Titel: Ueberzüge auf Zink; von Dr. Lüdersdorff.
Fundstelle: Band 121, Jahrgang 1851, Nr. XXXIII., S. 130
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XXXIII. Ueberzüge auf Zink; von Dr. Lüdersdorff. Aus den Verhandl. des Vereins zur Beförd. des Gewerbfl. in Preußen, 1851, zweite Lieferung. Lüdersdorff's Ueberzüge auf Zink. Die mannichfache Anwendung des Zinks, die dasselbe in neuerer Zeit auf Grund, sowohl seiner Fähigkeit beim Guß in die feinsten Formen auszufließen, als in Gestalt von Blechen jede wünschbare Geschmeidigkeit anzunehmen, erfahren hat, wird für eine noch weitere Ausbreitung fast einzig und allein nur dadurch beschränkt, daß seine natürliche Farbe keine angenehme und diejenige, welche es durch Oxydation erhält, sogar eine sehr unangenehme ist. Diesem Uebelstande entzogen, würde das Zink zu tausenderlei Industriegegenständen, und sogar zu monumentalen Zwecken vollkommen geeignet seyn. Der Verein für Gewerbfleiß in Preußen, durch eines seiner Mitglieder, den Zinkgußwaaren-Fabrikanten Hrn. Devaranne, hierauf aufmerksam gemacht, hat daher eine Preisaufgabe ausgeschrieben, welche einen Ueberzug auf Gegenstände von Zink verlangt, der denselben ein angenehmes Aeußere ertheilt, mindestens zwei Jahre lang den Einflüssen der Witterung widersteht und die feineren Formen der Gegenstände nicht beeinträchtigt. Nach dem Wortlaut der Aufgabe würde also ein eigentlicher Anstrich, und zwar für feinere Gußwaaren mit Recht, ausgeschlossen seyn. Mit Unrecht ist dieß aber auch für größere Gegenstände geschehen. Denn wenn auch ein Anstrich für statuarische Arbeiten in den meisten Fällen unpassend seyn würde, so bleibt er doch für architektonische Gegenstände das einzige Mittel, um dieselben mit den Haupt-Architekturen in Einklang zu bringen. Außerdem ist die Forderung einer zweijährigen Dauer, welche der Ueberzug im Freien aushalten soll, für gewisse Artikel überflüssig, indem kleinere Industrie-Gegenstände nicht in die Verlegenheit kommen, der Witterung ausgesetzt zu werden. Andererseits aber ist eine zweijährige Dauer wiederum ungenügend, wofern man monumentale Arbeiten dabei im Sinne hat. Die Aufgabe ist daher zu schwer und zu leicht zugleich. Zu schwer, weil kleinere Industrie-Waaren, von denen besonders eine freundliche, glänzende Farbe verlangt werden muß, nur schwierig gegen die Einflüsse der Witterung zu schützen seyn würden; zu leicht, weil es keine Schwierigkeiten haben kann eine Statue, deren Farbe an sich schon einen ernsteren Charakter zeigen muß, mit einem Ueberzug zu bekleiden, der während des kurzen Zeitraums von zwei Jahren aushält. Fragen wir nun, ob es in der Möglichkeit liegt, dergleichen Ueberzüge, selbst wenn man den Umstand nicht aus den Augen verliert, daß sie andere Metalle nachahmen sollen, überhaupt herzustellen, so muß die Frage entschieden bejaht werden. Fragen wir aber, ob es möglich seyn wird, durch diese Ueberzüge das Zink nicht nur vor seiner eigenen Oxydation zu schützen, sondern auch den Ueberzügen selbst, der Witterung ausgesetzt, ihre Farbe zu erhalten, oder diese letztere doch in eine statuarische Farbe übergehen zu machen, so wird man diese Frage, wofern man Zinnweiß oder Bleigrau nicht zu den statuarischen Farben zählen will, ebenso entschieden verneinen müssen. Die Fähigkeit des Zinks, in Folge seiner Stellung an der Spitze der positiven Metalle, beinahe alle übrigen Metalle aus ihren Salzen regulinisch niederzuschlagen, liefert die Möglichkeit, dasselbe mit passenden Metallen zu bekleiden, ohne daß es nöthig ist hierzu die galvanische Batterie zu Hülfe zu nehmen. Demnach unterliegt es also keinem Zweifel, daß Zinkwaaren mit anderen Metallen überzogen werden können. Natürlicherweise kann dieß aber nur so lange geschehen, als das Zink mit dem zu reducirenden Salz im Contact bleibt, um sein Oxyd an die Stelle des reducirten, den Ueberzug bildenden Metalles setzen zu können. Aus dieser Ursache kann der Ueberzug jedoch nur ein äußerst dünner seyn, wenn er ein vollständiges Continuum bilden soll. Besteht derselbe nun aber aus einem oxydabeln Metalle, wie Kupfer, Nickel, Bronze u. s. w., so kann man mit Sicherheit darauf rechnen, daß er durch die Einflüsse der Atmosphäre sehr bald zerstört und das Zink seiner schützenden Decke beraubt seyn wird. Und dieß wird um so eher der Fall seyn, je weiter dasjenige Metall, welches den Ueberzug bildet, in der elektrischen Reihe von dem Zinke entfernt steht, und je weniger es das letztere in einem absoluten Continuum bedeckt. In diesem Falle entsteht bei der geringsten Feuchtigkeit sofort eine elektrische Spannung zwischen beiden Metallen und der Ausdruck dieser Spannung ist die beschleunigte Oxydation des Zinks. So würden also Ueberzüge von Kupfer oder Silber die Oxydatiou des Zinks eher befördern als verhindern, denn wenn dieselben einen Ueberzug bilden sollen, der, wenn ich mich so ausdrücken darf, mehr als ein bloßer Hauch ist, so ist ein wirkliches Continuum nicht mehr möglich, weil der Ueberzug sich nur in dem Maaße verstärken kann, als das Zink noch im Contact mit der verkupfernden oder versilbernden Flüssigkeit bleibt. Dieß kann aber nur geschehen, wenn sich das Zink in dem Ueberzug Poren, seyen sie auch noch so klein, offen erhält. Gin dicker Ueberzug — wofern er nicht durch eine abgesonderte Batterie hervorgebracht ist — kann das Zink also ebenso wenig schützen, als ein dünner; der erstere, weil er durch die atmosphärische Feuchtigkeit mit dem Zink einen Elektromotor bildet; der andere, weil er, als selbst oxydabel, sehr bald verschwinden muß. Wenn bei diesen Beobachtungen nun auch metallische Ueberzüge als Schutzmittel für Zinkwaaren vollkommen illusorisch sind, so sind dergleichen Ueberzüge gleichwohl wichtig genug, um sie mit Aufmerksamkeit zu studiren; denn es ist nicht zu verkennen, daß die Zahl derjenigen Artikel, welche keines Schutzes gegen die Witterung bedürfen, eine sehr große seyn würde, sobald es möglich wäre, dieselben mit solchen Metallen zu bekleiden, die ihnen ein angenehmes Aeußere geben. Auch würde in diesem Falle eine Fabrik in derartigen Artikeln offenbar ein bei weitem größeres Geschäft machen, als in seltenen monumentalen Fabricaten. Aus dieser Ursache habe ich mich einer Arbeit dieser Art, wie mühevoll sie auch seyn mußte, gern unterzogen und erlaube mir die Resultate hier mitzutheilen. Wie ich schon erwähnt habe, wissen wir, daß das Zink fast alle übrigen Metalle reducirt, also aus den Auflösungen ihrer Salze niederschlägt. Wir wissen aber auch, daß dieß beinahe in allen Fällen in einer Gestalt geschieht, die als Ueberzug nicht brauchbar ist, nämlich in Pulverform. Außerdem aber, daß die reducirten Metalle hierbei ohne Zusammenhang auftreten, fehlt ihnen meist auch noch das metallische Ansehen, indem sie entweder gleich in den unteren Oxydationstadien erscheinen, oder doch in diese sofort wieder übergehen. Dessen ungeachtet mußte es möglich seyn, die als Ueberzüge anwendbaren Metalle nicht nur vollkommen regulinisch, sondern auch im Zusammenhange auf dem Zink niederzuschlagen, und es kam dabei nur darauf an, einerseits solche Salze zu wählen, deren Säuren zu den schwächeren gehören, den Austausch der Oxyde also nicht zu plötzlich bewirken, andererseits solche, die im weiteren Sinne des Wortes vollkommen neutral sind. Diese Bedingungen erfüllen in den meisten Fällen die weinsauren Salze. Zwar sind dieselben größtentheils in Wasser schwer auflöslich, allein dieser Uebelstand wird dadurch beseitigt, daß diese Salze nicht nur in neutralen weinsauren Alkalien leicht löslich sind, sondern daß sie aus diesen, selbst durch einen Ueberschuß von Alkali, nicht niedergeschlagen werden, so daß man sogar mit alkalischen Auflösungen arbeiten kann. Aus dieser Ursache kann man sich mithin zu Ueberzügen aus Kupfer, Zinn, Blei, Nickel, Wismuth, Antimon und beziehungsweise auch von Silber, der weinsauren Oxyde dieser Metalle bedienen. So wenig dieß indeß geradezu möglich ist, so vollständig erfolgt doch der Niederschlag in der Farbe seines Metalles und in vollkommenem Zusammenhange, wenn man es an den Modalitäten nicht fehlen läßt, die jedes Metall nach seiner Eigenthümlichkeit erfordert. Wie sich von selbst versteht, muß die Oberfläche des zu überziehenden Zinks vollkommen metallisch seyn, wenn das an seine Stelle tretende Bekleidungsmetall mit seiner eigenen Metallität auftreten soll. Die erste Arbeit ist also, das Zink von allem, ja von der letzten Spur von Oxyd zu befreien, und hiermit beginnt die erste Schwierigkeit. Bekanntlich bedeckt sich das Zink nur zu schnell mit einem grauen Suboxyde, das sehr fest auf demselben haftet, und dem sich später noch kohlensaures Oxyd beimischt. Schwächere Säuren greifen dieß Suboxyd nicht nur schwer an, sondern sie veranlassen das Zink sogar, selbst wenn sie das Oxyd ablösen, sofort wieder eine neue Schicht davon zu bilden. Nur ganz starke Säuren stellen eine vollkommen reine Oberfläche her, man kann sich also nur solcher zum Reinigen der Zinkwaaren bedienen. Vorzugsweise eignet sich die Salpetersäure hierzu, doch muß sie so stark seyn, daß die eingetauchten Artikel sogleich, unter Entwickelung von rothen Dämpfen (salpetriger Säure) angebeizt werden. Ich habe gefunden, daß ein Gemisch von 2 Theilen Salpetersäure (Scheidewasser) und 1 Theile concentrirter Schwefelsäure, durch 3 Theile Wasser verdünnt, die besten Dienste leistet. In diese Beize taucht man die Gegenstände, indem man sie mit einer hölzernen Zange hält, ein paar Secunden lang ein, und wirft sie darauf sogleich in einen Behälter mit reinem Wasser. Nachdem man dieselben nochmals in frischem Wasser abgespült hat, trocknet man sie ab. Die Gegenstände, die sich in der Beize beträchtlich erhitzen, und erhitzen müssen, wenn sie vollkommen rein werden sollen, sind jetzt ganz weiß und glänzend; sind sie das eine oder andere nicht, so wiederholt man das Beizen. Nach längerem Gebrauche wird die Beize endlich schwächer; vorher jedoch tritt noch der Umstand ein, daß das nach und nach gebildete Zinksalz die Flüssigkeit sättigt, neues Salz also nicht mehr aufgenommen werden kann. Tritt diese Sättigung ein, so hört die Beize fast plötzlich auf zu wirken, weil für neu zu bildendes Zinksalz gewissermaßen kein Raum mehr vorhanden ist, ohne daß es übrigens der Beize schon an Acidität zum Angreifen des Zinks fehlte. In diesem Fall wird die Wirkung durch Zusatz von etwas Wasser wiederhergestellt. Natürlicherweise erscheint bei fortgesetztem Gebrauche dieser Sättigungspunkt von neuem. Jetzt aber reicht ein abermaliger Wasserzusatz allein gewöhnlich nicht mehr aus, weil endlich die Beize nicht nur als Flüssigkeit durch das entstehende Zinksalz, sondern auch als Säure gesättigt oder doch zu bedeutend geschwächt wird. Beiden Fehlern könnte man durch Zusatz einer neuen Portion der ursprünglichen Beize abhelfen; dieß ist indeß nicht nöthig, indem gewöhnlich Salpetersäure noch genug vorhanden ist; es reicht vielmehr ein Auffrischen durch etwas Schwefelsäure allein hin, um nach und nach sämmtliche Salpetersäure, als den kostspieligsten Theil der Beize, auszunutzen. Mit diesem Auffrischen durch Schwefelsäure säume man übrigens nicht zu lange, denn wenn auch die Beize noch wirkt, so ruft sie doch bei einer gewissen Abschwächung das Erscheinen des Krystallgefüges des Zinks auf dessen Oberfläche hervor, und dieß ist dem gleichmäßigen Farbentone des nachherigen Ueberzugs nachtheilig. Ist die Beize auch über diesen Punkt der Abschwächung hinaus, so macht sie zwar das Moiré nicht mehr sichtbar, dafür aber bringt sie jetzt ein feines Matt hervor. Da dieß Matt nun für manche Zwecke nützlich seyn dürfte, indem gewisse Nüancen der späteren Ueberzüge sehr angenehm darauf erscheinen, so will ich besonders darauf aufmerksam machen. Wie schon aus dem Gesagten hervorgeht, entsteht dieß Matt in einer Beize von fast neutralem salpetersaurem Zinkoxyde. Man kann sich also, um dasselbe zu erzeugen, obiger Beize bedienen, sobald sie zum Zwecke des Reinbeizens fast ausgenutzt ist, indem man um diese Zeit noch so viel Zinkspäne darin auflöst, als sich auflösen wollen, und darauf noch eine kleine Quantität Salpetersäure hinzufügt. Will man diese Mattbeize von vornherein darstellen, so löst man Zink bis zur Sättigung in Salpetersäure auf und setzt dann wie vorhin noch etwas Salpetersäure hinzu. Wie sich von selbst versteht, wird dieß Matt jedoch nur gut, wenn man die Gegenstände zuvor in der starken Beize rein und blank gebeizt hat. Obschon kleinere Zinkwaaren sich durch das Beizen zur späteren Aufnahme anderer Metalle vollständig vorbereiten lassen, so liegt es doch auf der Hand, daß größere Gegenstände nicht durch Eintauchen abgebeizt werden können; und ebenso wenig, wie daran zu denken ist, solche Gegenstände durch Abwaschen mit obiger Beize reinigen zu wollen, ebenso wenig kann dieß durch schwächere Säuren geschehen, denn einerseits greifen diese letzteren das graue Zinkoxyd nur schwierig an, und andererseits machen sie das Zink, wenn man unter Zuhülfenahme mechanischer Putzmittel das Oxyd auch beseitigt, sogleich wieder anlaufen, so daß man immer wieder von vorn anfangen müßte. Saure Mittel sind also gar nicht anwendbar, und dasselbe ist der Fall mit alkalischen, indem auch diese das Zink auflösen, also oxydiren, daher anlaufen machen. Es müßte sofort ein neutrales Mittel gesucht werden, und als ein solches fand sich das weinsaure Kali-Ammoniak. Dieses Salz greift das metallische Zink fast gar nicht an, es löst auch das graue Suboxyd, womit dasselbe gewöhnlich bekleidet ist, nicht auf, aber es löst es ab. Zinkgegenstände lassen sich also mit einer Auflösung dieses Salzes ebenso vollständig reinigen, als durch Abbeizen. Freilich kann dieß nicht so schnell geschehen, als wenn man dieselben in eine Flüssigkeit eintauchen und sofort vollkommen gereinigt herausziehen kann; es bleibt indessen doch nichts anderes übrig, als zu einem etwas umständlicheren Verfahren seine Zuflucht zu nehmen, wenn ein leichteres nicht anwendbar ist. Die Bereitung dieser letzteren Beize geschieht folgendermaßen: Man erhitzt, wenn nicht in einem Porzellangeschirr, so doch in einem irdenen oder emaillirten Kochgeschirr 1 Theil gereinigten und pulverisirten Weinstein mit 4 Theilen Wasser bis auf etwa 60° R. Hierauf setzt man in kleinen Portionen gröblich gepulvertes kohlensaures Ammoniak so lange hinzu, als noch, nach wiederholtem Umrühren, ein Aufbrausen erfolgt, und die Beize ist fertig. Zu 2½ Theil Weinstein gehört ungefähr 1 Theil kohlensaures Ammoniak. Die Anwendung dieser Beize ist sehr einfach, man muß nur dafür Sorge tragen, daß dieselbe einige Zeit auf die zu reinigenden Gegenstände einwirken kann. Zu diesem Behufe läßt man die letzteren entweder eine Stunde lang darin liegen, oder man überstreicht dieselben vermittelst eines Pinsels damit. Um bei dieser letztern Operation eine etwas größere Quantität von der Beize auf das Zink einwirken zu machen und ein zu schnelles Abtrocknen zu verhindern, kann man in die Beize so viel Thon oder Schlämmkreide einrühren, daß sie einen flüssigen Brei damit bildet, mit welchem man darauf die zu beizenden Gegenstände anstreicht. Da wie oben erwähnt, das weinsaure Kali-Ammoniak das Oxyd des Zinks nicht auflöst, sondern gewissermaßen nur erweicht, so kommt es auch nur darauf an, das lose gemachte Oxyd abzureiben, und dieß erfolgt am besten, wenn man dabei ein mechanisches Mittel zu Hülfe nimmt. Haben die Gegenstände also eine Zeit lang die Einwirkung der Beize erfahren, so reibt man dieselben vermittelst eines Schwammes, einer Bürste oder eines Lappens, die man mit einem breiigen Gemische, bestehend aus der Beize und gesiebtem feinen Sand, benetzt, so lange ab, bis die reine metallweiße Oberfläche des Zinks hergestellt ist. Diese Operation geht übrigens sehr schnell von statten, da die Beize vortrefflich wirkt und besonders, wenn man die Gegenstände vorher eine etwas längere Zeit damit benetzt erhalten konnte. Nach dem Abreiben werden die Gegenstände mit Wasser abgespült und gut abgetrocknet, damit sie nicht auf Veranlassung von Luft und Feuchtigkeit von neuem wieder anlaufen. Ueberhaupt lasse man zwischen dem Reinigen und der ferneren Behandlung der Gegenstände nicht eine zu lange Zeit verstreichen. Ich habe mich bei dieser Vorbereitung der mit einem Ueberzuge zu versehenden Artikel länger aufgehalten, als es vielleicht nöthig erscheinen mag, allein diese Operation ist nicht nur für den Erfolg der Ablagerung der als Ueberzug dienenden Metalle zu wichtig, sondern sie ist auch mit mancherlei Schwierigkeiten zu sehr belastet, als daß ich mich hätte damit begnügen dürfen, lediglich auf ein nöthiges Abbeizen hinzuweisen. Ich werde jetzt diejenigen metallischen Ueberzüge folgen lassen, die ich für Zinkwaaren anwendbar hielt, um denselben vorzugsweise ein angenehmes Aeußere zu geben. Die Reihe mag mit dem Verzinnen des Zinks beginnen, weil das Zinn vielleicht das einzige Metall ist, welches wegen der Stellung, die es in der elektrischen Reihe der Metalle zum Zink einnimmt, das letztere gleichzeitig auch gegen die Einflüsse der Witterung bedingungsweise zu schützen vermag. 1) Das Verzinnen. Wie ich schon oben ausgesprochen, hatte ich besonders mein Augenmerk auf die weinsauren Salze derjenigen Metalle gerichtet, welche zum Bekleiden des Zinks dienen sollten, so auch beim Zinn, und in der That verzinnte eine Auflösung von Zinnoxydhydrat in aufgelöstem Weinstein sehr gut. Glücklicherweise machte sich die Sache indeß noch einfacher, und es zeigte sich, daß das Verzinnen von Zinkwaaren zu den leichtesten Operationen gehört. Um nun dasselbe zu bewirken, erhitze man ein Gemisch von 2 Theilen gereinigtem Weinstein, 1 Theil Zinnchlorid und 4 bis 5 Theilen Wasser bis auf ungefähr 60° R. Die Auflösung des Weinsteins erfolgt bei dieser Temperatur durch Austausch der Bestandtheile vollständig und bald, so daß also die Darstellung der Verzinnungsflüssigkeit, die man in sehr concentrirtem Zustand erhält, ebenso wenig Zeit als Arbeit kostet. Ich habe zu dieser Flüssigkeit Zinnchlorid vorgeschrieben, und dieß aus dem Grunde, weil Zinnchlorür (das sogenannte Zinnsalz) zwar auch verzinnt, das Zinn aber zu massenhaft und schwarz auf Zink niederfallen läßt, wenn die Flüssigkeit nicht sehr verdünnt ist. Um nun mit dieser Auflösung Zinkwaaren zu verzinnen, kann man zwei Wege einschlagen: man kann dieß nämlich ebensowohl durch Einlegen als durch Anreiben bewirken. Legt man die Gegenstände in die Flüssigkeit hinein, so nehmen sie in wenigen Secunden ein graues, mißfarbiges Aussehen an, und dieß ist der Zeitpunkt, um die Operation zu beendigen. Man nimmt die Gegenstände also jetzt heraus und reibt oder bürstet dieselben, ohne sie vorher abzuspülen, mit feinem Sande, dem man etwas Thon oder ein anderes indifferentes Putzmittel, nicht aber Schlämmkreide oder dergleichen beifügen kann, so lange ab, bis sie vollkommen weiß und glänzend erscheinen. Es ist dieß in wenigen Minuten geschehen und die Gegenstände sind jetzt mit einem fast silberweißen Ueberzuge bekleidet. Merkwürdig ist hierbei, daß sich das Zinn immer mit einer mehr oder weniger grauen Farbe und mit nur geringem Zusammenhange auf Zink niederschlägt, und nur erst durch Reiben mit einem härteren Körper Zusammenhang und Glanz gewinnt. Möglicherweise spielt hierbei die Neigung beider Metalle, Legirungen zu bilden, eine Rolle mit. Wie leicht also auch Zink in der gedachten Flüssigkeit durch Einlegen sich verzinnt, so müssen doch immer die Gegenstände nachher gebürstet oder abgerieben werden. Will man durch Anreiben verzinnen, so thut man am besten, wenn man die Flüssigkeit gleich mit so viel feinem Sand versetzt, daß sie einen flüssigen Brei bildet, und mit diesem die Gegenstände reibt oder bürstet. Empfehlenswerth ist hierbei, sich da eines Schwammes zu bedienen, wo nicht engere Tiefen die Bürste nöthig machen. Auch hier erfolgt der erste Anfall des Zinns mit grauer Farbe, die jedoch unter dem Reiben gleich wieder verschwindet, sobald die Flüssigkeit ihren Zinngehalt abgelagert hat. Wenn die weiße Farbe des Zinns für monumentale Arbeiten ernst genug wäre, so könnte ich das Zinn als Ueberzug für dergleichen Gegenstände vollkommen empfehlen. Es ist dieß vielleicht das einzige Metall, welches dem Zink einen dauernden Schutz gegen die Witterung gewährt. Bereits vor Jahr und Tag, wo ich die ersten vorläufigen Versuche dieser Art anstellte, habe ich Zinkwaaren, in obiger Weise verzinnt, neben solchen, die mit einem Ueberzuge von Kupfer, Nickel, Gold und Silber bekleidet waren, den Einflüssen des Wetters ausgesetzt; keiner dieser letzteren Ueberzüge hatte aber dem Zink einen eigentlichen Schutz gewährt und nur das Zinn hatte wirklich geschützt. Natürlicherweise hatte das Zinn während dieser Zeit seinen Glanz und seine Weiße verloren, es war bleigrau geworden, ohne jedoch das metallische Ansehen zu verlieren. Dabei ließen sich die Gegenstände ohne alle weitere Vorbereitung durch Ueberbürsten mit dem vorgedachten Zinnbrei sogleich wieder weiß machen. Von den anderen Ueberzügen hatte jedoch kein einziger das Zink vor dem Hervorbrechen seines häßlichen weißgrauen Oxydes, von dem nur bei dem Zinnüberzuge keine Spur zum Vorschein kam, schützen können. Dieser Erfolg war vorauszusehen; denn so lange das positive Zink mit dem negativen Kupfer, Gold, Silber u. s. w. nebst der Auflösungsflüssigkeit die Batterie selbst bildet, muß es, wenn auch durch mikroskopische Poren, mit der Auflösung des negativen Metalles so lange in Contact bleiben, als sich dieß niederschlagen soll. Diese Poren bleiben also offen, wie dicht auch die Decke erscheinen mag, und sie bilden nun die intricaten Angriffspunkte auf das darunter liegende Zink. Beim Zinn verhält sich die Sache dagegen etwas anders. Einmal tritt das Zinn gegen Zink nur unbedeutend negativ auf, und zweitens schließt die Neigung beider Metalle, sich zu legiren, wie aus den Erscheinungen beim Verzinnen selbst hervorgeht, wahrscheinlich die im Anfange jedenfalls auch vorhandenen Poren, so daß das Zink für Luft und Feuchtigkeit wirklich unzugänglich ist. Endlich kommt noch hinzu, daß, wenn selbst auf eine unbedeckte Stelle des Zinks ein Angriff gemacht werden könnte, dieser, bei der geringen elektrischen Differenz zwischen Zink und Zinn, durch das letztere nicht forcirt werden kann, wie es nothwendig bei dem so stark negativen Charakter der anderen obengenannten Metalle der Fall seyn muß. Mag man nun das Zinn für einen passenden Ueberzug auf Zink gelten lassen oder nicht, einen Vortheil gewährt es jedenfalls, und dieser besteht darin, daß man Gegenstände von Zink, wie Ornamente, architektonische Verzierungen und dergl., also solche, die der Harmonie wegen angestrichen werden müssen, durch eine vorangehende Verzinnung zur Annahme eines dauernden Anstrichs vorbereiten kann. Bekanntlich gibt es bis jetzt keinen haltbaren Anstrich auf Zink, und es kann keinen geben, wenn man die Beschaffenheit des an der Luft sich bildenden Zinkoxydes vor Augen hat. Das Zink oxydirt sich in der Luft, unter Beihülfe von Thau und Regen sehr schnell. Es bildet sich zuerst ein Suboxyd, dann Oxyd und mit diesem zusammen, auf Veranlassung der Kohlensäure der Luft, auch kohlensaures Zinkoxyd. Beide bedecken nun die Oberfläche des Zinks und zwar in Gestalt eines feinen Staubes. Wir wissen, daß kein Anstrich, sey es auch der fetteste Oelanstrich, undurchdringlich für die Luft ist, wir wissen auch, daß kein Anstrich unzugänglich ist für die Feuchtigkeit, die sogar mit reinem eingetrocknetem Leinöl vorübergehende und wiederkehrende Hydrate bildet. Daraus geht hervor, daß kein Anstrich vollständig gegen das Eindringen von Luft und Feuchtigkeit schützt, daß die beiden letzteren also auch unter dem Anstriche zu dem Zinke gelangen, daß sie dieß oxydiren müssen. Wenn sich aber das Zink unter dem Anstriche oxydirt, und wenn das Oxyd als ein loser pulveriger Körper auftritt, was geht daraus hervor? Der Zusammenhang zwischen Zink und Anstrich wird aufgehoben und der letztere bedeckt jetzt den Gegenstand nur als eine lose, dünne Hülle, von welcher sich derselbe bei der geringsten Veranlassung entkleidet. Können wir nun auch einen Anstrich nicht undurchdringlich machen, so können wir doch das Zink vor der Bildung seines staubigen Oxydes bewahren, und dieß reicht hin, um den Anstrich dauernd haften zu machen. Wie schon gesagt, bildet das Verzinnen das Präservativmittel, und dabei kann dasselbe für den vorliegenden Zweck sogar in erleichterter Weise angewendet werden. Die Zinkgegenstände brauchen nämlich nicht abgebeizt zu werden. Die vorbeschriebene Flüssigkeit zum Verzinnen greift das Zink nämlich lebhaft an, sie löst also auch das graue Suboxyd auf, und daher hat man hier, wo es auf eine besonders schöne Verzinnung nicht ankommt, nichts weiter nöthig, als die Gegenstände ohne weiteres mit der Verzinnungsflüssigkeit und etwas scharfem Sande, abzureiben, bis sie verzinnt erscheinen. Man braucht hierbei nicht zu fürchten, daß sich das Zinn durch den Sand wieder abscheuert; dieß ist nicht der Fall und kann nicht der Fall seyn, so lange bei dem Reiben die Auflösungsflüssigkeit einwirkt. Nach dem Abwaschen mit Wasser sind die Gegenstände also vollständig zur Annahme eines haltbaren Anstrichs vorbereitet. Bevor ich das Zinn verlasse, will ich noch darauf aufmerksam machen, daß sich mit der vorgedachten Flüssigkeit auch andere Metalle verzinnen lassen. Dieß geht zwar nicht geradezu oder doch sehr langsam; wenn man aber bei dem Verzinnen selbst gleich von vornherein gewissermaßen eine Batterie bildet, so erfolgt der Niederschlag sehr schnell. Um dieß zu bewerkstelligen, hat man nichts weiter nöthig, als den zu verzinnenden Gegenstand, sey er von Kupfer, Messing, Eisen oder Blei, mit Zink in Berührung zu bringen. Will man also eines dieser Metalle durch Einlegen verzinnen, so befestigt man an den Gegenstand hin und wieder ein Stückchen Zinkdraht und legt ihn hiermit in die Flüssigkeit hinein. Es erfolgt jetzt sofort ein Niederschlag auf den Gegenstand, gerade so, als wenn er ganz von Zink wäre, und man hat nun nichts weiter zu thun, als die Operation des Abreibens, wie bei verzinntem Zink damit vorzunehmen, um eine sehr schöne Verzinnung zu erhalten. Will man denselben Zweck durch Anreiben erreichen, so ist auch dieß sehr einfach. Man verschafft sich zu dem Ende eine hinreichende Quantität von gepulvertem Zink oder von Feilspänen von Zink, und taucht hierin den mit der Flüssigkeit getränkten Schwamm ein, so daß das Pulver anhaftet. Reibt man nun hiermit Gegenstände von Eisen, Kupfer, Messing u. s. w., so verzinnen sie sich fast augenblicklich. Setzt man das Reiben so lange fort, bis man glaubt, Zinn genug niedergeschlagen zu haben, wobei man indessen nicht versäumen darf den Schwamm wiederholt mit Zinkpulver zu versorgen, so erhält man auf diese Weise eine ebenso schöne Verzinnung als durchs Einlegen. (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)