Titel: Beschreibung eines Apparats zum Speisen der Dampfkessel und zum Unterhalten eines gleichen Wasserstandes in denselben bei jedem Dampfdruck; von Hrn. Bloch in Straßburg.
Fundstelle: Band 119, Jahrgang 1851, Nr. XLVII., S. 241
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XLVII. Beschreibung eines Apparats zum Speisen der Dampfkessel und zum Unterhalten eines gleichen Wasserstandes in denselben bei jedem Dampfdruck; von Hrn. Bloch in Straßburg. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, 1850 Nr. 109. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Bloch's Apparat zum Speisen der Dampfkessel. Fig. 39 ist eine Seitenansicht des Kessels und der Reservoire; Fig. 40 ist die Stirnansicht des Speisereservoirs. Ueber dem Kessel A befinden sich zwei Reservoire, wovon das höher liegende B offen ist, und der Luft den Zutritt gestattet, während in dem niederer liegenden C derselbe Dampfdruck wie im Kessel stattfindet. Die beiden Reservoire stehen durch eine mit einem Hahn E versehene Kaltwasserröhre D in Verbindung. Zwischen dem unteren Theile des Gefäßes C und dem Dampfkessel ist die Communication durch die Speiseröhre F hergestellt, welche bis zur gewöhnlichen Tiefe unter den Wasserspiegel hinabreicht. Der obere Theil desselben Gefäßes ist durch die Dampfröhre G ebenfalls mit dem Kessel verbunden; dieselbe reicht aber nur bis auf den Wasserspiegel. In jeder dieser Röhren befindet sich ein Hahn H und I. Ein kleiner Hahn K dient endlich dazu, die Luft aus dem untern Reservoir entweichen zu lassen, wenn dasselbe zum erstenmal mit Wasser gefüllt werden soll. Die Dampfröhre ist oben im Reservoir umgebogen und auf der oberen Seite des horizontalen Schenkels mit Löchern versehen, damit der Dampf bei seinem Eintritt nicht Stöße verursacht, welche, bevor diese Anordnung getroffen war, stattfanden. Stellen wir uns vor, das untere Reservoir sey mit Wasser gefüllt, der Hahn in der Kaltwasserröhre geschlossen, derjenige in der Speiseröhre F und der Dampfröhre G dagegen offen, so wird, sobald der Wasserstand im Kessel abnimmt, der Dampf durch die untere Mündung der Dampfröhre eintreten, weil sie nicht mehr unter Wasser taucht, und folglich in den oberen Raum des Reservoirs geleitet werden. So lange nun der Dampf auf die Oberfläche des Wassers im Reservoir drückt, wird dasselbe durch die Speiseröhre ablaufen; sobald aber das Wasser im Dampfkessel die Mündung der Dampfröhre wieder bedeckt, wird der Zufluß aus dem Reservoir aufhören, da der Dampf nicht mehr entweichen und den leeren Raum ausfüllen kann, welcher sich bilden müßte, wenn noch ferner Wasser ablaufen würde.Was im Reservoir vorgeht, mag wohl nicht so einfach seyn, als es hier geschildert ist, denn sobald der Dampfzufluß aus dem Kessel aufhört, wird die Spannung des Dampfs im Reservoir in Folge der Abkühlung geringer werden als im Kessel. Der Dampf in letzterem wird daher Wasser aus dem Kessel in das Reservoir drücken, wodurch sich der Wasserstand im Kessel erniedrigt und wieder Dampf in das Reservoir geleitet wird, selbst dann, wenn man dem Kessel durchaus keinen Dampf auf anderem Wege entzöge.W. Das Wasser wird deßhalb im Reservoir C bleiben, bis ein neuer Dampfzutritt sein Ablaufen gestattet. — Das Reservoir C hat eine Länge von 2 Meter und einem Durchmesser von 60 Centim., enthält folglich 570 Liter Wasser. Der Kessel hat 7 Meter Länge bei einem Durchmesser von 80 Centimeter, und ist mit zwei Siederöhren von 47 Centimeter äußerem Durchmesser versehen. Seine Heizfläche beträgt 27 Quadratmeter und sein Inhalt 4250 Liter; er arbeitet mit einer Dampfspannung von 4½ Atmosphären, und verbraucht stündlich höchstens 60 Kilogramme Steinkohlen. Die Speisung des Kessels geschah früher durch eine Pumpe, die von einer kleinen Dampfmaschine in Bewegung gesetzt wurde, welche nur dieser Pumpe wegen da war. So oft man die Pumpe in Thätigkeit setzte, nahm immer die Dampfspannung um eine Atmosphäre ab, und die Warnungspfeife gab häufig sowohl bei Tag als bei Nacht Wassermangel im Kessel an. Seit der Anwendung des eben beschriebenen Apparats hörte jede Unregelmäßigkeit im Speisen des Kessels in dem Maaße auf, daß man die ganze Zeit über die Alarmpfeife nicht ein einzigesmal mehr hörte.Der Apparat kann nur so lange gegen unregelmäßige Speisung des Kessels schützen, als seine einmalige Füllung ausreicht. Läßt der Wärter nicht zu rechter Zeit wieder Wasser in das Reservoir einlaufen, so wird die Alarmpfeife sich eben so gut wieder hören lassen wie früher, wenn die Dampfmaschine nicht zu rechter Zeit in Gang gesetzt wurde. Ließ sich die Pfeife seit dem Mai 1849 nicht mehr hören, so ist dieß gewiß ein Zeichen, daß der Wärter achtsamer ist als früher.W. Die Hauptvortheile des von Hrn. Bloch erfundenen Apparats sind folgende: 1) Mittelst desselben läßt sich genau das Wasserquantum messen, welches wöchentlich nnd täglich von dem Kessel verdampft wurde. Zu diesem Zwecke braucht man nur auf dem Reservoir C eine Pfeife anzubringen, welche, sobald das Wasser abgelaufen ist, dem Arbeiter ein Zeichen gibt, daß das Reservoir wieder gefüllt werden muß. 2) Ein zweiter Vortheil ist der, daß der Kessel fast immer mit heißem Wasser gespeist wird; denn kurze Zeit nach dem Füllen des Reservoirs haben auch schon die Speiseröhre und die Dampfröhre die Temperatur des siedenden Wassers. 3) Der Apparat kann in vielen Fällen die Kaltwasserpumpe ersetzen; denn ist der Brunnen nicht zu tief, so kann man die Kaltwasserröhre D unter den Wasserspiegel des Brunnens leiten, und das Vacuum im Reservoir wird alsdann das Wasser ansaugen. Hr. Bloch gab dem Reservoir dieselbe Dicke wie dem Kessel. Dasselbe wiegt 379 Kilogramme und kostete mit dem Eisenwerke und den Röhren 604 Franken. Hierzu müssen noch die Aufstellungskosten, die Hahnen und der obere Behälter B gerechnet werden, so daß das Ganze auf 900 Franken kommen mag. Der Apparat paßt seiner Größe nach für den Dampfkessel einer Woolf'schen Maschine von beiläufig dreißig Pferdekräften. Er ist seit Mai 1849 in der Fabrik des Hrn. Bloch (Vater) in Duttlenheim, Kanton Geipolsheim (Unter-Rhein), im Gange, und zeigte noch keine Unregelmäßigkeit, was bei seiner Einfachheit und leichten Handhabung auch zu erwarten war.Der Apparat des Hrn. Bloch ist dem von Hrn. C. Walther, derzeitigem Professor der Mechanik und Maschinenkunde an der polytechnischen Schule zu Augsburg, vor mehr als zehn Jahren erfundenen, und in diesem Journale Bd. LXXXIV S. 408 beschriebenen ganz ähnlich, nur wird bei dem Walther'schen Apparate der Zufluß des Wassers in den Kessel durch einen Schwimmer regulirt; außerdem ist letzterer noch selbstthätig und öffnet und schließt die Hahnen, so daß ohne Zuthun eines Wärters sich das Reservoir immer selbst wieder mit kaltem Wasser füllt.A. d. Red.

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