Titel: Professor Page's elektromagnetische Kraftmaschine.
Fundstelle: Band 124, Jahrgang 1852, Nr. X., S. 19
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X. Professor Page's elektromagnetische Kraftmaschine. Aus dem Mechanics' Magazine, Jan. 1852, Nr. 1483. Mit Abbildungen auf Tab. I. Page's elektromagnetische Kraftmaschine. Professor Page's Kraftmaschine unterscheidet sich von allen seither erfundenen elektromagnetischen Maschinen, deren Wirkung durchgängig auf der anziehenden und abstoßenden Eigenschaft der Elektromagnete beruhte, sowohl hinsichtlich ihres PrincipsWir verweisen auf die bisherigen Mittheilungen über diese Maschine im polytechn. Journal Bd. CII S. 112, Bd. CXVIII S. 29, Bd. CXIX S. 430 und Bd. CXXI S. 105 und 314. A. d. Red. als auch ihrer Einrichtung und Wirksamkeit. Weiches Eisen braucht einige Zeit, um den Magnetismus der Spirale aufzunehmen, und eben so vergeht nach Oeffnung der Kette einige Zeit, bis es den inducirten Magnetismus verliert. Der letztere oder der secundäre Strom wirkt außerdem in einer Richtung, die derjenigen entgegengesetzt ist, nach welcher er eigentlich wirken sollte. Die Erwägung dieses Umstandes führte Hrn. Page zu dem Schluß, daß es nöthig sey, den Strom des Magnetes (den secundären Strom) stets mit dem zu bewegenden Gegenstande in gleicher Richtung wirken zu lassen, und daß der Magnet beständig magnetisch seyn müsse. Er bediente sich daher der in Fig. 22 dargestellten hohlen elektromagnetischen Spiralen. Das der Wirkung seiner Maschine zu Grunde liegende Princip ist die elektromagnetische Attraction durch intermittirende Magnetisirung einer Reihe hohler Elektromagnete, welche continuirlich auf einen in ihrem Inneren sich bewegenden Magnetkolben wirken, und zwar in der directen Linie der Bewegung, dieselbe mag horizontal, vertical oder kreisförmig (rotirend) seyn.Fig. 23 stellt die Vorrichtung zum Oeffnen und Schließen der Kette, welche mit der Steuerung der Dampfmaschine Aehnlichkeit hat, im senkrechten Längendurchschnitte dar. Die dunkeln Räume stellen ein System hohler Magnete vor, welche aus viereckigem um einen Kern gewundenen Kupferdraht gebildet sind. Jede Spirale enthält ungefähr 1500 Yards Draht; sie sind mit einer isolirenden Substanz überzogen. Nach Herausnahme des Kerns bilden diese Spiralen, an ein Gestell befestigt, einen aus einzelnen Abtheilungen zusammengesetzten Cylinder. Sie sind alle metallisch mit einander verbunden, jedoch so angeordnet und mit dem Schieber verbunden, daß nur drei Magnete (hohle Spiralen) auf einmal ihre Stromrichtung wechseln, und daß immer eine Spirale hinter ihnen unterbrochen wird, während der Strom beständig in der Richtung der Kolbenbewegung in die vor dem Kolben befindliche Spirale übergeht. Darin besteht eben die Eigenthümlichkeit dieser Maschine, daß ein fortwährender elektromagnetischer Zug in der Richtung des secundären Stromes des Eisenmagnetes stattfindet. Dieser Magnet ist nichts anderes als eine in der Achse der Spiralen angeordnete Eisenmasse A. Wenn die Spiralen in Thätigkeit sind, so bewegt sich diese Eisenmasse, ohne sie zu berühren, in ihrem Inneren. In der Maschine, welche Prof. Page in New-York öffentlich zeigte, befindet sich eine Anzahl verticaler Spiralen, und in ihrem Inneren eine 520 Pfd. schwere Eisenmasse. Wenn diese Spiralen mit der Batterie in Verbindung gebracht werden, so steigt die Eisenmasse mitten in den Spiralen in die Höhe; wird die Kette geöffnet, so sinkt sie herab. Mehrere Personen, welche sich auf eine oben an dieser Eisenstange angebrachte Platform stellten, wurden durch diese geheimnißvolle Kraft in die Höhe gehoben. Wir gehen nun an die nähere Beschreibung der Maschine. Die dunkeln Räume sind die hohlen Spiralen, welche in horizontaler Lage an ein geeignetes Gestell befestigt sind. A ist die schwere Eisenmasse oder der Kolben, welcher sich innerhalb der Spiralen frei bewegt und mit großer Kraft rückwärts und vorwärts angezogen wird. Eine Kolbenstange l überträgt diese Bewegung auf eine Kurbel, und setzt dadurch die mit einem Schwungrad K versehene Treibwelle in Rotation. An der einen Seite der Kolbenstange befindet sich ein Arm m, welcher die Steuerung (Vorrichtung zum Wechseln der Stromrichtung) bewegt. A′ und B′ sind die mit den Polen der Batterie in Verbindung stehenden Drähte; A′ ist der positive, B′ der negative Draht. Die Batteriedrähte werden mit Hülfe von Klemmschrauben an die kupfernen Stangen geschraubt, wovon die eine längs der Spiralen, die andere dicht an den Spiralen auf einer schmalen Platform des Maschinengestells läuft. d, d sind kleine Blöcke, welche durch die Drähte g, g mit den Spiralen verbunden sind und die Verbindungspunkte der Kette bilden, analog den Dampfcanälen einer Dampfmaschine. f ist der Schieber, welcher durch den Arm m bewegt wird. Derselbe ist mit zwei dünnen Kupferstreifen versehen, welche in der Mitte durch einen kleinen Zwischenraum von einander getrennt sind. Jeder Streifen ist mit zwei metallenen Federn e, e versehen, welche mit irgend einem der Kupferblöcke d, d, Fig. 23, in Verbindung stehen. Es sind übrigens jedesmal nur zwei dieser Federplatten e, e zugleich mit der Batterie in Verbindung, die einen z. B. für die Bewegung von A nach der linken Seite, die andern für seine Bewegung nach der rechten Seite. Die Drähte A1, B′, die Federn h, h, die Schieber e, e und die Drähte g, g bilden die galvanische Kette, welche die Spiralen magnetisch macht. Indem die Schieber rückwärts und vorwärts sich bewegen, tritt eine Spirale nach der andern in die Kette, wobei jedesmal hinter dem Schieber die Kette geöffnet, vor demselben aber geschlossen wird. i ist die Vorrichtung welche den Kolbenhub wechselt, indem sie den Strom von der einen Hälfte der Spiralen nach der andern wendet. Dieses geschieht mit Hülfe zweier an der Seite des Gestells befestigter Hervorragungen j, j. Der Theil i ist an einen Bolzen befestigt; wenn er nun an den einen Daumen j schlägt, so veranlaßt er das eine System der Schieber e, e die Kette zu schließen, und wenn er an den andern Daumen j schlägt, so dreht er sich um seinen eigenen Bolzen, und kommt mit dem Kupferstreifen in Berührung, welcher an die andern Schieber e, e befestigt ist. Es befinden sich demnach, wie auch aus Fig. 23 zu entnehmen ist, stets drei Spiralen auf einmal in der Kette. Wenn aber ein Kolbenhub zu Ende ist, so wendet der Theil i von der einen Hälfte der Spiralen nach der andern, wobei er auf das entgegengesetzte Ende von A1 wirkt, indem die drei mittleren Spiralen zuerst in die Kette eintreten und so eine nach der andern, während der Kolben sich vorwärts bewegt. Auf diese Weise liefert die Maschine einen Hub von beliebiger Länge, was bei den seitherigen Motoren nie der Fall war. Wenn der gewöhnliche Elektromagnet z. B. 1000 Pfd. auf eine Entfernung von 1 Zoll anzieht, so zieht er auf eine Entfernung von 2 Zollen nur 32 Pfd. an, d. h. seine Kraft nimmt im quadratischen Verhältniß ab, wenn die Entfernung im einfachen Verhältniß wächst. Bei der in Rede stehenden Maschine dagegen bewegt sich der Kolben stets im magnetischen Aequator, welcher in der Mitte der hohlen Spiralen liegt. Der Unterschied zwischen der scharfsinnigen (im polytechn. Journal Bd. CXIII S. 425) beschriebenen elektromagnetischen Rotationsmaschine des Hrn. Hjorth und derjenigen des Hrn. Page ist sehr bedeutend. Der Kolben a der letzteren, eine bewegliche magnetisirte Stange, gleicht im wahren Sinne des Wortes dem Kolben einer Dampfmaschine, nur daß die Packung und der Cylinderdeckel fehlt. Jhre Kraft ist im Verhältniß zur Größe der Batterie sehr groß. Mit der Vergrößerung der Batterie wächst, wie versichert wird, ihre Kraft in gleichem, wo nicht größerem Verhältniß. Sie unterscheidet sich demnach sehr vortheilhaft von andern elektromagnetischen Maschinen, deren Resultate immer zu der Größe der Batterien in einem Mißverhältniß stehen. Die freie Länge des Kolbenhubes, welche diese Maschine gestattet, ist gleichfalls eine neue und wichtige Eigenschaft, ebenso ist das Oeffnen und Schließen der Kette in einer Entfernung von dem magnetischen Pol oder der Stange a von großer Wichtigkeit, indem dadurch nur sehr schwache Funken entstehen. Die von einer Platte d zur andern sich bewegenden Federn e, e veranlassen eine continuirliche Reihe von Blitzen. Man darf nicht vergessen, daß die Vorrichtung i zum Wechseln der Kolbenbewegung beständig mit dem negativen Pol auf der inneren Seite in Contact ist, und nur auf der positiven Seite verschoben wird, um den Strom von dem einen Ende des Kolbens nach dem andern zu wenden und dadurch den entgegengesetzten Hub zu veranlassen.

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