Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 122, Jahrgang 1851, Nr. , S. 431
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Miscellen. Miscellen. Neue Tender-Locomotive, construirt von Edmund Heusinger von Waldegg. Der Maschinenmeister der Taunuseisenbahn, Herausgeber des Organs für die Fortschritte des Eisenbahnwesens in technischer Beziehung (Wiesbaden bei C. W. Kreidel), gibt im 4. Heft des Jahrgangs 1851 dieser Zeitschrift die Beschreibung einer von ihm eigenthümlich construirten und auf seine Rechnung ausgeführten kleinen Locomotive, welche er zur Probe auf der Taunusbahn in Gang setzte. Wir theilen diese Beschreibung in Folgendem mit: „Wie bei der Sharp'schen im 5. Bande des Organs beschriebenen Tendermaschine, ist der sonst übliche besondere Tender ganz beseitigt, indem das Wasserreservoir unter dem Kessel der Maschine sich befindet und der Kohlenbehälter unmittelbar hinter dem Standort des Locomotivführers, sowie die Bremse zur Seite desselben an den Triebrädern angebracht ist. Durch diese Anordnung ist die Maschine wesentlich vereinfacht, und erlangt durch den tiefer liegenden Schwerpunkt einen bei weitem ruhigern Gang, alsdann wird auch die bisherige todte Last des Tenders, die gezogen werden mußte und die Zugkraft von ein Paar Wagen in Anspruch nahm, zur Nutzlast, indem sie zur Belastung der Triebräder dient, ebenso wird auch der Luftwiderstand dadurch bedeutend vermindert. Der Kessel besteht aus zwei horizontalen, über einander liegenden Cylindern, wovon der obere bloß Dampfraum ist und zwei zierliche Schornsteine vorn und hinten trägt; der untere Dampfentwicklungs-Kessel ist ganz mit Heizröhren gefüllt. Die Flamme durchzieht diese und geht nochmals durch den obern Kessel zurück, um vollständiger benutzt zu werden und den Dampf trockner und wirksamer zur Verwendung zu bringen; dabei ist die gewählte cylindrische Form für alle Kesseltheile, sowie die eigenthümliche Zusammensetzung der Feuerbüchse unzweifelhaft solider als die bisherige. Die Triebräder liegen hinter der Feuerbüchse und die Cylinder in der Mitte außerhalb des Rahmens; um die Abkühlung des einströmenden Dampfes in die Cylinder zu verhindern, ist die Dampfeingangsröhre von der Ausgangsröhre umgeben. Die Steuerung ist ganz originell und bereits patentirt; sie ist eine veränderliche Expansionssteuerung mit einem Schieber, aber ohne excentrische Scheiben, und die Expansion fast so vollkommen, als mit doppelten Schiebern nur möglich ist. Da man ohne Zeichnungen sich kein klares Bild von dieser Steuerung wird machen können, will ich die genauere Beschreibung derselben noch so lange unterlassen, bis ich die Abbildungen liefern kann, und nur noch bemerken, daß die ganze Steuerung, nebst den Pumpen, außerhalb des Rahmens und der Räder angebracht sind, so daß man zu allen Theilen sehr bequem zukommen und dieselben, selbst während der Fahrt, genau beobachten kann. Da diese Maschine nurnnr ein Gewicht von 146 Cntr. hat, so waren vier Räder als Stützpunkte ausreichend, und da diese beiden Räderpaare in einer Entfernung von nur 8 Fuß 4 Zoll engl. stehen, ist dadurch die Möglichkeit gegeben mit dieser Maschine die stärksten auf Eisenbahnen vorkommenden Curven, ohne bewegliches Gestell, mit Leichtigkeit zu befahren; sie bietet übrigens dieselbe Sicherheit, wie eine sechsräderige Maschine, indem zwischen den vier Trag-, resp. Triebrädern in der Mitte noch ein drittes kleines Räderpaar, aber frei von den Schienen, aufgehängt ist, auf das sich die Maschine stützt, sobald ein Unfall an einem der andern Räder und Achsen vorkommen sollte. Alsdann ist meine Maschine, sowohl am hintern wie vordern Ende, mit Bahnräumern, Buffern, Zughaken und Signallaternen versehen, und kann mit derselben Sicherheit rückwärts wie vorwärts gefahren werden, weßhalb das Drehen der Maschine ganz überflüssig erscheint und die kostspieligen Drehscheiben bei neuen Bahnanlagen entbehrlich werden. Ich beabsichtigte Anfangs dieses Maschinchen auf die Londoner Industrie-Ausstellung zu bringen, bin aber leider nicht rechtzeitig damit fertig geworden; alle Theile sind indeß auf das Sorgfältigste und Solideste ausgearbeitet, und bin ich überzeugt, daß ich mich dieser Arbeit nicht hätte dort zu schämen brauchen. Sie ist zwar nur als Modell gebaut, um das neue System zu erproben, jedoch so groß, daß sie zum Dienste auf allen Bahnen von der gewöhnlichen Spurweite verwendbar ist und vier bis fünf belastete Wagen mit der gewöhnlichen Geschwindigkeit fortschafft. Demnach ist sie für kleine Local- und Zweigbahnen besonders vortheilhaft, wobei sehr häufig zur Fortschaffung von nur drei bis vier Wagen große Maschinen, mit besondern Tendern, verwendet werden, und sowohl die ersten Anschaffungs- als Betriebskosten fast um das Dreifache höher, als bei meiner Locomotive zu stehen kommen. Außerdem eignet sich dieselbe auch für größere Bahnstrecken zur Inspicirung der Bahnlinie und zum Postdienst, zu welchem Zweck auch noch sechs bequeme Sitzplätze und davor eine Gallerie an beiden Seiten des Rahmens, sowie geräumige verschließbare Kasten zur Aufnahme von Briefschaften und Werkzeugen angebracht sind. Ferner lasse ich im Augenblick noch für das öfters vorkommende unerwartete Anordnen von kleinen Extrazügen eine entsprechende Einrichtung treffen, indem ich eine metallene Schlauchverbindung mit Kugelgelenken anfertigen lasse, durch welche der Dampfkessel der kleinen Maschine mit demjenigen einer im Dienste befindlichen größern Maschine in Verbindung gesetzt werden kann, und unbeschadet der Dienstfähigkeit dieser letztern soviel heißes Wasser und Dampf in die kleine Maschine übergelassen werden kann, daß bei gleichzeitigem Anheizen in dem Zeitraum von einer Viertelstunde die Maschine zur Fortschaffung des kleinen Extrazüges mit dem nöthigen Dampf versehen und vollständig zur Fahrt ausgerüstet seyn wird. Berücksichtigt man ferner, daß bei Anwendung so leichter und compendiöser Locomotiven auch leichtere Schienen verwendet und eine Menge anderer Betriebseinrichtungen der Bahnen leichter und einfacher hergestellt werden können, wonach sich die Kosten des Bahnbaues von Nebenlinien bedeutend billiger als früher belaufen werden, so kann es nicht fehlen, daß das neue System bald Aufnahme finden und eine Menge Zweigbahnen hervorrufen wird, an die man bisher, wegen zu großer Kostspieligkeit der Anlage und des Betriebes, nicht denken konnte. Dadurch werden auch kleinere, bisher vom belebenden Verkehr ausgeschlossene Städte in das Eisenbahnnetz aufgenommen und die Eisenbahnen erst allgemein nutzenbringend. Ebenso können durch die Einführung dieser leichtern und um die Hälfte billigern Locomotiven die meisten unserer bestehenden kleinen Bahnen, deren Betriebskosten zu ihrer Frequenz bisher in gar keinem Verhältniß standen und die fast sämmtlich nicht rentiren, bessere Geschäfte machen“ (Eisenbahn-Zeitung, 1851, Nr. 50.) Ueber Muschel-Cameen. Die Fabrication der Cameen der Muscheln nimmt in bedeutendem Maße zu, so wie diese Nachahmung der ächten Cameen beliebter wird. Mehrere Muschelarten bieten die erforderliche Farbenverschiedenheit dar, und sind einerseits weich genug, um leicht bearbeitet werden zu können, und andererseits hart genug, um der Abnutzung zu widerstehen. Die Muscheln sind von den fleischfressenden Einschaligen, welche aus drei, oft verschiedenfarbigen Schichten bestehen; am besten scheinen sich hierzu zu eignen: das Stiermaul (Bulls mouth), der schwarze Seehelm, der gehörnte Seehelm und die Königsmuschel; die beiden ersten sind die besten. – Vor 40 Jahren beschränkte sich, nach einer Mittheilung des Herrn Gray in der Society of arts, die Kunst der Verfertigung dieser Cameen auf Rom, vor 20 Jahren noch auf Italien; seitdem sing aber ein Italiener an sie in Paris zu machen, wo jetzt 300 Arbeiter durch diesen Industriezweig beschäftigt sind. Die Anzahl der Muscheln, welche vor 30 Jahren jährlich verwendet wurde, betrug nur etwa 300, die alle von England kamen; eine Muschel kostete in Rom 30 Shilling. Im Jahre 1846 war der Bedarf derselben in Paris folgender: Stiermaul.   80,000 Stück schwarzer Seehelm      8000    „ gehörnter Seehelm        500    „ Königinmuschel   12,000    „ ––––––––––––– 100,500 Stück, die im Durchschnitt eine Summe von 8000 Pfd. St. betragen. Der Durchschnittspreis der in Paris verfertigten großen Cameen ist 6 Fr. pro Stück, was 32,000 Pfd. St. beträgt; die kleinen betragen 8000 Pfd. St. In England befassen sich nur 6 Personen mit diesem Handelszweig. – Bei Anfertigung der Cameen werden aus der Muschel zuerst die passenden Stücke herausgesägt, wobei man den Schnitt stets naß erhält, dann die unreine Kruste theils durch Schleifen, theils durch Feilen und meißelartige Instrumente entfernt und die Flächen geebnet. Es liegt ein großer Vortheil in der Auswahl der Stelle in der Muschel, damit man nicht allein die nöthigen farbigen Schichten erhalte, sondern auch nicht zu viel in den Abgang verschneide. Die so bereitete Platte wird nun auf einen Kittstock befestigt und mit Bolz-, Flach- und anderen Sticheln, wie sie der Petschirstecher braucht, gravirt, theils auch mit Schneiderädchen geschnitten und zuletzt mit Bimsstein und anderen Polirmitteln bis zum höchsten Glanz geschliffen. Auch läßt sich in manchen Fällen das Aetzen mit Säure anwenden, welche den kohlensauren Kalk auslöst, das Fasergewebe aber unangegriffen läßt, welches hierauf leicht entfernt werden kann. Je kunstentsprechender Zeichnung und Vollendung ist, desto theurer wird die Camee bezahlt; gemeiniglich dienen Antiken zu Vorbildern. Eine Färbung des Grundes oder des Reliefs ist nicht gut möglich, weil jedes ätzende Mittel die Textur angreift; sie würde auch den Werth der Camee selbst herabsetzen. (Mittheilungen des Nassauer Gewerbvereins, 1851, Nr. 3.) Notiz über das Elfenbeinpapier. Was unter dem Namen Ivory-Papers aus England kommt, ist nichts als eine sehr glatte, aus mehrern Velinpapierbogen mit Stärkekleister zusammengeklebte Pappe ohne Gypsüberzug, nicht wesentlich verschieden von dem ebenfalls im Handel vorkommenden Isabeypapier oder Bristolpapier. Einsle in London hat indeß eine Methode angegeben, um zum Ersatz des Elfenbeins für Miniaturmaler Papier zu bereiten, welches vermöge eines sehr feinen und glatten Gypsüberzugs eine wirklich elfenbeinähnliche Oberfläche hat, und die Vorzüge besitzt, daß die Farben sehr leicht darauf haften, sich fast noch besser als vom Elfenbein wegwaschen lassen; daß es sogar einige Male das Abschaben der Farben mit der Messerspitze an derselben Stelle unter Anwendung gehöriger Vorsicht verträgt und mit der Zeit nicht gelb wird. Seine Verfertigung (die jedoch nach einer neuen Notiz nicht überall gehörig geglückt ist) geschieht, wie folgt: Man läßt 1/4 Wien. Pfund Pergamentschnitzel mit 1 1/2 Wien. Maaß Wasser 4 bis 5 Stunden in einer Pfanne unter bisweiligem Ersatz des verdunstenden Wassers langsam kochen und seiht die Abkochung durch Leinwand. Der so erhaltene Leim heiße Nr. 1. Der im Seihetuche gebliebene Rückstand wird mit der nämlichen Wassermenge und eben so lange als das erste Mal ausgekocht, wodurch man einen schwächern Leim Nr. 2 erhält. Man benetzt nun 3 Bogen Velinzeichenpapier (Ausschuß kann eben so gut dazu dieuen, als gute Bogen) auf beiden Seiten mit einem in Wasser getauchten Schwamme, klebt sie mittelst des Leims Nr. 3. auf einander, breitet sie, noch feucht, auf einem glatten Tische aus, legt eine Schieferschreibtafel von etwas geringerer Größe darauf, leimt die Ränder des Papiers, welche man umbiegt, auf der Hinterseite der Tafel fest, und läßt das Ganze sehr langsam trocknen, wobei die Porosität des Schiefers die Verdunstung der Feuchtigkeit gestattet und das Verziehen des Papiers gehindert ist. Drei andere Bogen Zeichenpapier werden ferner auf die angegebene Weise benetzt, nach einander über die erstern geleimt, und nach dem Umfange der Schiefertafel mit einem Federmesser beschnitten. Nach vollkommnem Trocknen ebnet man die Oberfläche durch Reiben mit Sand- oder Glaspapier (d. i. Schreibpapier welches mit Leimwasser bestrichen und dann mit feinem gesiebtem Sande oder mit Glaspulver bestreut ist), in welches man ein kleines Stück einer Schieferplatte eingewickelt hat, klebt noch einen Papierbogen darauf, welcher aber sehr glatt, völlig frei von Runzeln, Knoten und Löchern seyn muß, und glättet auch diesen auf die vorige Art, doch mit sehr feinem Glaspapier. Man läßt nun 5/16 Maaß des Leims Nr. 1. in mäßiger Wärme zergehen, setzt ihm 3 Eßlöffel voll fein gemahlenen, gesiebten Gypses zu und breitet diese Mischung schnell und gleichförmig mittelst eines weichen, feucht gemachten Schwammes über die Oberfläche des Papiers aus. Nach dem Trocknen wird dieser Gypsaufguß durch Reiben mit feinem Papiere geglättet; zuletzt aber gibt man ihm noch einen Firniß, welcher aus 4 Theilen des Leims Nr 1 und 3 Theilen Wasser mit Hülfe gelinder Wärme bereitet wird. Diese Flüssigkeit wird etwas abgekühlt, dreimal nach einander aufgeschüttet und mittelst eines feuchten Schwammes verbreitet, wobei man Sorge tragen muß, jeden Anstrich erst völlig abtrocknen zu lassen bevor man einen neuen gibt. Endlich überfährt man noch die Oberfläche mit sehr feinem Papier und schneidet das Ganze von der Schiefertafel los. Die so erzeugte Gypsdecke ist vollkommen weiß. Zinkoxyd dem Gypse (ungefähr zuzn gleichen Theilen) beigemischt, erzeugt eine etwas gelbliche, der des Elfenbeins vollkommen ähnliche Farbe. (A. d. Leipz. polyt. Centralhalle Nr. 15. S. 238.) Backprobe. Es wird allgemein angenommen, daß 3 Pfd. Mehl 4 Pfd. Brod geben. Dieses ist aber nicht unter allen Umständen wahr. Mehl von schwerem Getreide gibt mehr Brod als solches von leichtem, altes mehr als neues. Man erhält weniger Brod, wenn man bei dem Einmengen des Wassers zu warmen oder alten Sauerteig nimmt. Bei kleinen Broden von 1/2 bis 1 Pfd. Schwere gehen bei dem Ausbacken 3–6 Loth verloren, bei größeren kaum 2–2 1/2 Loth auf das Pfund. Das Verhältniß des Teiges zum Brode ist folgendes: Es werden erfordert zu 1 Pfd. Brod 1 Pfd. 10 Loth Teig  „  2   „    „    2   „ 14    „       „  „  3   „    „    3   „ 18    „       „  „  4   „    „    4   „ 20    „       „  „  5   „    „    5   „ 24    „       „ Frisch aus dem Ofen kommendes Brod wiegt schwerer, als wenn dieß einige Stunden gelegen hat. Gesalzenes Brod verliert weniger an Gewicht als ungesalzenes Brod, von festem Teig weniger als von lockerem. Weizen und Roggen geben nach Abzug der Kleie, des Milters und des Verstäubens, zu kleiner Waare verbacken, so viel Brod als das Getreide wiegt, zu großen Broden verbacken auf 20 Pfd. ein Pfund mehr. (Leuchs' polytechnische Zeitung.) Quantitative Bestimmung des Eisens mittelst einer Probeflüssigkeit. Penny (Report of the twentieth meeting of the British Association, London 1851) schlägt zur Bestimmung des Eisens in Eisenerzen u.s.w. folgendes Verfahren vor, welches sich auf das von Margueritte zuerst benutzte Princip (polytechn. Journal Bd. C. S. 380) gründet, in der Ausführung aber Vorzüge vor der von Margueritte angewandten Methode zu besitzen scheint. Statt des übermangansauren Kalis wendet er doppelt-chromsaures Kali an. Die titrirte Flüssigkeit wird bereitet, indem man in ein gewöhnliches Alkalimeter 44,4 Gram. doppelt-chromsaures Kali bringt, und dieses in so viel Wasser löst, daß das Alkalimeter bis 0 gefüllt wird. 100 Gram. Eisenerz werden in Salzsäure gelöst, das Eisenoxyd wird durch eine hinreichende Menge von schwefligsaurem Natron zu Oxydul reducirt, der Ueberschuß von schwefliger Säure durch Sieden ausgetrieben und dann die titrirte Flüssigkeit zugegossen, bis die Lösung mit rothem Blutlaugensalz keinen blauen Niederschlag mehr gibt. Die Anzahl von Theilungen des Alkalimeters, deren Inhalt verbraucht worden ist, dividirt durch 2, gibt die Procente von metallischem Eisen im Erze. Bei Versuchen mit reinem metallischen Eisen und Eisenoxydul, um die einem gewissen Gewichte Eisen genau entsprechende Menge von doppelt-chromsaurem Kali zu finden, wurden im Mittel 88,7 des Salzes auf 100 Eisen erfordert. (Journal für praktische Chemie, 1851, Nr. 18.) Ueber die Verflüchtigung der Phosphorsäure beim Abdampfen saurer Auflösungen; von J. B. Bunce. Prof. H. Rose hat zuerst die Beobachtung gemacht, daß die Phosphorsäure sich mit dem Wasserdampf verflüchtigt, wenn man sie als saure Auflösung abdampft. Die folgenden Versuche hatten den Zweck, den Verlust zu bestimmen, welcher bei Analysen in Folge dieser Flüchtigkeit stattfinden kann. Dazu wurden 0,544 Gramme phosphorsaures Natron in 4 Unzen Wasser aufgelöst, dann Salzsäure zugesetzt, und das Ganze in einem Wasserbad zur Trockne abgedampft, worauf man den Rückstand noch gelinde erhitzte, um alle überschüssige Salzsäure auszutreiben. Der Rückstand wurde hierauf mit starker Schwefelsäure behandelt und einige Stunden stehen gelassen, um das pyrophosphorsaure Natron in das gewöhnliche drittel-phosphorsaure Salz zu verwandeln. Dann verdünnte man ihn sorgfältig, neutralisirte mit Ammoniak und fällte die Lösung als phosphorsaure Ammoniak-Bittererde; das Gewicht dieses Salzes nach dem Glühen war 0,070 Gramme, gleich 0,045 Phosphorsäure. Der Verlust an Phosphorsäure betrug bei diesem Versuche also 58,6 Procent. Nun wurden 0,2 Gramme phosphorsaure Ammoniak-Bittererde in Salzsäure aufgelöst, auf beiläufig vier Unzenmaaße verdünnt und dann das Ganze wie vorher abgedampft; nach dem Fällen und Glühen wog der Rückstand 0,1316 Gram., entsprechend 41,69 Proc. Phosphorsäure. Der Gehalt der phosphorsauren Ammoniak-Bittererde an Phosphorsäure, durch Glühen bestimmt, war 48,37 Procent. Folglich betrug der Verlust an Phosphorsäure 6,67 Procent. Ein anderer Versuch wurde in derselben Weise ausgeführt, mit der Ausnahme, daß die pyrophosphorsaure Bittererde durch Schmelzen mit kohlensaurem Natron in drittel-phosphorsaures Salz verwandelt wurde; man erhielt 8,35 Proc. als Verlust. Wenn die Auflösung mit Schwefelsäure anstatt Salzsäure angesäuert wurde, war der Verlust an Phosphorsäure größer, wahrscheinlich wegen der höheren Temperatur, welche zum Verflüchtigen der Schwefelsäure angewandt werden mußte. Die Salpetersäure verhielt sich der Salzsäure ähnlich. – Phosphorsaures Natron wurde durch dreimaliges Abdampfen mit Schwefelsäure und Wasser vollständig in schwefelsaures Natron umgewandelt. Die Phosphate von Thonerde, Eisen, Kalk und Bittererde wurden selbst durch zwölfmal wiederholtes Abdampfen nicht vollständig in schwefelsaure Salze umgeändert. – Mit den Weingeistdämpfen scheint sich die Phosphorsäure nicht besser zu verflüchtigen als mit den Wasserdämpfen. Diese Versuche zeigen, daß die gewöhnlichen Methoden nicht zum Analysiren solcher phosphorsauren Salze anwendbar sind, welche mit Beihülfe der Wärme in Säure aufgelöst werden müssen. Bei dem gewöhnlichen Abdampfen, um die Kieselerde abzuscheiden und unauflöslich zu machen, entsteht ein beträchtlicher Verlust an Phosphorsäure. Wahrscheinlich ist daher der Gehalt an Phosphorsäure in Aschen etc. bei vielen Analysen zu niedrig gefunden worden, und ein großer Theil derselben dürfte in dieser Hinsicht als werthlos zu betrachten seyn. (Silliman's Journal, Mai 1851, S. 405.) Untersuchung fetter, nicht trocknender Oele auf ihre etwaige Verfälschung mit trocknenden Oelen; von A. Wimmer. Alle fetten Oele lassen sich zunächst als ein Gemenge von mehreren einfachen Fettarten ansehen, von welchen die in den Oelen häufigst vorkommenden das Stearin, Margarin. Oleïn und Olin sind. Die verschiedenen quantitativen Verhältnisse dieser Fette bedingen die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Oele. Manche fette Oele verdicken sich wenn sie lange der Luft ausgesetzt bleiben, werden schmierig und klebend, wie z.B. Mandelöl, Olivenöl. Rapsöl etc., – andere hingegen trocknen unter gleichen Umständen zu festen, zähen Massen, und in dünner Schicht aufgestrichen, zu firnißartigen Ueberzügen ein, z.B. das Leinöl, Mohnöl, Hanföl. Man nennt deßwegen die ersteren nicht trocknende und letztere trocknende Oele. Der Grund dieser Eigenschaften liegt darin, daß erstere, nämlich die nicht trocknenden Oele, Olëin enthalten, welches aus der Luft unter Sauerstoffaufnahme und Kohlensäureabgabe sich verdickt, und somit das Ranzig- und Dickwerden dieser Oele verursacht. Letztere hingegen, die trocknenden Oele, enthalten kein Olëin, sondern eine andere Fettart, das Olin, welches an der Luft zu einer firnißartigen Masse eintrocknet, und so das Austrocknen dieser Oele bewirkt. Da es nun nicht selten vorkömmt, daß nicht trocknende Oele, z.B. Mandelöl, Olivenöl etc. mit billigern trocknenden Oelen, z.B. dem Mohnöle, verfälscht werden, so dürfte es nicht ohne Interesse seyn, ein Mittel kennen zu lernen, um eine derartige Verfälschung mit Bestimmtheit aufzufinden. – Dieses Mittel gibt uns die salpetrige Säure an die Hand. Die trocknenden Oele lassen sich nämlich von den nicht trocknenden unterscheiden, wenn man das zu prüfende Oel mit rother, rauchender Salpetersäure mischt, oder, was weit besser ist, wenn man salpetrige Säure in selbe hineinleitet. Die nicht trocknenden Oele erstarren nämlich dadurch nach kurzer Zeit, die trocknenden dagegen nicht, und zwar deßwegen, weil das darin enthaltene Olëin durch Einwirkung der salpetrigen Säure in krystallisirbares Elaidin übergeführt wird, während das Olin der trocknenden Oele kein Elaidin gibt. Ist also z.B. in dem zu untersuchenden Mandel- oder Olivenöle eine mehr oder minder große Quantität Mohnöl enthalten, so wird alles was Mandelöl oder Olivenöl war, zu einer krystallinischen Masse erstarren, während das Mohnöl in Tropfen obenauf schwimmen wird. Daß man auf diese Weise auch trocknende Oele auf eine Verfälschung mit nicht trocknenden Oelen untersuchen kann, wird wohl Jedermann einleuchten. Die Untersuchung selbst wird auf folgende Weise ausgeführt. In einen gewöhnlichen Glaskolben bringt man etwas Eisenfeilspäne oder eiserne Nägel und schüttet darauf etwas Scheidewasser, d. i. verdünnte Salpetersäure. Es wird sich dann ein rothgelber Dampf, die salpetrige Säure, entwickeln, welche man durch eine Gasleitungsröhre in das Glas leitet, worin sich das zu untersuchende Oel mit etwas Wasser befindet. Die Gasleitungsröhre muß so tief unter das Oel eingetaucht seyn, daß sie das unter dem Oele befindliche Wasser erreicht. Durch die Eisenfeilspäne wird nämlich der zugesetzten Salpetersäure Sauerstoff entzogen, wodurch diese in salpetrige Säure umgewandelt wird. Will die Gasentwicklung nicht rasch genug erfolgen, so braucht man bloß den Glaskolben allmählich zu erwärmen. Ich habe schon mehreremale Gelegenheit gehabt, mich von der Vortrefflichkeit dieser Untersuchungsmethode zu überzeugen, so daß ich mich verpflichtet fühle, dieselbe der allgemeinen Anwendung zu empfehlen. (Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, Decbr. 1851, S. 754. Ueber die Entdeckung des Schwefels, besonders in organischen Substanzen; von J. W. Bailey. Dr. Playfair empfiehlt das von ihm entdeckte Nitroprussidnatrium mit Recht als das empfindlichste Reagens auf Schwefelalkalien. Es ist aber klar, daß es sich nicht bloß als directes Reagens auf Schwefelalkalien, sondern auf als indirectes für Schwefel in irgend einer seiner Verbindungen anwenden läßt. Alle Substanzen, welche Schwefel enthalten, liefern nämlich ein Schwefelalkali, wenn man sie mit kohlensaurem Natron glüht, mit oder ohne Zusatz von Holzkohlenpulver, je nachdem eine Desoxydation erforderlich ist oder nicht. Wenn man die geschmolzene Masse auslaugt und die erhaltene Flüssigkeit mit einem Tropfen Nitroprussidnatrium versetzt, so wird sie eine schöne Purpurfarbe annehmen, wenn sie Schwefel enthält. Um in den kleinsten Theilchen von geronnenem Eiweiß. Horn, Federn, Senfsamen etc. einen Schwefelgehalt zu entdecken, schmilzt man sie vor dem Löthrohr auf Platinblech mit Soda; es gelang mir so die charakteristische Purpurfarbe zu erhalten, indem ich zu dieser Probe ein einziges Haar von kaum einem Zoll Länge anwandte. (Silliman's Journal, Mai 1851.) Man bereitet das Nitroprussidnatrium am leichtesten durch Zerlegung des Nitroprussidkupfers mit ätzendem Natron unter Vermeidung eines Ueberschusses des letztern. Man übergießt nämlich 2 Aeq. gepulvertes gelbes Blutlaugensalz auf einmal mit 5 Aeq. käuflicher Salpetersäure, die vorher mit dem gleichen Volum Wasser vermischt wurde. Das Blutlaugensalz löst sich mit kaffeebrauner Farbe unter Entwickelung gasförmiger Producte (Cyangas. Blausäure, Stickgas und Kohlensäure); die Lösung enthält Ferridcyankalium, Nitroprussidkalium und salpetersaures Kali. Sie wird im Wasserbade digerirt, bis Eisenoxydulsalze nicht mehr blau, sondern schieferfarbig gefällt werden. Beim Abkühlen schießt viel Salpeter und (bei weniger Salpetersäure) auch Oxamid an. Die Mutterlauge wird in der Kälte mit kohlensaurem Natron neutralisirt, zum Sieden erhitzt, der entstandene grüne oder braune Niederschlag abfiltrirt und die rothe Flüssigkeit mit Kupfervitriol gefällt; der Niederschlag wird ausgewaschen und mit (nicht überschüssigem) Aetznatron digerirt, dann das Filtrat zur Krystallisation verdampft. Das Nitroprussidnatrium bildet rubinrothe, dem Ferridcyankalium ähnliche Krystalle des rhombischen Systems. Die Redact.