Titel: Ueber die Heliochromie; von Hrn. Campbell.
Fundstelle: Band 128, Jahrgang 1853, Nr. XII., S. 49
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XII. Ueber die Heliochromie; von Hrn. Campbell. Aus dem Cosmos, Revue encyclopedique, März 1853, S. 341. Campbell, über die Heliochromie. Der amerikanische Photograph Hr. Campbell (über dessen heliochromische Untersuchungen im polytechn. Journal Bd. CXXVII S. 143 berichtet wurde) setzt seine schönen Versuche mit Erfolg fort, hauptsächlich in der Absicht die Entstehung der gefärbten Bilder zu beschleunigen. Hr. Campbell ging dabei von der theoretischen Ansicht aus, daß die Ursache der Entstehung des Bildes die Zersetzung der auf der Oberfläche der chlorirten Platten abgelagerten organischen Substanzen ist, bei welcher Zersetzung der Sauerstoff ausgeschieden wird, während der frei werdende Wasserstoff das Chlorsilber reducirt, sich des Chlors bemächtigt und das Metall bloßlegt; er kam daher auf die Idee, die nach dem Verfahren von Niepce und Becquerel präparirte Platte mit einem Strom Wasserstoffgas in Berührung zu bringen während sie dem Licht ausgesetzt ist. Er fand, daß dabei die Entstehung des Bildes sehr beschleunigt wird, so daß man es in einer Stunde oder sogar in einer halben Stunde erhält, während sonst vier bis fünf Stunden erforderlich sind, und daß hierbei die Farben sich auf der Platte in ihrer ganzen Schönheit fixiren. Diese Versuche sind sehr leicht zu wiederholen; man braucht nur in eine Fiole ein wenig Zink mit verdünnter Schwefelsäure zu bringen, um das Wasserstoffgas zu entwickeln, dessen vollkommene Durchsichtigkeit die Wirkung des Lichts physisch gar nicht behindert, sie aber in chemischer Hinsicht bedeutend unterstützt, weil man dann im zerstreuten Licht denselben Erfolg erzielt wie sonst mit den directen Sonnenstrahlen. Campbell versuchte dann die Reduction des Chlorsilbers durch Anwendung beschleunigender Substanzen, sowohl flüssiger als gasförmiger, zu befördern, nämlich: Eisenvitriol, Blutlaugensalz, Zinnchlorür, Fluorkalium und Fluornatrium; reines Wasserstoffgas, Kohlen- und Schwefelwasserstoffgas, Ammoniak, Schwefeläther; die Dämpfe von Chloroform und Schwefelkohlenstoff; das schwefelwasserstoffsaure Ammoniak und die schweflige Säure. Wir heben einige der merkwürdigsten Resultate aus, welche er anführt. Die schweflige Säure hat ein starkes Bestreben den organischen Substanzen den Sauerstoff zu entziehen, wodurch sie sich in Schwefelsäure umändert; die Schwefelsäure macht das Chlormetall am Licht unveränderlich, indem sie die organische Substanz zerstört womit es verbunden war: daraus konnte man folgern, daß diese Säure als Agens sowohl zum Hervorbringen als zum Fixiren des Bildes dienen kann. Soviel ist bereits sicher, daß sie die Entstehung des Bildes beschleunigt; ob sie es auch zu fixiren vermag, muß durch spätere Versuche ermittelt werden. Mittelst schwefligsauren Gases, welches man in hinreichender Menge in die camera obscura leitet, erhält man Bilder in einer halben Stunde mit allen Farben fixirt; bisweilen setzt sich ein wenig Schwefel auf Niepce's Schicht ab, und dieser Schwefel färbt die lichten Theile des Bildes gelb; in der Regel gelingt es aber, die Flecken durch Erwärmen verschwinden zu machen. Der Kohlenwasserstoff wirkt rascher als die schweflige Säure; Campbell erhielt ein Bild in fünf Minuten, indem er in einer Retorte Alkohol mit concentrirter Schwefelsäure zum Kochen erhitzte, und das sich entwickelnde Kohlenwasserstoffgas in die camera obscura leitete: die Farben waren sehr gut abgebildet, aber nicht mit demselben Glanz wie bei anderen Versuchen. Campbell verband auch seine Platte mit dem positiven Conductor einer Säule (wobei die Enden der Drähte in gesäuertes Wasser tauchten, so daß man nach der Menge des entwickelten Gases die Stärke des Stroms beurtheilen konnte) und brachte dabei die dem Licht exponirte Platte mit sich entbindendem Gas (Kohlenwasserstoff?) in Berührung; er erhielt so in vier oder fünf Minuten farbige Bilder, welche man sonst nur in drei oder fünf Stunden erhält. Diese Bilder sind unter einer Schicht entwickelt, welche fest und hart ist wie Email und einer beträchtlichen Reibung widersteht. Es gelang Hrn. Campbell noch nicht, die Farben ganz bleibend zu fixiren; er hat es aber so weit gebracht, daß das Bild erst dann erlöscht, nachdem es sehr oft und sehr lange der Einwirkung eines ziemlich lebhaften Lichts ausgesetzt war. Diese (im Februarheft 1853 von Humphrey's photographischem Journal mitgetheilten) Versuche sind zwar noch sehr unvollständig, sie beweisen aber wenigstens, daß es zum Hervorbringen der Farben nicht unumgänglich nöthig ist, die Platten lange dem Licht auszusehen.