Titel: Beschreibung einiger Werkzeug-Maschinen, welche sich Hr. G. P. Renshaw zu Nottingham patentiren ließ.
Fundstelle: Band 128, Jahrgang 1853, Nr. III., S. 12
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III. Beschreibung einiger Werkzeug-Maschinen, welche sich Hr. G. P. Renshaw zu Nottingham patentiren ließ. Aus dem Practical Mechanic's Journal, Februar 1853, S. 252. Mit Abbildungen auf Tab. I. Renshaw's Werkzeug-Maschinen. Unter den zahlreichen jetzt gebräuchlichen Maschinen-Werkzeugen ist die Drehbank bei weitem das älteste, aber auch das wichtigste, sowohl wegen der Ausdehnung als der Mannichfaltigkeit ihrer Anwendung. Nun kann aber ein solches Werkzeug allen Erfordernissen der jetzigen Maschinenbauer nicht genügen, und sie haben daher besondere Maschinen zum Hobeln, Nuthstoßen, Fräsen, Riffeln, Radschneiden und Bohren eingerichtet, außerdem noch eine Menge anderer Apparate für einzelne Zwecke. Jedes dieser Maschinenwerkzeuge ist auf eine besondere Classe von Arbeiten beschränkt, so daß der Maschinenbauer seine Arbeit durch viele besondere Werkzeuge gehen lassen muß, ehe ein einziger Maschinentheil vollendet ist. Dieses Arbeitssystem hat manche Nachtheile, insbesondere den Zeitverlust durch Abnahme, Transport und Aufspannen, namentlich der schweren Maschinentheile, auch werden durch die wiederholte Bearbeitung auf verschiedenen Werkzeugmaschinen leichter Fehler veranlaßt. Bei vielen Zweigen der Maschinenfabrication, besonders bei leichtern Gegenständen, wo gute Werkzeugmaschinen einen besondern Vortheil gewähren würden, scheut man wegen der aufzuwendenden Kosten deren Einführung. Wir haben daher ganz besonders die Aufgabe, zweckmäßige und einfache Maschinen zu construiren, welche die Functionen und Leistungen mehrerer Werkzeuge vereinigen. Hr. Renshaw hat es versucht, zwei der hauptsächlichsten zusammengesetzten Werkzeuge, die Drehbank und die Stoßmaschine, in diesem Sinne einzurichten. Fig. 27 ist eine vordere Längenansicht der gewöhnlichen Drehbank, bei welcher ein Theil seiner Verbesserungen angebracht ist. Fig. 28 ist eine Endansicht der Drehbank, bei welcher der Reitstock weggelassen ist. Außer den gewöhnlichen Functionen als Spitzen- und Scheibendrehbank und als Bohrmaschine, dient das vorliegende Werkzeug auch als Feilmaschine (shaping-machine). A sind die Wangen der Drehbank mit der festen oder Spindel-Docke B, welche eine conische Rolle C und die Spindel D enthält; am andern Ende befindet sich der Reitstock oder die verschiebbare Docke E. Die hobelnde oder feilende Wirkung wird dem Support F durch Umdrehung der Kurbelscheibe G ertheilt. Die adjustirbare Verbindungsstange H ist mit ihrem einen Ende durch einen Bolzen mit dem radialen Falz I verbunden und mit dem andern Ende mit dem Support, indem sie in eine schwalbenschwanzartige Vertiefung an der vordern Seite der Wange greift. Der Support ist auf dem verschiebbaren Fuß befestigt. Die Länge der Stange H wird mittelst eines langen Schlitzes und zweier Schrauben K adjustirt und der Support hat außer seiner gewöhnlichen Bewegung eine senkrechte adjustirende Verschiebung M. Um die nothwendige rotirende Bewegung für die Spindel zu erhalten, wodurch der Meißel N wirken kann, ist eine Schraube ohne Ende, oder eine Spindel mit Schraube O angebracht, welche das Schraubenrad P an der Drehbankspindel bewegt. Die Figuren stellen die Werkzeugmaschine während der Bearbeitung des untern starken Theils einer Kurbel O dar, welche an der Scheibe der Drehbank befestigt ist, an der auch die Dreh- und Bohrarbeiten ausgeführt wurden. Die Hobel- oder Feilarbeit wird wie bei einer gewöhnlichen Hobelmaschine ausgeführt. Während sich die Scheibe G dreht, wird der Meißel N vor- und zurück bewegt, um das überflüssige Metall von der Kurbel wegzunehmen. Dieselbe ist concentrisch mit der Achsenlinie der Spindel angebracht, so daß durch ein zeitweiliges Drehen der Schraube O mittelst des Handrades die Kurbel in dem Maaß gedreht wird, als der Meißel vorrückt. Derselbe ist in dem obern Theil des Supports R eingespannt, der wie gewöhnlich mit einer Schraube und einem Handrade versehen ist. Ist es erforderlich, so kann die horizontale Bewegung des Werkzeuges, sowie die ununterbrochene oder unterbrochene drehende Bewegung der Spindel, welche das zu bearbeitende Stück führt, selbstwirkend gemacht werden, wenn man dieselbe mit irgend einer passenden Triebkraft verbindet, etwa auf dieselbe Weise, wie bei den gewöhnlichen Hobel- oder Feilmaschinen. Wenn das dicke Ende des Krummzapfens bearbeitet ist, so kann man ihn auf der Scheibe herumdrehen und auch das schmale Ende, welches die Warze aufnimmt, bearbeiten. Die geradlinigen Flächen des Kurbelarms können dadurch bearbeitet werden, daß man die Flächen so stellt, daß sie mit der unterbrochenen Wirkung des senkrechten Theils M von dem Support in Berührung gebracht werden. Auch kann diese geradlinige Bearbeitung dadurch bewirkt werden, daß man den Theil R des Supports beweglich macht, was sich auch leicht durch Maschinenkraft bewirken läßt. Die Figuren stellen eine Bearbeitung dar, wobei der senkrechte Schieber M des Supports durch die Querbewegung des Längenschiebers selbstwirkend gemacht ist; eine Hebelvorrichtung mit einem Sperrrade, welche Fig. 27 und 28 angeben, dient zur Stellung oder Adjustirung. Fig. 29 zeigt die Anwendung einer Stange mit einem Falz, zur Befestigung der Verbindungsstange an dem verschiebbaren Support-Theil, als ein leichtes Mittel zur Adjustirung, ohne die Länge der Verbindungsstange zu verändern. Fig. 31 ist der Grundriß einer mechanischen Vorrichtung, die statt der Scheibe mit Schlitz oder Falz G zur Bewegung des verschiebbaren Theils von dem Support, welcher den Meißel enthält, angewendet werden kann. Die Zahnstangen T, T werden an den Wangen der Drehbank befestigt, während die Getriebe V, V in dieselben eingreifen. Die Bewegung wird durch eins von den bekannten Mitteln bewirkt; so kann z.B. eine dreifache Rollenvorrichtung, mit sich kreuzenden Treibriemen, angewendet werden. Dabei ist U die Haupt-Triebwelle, auf welcher die drei Rollen W, X, W' sitzen; die beiden äußeren Rollen laufen leer oder lose auf der Welle, während die mittlere X fest sitzt und die Triebrolle ist. Ueber die Rollen laufen die gekreuzten Riemen Y, Y. Die Ausrückstange Z hat zwei verstellbare Knaggen a', zwei Federn b' und einen Aufhalter c'. Der Hebel d' ist an einem Kreuz befestigt, so daß, wenn er nach irgend einer Seite von seiner senkrechten Mittellinie verschoben wird, er einen oder den andern Riemen auf die Triebrolle führt. Der Hebel hat auch eine Ausrückung e', um in Verbindung mit dem Aufhalter c' zu wirken. Die Wirkung ist folgende: einer von den Riemen wird auf die Rolle X geschoben und die darauf folgende Umdrehung der Welle U veranlaßt eine Drehung und ein Vorrücken des Getriebes V auf der festliegenden Zahnstange mittelst der Winkelradvorrichtung, indem das Getriebe längs der Welle mittelst eines Falzes und einer Feder verschoben wird. Dadurch kann der Längsschieber des Supports, welcher mit den Getrieben V verbunden ist, vorwärts geschoben und das Werkzeug zum Schneiden gebracht werden, was so lange dauert, bis die Getriebevorrichtung mit einem Knaggen a' in Berührung kommt. Dieser drückt alsdann auf eine von den Federn b' und gegen eine Seite des Hebels d', so daß der andere Riemen auf die Triebrolle gebracht und die Bewegung umgekehrt wird. Bei der rückkehrenden Bewegung des Supports tritt er gegen den andern Knaggen a', der Hebel d' geht auf die entgegengesetzte Seite seines Mittelpunktes über und bringt den andern Riemen auf die Triebrolle. Während der Wirkung des Meißels N beim Ausstoßen einer Nuth in einem Rade oder einem andern Maschinentheil, der an der Scheibe der Drehbank Fig. 27 befestigt ist, wird die Spindel und die Scheibe mittelst einer Schraubenklammer g' in der gehörigen Lage festgestellt, um die Nuth auszustoßen, wobei wir uns auf das beziehen, was wir weiter oben über die Art und Weise der geradlinigen Bearbeitung gesagt haben. Statt der Kluppe oder Klammer kann auch das Schraubenrad O angewendet werden, um die Spindel in der erforderlichen Lage zu erhalten, und zwar mit oder ohne ein zweites Schraubenrad. Fig. 32 zeigt einen Theil von den Verbesserungen, welche zum Verhobeln der Schieberventilfläche eines Dampfcylinders angebracht sind, während derselbe noch in der Drehbank ausgespannt ist, und während die Supports zum Bohren und Drehen angewendet werden, wodurch der Parallelismus der Fläche mit der Cylinderachse gesichert bleibt. In diesem Fall ist die Bohrspindel mit der Drehbankspindel vereinigt. Hr. Renshaw hat auch eine Vorrichtung gemacht, die er Wangenfutter (bed-chuck) nennt, da sie mit den Wangen der Drehbank verbunden wird und verschiedene Gegenstände beim Hobeln und Nuthstoßen hält. Ein solches Futter kann sowohl bei parallelen als auch bei schiefen und ablaufenden Gegenständen benutzt werden, und man kann jeden Winkel erhalten, wenn man das Futter durch einen graduirten Bogen mit Zeiger feststellt. Fig. 33 ist die Endansicht eines vollständigen Supports mit einer Scheibe, die radiale Falzen h' hat, und mit Stellschrauben, mittelst deren der Meißel unter jedem beliebigen Winkel festgestellt werden kann. Fig. 34 ist die Endansicht einer Vorrichtung zum Behobeln polygonaler Gegenstände, wie z.B. einer sechseckigen Schraubenmutter i'. Das Behobeln wird bewirkt, während die Mutter an der Drehbankspindel befestigt ist, um die obere Fläche abzudrehen. Auf einem Schraubenrade P oder einer Triebrolle C sind sechs gleichweit abstehende Theilungen k' angebracht, welche durch eine Schraube g' festgestellt werden können. Sollen aber Gegenstände mit vielen Flächen bearbeitet werden, z.B. kleine Riffelwalzen, so ist es zweckmäßiger, die erforderlichen Theilungen durch Wechselräder in Verbindung mit der Schraube O zu erlangen. Auch die Zähne an sehr verschieden großen Rädern können auf der Spindel schnell und genau geschnitten werden. Will man Segmente und andere ähnliche Gegenstände mit Kreisbögen bearbeiten, bei denen das Werkzeug bloß auf einen Theil des Kreises einwirken kann, so wird der Drehbankspindel eine wiederkehrend drehende Bewegung durch eine Kurbel mitgetheilt, die in Fig. 35 dargestellt ist. Ueberhaupt können mittelst dieses Apparates verschiedene andere Gegenstände ausgebohrt, abgedreht, behobelt und mit Ruthen versehen werden; es ist dazu ein gehörig eingerichtetes Futter mit radialen Falzen erforderlich, um die Gegenstände, nöthigenfalls excentrisch, einzuspannen. Hat die Drehbank eine obere Bewegung, so kann die Segmentbewegung von der Welle derselben aus bewirkt werden, indem das Getriebe temporär ausgerückt und dann wieder eingerückt wird. Bei den verschiedenen Arbeiten des Feilens, Nuthstoßens, Hobelns u.s.w. kann entweder ein feststehender oder ein sich drehender Meißel benutzt werden, je nachdem es die eigenthümliche Beschaffenheit der zu bearbeitenden Gegenstände erfordert. Bei l', Fig 27, ist die gewöhnliche Vorrichtung angewendet, um die verschiebbare Docke der Drehbank, bei der Ausführung conischer Gegenstände der Quere nach zu verschieben, und diese Einrichtung wird in Verbindung mit andern Apparaten zur Ausführung pyramidaler Polygone, welche zwischen den Drehbankspitzen eingespannt sind, benutzt. Oder es hat die feststehende Docke eine Winkelstellung auf den Wangen. Eine solche Einrichtung ist in Fig. 36 dargestellt, und man kann damit Kegel, ablaufende Schlüsselwege oder Nuthen, conische Schrauben und andere ähnliche Gegenstände bearbeiten. In gewissen Fällen, z.B. beim Einschneiden radialer Nuthen auf der Fläche eines Gegenstandes, ist der Drehbanksupport, Fig. 36, so vorgerichtet, daß er einen großen oder einen rechten Winkel mit der normalen Mittellinie macht, und zur Hervorbringung der Querlinie des schneidenden Supports muß derselbe vor der Fläche des zu bearbeitenden Gegenstandes verschiebbar seyn. In solchen Fällen wird der Support theilweils von einem Träger m' unterstützt. Fig. 30 ist eine senkrechte Hobel- oder Feilmaschine zum Bearbeiten schwerer Gegenstände, welche nur von ihrer Spindel getragen wird. In ihrem allgemeinen Charakter gleicht sie dem einen Ende einer Drehbank, bei welcher die bewegliche Docke wegzulassen ist. Von einer gewöhnlichen Nuthstoßmaschine unterscheidet sie sich dadurch, daß sie eine sich drehende Spindel n' hat und daß mehrere andere Theile verschieden sind. Jedoch kann diese Maschine, außer ihren geradlinigen Wirkungen, auch zum Bohren und Drehen angewendet werden. Wenn daher z.B. eine Kurbel auf dem Schlitten o' befestigt wurde, so kann sie in dieser Lage ganz vollendet werden. Der senkrechte Schieber P wird durch eine Scheibe mit Nuth wie bei den gewöhnlichen Nuthstoßmaschinen bewegt, und es kann diese Bewegung, so gut wie diejenige der Schraube q' und des Rades r', während der Arbeit des Drehens oder Bohrens aus- und eingerückt werden. Dieselbe Figur zeigt auch das System der Bewegung der Schieber des Supports, mittelst der Räder s', s', die sich mit den Querschiebern auf einem Paar mit Nuthen versehenen Spindeln verschieben, und es kann diese Bewegung entweder mit der Hand oder durch die Maschinerie bewirkt werden. Die erforderliche Winkeladjustirung der Spindel n' und ihres Gestells wird in diesem Fall sowie in Fig. 36 beim Bearbeiten ablaufender Nuthen und anderer geneigten Oberflächen bewirkt. Solch' eine Stellung ist z.B. durch die Schraube t' zu erlangen, welche in ein Schraubenrad oder in ein Schraubensegment greift, das an dem Gerüst der Spindel n' angebracht ist und in einer senkrechten Ebene wirkt. Die Platte oder der Schlitten ist mit den geeigneten Vorrichtungen versehen, um unter jedem erforderlichen Winkel mit dem Horizont festgestellt werden zu können. Es ist einleuchtend, daß alle diese Veränderungen und Verbesserungen an Drehbänken jeder Art, sowie auch an gewöhnlichen Nuthstoß- und Feilmaschinen angebracht werden können. Ein Maschinenbauer mit mäßigen Mitteln kann sich daher fast dieselben Vortheile verschaffen, welche bisher nur die großen, mit den verschiedenartigsten und neuesten Werkzeugmaschinen versehenen Maschinenfabriken genossen.

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