Titel: Ueber die Bereitung reinen Kalihydrats und kohlensauren Kalis; von Heinrich Wurtz.
Fundstelle: Band 125, Jahrgang 1852, Nr. LXV., S. 272
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LXV. Ueber die Bereitung reinen Kalihydrats und kohlensauren Kalis; von Heinrich Wurtz. Aus dem New York Journal of Pharmacy durch die Chemical Gazette, 1852 Nr. 231. Wurtz, über die Bereitung reinen Kalihydrats. Beim Bereiten reiner Kaliverbindungen ist es durchaus nothwendig – besonders um die Möglichkeit eines Natrongehalts zu vermeiden – als Ausgangspunkt eine Kaliverbindung zu wählen, welche in der Löslichkeit von der entsprechenden Natronverbindung beträchtlich differirt. Man benutzt daher gewöhnlich entweder den Weinstein oder das schwefelsaure Kali. Der Weinstein wird bis zum Glühen erhitzt, die kohlige Masse mit Wasser ausgezogen, und die so erhaltene Auflösung von kohlensaurem Kali verdünnt und mit gelöschtem Kalk in einem eisernen Kessel gekocht; die so erhaltene Auflösung von Kalihydrat wird zur Trockne eingekocht, der Rückstand in Weingeist aufgenommen und diese Lösung in silbernen Schalen abgedampft, um Kalihydrat zu erhalten. Dieses Product ist in der Regel ganz frei von schwefelsaurem Kali und Chlorkalium, da man den Weinstein leicht von diesen Salzen durch Krystallisation reinigen kann. Fast immer enthält jedoch das mit Weingeist bereitete Aetzkali eine Spur von kieselsaurem Kali. Seine Auflösung wird zwar auf Zusatz von Salmiaklösung oder auf Zusatz überschüssiger Salzsäure und hernach überschüssigem Ammoniak meistens nicht getrübt; wenn man sie aber mit Salzsäure in Ueberschuß versetzt und dann in einer Platinschale zur Trockne verdampft, so wird man finden, daß in der wässerigen Auflösung des Rückstands Flocken schwimmen. Sehr wenige von den Mustern die ich untersuchte, bestanden diese Probe. Daraus muß man schließen, daß die auflöslichen Kalisilicate in Weingeist nicht ganz unauflöslich sind. Die Kieselerde dürfte in manchen Fällen der Kalk liefern, oder das im Eisen der angewandten Kessel enthaltene Silicium. Ich habe auch viele Proben von käuflichem kohlensaurem Kali untersucht, von denen mehrere angeblich aus Weinstein nach obiger Methode bereitet waren und keines gänzlich frei von Kieselerde gefunden. Ich fand sogar Spuren von Kieselerde in Krystallen von käuflichem Kali-Bicarbonat. Da diese beständige Verunreinigung des Aetzkalis und kohlensauren Kalis mit Kieselerde ein sehr wichtiger Gegenstand ist, wegen der häufigen Anwendung dieser zwei Substanzen bei chemischen Analysen, so dachte ich auf Mittel, die Kieselerde vom kohlensauren Kali abzuscheiden. Dieß gelang mir durch Anwendung von kohlensaurem Ammoniak. Eine wässerige Auflösung des kohlensauren Kalis, welches von Kieselerde befreit werden soll, dampft man auf dem Sandbad (am besten in einer Schale von Eisenblech) zur Trockne ab, indem man von Zeit zu Zeit Stückchen von kohlensaurem Ammoniak zusetzt. Das Silicat wird so in Carbonat verwandelt; und wenn man den Rückstand der Verdampfung in Wasser auflöst, so schwimmt die Kieselerde in Flocken in der Flüssigkeit und kann durch Filtriren abgesondert werden. Diese Auflösung von kohlensaurem Kali, welche frei von Kieselerde ist, kann man nun zur Bereitung von reinem Kalihydrat benutzen, indem man einen ebenfalls von Kieselerde freien Kalk anwendet. Ich will hier in Kürze die Aufbewahrung von Kalihydrat zum Gebrauch bei Analysen besprechen. Seine Aufbewahrung in fester Form ist offenbar keine schwierige Sache; wenn wir aber die Auflösung zum bequemen Gebrauch als Reagens in Glasflaschen halten, so nimmt sie in der Regel sehr bald Kieselerde vom Glase auf. Ich habe jedoch gefunden, daß in Flaschen von Krystallglas eine solche Auflösung sich viel länger unverändert erhält als in allen anderen, indem das Bleiglas nicht leicht angegriffen wird, wahrscheinlich weil es viel weniger Kieselerde enthält. Man könnte zu diesem Zweck einen Versuch mit Flaschen von dünnem weichem Eisen oder von Eisenblech machen; wahrscheinlich ist aber reines Silber das rechte Material für Flaschen worin Aetzkalilösung aufbewahrt werden soll; man könnte solche von sehr dünnem Silber anfertigen und hernach zur Verstärkung mit einem dicken Ueberzug von galvanisch gefälltem Kupfer versehen. Da man das schwefelsaure Kali so leicht in reinem Zustand erhalten kann, so kam man längst auf den Gedanken, es als Material zur Darstellung reinen Kalis zu benutzen. Schubert empfahl (Journal für praktische Chemie Bd. XXVI S. 117) gepulvertes reines schwefelsaures Kali mit einer concentrirten Auflösung von reinem Baryt in schwachem Ueberschuß zu behandeln; die decantirte Lauge wird abgedampft, wobei der überschüssige Baryt durch die Kohlensäure der Luft gefällt wird. Dieses Verfahren ist jedoch sehr kostspielig. Ich habe eine andere Methode ermittelt um aus schwefelsaurem Kali reines Kalihydrat darzustellen; dazu behandle ich das schwefelsaure Kali auf ähnliche Art wie man mit dem schwefelsauren Baryt verfährt um sich Barythydrat zu verschaffen; ich verwandle nämlich das schwefelsaure Kali in Schwefelkalium durch vereinte Anwendung eines reducirenden Agens und der Rothglühhitze, und zersetze dann die wässerige Auflösung des Schwefelkaliums mit einem Metalloxyd, dessen Sulfurid unauflöslich ist, z.B. Eisenoxyd (?), Kupferoxyd oder Manganoxyd-Oxydul. Als reducirendes Agens wende ich statt Holzkohle, Oel, Harz etc. das Steinkohlengas an. Diese Anwendung des Steinkohlengases wurde von Dr. Wolcott Gibbs vorgeschlagen. Wenn man findet, daß die Zersetzung nicht vollständig erfolgte, also die Auflösung des Schwefelkaliums noch etwas schwefelsaures Kali enthält, oder wenn sich ein wenig schwefelsaures Salz in der Auflösung durch Oxydation gebildet hat, entfernt man es durch Zusatz von Barytwasser, nach Schubert's Methode. Die Details dieses Verfahrens kann ich aber noch nicht mittheilen.