Titel: Neues, in den Affinerien anwendbares Verfahren, das Silber mittelst Zucker zu reduciren; von Hrn. Casaseca.
Fundstelle: Band 120, Jahrgang 1851, Nr. LXIV., S. 300
Download: XML
LXIV. Neues, in den Affinerien anwendbares Verfahren, das Silber mittelst Zucker zu reduciren; von Hrn. Casaseca. Aus den Comptes rendus, Mai 1851, Nr. 18. Casaseca's Verfahren das Silber mittelst Zucker zu reduciren. Man verwandelt das gemünzte Silber in Chlorsilber, nachdem man sich das Gewicht der Legirung bemerkt hat; das gut ausgewaschene und von Kupfer freie Chlorsilber bringt man in eine Glasflasche mit geradem Hals und weiter Oeffnung, die mit einem eingeschliffenen Glasstöpsel verschlossen werden kann; in dem Chlorsilber zertheilt man nun soviel raffinirten Zucker oder Kandis, als das Gewicht der Legirung betrug; auf dieses Gemenge gießt man sein gleiches Volum Aetzkalilösung von 25° Baumé; nachdem man die Flasche verstöpselt hat, schüttelt man die Mischung und läßt sie dann unter zeitweisem Umschütteln stehen, damit die Reaction stattfinden kann. Ist dieselbe beendigt, so wascht man den Bodensatz (durch Decantiren) öfters aus, bis das letzte durch das Filter gehende Waschwasser von salpetersaurem Silber nicht mehr getrübt wird (also kein Chlorkalium mehr enthält); vorher muß man sich überzeugt haben, daß das Waschwasser geröthetes Lackmuspapier nicht mehr blau macht und überhaupt nicht verändert. Hierauf spült man den Inhalt der Flasche mit ein wenig destillirtem Wasser in eine kleine Porzellanschale, läßt ihn absetzen, gießt die überschüssige Flüssigkeit vorsichtig ab, und trocknet dann das Silber in der Schale selbst im Trockenraum aus. Man bekommt so, was ich graues Silber nenne. Dieses Silber enthält glänzende Schuppen und erlangt durch Reiben mehr Glanz. Es enthält keine anderen Unreinigkeiten als ein wenig Oxyd und Spuren von Chlorsilber. Letzteres macht die Flüssigkeit etwas trüb, wenn man das graue Silber in vollkommen reiner Salpetersäure auflöst und dann mit destillirtem Wasser verdünnt. Diese schwache Trübung hindert aber nicht, ein vollkommen reines salpetersaures Silber zu erhalten; denn da das so zertheilte Chlorsilber in der Flüssigkeit bloß suspendirt ist, so genügt es dieselbe durch gut ausgewaschenen Amianth zu filtriren, um eine tadellose Flüssigkeit zu erhalten. Dieses salpetersaure Silber wird keine Spur von einem fremdartigen Metall enthalten, weil das Chlorsilber vor dem Reduciren kein solches enthielt, und weil das Silber durch das Fällen als Chlorsilber, von dem Eisen und Kupfer welche die Auflösung enthalten konnte, vollkommen getrennt wird; man könnte daher zum Auflösen der Legirung ohne Nachtheil käufliche Salpetersäure anwenden. Das graue Silber enthält fast immer ein wenig Silberoxyd; wenn man es mit Ammoniak digerirt, so wird die filtrirte Flüssigkeit durch Salpetersäure schwach getrübt, indem sich das ausgezogene Chlorsilber niederschlägt, und wenn man hierauf das gebildete salpetersaure Ammoniak mit etwas Kochsalz versetzt, so entsteht eine deutliche Trübung, weil jetzt das Silberoxyd, welches als ammoniakalisches salpetersaures Silber in der Flüssigkeit aufgelöst war, in Form von Chlorsilber gefällt wird. Für die gewöhnlichen Anwendungen des reinen Silbers in den Laboratorien ist das Silberoxyd keine Verunreinigung, daher man das auf angegebene Weise gewonnene graue Silber für reiner betrachten kann als das bisher durch Reduction des Chlorsilbers dargestellte Silber; bei meiner Methode ist man des lästigen Schmelzens überhoben und erleidet überdieß weniger Verlust. Aus einer peseta (1 spanischer Franke), welche 5,759 Gramme wog, erhielt ich 4 Gramme und 75 Centigramme graues Silber; wenn folglich der Feingehalt 900 Tausendtheile war (die Münzen von Sevilla haben aber oft einen geringeren Gehalt), so erhielt ich 91,6 Proc. des in der Legirung enthaltenen Silbers; der Rest ist aber nicht verloren, weil man das Waschwasser mit Salpetersäure übersättigt und dann in das Gefäß für die Silberniederschläge schüttet, wo sich neuerdings Chlorsilber bildet. Wenn man die Mischung zur Darstellung des grauen Silbers macht, wird man bemerken, daß die anfangs weiße Masse zuerst schmutzig röthlichbraun, dann bläulichgrau und hierauf schwärzlichgrau wird. Alsdann läßt man sie in Ruhe, und nach Verlauf von beiläufig einer halben Stunde wird die ganze Flasche mit einer dünnen glänzenden Silberschicht überzogen seyn, welche einen cylindrischen Spiegel bildet. Diese Schicht bleibt so lange, bis man die Flüssigkeit stark schüttelt. Weißes Silber erhält man, wenn man das Silberoxyd und Kupferoxyd dnrch Aetzkali niederschlägt und dann das Silberoxyd durch Zucker mit gewissen Vorsichtsmaßregeln reducirt; man bekommt aber hierbei nur 46 Proc. des in der Legirung enthaltenen Silbers. Dasselbe ist weiß wie Bimsstein, so lange es matt ist, wird aber schon durch Reiben mit einem Glasstab sehr glänzend. Das weiße Silber enthält weder Silberoxyd noch Chlorsilber, und ist chemisch rein. (Das beschriebene Verfahren wird bereits in der Münze zu Paris angewandt, wo es von Hrn. Levol eingeführt wurde; nur operirt man daselbst bei der Reduction mittelst der Siedhitze.)