Titel: Verfahren, feuchte Räume trocken zu legen und vom Schwamm ergriffene Räume von diesem Uebel zu befreien; vom Bauinspector Krafft in Stettin.
Fundstelle: Band 126, Jahrgang 1852, Nr. XXVIII., S. 148
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XXVIII. Verfahren, feuchte Räume trocken zu legen und vom Schwamm ergriffene Räume von diesem Uebel zu befreien; vom Bauinspector Krafft in Stettin. Aus der Allgemeinen Bauzeitung, 1852, S. 236. Verfahren feuchte Räume trocken zu legen. Die Erfahrung lehrt, daß vorzugsweise solche Räume an Feuchtigkeit und dadurch entstehendem Schwamm leiden, welche zur ebenen Erde oder mit ihren Fußböden unter dem angränzenden Terrain liegen. Es soll hier ein Verfahren beschrieben werden, welches seit mehreren Jahren mit den besten Erfolgen nicht nur zur Vertreibung, sondern zur Vorbeugung derartiger Uebelstände angewendet worden, und mit welchem noch der Vortheil verbunden ist, daß die ungesunde Luft aus solchen Räumen abgeleitet und durch bessere ersetzt wird. Dieses Verfahren beruht auf einer Circulation und Ableitung der inneren Stubenluft unter die schadhaften Fußböden nach dem Stubenofen und Küchenherde in den Schornstein. Es wird dadurch ein Zug neuer Luft unter den Fußböden erzeugt, welcher die dort sich entwickelnde Feuchtigkeit aufnimmt, nach dem Schornstein leitet und dadurch die Fußbodenlager mit der Dielung trocken erhält. Dieß zu bewerkstelligen, wird wie folgt verfahren. Der schadhafte Fußboden wird mit seinen Lagern ausgebrochen und ganz beseitigt; darauf wird das Füllmaterial auf circa 2 Fuß Tiefe ausgehoben, von der Baustelle geschafft, und das von Schwammranken überzogene Mauerwerk, insbesondere in den Fugen, sorgfältig gereinigt. Bei dieser letzteren Operation wird vorzüglich auf dasjenige Mauerwerk Aufmerksamkeit zu richten seyn, welches mit Holz in Verbindung stand, als das hinter Thürbekleidungen u.s.w. Sind letztere oder die Schwellen angegriffen, so müssen dieselben theilweise auch durch gesundes Holz ersetzt werden. Sind auf diese Weise die Schwammschäden überall beseitigt, so bleiben die hohl gelegten Fußböden 8 bis 14 Tage der Zugluft durch Oeffnen der Thüren und Fenster ausgesetzt, damit das feuchte Mauerwerk gehörig abtrockne, wobei eine warme Witterung einen günstigen Erfolg befördert. Bei mehreren aneinander stoßenden schadhaften Räumen sind diese durch kleine Oeffnungen in den Fundamenten der Scheibewände unter einander in Verbindung zu setzen. Nachdem jene hohlen Räume abgetrocknet, wird mit dem Wiederfüllen derselben in der Art vorgeschritten, daß trockener Sand oder Schlacken bis auf circa 9 Zoll unter die Oberfläche des zu erneuernden Fußbodens eingebracht und festgestampft wird. Auf diese Auffüllung ist ein Mauersteinpflaster flach in Sand zu legen und die Fugen sind mit Kalkmörtel auszugießen, wobei darauf zu achten ist, daß die erwähnten Oeffnungen in den Zwischenwänden 5 Zoll breit und 3 Zoll hoch in Entfernungen von 8 bis 10 Fuß über diesem Pflaster zu liegen kommen. Die Stubenöfen oder noch besser der anstoßende Feuerherd oder beide Feuerungen sind nunmehr umzusetzen, oder doch in ihren Feuerherden mit Oeffnungen von 4 Zoll im Quadrat, welche über dem neu angelegten Stubenpflaster ausmünden, zu versehen; diese Oeffnungen sind über den Feuerherden circa 4 Fuß als russische Röhre aufzuführen, damit sie durch Asche nicht verstopft werden. Wird der Stubenofen umgesetzt, so ist zu empfehlen, den vierzölligen Canal durch den Ofen bis zur Ausmündung in den Schornstein fortzuführen. Bei Anlage eines Canals oder russischen Rohrs über dem Feuerherde ist die Ausmündung jenes Rohres als Einschnitt in die lothrechten Wangen desselben entgegengesetzt dem offenen Feuer anzulegen, damit der Rauch des Herdes nicht in diese Oeffnung trete. Nachdem diese Vorkehrungen getroffen, werden die Lager auf das Mauersteinpflaster gestreckt und der Fußboden in gewöhnlicher Art gelegt. Demnächst werden an den Umfangswänden der Zimmer in Entfernung von 8 bis 10 Fuß Löcher in den Fußboden 1 1/2 Zoll im Durchmesser groß gebohrt, und diese zwischen den Fußbodenleisten ausgespart. Diese Zwischenräume werden dann mit einer den Fußbodenleisten ähnlichen, jedoch auch durchbohrten Leiste übernagelt, und diese Oeffnung mit siebartigem Blech geschlossen, damit jene Oeffnungen sich nicht verstopfen. Es ist nun nicht zu verkennen, daß, wenn der Ofen geheizt oder auf dem Herde Feuer angemacht wird, eine Erwärmung der Luft in den neu angelegten Röhren erfolgt, wodurch diese verdünnt nach dem Schornstein ausströmt und durch die feuchte Luft unter dem Fußboden und diese wieder durch die Stubenluft ersetzt wird. Auf diese Weise tritt der vorerwähnte Luftzug ein, welcher die Schwammerzeugung verhindert und die Stubenluft reinigt. Die Leitung des Canals nach dem Feuerherde hat den Vorzug, daß ein stärkerer Luftstrom unter dem Fußboden auch im Sommer erhalten wird, während die Stubenöfen im Sommer weniger als im Winter trocknen. Gränzt der Küchenherd nicht unmittelbar an das herzustellende Zimmer, so ist nach demselben über die Flur u.s.w. ein gemauerter luftdichter Canal so anzulegen, daß in diesen nur die Zimmerluft eintreten kann. Haben die Umfangswände des Gebäudes durch die Erdfeuchtigkeit oder durch das vom Dache niederfallende Wasser schon sehr gelitten, so ist außerhalb um die Fundamente eine Isolirschicht auf 1 Stein stark in fünfzölliger Entfernung anzulegen, und diese bis auf die End- und Eckpunkte mit Granitplatten oder Mauersteinen abzudecken, im letzteren Falle auch wohl zu überpflastern. Die außerhalb ausgesparten kleinen Oeffnungen sind hierauf mit 1 1/2 Zoll hohen hölzernen 4 Zoll breiten Trümpfen zu schließen, welche letztere oben abgedeckt und zur Seite mit Einschnitten versehen werden. Bei dieser Einrichtung wird ein Luftzug außerhalb an den Fundamenten herbeigeführt, welche letztere abtrocknet und eine fernere Durchnässung jener Fundamente durch die feuchte Erde oder durch Traufenwasser verhindert. In einem solchen Falle ist es auch von großer Wichtigkeit, das Gebäude mit einem Rinnstein, wo er noch nicht besteht, zu umpflastern, um alle Feuchtigkeit vom Gebäude abzuleiten. Die vorbeschriebene Luftcirculation unter dem Fußboden ist insbesondere bei Schulhäusern und da zu empfehlen, wo zu befürchten steht, daß nicht gehörig ausgetrocknetes Holz zu den Fußbodenlagern verwendet wird. Sind die Wände innerhalb bei Souterrainwohnungen sehr feucht, so ist die Anlage einer Isolirschicht von 1/2 Stein Stärke innerhalb zu empfehlen, welche oben an der Decke kleine Oeffnungen erhält, durch welche die Stubenluft unter dem Fußboden nach der Feuerung treten und dabei die feuchten Wände abtrocknen kann. Auch derartige Ausführungen sind mit dem besten Erfolge gekrönt worden.