Titel: Neue Methode die Schwefelsäure und Salzsäure auf maaßanalytischem Wege zu bestimmen; von Hrn. Levol.
Fundstelle: Band 128, Jahrgang 1853, Nr. CXI., S. 445
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CXI. Neue Methode die Schwefelsäure und Salzsäure auf maaßanalytischem Wege zu bestimmen; von Hrn. Levol. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, April 1853, S. 320. Levol's Methode die Schwefelsäure und Salzsäure zu bestimmen. Folgende Methoden wende ich seit längerer Zeit an, um den Gehalt verschiedener Handelsproducte an Schwefelsäure und Chlorwasserstoffsäure sehr schnell zu bestimmen. Gehaltsbestimmung der Chloride. – Gay-Lussac's Verfahren, welches zur Bestimmung des Gehalts der Silberlegirungen so schätzbar ist, und welches offenbar im umgekehrten Sinne angewandt werden kann, um das Chlor in den Chloriden zu bestimmen, verliert leider einen seiner Hauptvortheile, denjenigen der Schnelligkeit, wenn das Verhältniß des zu bestimmenden Elements nicht im voraus annähernd genug bekannt ist; dazu kommt noch, daß es sehr schwierig ist die Flüssigkeiten durch bloßes Schütteln klar zu bekommen, wenn sie das chlorwasserstoffsaure Alkali in Ueberschuß enthalten; wenn man aber filtriren muß, so wird das Verfahren fast so langwierig wie die Analyse mittelst Wagens des Chlorsilbers. Diese praktischen Schwierigkeiten veranlaßten mich, in diesem Falle eine Methode anzuwenden, welche sich auf die bekannte Thatsache gründet, daß das phosphorsaure Silber (sowie die anderen Silbersalze, welche löslicher als das Chlorsilber sind) von den chlorwasserstoffsauren Alkalien zersetzt wird. Gießt man nämlich auf einen Niederschlag von kohlensaurem oder phosphorsaurem Silber eine Auflösung von chlorwasserstoffsaurem Kali oder Natron, so wird sich augenblicklich einerseits Chlorsilber und andererseits kohlensaures oder phosphorsaures Alkali bilden; daraus folgt, daß wenn man salpetersaures Silber in eine Mischung von phosphorsaurem und chlorwasserstoffsaurem Alkali gießt, ein Niederschlag von phosphorsaurem Silber sich erst dann zeigen kann, nachdem sämmtliches Chlor ausgefällt ist. Wenn man also gewöhnliches phosphorsaures Natron der Auflösung eines chlorwasserstoffsauren Alkali beimischt, so wird der gelbe Niederschlag von phosphorsaurem Silber – welchen ein auflösliches Silbersalz in dieser Flüssigkeit bildet – sich erst dann zeigen, oder wenigstens nach einem schwachen Schütteln verbleiben, wenn sämmtliches chlorwasserstoffsaure Alkali bereits zersetzt ist. Um den Gehalt des chlorwasserstoffsauren Alkali zu bestimmen, kann man daher folgendermaßen verfahren: Man löst in beiläufig 50 Theilen destillirten Wassers eine bestimmte Menge, z.B. 1 Gramm des Salzes auf, dessen Gehalt an Chloriden man bestimmen will; man setzt der Flüssigkeit beiläufig ein Zehntel ihres Volums von einer in der Kälte gesättigten Auflösung gewöhnlichen phosphorsauren NatronsDasselbe muß ganz frei von Chlornatrium seyn. zu; ist die Flüssigkeit sauer, so neutralisirt man sie oder übersättigt sie schwach mittelst reinen kohlensauren Natrons; hierauf gießt man aus einer graduirten Bürette, welche Zehntheile von Kubikcentimetern anzeigt, eine titrirte wässerige Auflösung von neutralem salpetersaurem Silber hinein, bis der Niederschlag sehr schwach gelb bleibt, was erst nach vollständiger Fällung des Chlor eintritt; allerdings entsteht schon auf Zusatz der ersten Tropfen von salpetersaurem Silber ein gelber Niederschlag, weil in diesem Falle das Reagens an einem einzigen Punkt in Ueberschuß vorhanden ist, aber beim Umrühren sieht man denselben rasch verschwinden und überzeugt sich, daß er erst nach gänzlicher Fällung des Chlor verbleibt. Gehaltsbestimmung der schwefelsauren Salze. – Den Gehalt dieser Salze an Schwefelsäure bestimme ich mittelst salpetersauren Bleies; wenn die Flüssigkeit eine freie Säure enthält, neutralisire ich sie mittelst kohlensaurer Magnesia; dann setze ich in kleinen Portionen auf einmal so viel Jodkalium-AuflösungDiejenige welche ich anwende, enthält 10 Procent Jodkalium. zu, daß die ersten Tropfen von salpetersaurem Blei, welche aus der Bürette hineingegossen werden, am Berührungspunkt einen gelben Niederschlag hervorbringen, welchen das Umrühren bald verschwinden macht. Die Beendigung der Operation erkennt man, wie bei der Chlorbestimmung daran, daß die Masse des Niederschlags nach dem Umrühren gelblich gefärbt bleibt. Die Manipulationen sind also für beide Bestimmungen genau dieselben, und höchst einfach. Ich bringe die Flüssigkeit in ein Reagirglas und rühre sie mit einem Glasstab um; hier, wie bei der Chlorbestimmung, muß die Bürette Zehntheile von Kubikcentimetern anzeigen. Um das Chlor zu bestimmen, wende ich eine Flüssigkeit an, welche im Kubikcentimeter 0,03054 Gramm Silber enthält, entsprechend 0,010 Gr. Chlor = 1 Gramm in 100 Kubikcentimetern. Meine Flüssigkeit zur Bestimmung der Schwefelsäure enthält 0,04133 Gr. salpetersaures Blei in Kubikcentimeter = 0,010 Gr. wasserfreie Schwefelsäure oder 1 Gramm in 100 Kubikcentimetern, so daß man die Resultate unmittelbar in Procenten erhält. Diese Bestimmungen, welche bis auf 1/2 und selbst 1/4 Proc. genau ausfallen, erheischen nur einige Minuten Zeit. Es versteht sich, daß man vor diesen Proben sich überzeugen muß, daß das zu prüfende Salz keine Säure enthält, welche wie die Schwefelsäure und Salzsäure durch die Probeflüssigkeiten gefällt werden kann.