Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 120, Jahrgang 1851, Nr. , S. 462
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Miscellen. Miscellen. Verfahren die Krustenbildung in den Dampfkesseln zu verhindern; von Dr. Babington. Ich löthe ein Zinkblech, welches 1 Pfd. per Quadratfuß wiegt, mittelst des gewöhnlichen Weichloths innen an den Kessel, aber nur mit einem Rand, so daß beide Oberflächen des Zinks dem Wasser ausgesetzt sind; es muß an einer Stelle unter dem Wasserspiegel angelöthet werden, so daß es gänzlich in Wasser steckt. Wenn das Zink mit der Zeit bedeutend zerfressen worden ist, löthet man ein neues Blech auf die Stelle des abgenutzten, und wenn der Kessel groß ist, kann man zwei, drei oder mehr Zinkbleche an verschiedenen Stellen desselben anlöthen; man wählt sie von solcher Größe, daß ihre ganze Oberfläche (auf einer Seite) den fünfzehnten Theil von der ganzen dem Wasser ausgesetzten Oberfläche des Kessels beträgt. Ich habe gefunden, daß die galvanische Wirkung, welche zwischen dem Zink, dem Metall des Kessels und dem Wasser stattfindet, die Krustenbildung im Dampfkessel verhütet. — Patentirt für England am 7. Novbr. 1850. (Repertory of Patent-Inventions, Juni 1851, S. 361.) Ueber ein von Hrn. Tourasse vorgeschlagenes Locomotivensystem zum Befahren starker Steigungen. Hr. Tourasse, früher Ingenieur der Eisenbahn von Lyon nach St. Etienne, hat der Société d'Encouragement sein Project einer sehr starken Locomotive mitgetheilt, wozu er durch die ausgeschriebene Preisbewerbung für die Semmeringbahn veranlaßt wurde. Diese Maschine ist bestimmt, um mit kleiner Geschwindigkeit Züge von 100 bis 120 Tonnen über Rampen von 25 Millimeter per Meter in Krümmungen von 180 Meter Halbmesser zu ziehen. Hr. Tourasse wendet die gegenwärtig bekannten Mittel zweckmäßig an, um Locomotiven von großer Zugkraft zu erhalten. — Bei dieser Gelegenheit theilte er auch eine neue Methode mit, um die Adhärenz der Locomotiven mit sechs gekuppelten Rädern zu vergrößern, wenn die hintere Achse, hinter dem Feuerraum angebracht, nur einen Bruchtheil derjenigen Last trägt, die sie nach Verhältniß ihrer eigenen Dimension, derjenigen ihrer Räder und des Widerstandes der Schienen, aufzunehmen im Stande ist; dieses Mittel, welches sich Hr. Tourasse im J. 1842 für Frankreich patentiren ließ und das er schon früher auf der Lyoner Eisenbahn anwandte, besteht darin, nach Belieben einen Theil vom Gewicht des Tenders auf den Hintertheil der Locomotive zu übertragen. Seit einigen Jahren gibt man das Wasser und die Kohks auf die Locomotiven, entweder um den Tender zu entbehren und so den gezogenen Train zu erleichtern, oder um das Gewicht und die Adhärenz der Locomotive zu vergrößern; aber dieses Aushülfsmittel hat nur beschränkte Anwendungen, und bis jetzt scheint es nicht erwiesen zu seyn, daß man für lange Fahrten den Tender ganz entbehren kann. Das erwähnte Verfahren des Hrn. Tourasse verdient daher alle Beachtung. Le Chatelier. (Bulletin de la Société d'Encouragement, April 1851, S. 189.) Verfahren das Wegfliegen von Steinstücken bei Felsensprengungen zu verhüten. Beim Bau der böhmisch-sächsischen Eisenbahn waren sehr viele Felsensprengungen in den ziemlich dicht bewohnten Gegenden des nördlichen Böhmens nothwendig; es war daher an vielen Stellen dieser Bahntrace geboten, den Schaden welchen wegfliegende Steinstücke an den nächst der Bahn gelegenen Häusern verursachen könnten, möglichst zu verhüten. Bei Podbaba unterhalb Prag wurde zu diesem Ende folgendes sehr einfache Schutzmittel bei den daselbst nöthig gewesenen zahlreichen Felsensprengungen mit dem gelungensten Erfolg in Anwendung gebracht. Nachdem das Sprengloch geladen und der Sprengzünder eingeführt ist, deckt man das Loch mit einem Geflechte von Weidenruthen zu, und läßt den Sprengzünder durch ein in der Mitte dieses Geflechtes angebrachtes und mit Blech ausgefüttertes Loch durchgehen, damit derselbe auf gewöhnliche Art angezündet werden kann. Dieses Weidengeflechte, Hurde genannt, braucht nicht größer zu seyn als sechs Fuß im Gevierte. Sobald der Schuß losgeht, wird es zwar durch den Druck der beim Sprengloche entweichenden Gase gehoben, aber keineswegs fortgeschleudert, und wie oftmalige Anwendung dieser Hurden bewiesen hat, wird die zerstreuende Wirkung des Schusses hiedurch so vollkommen aufgehoben, daß die Felsenstücke in sehr geringer Entfernung von dem Sprengloche liegen bleiben. Durch Anwendung dieser Hurden ist es gelungen, die in sehr naher Entfernung von dem Sprengloche gelegenen Häuser vor jeder Beschädigung zu bewahren. (Zeitschrift des österreich. Ingenieur-Vereins, 1851 Nr. 3.) Ueber die Gutta-percha und deren Anwendung im vulcanisirten Zustande zur Isolirung der Kupferdrähte; von Baron H. Gersheim, Chemiker in Wien. Da ich durch Zufall veranlaßt, die praktische Anwendung der Gutta-percha näher ins Auge faßte, wurde ich dadurch mit den Eigenschaften dieses Körpers ziemlich bekannt, und halte es nicht für uninteressant, einige meiner dießfälligen Erfahrungen in Kürze anzuführen. Den Lesern dieser Blätter dürfte diese Mittheilung um so willkommener seyn. da gerade jetzt, nachdem man sich bereits für die unterirdischen Telegraphenleitungen entschieden hat, Anstände wahrgenommen wurden, die auch Veranlassung gegeben haben sollen, daß die chemische Analyse und die wissenschaftliche Prüfung über das Verhalten der vulcanisirten Gutta-percha angeordnet wurde. Bekanntlich ist der Name Gutta-percha malayischen Ursprungs. Gutta bedeutet einen Stoff, der aus einer Pflanze schwitzt, und Percha ist der malayische Name des Baumes, welcher dieses Product liefert. Nach Hookers Mittheilungen findet sich dieser Baum in den Wäldern von Jahors auf der Spitze der malayischen Halbinsel und in verschiedenen Gegenden der Insel Sinkapora, und hat oft einen Durchmesser von 4–6 Fuß engl. Die Gewinnung des Saftes wird noch sehr roh betrieben, und kann bald einen Mangel dieses productes zur Folge haben. Denn statt bloß Einschnitte in den Baum zu machen und so den abfließenden Saft zu gewinnen, fällt man die Bäume, entschält sie und sammelt den milchigen Saft, der an der Luft gerinnt, und in hautförmigen Stücken, zu 4–6 Pfund schweren Broden zusammengeknetet, in den Handel gebracht wird. Die Gutta-percha hat in dieser primitiven Gestalt eine geflammte, gelblichweiße, bis ins Dunkelchocoladbraun spielende Farbe, ist jedoch immer mehr oder weniger mit Erde, Sand, Holz und Blättern verunreinigt, und enthält stets eine bedeutende Menge Wasser, fo daß nach Befreiung dieser mechanisch beigemengten Stoffe und nach dem Schmelzen eine compacte schwarzbraune Masse mit einem Verluste von 26–29 Proc. gewonnen wird. Bei diesem Verluste find 2½–3 Proc. Wasser und ein sehr flüchtiges Harzöl inbegriffen. Das Schmelzen der Gutta-percha muß mit größter Vorsicht und gewissen Handgriffen vorgenommen werden, indem sonst leicht ein Verbrennen oder Zersetzen derselben erfolgt, wodurch dieselbe ein klebriges Wesen annimmt. Die ganz gereinigte wasserfreie Gutta-percha besitzt eine dunkle schwarzbraune Farbe, hat große Festigkeit und Elasticität, und wenn sie mit einem scharfen Messer geschnitten wird, ein speckartiges Aussehen, und isolirt die Elektricität ganz vorzüglich. Nach Verlauf von mehreren Monaten läuft jedoch die Oberfläche der wasserfreien Gutta-percha, auf einer Schnittfläche bedeutend früher an, nicht unähnlich den reifen, frischen Pflaumen, was ein Hydrat zu seyn scheint, und den Beweis liefern dürfte, daß dieser Körper ein beständiges Streben, Wasser zu absorbiren, hat; denn Stücke, bei denen die Entwässerung durch Schmelzen nicht auf den möglichst vollkommenen Grad getrieben wird, sind zwar ebenfalls elastisch und compact, jedoch von lichtbrauner Farbe, und bei solchen Stücken konnte ich bisher noch keine Aenderung wahrnehmen, außer wenn dunkle Adern, folglich ganz entwässerte Theile vorkamen. Bei solchen Adern zeigte sich die oben erwähnte Aenderung, und die Isolirung war bereits merklich schwächer. Die oben beschriebene gereinigte Gutta-percha besteht aus reiner Gutta-percha, Pflanzensäure, säuerlichem Wasser, Casëin, einem in Aether löslichen gelblichen Harze nnd einem in Alkohol löslichen Harz, sowie aus einer beträchtlichen Menge Extractivstoff. Die mit Aether und Alkohol behandelte, in Schwefelkohlenstoff gelöste, mit Alkohol gefällte und gewaschene, bei 80° R. getrocknete Gutta-percha gab bei der Analyse 86,5 Kohlenstoff und 13.5 Wasserstoff. Gutta-percha zeigt sich also ziemlich gleich zusammengesetzt wie Kautschuk, welcher nach Faraday 87,2 Kohlenstoff und 12,8 Wasserstoff enthält; sie unterscheidet sich aber von letzterem durch ihre geringere Elasticität und durch die Eigenthümlichkeit, bei 80° R. plastisch zu seyn, bei gewöhnlicher Temperatur aber wieder fest zu werden. Die Gutta-percha löst sich in Terventhin-, Harz-, Gutta-percha-, Theer-Oel und Chlorwasserstoff-Tereben auf; bei diesen Lösungen bleibt nach dem Verdampfen der Lösungsmittel oder durch Fällen der Gutta-percha stets eine große Menge des Lösungsmittels in derselben zurück, welches sich nicht ohne Zersetzung der Gutta-percha abscheiden läßt; eine vollkommene Lösung erhält man durch Chloroform und Schwefelkohlenstoff, aus dieser kann sie unverändert mit Alkohol gefällt werden, oder sie bleibt nach der Verflüchtigung des Lösungsmittels zurück. Eine entwässerte und gereinigte Gutta-percha-Auflösung mittelst Chloroform, oder besser mittelst Schwefelkohlenstoff, klärt sich nach circa 2 Tagen auch in dem concentrirtesten Zustande vollkommen, indem der braune Extractivstoff zu Boden sinkt und die Auflösung eine durchscheinende, lichtgelbe Farbe erhält. Wird sofort das Lösungsmittel von einer solchen Auflösung entfernt, so bleibt die Gutta-percha als eine schmutzigweiße, durchscheinende, sehr elastische, compacte Masse zurück, welche ein vorzügliches Isolirungsmittel der Elektricität ist. Doch auch bei diesem Körper zeigt sich die oben erwähnte Veränderung der Oberfläche nach wenigen Wochen. Gewöhnliche, wasserhaltige, ungeschmolzene Gutta-percha bleibt in den Auflösungen stets dunkelbraun und klärt sich nicht, ausgenommen in äußerst verdünntem Zustande. Die Gutta-percha läßt sich viel schwerer mit Schwefel verbinden (vulcanisiren) als Kautschuk, und sie wird nicht wie dieser dadurch verbessert, sondern gewiß nur verschlechtert, indem der Schwefel ihr die Festigkeit benimmt und eine sehr schnelle Zersetzung derselben bewirkt. Selbst die kleine Beimengung von nur 1–3 Procent Schwefel entfärbt nicht nur die dunkelste Gutta-percha, sondern verändert sie in einen sehr wenig elastischen und compacten, lichten, schmutziggelben Körper, welcher zwar auf den Schnittflächen eine Art metallischen Glanz hat, jedoch sehr schnell auf der übrigen Oberfläche mit einem weißlichen Pulver bedeckt wird, welches aus Schwefel und zersetzter Gutta-percha besteht. Dieses weiße Pulver entsteht schneller und in größerer Menge, jemehr die Gutta-percha geschwefelt (vulcanisirt) wird. Ist dieses Ausscheiden einmal eingetreten und die Gutta-percha länger der Feuchtigkeit ausgesetzt, so verliert sie bedeutend an Isolirungsfähigkeit der Elektricität, und es ist daher zu vermuthen, daß sich in die freien Räume, aus welchen der Schwefel getreten ist, Wasser eindrängt. Bei dem Vulcanisiren entsteht schweflige Säure, welche ohne Zweifel auch das Entfärben der Gutta-percha bewirkt und gewiß die schnellere Zersetzung derselben befördert, indem sie durch Aufnahme von Sauerstoff zur Schwefelsäure sich umwandelt. Daß dadurch die Isolirungsfähigkeit beeinträchtigt wird, und wenn auch nicht schnell, am Ende ganz aufhören muß, ist augenscheinlich. Werden zur Lösung der Gutta-percha mittelst Schwefelkohlenstoff einige Grane Schwefel beigemischt, so entfärbt sich, vorzüglich bei Anwendung von Schwefelblüthen, die braunste Lösung. Selbst durch Schwefelkohlenstoff gelöster Schwefel entfärbt dieselbe nicht allein, sondern zeigt nach dem Verdampfen des Lösungsmittels dieselben Eigenschaften, wie die mit einer gleichen Menge Schwefel vulcanisirte Gutta-percha. Durch Einkneten in erhöhter Temperatur bildet sich nämlich bei circa 5–8 Atmosphären Druck ein viel weicheres, wenig elastisches, lichtes, und je nach dem Quantum Schwefel ein schnell zersetzbares Product. Werden in die Gutta-percha 4–6 Proc. Schwefel bei einer Temperatur von 70° R. ohne Anwendung von Hochdruck eingeknetet, so bekommt das Gemisch eine schmutziggelbe Farbe und ist von weicher klebriger Beschaffenheit. In diesem Zustande isolirt dieser Körper die Elektricität gut, wird aber schon nach 1–2 Monaten spröde und brüchig, und verliert seine Isolirungs-Fähigkeit. Merkwürdig ist es, daß, wenn der Lösung der Gutta-percha durch Schwefelkohlenstoff auch nur wenig Schwefel beigemischt wird, derselbe die Scheidung des Extractivstoffes mit einem Harz, welches sich in Alkohol löst, nebst dem Casëin vollkommen herbeiführt. Die obere durchschneidende Schicht nimmt eine schwach gelblich-weiße Farbe an. und selbst bei sehr concentrirten Auflösungen sieht man nach langem, ruhigem Stehen das partienweise Ausscheiden von dunkel gefärbten Massen; ohne Zweifel ein Beweis daß der Schwefel zersetzend auf die Gutta-percha einwirkt. Ein Gleiches nimmt man wahr, sobald man in schmelzende Gutta-percha auch nur die geringste Menge Schwefel, z. B. ¼ Proc. beimengt; denn in demselben Augenblicke zieht sich diese gleich wie bei der obigen Auflösung, in unzählige feste, dunkle, kleine Knoten zusammen, die mit der größten Mühe weder zu vertheilen noch herauszubringen sind, und auch die beste Gutta-percha verliert dadurch bedeutend an Güte. Ist der Schwefel nicht früher durch Kneten bei einer Temperatur von circa 70–80° R. möglichst gleichmäßig beigemengt, sondern wird er auf schmelzende Gutta-percha gegeben, so zersetzt sich die Stelle, wo der Schwefel hinkommt, dermaßen, daß dieselbe verbrennt und eine klebrige, theerartige, schwarze Masse bildet, welche, wenn sie nicht sogleich entfernt wird, alle übrige Gutta-percha verdirbt. Da die Gutta-percha vulcanisirt zum Ueberziehen der Telegraphendrähte verwendet wird, und ich mich vorzüglich mit deren Bereitungsart bekannt machen mußte, so wurde ich auf einen Aufsatz des Dr. Steinheil (polytechn. Journal Bd. CXV. S. 260) aufmerksam gemacht, worin jedenfalls ein großer Irrthum in der Fabrication derselben aufgestellt ist, da nach der angegebenen Art unter keiner Bedinguug ein solches Product erzielt werden kann, als verlangt wird. Denn 3–5 Proc. Schwefel wandeln die Gutta-percha zu einer weichen, schmutziggelben Masse um, die in sehr kurzen Zeit ganz unbrauchbar wird. Nur wenn man einer wasserfreien (die von Dr. Steinheil vorgeschriebene Entwässerung ist bloß eine Befreiung des mechanisch beigemengten Wassers), geschmolzenen Gutta-percha auf 100 Pfd. circa 1–8 Loth Schwefel beimengt, kann man das verlangte Product darstellen. Mengt man der Gutta-percha das von Hrn. Dr. Steinheil vorgeschriebene Quantum Schwefel bei, so wird nach seiner eigenen Angabe ein Theil des Schwefels durch die erhöhte Temperatur des gesteigerten Dampfdruckes wieder verflüchtigt, der sich als schweflige Säure nicht nur zum Nachtheil der Gutta-percha, sondern auch zur Belästigung der Arbeiter ausscheidet; und nie wird man auf diese Art ein brauchbares Product erzielen, indem mehr oder weniger schweflige Säure in der Gutta-percha immer zurückbleibt; und obgleich sie mit dem Farbstoffe des Extractivstoffes gebunden ist, wirkt sie stets höchst zerstörend auf die Gutta-percha ein. Ich sehe zwar den Zweck und den Nutzen des Vulcanisirens der zu Draht-Ueberzügen verwendeten Gutta-percha garnicht ein; aber will man Gutta-percha vulcanisiren, so erhält man das möglich beste Product, wenn man der wasserfreien Gutta-percha eben so viele Lothe Schwefel beimengt, als Dr. Steinheil Pfunde vorschreibt. Vulcanisirte Gutta-percha verliert nicht nur immer mehr und mehr die Isolirungsfähigkeit, sondern sie wirkt auch nachtheilig auf die Kupferdrähte, indem dieselben sich bald mit Schweselkupfer überziehen, wodurch die Leitungsfähigkeit geschwächt wird. Selbst nach einigen Wochen kann man diese Aenderung entdecken, sowie auch in circa 1 Monat die Gutta-percha, in welcher der Draht gelegen ist, auf circa ½–1 Linie tief, von Schwefelkupfer durchdrungen ist. Verzinkte Eisendrähte würden diese Veränderungen nicht erleiden, wenigstens nicht in einem so hohen Grade, weil metallisches Zink mit Schwefel schwer zu verbinden ist, abgesehen davon, daß die Telegraphenlinien dadurch viel billiger zu stehen kämen. Daß die vulcanisirte Gutta-percha auf die Dauer das gehoffte Resultat nicht liefern wird, ist mit Sicherheit anzunehmen. Mit in Metallröhren (Eisen oder Blei) gelegten, mit einer Composition von Gutta-percha, Theer etc. überzogenen verzinkten Eisendrähten würde man zweifelsohne mit bedeutend geringeren Kosten ein sicheres Resultat erreichen und würde nicht nöthig haben, bedeutende Summen für Kupfer und Gutta-percha ins Ausland zu senden. Asphalt verbindet sich sehr vortheilhaft mit der Gutta-percha, erhöht die Isolirungsfähigkeit und verhindert die Zersetzung. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereins 1850 Nr. 9.) Photographiren in natürlichen Farben. Hr. L. L. Hill in New-York hat ein Verfahren entdeckt, um Lichtbilder auf Metallplatten mit allen Farben der Natur hervorzubringen; wir theilen im folgenden den wesentlichen Inhalt einiger Briefe mit, welche er bezüglich seiner Entdeckung an den Herausgeber des Daguerreian Journal of New York schrieb. „Es ist bereits in weiten Kreisen bekannt geworden, daß ich ein Verfahren entdeckt habe, um in Farben zu photographiren. Die Thatsachen sind folgende: — Vor zwei Jahren stellte ich die ersten Versuche an, in der Absicht dieses große Problem zu lösen, jedoch mit schwachen Hoffnungen; bei einem dieser Versuche zeigte sich eine Erscheinung, worüber ich sehr erstaunt war und wornach ich die Sache als ausführbar betrachten mußte. Eine Farbe, die rothe, entwickelte sich bei einer abgebildeten Kleidung so glänzend wie ein Rubin. Ich wiederholte dann den Versuch und er mißlang mir; seitdem wiederholte ich ihn, bis vor wenigen Monaten, mit den mannichfaltigsten Abänderungen stets erfolglos, ohne jedoch den Muth zu verlieren — denn ich hatte Gründe meine Theorie für richtig zu halten, daß sich unter gewissen Umständen auf der Platte, welche den Lichteindruck empsing, ein latent gefärbtes Bild befindet. Endlich begann ich Versuche über das Entwickelungsvermögen der Dämpfe verschiedener Metalle, und fand daß viele derselben, z. B Arsenik, Selen, Zink, Cadmium, Kalium etc., das latente Bild zum Vorschein bringen. Dasselbe Resultat erhielt ich bei Anwendung mehrerer Gase. Die Bilder, welche deutliche Anzeichen von Färbung darboten, unterschieden sich jedoch so wenig von den Daguerre'schen, daß ich meine Bemühungen bereits aufzugeben beschlossen hatte, als ich eines Tages unerwartet eine sonderbare Composition bildete, und sie — ohne viel Hoffnung eines Erfolgs — zu meinem Zweck anwandte.“ „Mein Erstaunen und meine Freude waren unbegränzt, als ich auf meiner Platte ein farbiges Lichtbild fand. Dasselbe Verfahren mit wenigen Abänderungen, habe ich seitdem stets mit guten Resultaten befolgt. Ich habe jetzt 45 Bilder, Landschaften und Porträts, welche die verschiedenen Farben und zwar in den entsprechenden Nüancen darbieten, überdieß mit einem Glanz wie man ihn auf den reichsten Daguerre'schen Lichtbildern niemals sieht; und dieß gilt auch von den Lichtern und Schatten. Diese Bilder lassen sich nur sehr schwer durch Reiben im Wasser verwischen; auch scheint das Licht nicht auf sie zu wirken, denn zwei Bilder, welche ich vier Monate lang jeden Tag beiläufig sechs Stunden den directen Sonnenstrahlen aussetzte, erlitten keine merkliche Veränderung. Mein Verfahren hat keine Aehnlichkeit mit demjenigen von Becquerel und ist von dem Daguerre'schen wesentlich verschieden.“ „Ich zweifle auch nicht, daß es mir gelingen wird solche Lichtbilder augenblicklich zu erzeugen, denn bis jetzt habe ich die zum Daguerreotypiren erforderliche Zeit schon sehr verkürzt. Nachdem ich die Entdeckung so weit als es mir möglich ist, vervollkommnet habe, beabsichtige ich ein Patent darauf zu nehmen und das Verfahren unter billigen Bedingungen an alle würdigen Photographen zu verkaufen. Uebrigens dürften nur sehr wenige von den beim Daguerreotypiren gebräuchlichen Manipulationen entbehrlich werden.“ „Meine Entdeckung beruht also auf der erwähnten chemischen Verbindung, welche bis jetzt nicht bekannt war, jedoch einfach und leicht darzustellen ist.“ „Es ist merkwürdig, daß mir von so vielen Bildern niemals eines theilweise mißlang. Diejenigen Bilder welche zu viel Licht hatten, sind fast so stark, scharf, glänzend und schön, wie solche welche die richtige Zeit in der dunklen Kammer waren, denen sie nur dadurch nachstehen daß ihre Farben weniger dunkel sind. Selbst in den Lichtern ist stets eine Stärke und Klarheit, welche durch Quecksilber nicht erreicht werden kann. — Im verflossenen Winter habe ich mehrmals eine Landschaft mit einem dunkelrothen Haus aufgenommen, während der Boden mit Schnee bedeckt war; ich exponirte die Platte solang, bis das satte Roth des Hauses auf ein sehr helles Roth zurückgebracht war, wobei sich gleichzeitig der Schnee mit einer schönen Weiße entwickelte.“ „Ich habe einige sehr stark colorirte französische Stiche copirt; diese Copien haben jeden Farbenton der Originale und sind überdieß außerordentlich glänzend. Letzteres ist eine charakteristische Eigenschaft meiner Bilder, welche ihnen niemals mangelt, selbst auf Platten welche blos mit Tripel gereinigt worden sind — denn der Glanz hängt von anderen Ursachen ab. Gut polirte Platten sind jedoch aus anderen Gründen vorzuziehen. Es ist wesentlich, daß die Platten sehr rein sind, frei von Schmutz, Feuchtigkeit und organischer Materie jeder Art, und ich bin ietzt mit Versuchen beschäftigt, eine Substanz aufzusuchen welche die Platten vollkommener reinigt, während sie dieselben ganz polirt.“ „In einigen Journalen wurde bemerkt, daß ich bei meinen Lichtbildern hinsichtlich der gelben Farbe auf Schwierigkeiten stieß; dieß bezieht sich nur auf die homogenen Strahlen; das Orange und die verschiedenen Schattirungen von Gelb kommen richtig zum Vorschein, ausgenommen das Chromgelb, welches weniger glänzend erscheint; dieß halten jedoch ausgezeichnete Künstler für keinen bedeutenden Fehler meiner Lichtbilder.“ (Mechanics' Magazine, 1851 Nr. 1443 1444 u. 1446.) Rectificirtes Steinkohlenöl zum Aufbewahren von Früchten, Thieren etc. Der Dampf des rectificirten Steinkohlenöls eignet sich ganz vortrefflich zum Aufbewahren des Fleisches und anderer thierischer Körper. Die in naturhistorischen Sammlungen bisher in andern Flüssigkeiten aufhewahrten Gegenstände sind allerdings vor Fäulniß geschützt, allein sie verändern sich und verlieren ihre Frische; während ganze Vögel mit ihren Federn, Foetusse jeden Alters, in verschlossenen Gefäßen, auf deren Boden sich ein wenig Steinkohlenöl befand, nicht die geringste Veränderung erlitten. Außerdem übertrifft dieses Oel alle übrigen Mittel an Wohlfeilheit. Nicht weniger wird es sich für den Botaniker zum Aufbewahren von Früchten und Blüthen eignen; nach Versuchen welche gegenwärtig im Gange sind, scheinen letztere ihr lebendes Aussehen dadurch beizubehalten und ihre Farbe kaum bedeutend zu verlieren. Ed. Robin, (Comptes rendus, April 1851. Nr. 17.) Man vergleiche die frühere Abhandlung des Verfassers über diesen Gegenstand im polytechn. Journal Bd. CXIX S. 219. Ueber die Santorinerde und deren Gebrauch als Zahnkitt; von X. Landerer. Sowohl die Inseln Santorino und Therasia, als auch die beiden verbrannten Inseln Neo und Palaeo Kaimene, die im Jahre 1707 unter fürchterlichen Erdbebenstößen, welche man noch in Rhodus und in Kleinasien spürte, dem Meere entstiegen, sind mehrere Klafier hoch mit vulcanischer Asche bedeckt. Diese vulcanische Asche ist mit einer Menge kleiner, rauher gerundeter Brocken gemengt, die aus glasigem Feldspath besteheu. Diese Santorinerde, auch Porzellanerde genannt, ist Bimsstein in Pulverform, hie und da mit trachytischen Massen gemengt. Diese vulcanische Asche ist, wie bekannt, die Basis des sogenannten hydraulischen Kalkes, und die Erfahrung lehrte folgende Verhältnisse als die zweckdienlichsten und dem genannten Zwecke entsprechend kennen. Für Wasserbauten unter dem Meeresspiegel, z. B. für Construction der Ufer, zeigte sich das Verhältniß von 7 Theilen Santorinerde mit 2 Theilen mit Meerwasser gelöschten Kalkes als das beste Für Bauten über dem Meeresspiegel, die jedoch immer vom Seewasser bespült werden, vorzüglich bei starkem Wellenschlage, wurde der Cement aus 4 Theilen Erde mit 1 Theil mittelst süßen Wassers gelöschten Kalkes angewandt. Zum Estrich von Gebäuden, in denen sich große Feuchtigkeit findet, sowie auch für Terrassen und zum Brückenbau zeigte sich das Verhältniß von 3 Theilen Santorinerde und 1 Theile mit süßem Wasser gelöschten Kalkes als das vortheilhafteste Verhältniß. Ich suchte nun diese Santorinerde auch als Zahnkitt anzuwenden, und zwar zum Ausfüllen hohler cariöser Zähne, was mir bei mehreren Personen gelang, und zwar mit einem so ausgezeichneten Erfolge, daß ich nicht Anstand nehme, diese meine Methode mitzutheilen, und alle Aerzte ersuche, darüber Versuche anzustellen. Bei sehr schmerzhaften cariösen Zähnen ließ ich für mehrere Tage einen sehr gesättigten Spirit. Camphorat. auf Baumwolle in den hohlen Zahn stecken, bis sich die Schmerzen zum größten Theil gemildert hatten. In einigen Fällen habe ich die Zahnhöhle ausgebrannt und sodann mit der aus möglichst fein gepulvertem Kalk und Santorinerde bereiteten und mit Wasser zu einem steifen Teige gekneteten Masse ausgefüllt. Nach einigen Stunden ist der Cement öllig erhärtet, und die früher so heftigen Zahnschmerzen sind gestillt. Dieser Cement hält so fest in der Zahnlücke, daß es sich niemals ereignete, daß derselbe herausgefallen wäre. Den Fortschritten der Caries werden dadurch Schranken gesetzt. (Archiv der Pharmacie.)