Titel: Ueber das Präpariren der Hölzer, besonders der Bahnschwellen, zum Schutz gegen Fäulniß; vom Maschinenmeister Kirchweger.
Fundstelle: Band 122, Jahrgang 1851, Nr. XLIII., S. 223
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XLIII. Ueber das Präpariren der Hölzer, besonders der Bahnschwellen, zum Schutz gegen Fäulniß; vom Maschinenmeister Kirchweger. Aus den Mittheilungen des hannover'schen Gewerbevereins, 61ste Lief., S. 281. Kirchweger, über das Präpariren der Hölzer gegen Fäulniß. Es ist eine bekannte Sache, daß schon vor vielen Jahren chemische Producte vorgeschlagen und benutzt wurden, um damit Hölzer, welche der Fäulniß leicht ausgesetzt sind, gegen diese zu schützen. Vornehmlich waren Quecksilbersublimat (Quecksilberchlorid) und Kreosot die Mittel, mit welchen das Holz getränkt wurde, um eine längere Dauer desselben und Schutz gegen Fäulniß zu erreichen. Die Durchdringung des Holzes mit diesen Stoffen blieb aber entweder unvollständig und dann war der Zweck nur unvollkommen zu erreichen, oder sie war zu kostspielig um eine allgemeinere Anwendung zu finden. Nebenbei liegen in der Natur jener Substanzen Uebelstände, die deren Gebrauch in sehr vielen Fällen unzulässig machen. Nach und nach hat man auch andere chemische Präparate versucht und zum Theil sehr befriedigende Resultate erlangt. Solche sind: 1) Kupfervitriol (schwefelsaures Kupferoxyd), 2) Eisenvitriol (schwefelsaures Eisenoxydul), und 3) Chlorzink (Zink in Salzsäure aufgelöst). Das Material Nr. 1 hat nach den Erfahrungen vortreffliche Resultate geliefert, ist aber kostspielig an und für sich, und wird durch die dabei nothwendig werdenden sehr kostbaren Apparate um so weniger in allgemeineren Gebrauch kommen. Das zweite Material hat sich weniger gut bewährt, während das dritte dem ersten nicht nachzustehen scheint und einen ungleich geringeren Kostenaufwand erfordert. Um Hölzer mit diesen Stoffen zu imprägniren, bedarf es zunächst der Auflösung der Metallsalze in Wasser, welche man nach dem Verfahren von Boucherie direct durch einfache Vorrichtungen mittelst hydrostatischen Drucks in die Poren des Holzes treiben könnte. Allein die Procedur, so wenig kostspielig sie auch seyn mag, hat mancherlei Unbequemlichkeiten und den großen Nachtheil, daß das Durchdringen höchst unvollständig, folglich auch der Zweck nicht in dem Maaße erreicht wird, wie es wünschenswerth und auf andere Weise möglich ist. Wie die Industrie dem Eisenbahnwesen so manchen Fortschritt verdankt, so hat sie gewiß auch daraus einen großen Vortheil zu ziehen, daß die Eisenbahnverwaltungen jetzt ernstlich bemüht sind, überall gegen das schnelle Verfaulen der Bahnschwellen Mittel anzuwenden, welche für andere Zwecke oft von noch besserem Erfolg seyn können. Auch die hiesige Eisenbahnverwaltung steht im Begriff, alle noch zum Verbrauch kommenden Bahnschwellen zu präpariren, damit solche eine längere Dauer erhalten, als die nicht präparirten, welche in der verderblichen Lage an der Oberfläche der Erbe 10 bis höchstens 11 Jahre ausdauern sollen, falls sie von Eichenholz sind, während andere Hölzer in ungleich geringerer Zeit durch Fäulniß abgängig werden. Die Art und Weise, wie auf hiesigem Bahnhofe die Schwellen bereits präparirt werden, ist folgende: In einen waagrecht liegenden eisernen Kessel von 6 Fuß Durchmesser und etwa 34 Fuß Länge werden die zu präparirenden Hölzer eingebracht und luftdicht eingeschlossen. Aus einem gewöhnlichen Dampfkessel wird durch ein Rohr Wasserdampf in den mit Holz gefüllten Kessel geleitet, und so das Holz gedämpft und gelaugt; nach einigen Stunden, wo das Holz von der Wärme möglichst durchdrungen ist, wird durch eine kleine Dampfmaschine eine Luftpumpe in Bewegung gesetzt, und damit so viel als möglich in jenem großen Kessel ein luftleerer Raum erzeugt, was zur Folge hat, daß die in dem Holze befindliche Feuchtigkeit sich in Dämpfe verwandelt und aus den Poren entfernt wird, also auch das Vacuum im Holze selbst herstellt. Ist dieser Zustand so gut als thunlich erreicht, so wird der Hahn in einem Rohre geöffnet, durch welches aus einem nebenstehenden Behälter die zum Präpariren bestimmte Flüssigkeit in den großen Kessel dringen kann. So wie durch den äußeren Luftdruck die erwähnte Flüssigkeit in den Kessel tritt und die Zwischenräume zwischen den Holzstücken ausfüllt, dringt sie auch in die leeren Poren des Holzes selbst ein, was dadurch noch vollständiger erreicht wird, daß mittelst einer Druckpumpe schließlich ein Druck von 8 Atmosphären hervorgebracht und mehrere Stunden unterhalten wird. Nachdem diese Operationen, die einen Tag Zeit erfordern, beendet sind, wird die überflüssige Flüssigkeit abgelassen, der Kessel geöffnet und die Hölzer daraus entfernt, dann eine neue Füllung vorgenommen. Die Flüssigkeit besteht aus dem bereits oben erwähnten Chlorzink, mit Wasser verdünnt, und kostet die Arbeit und das zugehörige Material per Kubikfuß präparirten Holzes etwa 1 3/4 Ggr., indeß ohne Zurechnung der Zinsen für den allerdings ziemlich kostspieligen Apparat. Die Resultate, welche von dem so zubereiteten Holze vorliegen, sind, wenn gleich der Zeit nach noch nicht sehr viel beweisend, für einzelne Versuche auffallend günstig und jenen Aufwand offenbar belohnend. Man hat verschiedene Hölzer, als Eichen-, Buchen-, Erlen- und Lindenholz, in je zwei Stücke zerschnitten, die eine Hälfte mit Chlorzink auf vorbeschriebene Art präparirt, die andere Hälfte im natürlichen Zustande gelassen, und beide Theile zusammen denselben zerstörenden Einflüssen ausgesetzt. In faulenden Kloaken waren sämmtliche rohe Hölzer mehr oder minder nach einigen Monaten zerstört, dagegen die präparirten Stücke vollkommen gesund erhalten. Dasselbe Holz unter den heißen Zonen ins Meer gehängt, waren die unpräparirten Hölzer wie Schwamm von Seegewürmen durchlöchert, während an den präparirten Hölzern allerdings einzelne kleine, kaum bemerkbare Versuche, solches zu zerfressen, sichtbar waren, sonst aber keine Zerstörung vorkam. Tannene Stangen, zum elektrischenelekrischen Telegraphen präparirt, und ohne weitere Vorsichtsmaßregeln in die Erbe gegraben, zeigen sich jetzt nach sechs Jahren überall als vollkommen gesund und nicht im mindesten angegriffen, während unpräparirte ähnliche Stangen nach Verlauf genannter Zeit dicht über der Erbe abgefault sind. Eisenbahnschwellen von Eichen-, Buchen- und Pappelholz sind nach einem Gebrauch von vier Jahren sämmtlich vollkommen gesund, als wären sie eben vom Baume geschnitten; während daneben liegende unpräparirte Eichenschwellen stark verfault sich zeigen. Wenn man bedenkt, wie namentlich Buchenholz, auf feuchtem Erdboden niedergelegt, in wenig Monaten total zerstört wird, so werden obige Thatsachen zu günstigen Folgerungen berechtigen. Das zu präparirende Holz muß möglichst frisch seyn, weil es dann am leichtesten von der Flüssigkeit durchdrungen wird, und da es den Proceß des Dämpfens durchmacht, so wird es nach der Operation bald zu jeglichem Gebrauche, wie älteres Holz, verwendet werden können. Bei den oben erwähnten Verwendungen des präparirten Holzes ist noch ein Punkt zu beachten, welcher auf die Dauer nicht ohne Einfluß bleiben kann, nämlich der, daß das Holz in Lagen sich befindet, wo durch Wasser, sey es auch nur als Regen, das im Holze fest gewordene Metallsalz nach und nach aufgelöst und ausgelaugt wird; ist endlich der schützende Stoff entfernt, so erhält vielleicht das Holz seinen Zustand wieder, und der Vorgang wird der gewöhnliche seyn. Dieser Umstand berechtigt zu der Annahme, daß Hölzer in trockener Lage mit jenem Stoffe geschwängert, fast unvergänglich seyn müssen, und daß es zu empfehlen seyn dürfte, beim Häuserbau diese Zubereitung der Hölzer in Anwendung zu bringen. Es ist höchst wahrscheinlich, daß der in manchen Häusern so verderblich wirkende Schwamm durch jenes Mittel gänzlich verbannt und Hölzer benutzt werden können, deren man sich bis jetzt nicht bedienen durfte, wozu namentlich das sonst so schlank gewachsene kräftige Buchenholz zu rechnen, welches sich besonders fähig zeigt das Chlorzink aufzunehmen. Die Wichtigkeit dieses Gegenstandes sowohl für Gewerbe und Industrie, wie für den Forsthaushalt, ist von allen Seiten größter Aufmerksamkeit werth; und wenn wegen der bedeutenden Kosten, welche die Herstellung und Einrichtung eines zugehörigen Apparats erfordert, es unwahrscheinlich ist, daß das Präpariren der Hölzer in die Hände der Privat-Industrie gelange, und so dessen allgemeinere Verbreitung bewerkstelligt werde, so wird der Wunsch nicht unbillig seyn, daß, wenn später die im Lande für Eisenbahnzwecke vertheilten Apparate nicht mehr genügende Beschäftigung haben, regierungsseitig die Benutzung derselben für Privatzwecke gestattet werden möchte.