vom Act der Fermentation oder Gährung, von stockenden Säften, vom Bodensande oder auch vom Einfluß der Luft ableiten. Manche Raucher, die der Meinung sind daß diese natürlichen Flecken von Insectenstichen herrühren, halten deßwegen nur gefleckte Cigarren für gut, weil sie solche aus gereiften Blättern verfertigt glauben, während grünliche, scheinbar unreife die gleichen Flecken zeigen. Einige Cigarrenfabrikanten bespritzen ihre Cigarrendeckblätter künstlickerweise, nämlich durch chemische Aetzmittel (mordants), allein jeder Tabakkenner weiß solche künstlich nachgemachten Flecken von den natürlichen beim ersten Anblick genau zu unterscheiden, weßhalb auch bloß ordinäre Pfälzer und Nürnberger Cigarren gespritzt werden. Es wird daher nicht uninteressant seyn zu erfahren, daß die erwähnten natürlichen Flecken nach Aussage von Plantagebesitzern aus der Havannah nichts anderes, als durch die Sonnenhitze schnell getrocknete Thautropfen sind, welche durchaus keinen Einfluß auf die Güte des Tabaks ausüben und bloß der falschen Meinung oder des besseren Aussehens wegen diese Tabake vor andern ungefleckten im Preise erhöhen. (Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft, Nr. 31.)