Titel: Verfahren direct positive Lichtbilder auf Glas zu erhalten; von Hrn. Martin.
Fundstelle: Band 125, Jahrgang 1852, Nr. XXXIII., S. 120
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XXXIII. Verfahren direct positive Lichtbilder auf Glas zu erhalten; von Hrn. Martin. Aus dem Moniteur industriel, 1852, Nr. 1674. Martin's Verfahren direct positive Lichtbilder auf Glas zu erhalten. Die Einfachheit der Anwendung des jodhaltigen Collodion als empfindliche Schicht, die Schnelligkeit womit es den Lichteindruck empfängt, die Feinheit der erhaltenen Bilder, haben in der letzten Zeit die fast ausschließliche Anwendung desselben veranlaßt. Die Methoden, welche bisher veröffentlicht wurden, beziehen sich hauptsächlich auf die Darstellung der negativen Bilder, und ungeachtet der merkwürdigen Resultate, wozu man gelangt ist, muß man zugeben, daß den nach diesen Verfahrungsarten erzielten Bildern die Harmonie fehlt. Da ich mich seit einiger Zeit mit dieser Frage beschäftige, so glaube ich den Photographen einen Dienst zu erweisen, indem ich ihnen ein eben so sicheres als leichtes Verfahren mittheile, um direct positive Bilder zu erhalten. Das Collodion, wie ich es anwende, besteht aus einer Auflösung von Schießbaumwolle in Schwefeläther. Um die Schießbaumwolle zu erhalten, behandle ich 2 Gramme Baumwolle mit einem Gemisch von 50 Grammen Kalisalpeter und 100 Grammen Schwefelsäure; die gut ausgewaschene und gut getrocknete Baumwolle löst sich in einer Mischung von 10 Raumtheilen Aether und 1 Raumtheil Alkohol vollständig auf. Man vermischt letztere Auflösung noch mit Aether und Alkohol in solcher Menge, daß die anzuwendende Flüssigkeit aus 1 Gr. Baumwolle, 120 Grammen Aether und 60 Grammen Alkohol besteht; man setzt alsdann beiläufig 1 Gramm salpetersaures Silber zu, welches man vorher in Jodsilber umgewandelt und dann in 20 Grammen Alkohol mittelst Jodammonium aufgelöst hat. Die Glasplatte wird auf gewöhnliche Weise mit einer dünnen Schicht dieser Auflösung überzogen und bevor sie trocken ist in ein Bad getaucht, welches aus 1 Theil destillirtem Wasser, 1/12 salpetersaurem Silber und 1/20 Salpetersäure besteht. Sie wird in dieselbe, wie gewöhnlich, einige Secunden lang gelegt. Hierauf taucht man die Glasplatte in ein Bad von Eisenvitriol, dann wascht man sie sorgfältig. Bis zu diesem Zeitpunkt ist das Bild ein negatives geblieben; wenn man es aber in eine Auflösung von Cyansilber in Cyankalium legt, so wird es vollständig ein positives. Man braucht es dann nur noch zu waschen, mit Dextrin zu überziehen und zu trocknen, um es auf einem Grund von schwarzem Sammet einzurahmen. Mein Cyansilber-Bad ist dasselbe wie dasjenige der HHrn. Elkington und Ruolz, nur ist es mit beiläufig dem dreifachen Volum Wasser verdünnt. Es besteht aus 1 Liter Wasser, 25 Grammen Cyankalium und 4 Grammen salpetersaurem Silber. Schließlich bemerke ich, daß dieses Verfahren mir immer Bilder gibt, und daß diese Bilder stets positive sind. Ihre Vollkommenheit hängt nur von der richtigen Beurtheilung des Verweilens im Cyansilber-BadCyansillber-Bad ab.