Titel: Ueber eine Vorbereitung der Kohks, um in den Hohöfen schwefelfreies Roheisen zu erzeugen; von Professor Calvert in Manchester.
Fundstelle: Band 126, Jahrgang 1852, Nr. XXII., S. 112
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XXII. Ueber eine Vorbereitung der Kohks, um in den Hohöfen schwefelfreies Roheisen zu erzeugen; von Professor Calvert in Manchester. Aus den Comptes rendus, Sept. 1852, Nr. 13. Calvert, über eine Vorbereitung der Kohks um in den Hohöfen schwefelfreies Roheisen zu erzeugen. Es ist eine bekannte Thatsache, daß der Schwefel dem Eisen Eigenschaften ertheilt, wodurch es sehr an Werth verliert; er macht es nämlich rothbrüchig. Der Schwefel welchen das Eisen enthält, kommt selten von dem Erz her, sondern von den angewandten Brennmaterialien. Ich war daher bemüht Mittel zu finden, um die Schwefelmetalle zu zersetzen, sowohl in den Erzen, als auch hauptsächlich in den Brennmaterialien. Nach vielen Versuchen habe ich entdeckt, daß das Kochsalz (Chlornatrium), auf eine gewisse Weise und in geeignetem Verhältniß angewandt, den von mir beabsichtigten Zweck erfüllt, und zwar durch folgende chemische Reaction. Unter dem Einfluß der Wärme verwandelt sich der Schwefelkies in Einfach-Schwefeleisen, welches in Berührung mit Chlornatrium unter anderen Producten Eisenchlorür bildet; letzteres wird bei der hohen Temperatur durch den vorhandenen Wasserdampf zersetzt in Eisenoxyd und in Chlorwasserstoffsäure; der Schwefel und das Natrium gehen in die Schlacken der Hohöfen über, und folglich verbindet sich der Schwefel nicht mit dem Eisen. Dieses Verfahren, welches ich im Großen bei drei Hohöfen, zweien in Schottland und einem in Wallis angewandt habe, gab sehr gute Resultate, wie die Proben beweisen, welche ich durch Hrn. Chevreul der (französischen) Akademie der Wissenschaften vorlegen lasse. Das Roheisen, welches in demselben Hohofen unter ganz gleichen Umständen, ausgenommen mit Anwendung meines Verfahrens, erzeugt wurde, unterscheidet sich nämlich von dem bisherigen dadurch, daß die Krystalle verschwunden sind, welche die Zähigkeit des Metalles vermindern, und daß es eine lange Faser von großer Zähigkeit bekam. Ich konnte noch nicht bestimmen, wie sich das Verhältniß der Zähigkeit beim gereinigten Schmiedeisen im Vergleich mit dem gewöhnlichen herausstellt; aber ich habe den relativen Widerstand beider Eisensorten im Zustand von Roheisen ermittelt. Ich brachte vollkommen calibrirte Roheisenstangen von 1 englischem Quadratzoll Querschnitt und 5 Fuß Länge auf zwei Lager, welche 4 Fuß 6 Zoll engl. von einander entfernt waren; auf die Mitte der Stange wurde mittelst einer Druckschraube so lange ein zunehmender Druck ausgeübt, bis die Stange brach.                 Gewicht  in englischen Pfunden,     wobei das nicht gereinigte           Gußeisen brach.                   Gewicht  in englischen Pfunden,  wobei das gereinigte Gußeisen                    brach.                    487                     556                    456                     525                    487                     544                    470                     562                     569                     544 Die chemische Analyse ergab, daß das nicht gereinigte Gußeisen 6 Tausendtheile Schwefel enthielt, das gereinigte Gußeisen, womit die erwähnten Versuche angestellt wurden, hingegen nur 1 Tausendtheil; folglich hatte ich durch den Zusatz des Salzes im Hohofen 5 Tausendtheile Schwefel beseitigt. Ich habe dasselbe Verfahren zur Kohksfabrication angewandt und dieselben dann auf einer großen englischen Eisenbahnlinie verwenden lassen; es ergab sich, daß während der Verbrennung solcher Kohks kein Schwefel frei wurde, was das oben Gesagte bestätigt, daß der Schwefel in der Asche zurückbleibt, wo er dann nicht mehr auf das kupferne Gehäuse des Feuerkastens und die messingenen Siederöhren wirken kann, was eine große Ersparniß an Reparaturkosten zur Folge hat. In einiger Zeit kann ich der Akademie mittheilen, wie lange eine mit meinen Kohks geheizte Locomotive ohne Reparatur in Gebrauch blieb, im Vergleich mit einer anderen Locomotive, welche mit gewöhnlichen Kohks geheizt wurde. Ich erhielt zu Manchester sehr günstige Resultate beim Umschmelzen des Roheisens in Kupolöfen mit präparirten Kohks. Als man Gußeisen von derselben Roheisensorte in demselben Kupolofen mit Kohks gleichen Ursprungs umschmolz, wurde es während des Niederschmelzens bei Anwendung präparirter Kohks gereinigt und erlangte dadurch eine größere Zähigkeit, wie folgende Ziffern beweisen: Gußeisenstangen von 1 Quadratzoll Querschnitt und 4,6 Fuß Länge,    mit gewöhnlichen Kohks dargestellt 514 Pfd. Gußeisenstangen von 1 Quadratzoll Querschnitt und 4,6 Fuß Länge,    mit präparirten Kohks dargestellt 528 Pfd. Ich zweifle nicht, daß bei den verminderten Transportkosten, in Folge der Vervielfältigung der Eisenbahnen, die Einführung eines so einfachen und dabei so leicht ausführbaren Verfahrens die Frischer in Stand setzen wird, statt der Holzkohlen Kohks anzuwenden, ohne daß die Güte des Eisens leidet; nur die Kohks ermöglichen eine wohlfeile Eisenproduction, denn mittelst dieses Brennmaterials erzeugen die englischen Hohöfen in der Woche 120000 bis 200000 Kilogr. Roheisen, während man bei Anwendung von Holzkohlen nur 20000 bis 30000 Kilogr. producirt.