Titel: Verbesserte Methode zur Conservirung eingemachter Speisen mittelst des luftleeren Raums, von Hrn. Fastier in Neuilly bei Paris.
Fundstelle: Band 131, Jahrgang 1854, Nr. LXXVII., S. 274
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LXXVII. Verbesserte Methode zur Conservirung eingemachter Speisen mittelst des luftleeren Raums, von Hrn. Fastier in Neuilly bei Paris. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Dec. 1853, S. 735. Fastier's verbesserte Methode zur Conservirung eingemachter Speisen. Es ist jetzt außer Zweifel gesetzt, daß sich die eingemachten Speisen mittelst des luftleeren Raumes conserviren lassen, welchen man in den sie enthaltenden Blechbüchsen durch die Wärme erzeugt, d.h. durch die Verdünnung der Luft und die Condensation der in den Gefäßen enthaltenen Dämpfe, indem man ein dem Appert'schen analoges Verfahren anwendet. Die Conservirung der eingemachten Speisen mittelst des luftleeren Raumes ist nicht nur leicht ausführbar, sondern sichert auch gegen das Mißlingen der Operation, welches bei den alten Verfahrungsarten öfter vorkam, indem sich der Sauerstoff der im Gefäß enthaltenen Luft nur unvollkommen mit den zu conservirenden Substanzen verband.Hr. Willaumez hat zuerst die Appert'sche Methode wesentlich verbessert; man sehe die Beschreibung seiner Verfahrungsweise im polytechn. Journal, 1853, Bd. CXXVII S. 372.A. d. Red. Hr. Fastier ließ sich schon im J. 1839 Verfahrungsarten zum Conserviren der Nahrungsmittel mit Hülfe des luftleeren Raums patentiren, damals waren aber seine Methoden noch sehr unvollkommen. Aus zahlreichen Berichten verschiedener Commissionen, welche von dem (französischen) Marineminister und der englischen Admiralität zur Prüfung seiner Producte ernannt wurden, geht aber hervor, daß er seit einem Jahr Blechbüchsen mit eingemachten Speisen, z.B. solche die 10 bis 20 Kilogr. Fleisch enthalten, liefert, welche beim Oeffnen an verschiedenen Orten unserer afrikanischen Besitzungen, am Senegal, in Brasilien, in vollkommen conservirtem Zustande befunden wurden, von vortrefflicher Qualität und angenehmem Geschmack. In allen Berichten der Marine-Officiere, welche mit der Prüfung von Fastier's Producten beauftragt waren, wird beantragt, daß jede Woche den Matrosen eine oder zwei Rationen von so conservirtem Fleisch und Gemüse verabfolgt werden möchten. Bei den alten Methoden war das Gelingen der Operation oder die Conservirung der Producte in ziemlich großen Blechbüchsen stets unsicher; einige Luftblasen, welche man aus den inneren Höhlungen der Knochen, besonders von Vögeln, nicht austreiben konnte, reichten hin um in kurzer Zeit eine Veränderung der Substanzen zu veranlassen. Gegenwärtig liefert Hr. Fastier Blechbüchsen mit Fleisch oder Gemüse von 50 Kilogr. Inhalt; er brachte es dahin, mit der größten Leichtigkeit die in den inneren Höhlungen der Substanzen und sogar der Knochen eingeschlossene Luft auszutreiben. Er verfährt nämlich folgendermaßen: Nachdem die Producte in die Blechbüchse gebracht sind, löthet man den Deckel auf; in demselben ist eine sehr kleine Oeffnung angebracht, damit die während der Operation sich entwickelnden Dämpfe austreten können. Nachdem das Kochen beendigt ist und während die Dämpfe heftig durch die kleine Oeffnung im Deckel austreten, entfernt man die Büchse ein wenig vom Feuer und verschließt sogleich mit einem Tropfen Loth die kleine Oeffnung des Deckels. Alsdann besprengt man die Büchse schwach mit ein wenig kaltem Wasser; dadurch verdichten sich die Dämpfe, es bildet sich im Innern der Büchse ein luftleerer Raum, und die im Innern der Knochen eingeschlossene Luft wird sogleich in Freiheit gesetzt. Nach einiger Zeit entlöthet man die kleine Oeffnung im Deckel; man setzt die Büchse neuerdings dem Feuer aus, welches die darin etwa noch enthaltene Luft verdünnt und austreibt. Wenn der Dampf neuerdings durch die kleine Oeffnung des Deckels austritt, verschließt man sie, wie vorher, mit einem Tropfen Loth. Nachdem die Büchsen auf diese Weise zwei bis drei Mal der Wirkung des Feuers ausgesetzt wurden, sind sie so viel als möglich luftfrei und die darin enthaltenen Substanzen können mehrere Jahre lang unverändert bleiben. Je größer die Büchsen sind, desto stärker und fester muß auch das Metall seyn, woraus sie bestehen; solche eignen sich daher auch besser zum Conserviren der Substanzen als die kleinen Büchsen, deren dünneres Metall oft Fehler vom Walzen zeigt, Risse durch welche Luft eindringen kann. Diese Büchsen werden in stufenweise zunehmender Größe angefertigt, so daß man sie nach dem Entleeren in einander stecken und folglich in einem kleinen Raum am Bord der Schiffe aufbewahren kann. Bevor man sie neuerdings benutzt, werden sie verzinnt. Die Conservirung mittelst des luftleeren Raumes gewährt also unbestreitbare Vortheile; damit dieses Verfahren aber in den Haushaltungen in Gebrauch kommen kann, muß erst eine einfache, wohlfeile und sichere Verpfropfung erfunden werden, welche das Verlöthen ersetzt. Herpin, Berichterstatter.