Titel: Ueber eine neue Methode die beiden Arme chirurgischer Instrumente, wie Zangen, Scheren etc. mit einander zu verbinden; von den HHrn. Charrière, Vater und Sohn, in Paris.
Fundstelle: Band 124, Jahrgang 1852, Nr. LVIII., S. 264
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LVIII. Ueber eine neue Methode die beiden Arme chirurgischer Instrumente, wie Zangen, Scheren etc. mit einander zu verbinden; von den HHrn. Charrière, Vater und Sohn, in Paris. Aus den Comptes rendus, April 1852, Nr. 16. Charrière, über die Verbindung der beiden Arme chirurgischer Instrumente. An den bisherigen chirurgischen Scheren und ähnlichen Instrumenten finden sich zwei bedeutende Uebelstände: die Schraube nämlich, mittelst welcher die beiden Arme des Instrumentes verbunden sind, wird immer nach einigem Gebrauche lose und schraubt sich auf, so daß man, wenn man mit dem Instrumente noch schneiden will, gezwungen ist die beiden Hälften gegen einander zu drücken, um zu verhindern, daß der zu schneidende Gegenstand, wenn er dünn ist, wie z. B. ein feiner Seidenzeug, sich zwischen die Flächen der beiden Scherenarme hineinzieht, und um einer Verdrehung der beiden Arme vorzubeugen wenn der zu schneidende Gegenstand dick und voluminös ist. Um diesem Uebelstand abzuhelfen, vernietet man manchmal die Schraube, verdirbt aber letztere dadurch, und das Instrument ist bald unbrauchbar. Ein zweiter Uebelstand, der zwar unbedeutender als der erwähnte ist, bei den chirurgischen Instrumenten jedoch besonders in Betracht kommt, ist der, daß sie an der Stelle wo die Arme mit einander verbunden sind, nicht gereinigt oder geputzt werden können, so daß sie daselbst bald vom Roste angefressen werden, welcher die Klingen verdirbt und der leichten Beweglichkeit der Schere Eintrag thut. Diese beiden Uebelstände wurden von den HHrn. Charrière durch ein sehr einfaches Mittel beseitigt. Sie ersetzen die frühere Schraube durch einen Zapfen oder einen Stift, auf welchen ein Gewinde angeschnitten, und der viereckig in den einen Scherenarm eingenietet ist, wo derselbe auch noch durch eine aufgeschraubte Mutter festgehalten wird. Am anderen Scherenarme befindet sich ein länglicher Schlitz an der Stelle wo sich sonst die Versenkung zur Aufnahme des Schraubenkopfes befand, und dieser Schlitz hat eine solche Richtung, daß man die Zapfen nur dann durch den zweiten Scherenarm bringen oder die zusammengesetzte Schere aus einander nehmen kann, wenn die Schere so weit als möglich geöffnet ist. Da dieselbe weder beim gewerblichen Gebrauche, noch bei ihrer Anwendung in der Chirurgie so weit geöffnet werden kann, wenn sie noch schneiden soll, so sieht man, daß die beiden Arme oben so gut vereinigt bleiben wie bei der früheren Vereinigungsmethode. Nur wenn man die beiden Arme aus einander nehmen will, öffnet man die Schere so weit, daß man den Zapfen durch den Schlitz bringen kann. Das Zerlegen der Schere hat den Hauptvortheil, daß man die beiden Arme an der Vereinigungsstelle vollkommen reinigen, und leicht mit Klauenfett einschmieren kann, welches mit dem Oele nicht die Unannehmlichkeit theilt, zu vertrocknen und zähe zu werden, und dann das Instrument schwerer gehend zu machen. Der größte Vorzug der neuen Anordnung besteht darin, daß sich die Klingen des Instrumentes nicht von einander entfernen können, es müßte sich denn der Zapfen und Schlitz abgenutzt haben, was erst nach sehr langem Gebrauche möglich ist. Sollte jedoch wirklich nach einigen Jahren merkliche Abnützung stattgefunden haben, so ist auch die Reparatur sehr leicht zu bewerkstelligen. Da nämlich der Zapfen, welcher den beweglichen Scherenarm hält, eingenietet ist, wie schon oben bemerkt wurde, so bringt es keinen Nachtheil, die Niete durch einige Hammerschläge fester anzuziehen, was man, wenn die Verbindung durch eine Schraube hergestellt ist, nicht thun kann, ohne diese zu verderben.