Titel: Ueber künstliche Fruchtessenzen; von Prof. Dr. Fehling.
Fundstelle: Band 124, Jahrgang 1852, Nr. CVII., S. 453
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CVII. Ueber künstliche Fruchtessenzen; von Prof. Dr. Fehling. Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1852, Nr. 23. (Schluß von S. 215 in diesem Bande des polytechn. Journals.) Fehling, über künstliche Fruchtessenzen. 3. Aepfelöl. Das Aepfelöl ist eine weingeistige Lösung von valeriansaurem Amyloxyd. Man erhält diese Verbindung als Nebenproduct, wenn man, zur Darstellung von Valeriansaure, Fuselöl mit rothem chromsaurem Kali und Schwefelsäure destillirt. Die auf dem Destillat schwimmende leichtere Flüssigkeit enthält baldriansaures Amyloxyd, aber zugleich auch andere Flüssigkeiten, namentlich Aldehyd, die dem Product einen weniger angenehmen Geruch und Geschmack geben. Es ist daher zweckmäßig, reines valeriansaures Amyloxyd darzustellen. Zur Darstellung der Valeriansaure wird 1 Theil Fuselöl(s. S. 215) nach und nach mit 3 Theilen Schwefelsäure gemengt und dann 2 Thle. Wasser hinzugefügt. Anderseits erhitzt man eine Lösung von 2 ¼ Thln. saurem chromsaurem Kali in 4½ Thln. Wasser in einer Tubulatretorte, und läßt in diese Flüssigkeit die erste Mischung so allmählich nachfließen, daß das Sieden nicht zu heftig wird. Das wässerige Destillat wird mit kohlensaurem Natron gesättigt und eingedampft, entweder zur Trockne, um valeriansaures Natron zu haben, oder bis zur Syrupdicke, worauf der Lösung Schwefelsäure (auf 3 Thle. verwendetes krystallisirtes kohlensaures Natron 2 Theile concentrirte Säure, vorher mit gleichem Gewicht Wasser verdünnt) zugesetzt wird. Die Valeriansäure scheidet sich als eine leichtere ölige Schichte ab. Die untenstehende saure Flüssigkeit enthält noch etwas Valeriansäure, die durch Destillation gewonnen werden kann. Zur Darstellung des valeriansauren Amyloxyd wird 1 Gewichtstheil reines Fuselöl (Amyloxydhydrat) mit dem gleichen Gewicht englischer Schwefelsäure vorsichtig gemengt; die erkaltete Lösung wird zu 1¼ Theil der öligen Valeriansäure (wie sie nach der angegebenen Methode von der sauren Salzlösung sich abgeschieden hat) oder zu 1 ½ Theilen trockenem valeriansaurem Natron gesetzt; die Mischung wird einige Minuten im Wasserbade erwärmt und dann mit etwas Wasser gemischt, wobei das unreine valeriansaure Amyloxyd sich abscheidet; es wird einigemal mit Wasser gewaschen, dann mit einer verdünnten Lösung von kohlensaurem Natron und zuletzt noch mit etwas Wasser. Bei der Darstellung dieser Verbindung ist es wesentlich, daß das Gemenge von Schwefelsäure mit Fuselöl und Valeriansäure nicht zu stark und nicht zu lange erwärmt werde, das Product erhält sonst einen unerträglichen durchdringenden Geruch. 1 Theil des valeriansauren Amyloxyds wird zum Gebrauch in 6 bis 8 Theilen Weingeist gelöst. Bei der Anwendung wird etwas Säure wie bei den andern Fruchtessenzen zugesetzt.Die Fabrikanten O. Moser und Comp. in Stuttgart benutzen die besprochenen Fruchtessenzen zu den englischen Fruchtbonbons seit mehreren Monaten in bedeutender Menge.