Titel: Verfahren künstliche Blöcke für Wasserbauten auf trockenem Wege zu fabriciren; von Hrn. Berard.
Fundstelle: Band 128, Jahrgang 1853, Nr. XXXIII., S. 150
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XXXIII. Verfahren künstliche Blöcke für Wasserbauten auf trockenem Wege zu fabriciren; von Hrn. Berard. Aus den Comptes rendus, März 1853, Nr. 12. Berard's Verfahren Blöcke für Wasserbauten zu fabricirten. Um den Werth des nun zu beschreibenden Verfahrens gehörig beurtheilen zu können, muß man sich die zu erfüllenden Bedingungen vergegenwärtigen; es sind folgende: 1. Es handelt sich darum, am Strandplatz oder in der Nähe desselben Blöcke von solcher Dichtigkeit und solcher Größe herzustellen, daß der Widerstand welchen ihre Masse durch Trägheit darbietet, größer ist als der Druck der Wellen welche sie zu verrücken streben. Wir können als nothwendig zu erreichende Größe das Volum von 15 Kubikmetern annehmen, mit einer Dichtigkeit von 2,1 bis 2,2, welche nach dem Eintauchen in Salzwasser auf beiläufig 2,0 bis 2,1 vermindert wird. 2. Diese Blöcke müssen eine hinreichende Festigkeit besitzen, um den Transport und das Einsenken zu vertragen, ohne daß sie brechen; ferner eine so große Härte, daß die Reibung der Wellen auf ihre Oberfläche keine mechanische Wirkung ausüben kann. 3. Ihre chemische Zusammensetzung muß der Art seyn, daß alkalische oder selbst saure Wässer sie durchaus nicht angreifen und zersetzen. 4. Endlich müssen die zur Herstellung dieser Blöcke dienenden Materialien gewöhnliche Substanzen seyn, welche man fast überall findet und die daher auch sehr wohlfeil sind. Bisher benutzte man bei der Darstellung künstlicher Blöcke als Basis oder Verkittungsmittel den mehr oder weniger hydraulischen Kalk; man schlug so zu sagen den nassen Weg ein. Bei dem neuen Verfahren ging man von dem diametral entgegengesetzten Gesichtspunkt aus, man untersuchte ob der trockene Weg nicht vorzuziehen sey. Der hydraulische Kalk ist ein Kalksilicat gewissermaßen in statu nascente, d.h. die chemische Verbindung ist nicht gänzlich bewerkstelligt. Wenn ein kräftigeres Agens als die Kieselerde, welches die Rolle einer Säure spielt, die fortschreitende Silicatbildung des Kalks stört, so kann der Kalk als bloßes Kalkhydrat oder als Chlorcalcium frei gemacht werden und in Auflösung übergehen. Dieß scheint bei den jetzt gebräuchlichen hydraulischen Blöcken zu geschehen. Wenn man aber anstatt eines unvollständig gebildeten Kalksilicats, ein vollkommen gebildetes Silicat anwendet, und überdieß den Kalk, eine auflösliche Basis, durch die Thonerde, eine unauflösliche Basis, ersetzt, so wird man offenbar einen Körper erhalten, welcher vom Seewasser gar nicht angegriffen werden kann. Von diesen Grundsätzen ausgehend, glaubte der Verfasser, daß man durch Anwendung des gemeinen Thons, welcher ein Thonerdesilicat mit veränderlichen Beimengungen von Eisen, von ein wenig Kalk und bisweilen von Bittererde ist, indem man diesen Thon bis zur anfangenden Verglasung erhitzt, welche die vollständige Verbindung dieser verschiedenen Bestandtheile bewirkt, einen Körper erhalten könnte, welcher von gar keinem Wasser angegriffen wird und den oben aufgeführten Bedingungen entspricht. In diesem Sinn angestellte Proben haben seiner Erwartung vollkommen entsprochen. Das Verfahren zur Fabrication solcher Blöcke ist höchst einfach. Man construirt einen Block von beliebiger Größe mit ungebrannten und bloß an der Sonne ausgetrockneten Ziegeln. Die auf die hohe Kante gestellten Ziegel werden in einzelnen Schichten welche mit einer Schicht Brennmaterial abwechseln, auf einem Rost aufgebaut, welcher aus einigen Reihen auf die schmale Seite gestellter und gehörig von einander entfernter Ziegeln besteht. Ein ebenfalls von Ziegeln hergestellter, ein Paar Zoll vom Block entfernter Mantel, hüllt den Block auf seinem ganzen Umfang ein; der leere Raum zwischen dem Mantel und dem Block wird mit Kohlenklein ausgefüllt; man kann auch eine kleine Menge dieses Brennmaterials zwischen die Ziegelschichten des Mantels bringen, wenn derselbe aus rohen Ziegeln besteht, wodurch diese gebrannt werden. Das Feuer wird an der Basis des Blocks angezündet; es pflanzt sich bald nach oben fort und erhitzt die ganze den Block bildende innere Masse so stark, daß der Thon bis nahe zum Schmelzen erweicht. Durch das Brennen der Ziegel und die Verbrennung der eingeschalteten Kohlen entstehen leere Räume, welche in dem Maaße ausgefüllt werden, als sie sich bilden. Der Mantel und der Block werden so bis zu der Höhe aufgeführt, welche letzterer erreichen soll; alsdann bedeckt man das Ganze mit einer letzten Schicht Kohlen und mit mehreren Lagen von Ziegeln; hierauf verstopft man alle Oeffnungen und läßt erkalten. Man braucht nun bloß den Mantel einzureißen, welcher gebrannte Ziegel liefert, um den frei gemachten Block an den Ort seiner Bestimmung transportiren zu können. Anstatt eines Mantels von gewöhnlichen Ziegeln, welcher jedesmal wieder gemacht werden muß, kann man einen Mantel von feuerfesten Ziegeln anwenden, welche durch schmiedeiserne oder gußeiserne Rahmen zusammengehalten werden. Die zwischen den Ziegelschichten eingeschaltete Kohle kann man dann durch Roste ersehen, welche an dem Umfang des Mantels angebracht sind. Ein bewegliches Gewölbe bedeckt das Ganze. Als Brennmaterial, um die Hitze hervorzubringen, welche die anfangende Verglasung oder die Erweichung des Thons hervorbringen muß, kann man gewöhnliche Steinkohlen, auch magere Steinkohlen oder Kohksabfälle anwenden. Die zum Brennen eines Blocks erforderliche Quantität Kohlen ist verschieden, je nach der Natur des Thons und der Beimengung von Sand welcher bisweilen einem Thon einverleibt werden muß; das Kohlenquantum beträgt aber nicht viel mehr, als zum bloßen Brennen der Ziegel erforderlich ist. Man begreift übrigens, daß die Fabricationsart dieser Blöcke zahlreiche Abänderungen gestattet. Das wesentliche und ganz neue Princip ist die Anwendung der Wärme als Verbindungsmittel einzelner Stücke von verglasbaren Substanzen; dieß ist ein neuer Weg, welcher zu vielen nützlichen Resultaten führen kann. Aus dem Vorhergehenden ergibt sich, daß man Blöcke von bestimmter Form und sehr beträchtlichem Volum herstellen kann, welches nur in der Möglichkeit des Transports seine Gränze hat und daher die oben angegebene Ziffer von fünfzehn Kubikmetern weit überschreitet. Die Dichtigkeit dieser Blöcke ist größer als diejenige der Kalkblöcke) sie ist aber verschieden nach der Natur der angewandten Thone. Die eisenhaltigen Thone können Blöcke von 2,4 bis 2,5 Dichtigkeit geben, welche nach dem Eintauchen in Seewasser 1,3 bis 1,4 entspricht, also um mehr als ein Viertel größer ist als diejenige der gewöhnlichen Blöcke. Man könnte sogar nach dem beschriebenen Verfahren außer dem Wasser ganze Hafendämme ohne Unterbrechung des Zusammenhangs herstellen, deren Masse ebenso unerschütterlich als unzerstörbar wäre. Wenn die Operation gehörig geleitet wird, läßt die Festigkeit dieses Products oder sein Widerstand gegen das Zerbrechen nichts zu wünschen übrig; nur mit ungeheurer Anstrengung konnte man solche Blöcke zerbrechen. Ihre Härte ist so groß, daß eiserne Instrumente ihre Oberflächen nicht zu verletzen vermögen; daraus darf man folgern, daß die Wellen, welche durch Reibung wirken, keinen zerstörenden Einfluß auf sie ausüben können. Die Untersuchung von Stücken dieser Blöcke genügt schon, um ihre vollkommene Unveränderlichkeit in jedem Seewasser nachzuweisen; man hat eine Verglasung, bei welcher concentrirte Salpetersäure oder Schwefelsäure, so wie andererseits die stärksten alkalischen Auflösungen, kaum die Rauhigkeiten der Oberfläche angreifen. Da das Material für diese Blöcke der gewöhnliche Thon, der gemeine Thon aber einer der verbreiterten Körper in der Natur ist, so wird man ihn fast immer in der Nähe des Bedarfs dieser Blöcke vorfinden, und die Gestehungskosten dieser unzerstörbaren Blöcke dürften daher geringer seyn, als bei den Blöcken von Wassermörtel.