Titel: Ueber die Bestimmung des Stärkegehaltes in den Kartoffeln und des Zuckergehaltes in Runkelrüben; von Dr. F. Krocker.
Fundstelle: Band 128, Jahrgang 1853, Nr. XCV., S. 388
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XCV. Ueber die Bestimmung des Stärkegehaltes in den Kartoffeln und des Zuckergehaltes in Runkelrüben; von Dr. F. Krocker.Aus dem Jahrbuch des land- und forstwirthschaftl. Vereins zu Oppeln, durch Schweizerisches Gewerbeblatt, Januar 1853. Krocker, über die Bestimmung des Stärkegehaltes in den Kartoffeln etc. Der Verfasser theilt eine Reihe von Bestimmungen mit, welche in dem Laboratorium des landwirtschaftlichen Instituts zu Proskau ausgeführt wurden, um zu ermitteln, mit welchem Grade der Zuverlässigkeit bei dem Verfahren, den Stärkegehalt aus dem specifischen Gewichte der Kartoffeln abzuleiten, das für einzelne Kartoffeln gefundene Resultat auf eine größere Partie Kartoffeln derselben Sorte übertragen werden könne. Es wurde zu diesem Zwecke von etwa 40 bis 50 Stück Kartoffeln derselben Sorte, welche unter anscheinend ganz gleichen Verhältnissen gewachsen waren, genau einzeln oder zu mehreren das spec. Gewicht ermittelt und der demselben entsprechende Stärkegehalt nach den vorhandenen Tabellen berechnet. Nr. 1. Die in Proskau gewöhnlich angebaute weiße schlesische Kartoffel, auf sandig-lehmigem Boden cultivirt, 1848: Spec. Gewicht.   Stärkegehalt.   1 Stück – 1,116 – 22,54 Procent   1    „    – 1,106 – 20,12      „ 28    „    – 1,101 – 18,93      „ 15    „    – 1,096 – 17,75      „   4    „    – 1,089 – 16,11      „   1    „    – 1,082 – 14,49      „ ––––––– 50 Stück. Das spec. Gewicht betrug im Durchschnitt 1,098 = 18,44 Proc. Stärke. Nr. 2. Weiße schlesische Kartoffel, auf etwas thonigem Boden gewachsen, 1848: Spec. Gewicht.   Stärkegehalt.   2 Stück – 1,101 – 18,93 Procent   4    „    – 1,096 – 17,65      „   8    „    – 1,089 – 16,11      „   9    „    – 1,082 – 14,49      „ 14    „    – 1,078 – 13,58      „   8    „    – 1,074 – 12,67      „   4    „    – 1,071 – 11,99      „   2    „    – 1,068 – 11,53      „ –––––––– 51 Stück. Das spec. Gewicht betrug im Durchschnitt 1,077 = 13,57 Proc. Stärke. Nr. 3. Rothe märkische Kartoffel, 1849: Spec. Gewicht.   Stärkegehalt.   1 Stück – 1,119 – 23,27 Procent   3    „    – 1,106 – 20,12     „ 12    „    – 1,101 – 18,93     „ 15    „    – 1,096 – 17,75     „   7    „    – 1,089 – 16,11     „   1    „    – 1,082 – 14,49     „   1    „    – 1,078 – 13,58     „ ––––––– 40 Stück. Das spec. Gewicht betrug im Durchschnitt 1,096 = 17,75 Proc. Stärke. Nr. 4. Weiße runde Kartoffel, auf leichtem kiesigem Boden gezogen, 1845: Spec. Gewicht.   Stärkegehalt.   1 Stück – 1,104 – 19,65 Procent   2    „     – 1,100 – 18,70     „   6    „     – 1,094 – 17,28     „ 18    „     – 1,090 – 16,35     „ 16    „     – 1,084 – 14,95     „   4    „     – 1,078 – 13,58     „   2    „     – 1,072 – 12,86     „   1    „     – 1,066 – 10,87     „ ––––––– 50 Stück. Es betrug im Durchschnitt das spec. Gewicht 1,087 = 15,65 Proc. Stärke. Es geht hieraus sichtlich hervor, daß man sich nicht begnügen darf einzelne wenige Kartoffeln zu prüfen, wenn der Schluß auf ihre Güte der Wahrheit nahe kommen soll, da eine gewisse Quantität der Knollen immer einen von dem mittleren sehr abweichenden Stärkegehalt zeigen wird, um so mehr, in je weniger gleichen Bedingungen des Wachsthums sich die Pflanzen im Boden befanden. Auch weisen die gegebenen Versuche darauf hin, daß bei den sandigeren Bodenarten die bei weitem größere Zahl dem mittleren Stärkegehalt sehr nahe steht, während dieß weniger in dem thonigeren Boden der Fall ist, da bei letzterem ein gleichmäßiger Zustand weniger leicht erreicht wird. Die zur Bestimmung des spec. Gewichtes anzuwendende Methode muß daher gestatten, das durchschnittliche spec. Gewicht einer größeren Zahl von Knollen, etwa 20, in einem Versuche schnell zu bestimmen. Es gelingt dieß sehr leicht mittelst des Verfahrens, welches Fresenius und Schulze Polytechn. Journal Bd. CXIX S. 308. für diesen Zweck in Vorschlag gebracht haben. Man beginnt nun bereits diese Methode in ähnlicher Art zur annähernden Bestimmung des Zuckergehaltes von Runkelrüben, des relativen Werthes derselben überhaupt, anzuwenden. Auch hier hängt die Dichtigkeit der Rübe wohl hauptsächlich von dem Zuckergehalte derselben ab, doch ist bei dieser Anwendung die Sicherheit des Schlusses von einem größeren spec. Gewichte auf einen größeren Zuckergehalt viel mehr gefährdet. Außer dem Zucker sind es hier wie bei der Kartoffel die Zellsubstanz, stickstoffhaltige Substanz und Salze, welche einen Einfluß auf das spec. Gewicht haben können. Selbst wenn die Quantität dieser Substanzen eben so geringe Verschiedenheiten wie bei den Kartoffeln zeigte, so wird der Einfluß dieser Differenzen auf das specifische Gewicht nicht durch den Zuckergehalt in gleichem Grade compensirt, wie bei den Kartoffeln durch den Stärkegehalt, da bei gleicher Menge jener Substanzen die Quantität der Stärke in den Kartoffeln eine viel größere ist, als die des Zuckers in den Rüben. Jedenfalls ist bei Anwendung der Methode für diesen Zweck um so mehr Vorsicht nöthig, als noch nicht genaue Untersuchungen hinreichend über die Gränzen der Zuverlässigkeit entschieden haben. Bei mehrfachen, über diesen Gegenstand von dem Verfasser angestellten Prüfungen zeigte sich zunächst, daß, wie bei Kartoffeln, bei Rüben desselben Feldes nicht unerhebliche Verschiedenheiten im spec. Gewichte stattfanden, obgleich auch hier in solchen Gränzen, daß nach Untersuchung mehrerer Rüben ziemlich klar markirt wurde, welches Rübenfeld die besseren geliefert habe. Es wurden hierzu die vom obersten Theile befreiten, für den Verkauf zur Rübenzuckerfabrik abgeputzten Rüben benutzt und nach genauer chemischer Prüfung (nach der Methode von Fehling)Polytechn. Journal Bd. CXVII S. 276. der Zuckergehalt des ganzen mittleren Dritttheils einer Rübe ermittelt. Die ganzen Rüben zeigten folgendes specifisches Gewicht. Nr. 1. Rüben auf sandig-lehmigem Boden. Von 6 Rüben zeigte 1 Stück ein specifisches Gewicht von 1,046 1     „     „           „             „       „ 1,045 1     „     „           „             „       „ 1,035 2     „     „           „             „       „ 1,033 1     „     „           „             „       „ 1,030. Der Zuckergehalt der Rübe von 1,033 spec. Gewicht betrug im Mittlern Dritttheil 11 Procent. Nr. 2. Rüben eines strengeren thonigen Bodens. Von 5 Stück zeigte 1 Stück ein specifisches Gewicht von 1,040 1     „      „          „              „          „ 1,030 1     „      „          „              „          „ 1,025 1     „      „          „              „          „ 1,023. Der Zuckergehalt der Rübe von 1,025 specifischem Gewicht betrug 9,5 Procent. Wenn ferner von Vilmorin vorgeschlagen wird, „von einem Stück Fleisch der zu prüfenden Rübe“ mittelst Salzlösung, wie bei Kartoffeln, das specifische Gewicht zu bestimmen und die Güte der Rüben hiernach zu beurtheilen, so ist dieß durchaus unrichtig, und würde diese Beurtheilung zu erheblichen Fehlschlüssen führen. Die hierüber gemachten Untersuchungen zeigten, daß jede frische Rübe, selbst wenn die oberen Theile entfernt sind, und dieselbe hierauf horizontal in nahezu gleichwiegende Stücke durchschnitten wurde, in der unteren Hälfte ein mitunter bedeutend höheres spec. Gewicht hat, als in der oberen Hälfte, daß überhaupt das spec. Gewicht nach dem unteren Theile zunimmt, daß der Zuckergehalt also in der unteren Hälfte größer ist. Wie bedeutend diese Unterschiede sind, zeigen folgende Zahlen: Die Rübe in Nr. 1, welche beim spec. Gewicht von 1,033 einen Zuckergehalt von 11 Proc. zeigte, hatte in der oberen Hälfte ein spec. Gewicht von 1,027, in der unteren Hälfte ein spec. Gewicht von 1,045. Die in Nr. 2 aufgeführte Rübe von einem Zuckergehalte von 9,5 Proc., welche 1,025 spec. Gewicht zeigte, hatte in der oberen Hälfte ein spec. Gewicht von 1,020, in der unteren Hälfte ein spec. Gewicht von 1,033. Das Fleisch von verschiedenen Stellen einer Rübe wird daher sehr verschiedene Resultate zeigen und man würde wenigstens zur Prüfung nur Stücke des mittleren Dritttheiles wählen müssen.