Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 131, Jahrgang 1854, Nr. , S. 396
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Miscellen. Miscellen. Dampfkessel von geriffeltem oder gerunzeltem Eisenblech. Hr. Montgommery aus New-York hat kürzlich eine neue Art von Kesseln in England eingeführt, welche aus Blech mit runzeliger statt mit glatter Oberfläche bestehen. Das Material wird auf diese Weise ausgewalzt; solche Kessel sollen die doppelte Festigkeit der gewöhnlichen haben, nur die Hälfte des Raumes einnehmen und 30 Procent weniger kosten. Sie sichern daher weit mehr gegen Explosionen, besonders da bei dem Auswalzen alle Schiefern und Blasen aus Licht treten, während diese Fehler des Eisens bei dem gewöhnlichen Blechwalzproceß versteckt werden. Ein solcher Kessel bietet dem Feuer eine um ein Drittel größere Oberfläche dar als ein gewöhnlicher, und es ist daher diese neue Erfindung hauptsächlich für die Dampfschifffahrt beachtenswerth. (Mining Journal, Nr. 957.) Burrowes' Verbesserungen an Dampfkesseln und Kesselöfen. Hr. James Burrowes in der Haigh-Gießerei zu Wigan hat für England ein Patent auf mehrere Einrichtungen bei Kesseln und Kesselöfen genommen, welche darin bestehen, daß die Enden oder Seiten nach und nach dicker werden als der Körper, um den Verlust an Festigkeit auszugleichen, der durch das Zusammennieten veranlaßt wird. Die Canäle und andere Heizoberflächen des Ofens macht er aus geriffeltem oder gerunzeltem Eisen, um diesen Theilen die größte Festigkeit gegen Zusammendrückung bei dem geringsten Gewicht zu geben und um der strahlenden Wärme eine größere Oberfläche darzubieten, sowie bei den Gasen eine wellenförmige Bewegung zu veranlassen. In dem Innern der Canäle wird ein Kern oder Vertheiler angebracht, um die Gase gleichförmiger darin zu verbreiten. (Mining Journal, Nr. 961.) Zweckmäßige Packung der Kolben für Druckpumpen. Nach einer Mittheilung in der Königsberger polytechnischen Gesellschaft wendet Hr. Maschinist Gromberger statt der bisher üblichen Packung mit Hanf bei dem massiven Kolben einer Saug- und Druckpumpe Sägespäne von weichem Holze mit dem besten Erfolge an, indem er hierdurch nicht nur ein unverhältnißmäßig längeres Dichthalten, sondern auch eine viel geringere Abnutzung des Kolbens erlangt, an welchem sich bei Hanfpackung in kurzer Zeit Längsstreifen ausarbeiten, die zur schnelleren Zerstörung der Packung wesentlich beitragen. Letztere wird einfach dadurch hergestellt, daß man den Raum der Stopfbüchse rings um den Kolben mit mittelfeinen Sägespänen anfüllt und diese durch die Druckschrauben nach Erfordern zusammenpreßt. Billigkeit, Leichtigkeit der Ausführung und große Dauerhaftigkeit werden diesem Verfahren bald allgemeine Verbreitung verschaffen. (Gewerbevereinsblatt der Provinz Preußen, 1853, S. 229.) Ueber ein neues wasserdichtes Verpackungsmaterial; von Dr. Bolley. Anstatt des gewöhnlichen Wachstuchs oder Wachspapiers wird in England jetzt vielfach ein anderer wasserdichter Stoff zum Verpacken angewendet; derselbe wird cotton-waste-felt, Baumwolle-Abfall-Filz genannt. Das Etablissement welches diesen Stoff herstellt, befindet sich in Manchester und betreibt die Erzeugung dieses Fabrikats in sehr großem Maaßstabe. Obschon das Geschäft schon einige Jahre besteht, möchte doch auf dem Continent das Erzeugniß noch wenig bekannt seyn. Ich selbst habe erst bei einem im vorigen Monat stattgehabten Aufenthalt in England Kunde davon erhalten und gebe diese Notiz in der Ueberzeugung, daß der Stoff viele Vorzüge vor dem Wachstuch biete, und einmal mehr bekannt, auch bei uns Anlaß zur Darstellung desselben gebe. Der Zeug ist, wie der Namen angibt, ein Filz, oder besser gesagt eine Watte, auf der einen Seite mit einem zähen wasserdichten Firniß überzogen. Die Substanz des Firniß ist, wie mir angegeben worden und wie der Geruch und andere Eigenschaften verrathen, eine Kautschukauflösung. Die Farbe des Stoffes auf der gefirnißten Seite ist blaß braungelb, eichenholzähnlich. Auf dieser Seite fühlt sich der Stoff schwach klebrig an, und aufeinander gelegt haften die beiden befirnißten Flächen etwas aneinander, lassen sich jedoch ohne Schaden für den Stoff von einander trennen. Es läßt sich auf der gefirnißten Seite mit Tinte ziemlich gut schreiben ohne daß die Schrift verfließe, die Tinte wird aber nicht eingesogen, die Schrift trocknet darum langsam, und kann getrocknet mit Wasser abgewaschen werden. Auf der Rückseite aber kann trotz der losen Baumwollfäserchen deutlich mit Tinte geschrieben werden, und die Schrift haftet ziemlich gut. Dieser Eigenschaft geschieht Erwähnung, weil sie wegen aufzuzeichnenden Adressen einige Wichtigkeit hat. Sehr hervorzuheben ist für dieses Fabricat, daß beim Falzen oder Zusammenknittern, selbst bei sehr starkem Reiben der Ueberzug nicht springt oder undicht wird. Die Wasserdichtigkeit der Masse läßt nichts zu wünschen übrig; in einem nahtlosen Beutel oder Sack daraus kann, wie ich mich überzeugte, tagelang Wasser ohne die geringste Benetzung auf der Außenseite aufbewahrt werden. Sicherlich empfiehlt diese Eigenschaft den Stoff auch zu andern Zwecken. Die Firma des Etablissements in welchem derselbe erzeugt wird, heißt Clark und Wilson in Manchester. Die Preise bei stückweisem Bezug der Waare sind: per Pfund von 36'' engl. Breite 6      Pfd. gleich   65 Cents gleich 18        kr. circa  „      „        „   45''  „    „     8 1/2  „    „      91    „     „    25 1/2   „  circa  „      „        „   55''  „    „     9 3/4  „    „    105    „     „    29 1/2   „  circa Die Preise überschreiten zwar die des gewöhnlichen Packwachstuches, immerhin aber kommen gewiß Falle genug vor, in welchen der Versender einer Waare gerne zu dem bessern Material greif. Als nicht unwesentlich ist noch anzuführen, daß die wasserdichte Masse ein sehr geringes Gewicht hat und jedenfalls bei gleicher Oberfläche leichter ist als die stärkern Wachstuchsorten. (Schweizerisches Gewerbeblatt, Januar 1854, S. 3.) Chuard's Sicherheitslampe. Die französische Akademie der Wissenschaften hat Hrn. Chuard einen Antheil des Montyon'schen Preises als Aufmunterung zuerkannt und als Entschädigung für seine Auslagen behufs der Construction einer Sicherheitslampe für Bergmänner. Das Princip, auf welchem die Construction dieser Lampe beruht, hat noch nicht seine praktische Form gefunden, aber es ist neu und sinnreich. Die Luft gelangt zur Flamme erst nachdem sie durch ein metallenes Rohr von großer Länge gezogen ist, welches durch den Fall von Kolben oder Ventilen geschlossen werden kann; wenn die Luft explodirbar ist, so werden die Haare, woran die Kolben aufgehängt sind, plötzlich verbrannt, und da diese Kolben nur einen sehr kleinen Weg zu durchlaufen haben, so fallen sie und schließen den Pumpenkörper schon während der Verbrennung des detonirenden Gemisches, und bevor noch die Flamme Zeit hatte sich über die Lampe hinaus fortzupflanzen. Es ist zu hoffen, daß neue Versuche diesem Apparat eine praktische Form geben werden. (Comptes rendus, Januar 1854, Nr. 5.) Photographische Gravirung auf Glas. Hr. Niepce von Saint-Victor hatte die glückliche Idee, mit seinem neuen Firniß (man s. darüber polytechn. Journal, 1853, Bd. CXXX. S. 275) Glasplatten zu überziehen, und dann wie für Stahlplatten zu verfahren. Nachdem die Glastafel den Lichteindruck empfangen hat, setzt er sie den Dämpfen der Flußsäure aus, oder gießt ein wenig von der flüssigen Säure darüber. Im ersten Falle ist die erhaltene Gravirung matt, im zweiten ist sie hohl und durchsichtig. (Cosmos, Revue encyclopédique, Decbr. 1853, S. 770.) Ueber Ausziehung des Farbstoffs aus den Krappblumen mittelst Holzgeist; von J. Gerber und E. Dollfus. Einer Abhandlung Mémoire sur la garance,“ welche die Genannten am 29. December 1852 der Société industrielle de Mulhouse überreichten, entnehmen wir das Nachstehende: Einen möglichst reinen Krappfarbstoff kann man auf folgende Weise erhalten: Man extrahirt Krappblumen bis zur Erschöpfung mit siedendheißem Holzgeist, filtrirt den Auszug und fügt ihm eine gewisse Menge destillirtes Wasser hinzu. Es entsteht dadurch ein reichlicher gelber Niederschlag, den man auf einem Filter sammelt und mit destillirtem Wasser auswäscht. Die Verfasser nennen den so dargestellten Körper Azale (von Azala, einer arabischen Benennung des Krapps; wahrscheinlich ist dieser Körper aber im Wesentlichen nichts Anderes als Alizarin). Er bildet ein etwas glänzendes Pulver von lebhaft gelbbrauner Farbe, und zeigt bei der Anwendung zum Färben dieselbe Wirkung, wie das 40fache Gewicht Krapp. 1 Liter Wasser löst von diesem Körper nur etwa 1 Centigramm auf. Die Lösung hat eine schwach gelbliche Farbe, die aber beim Hineinleiten von Sauerstoffgas bräunlich und zuletzt rosenroth wird. Auch das in Wasser suspendirte Azale wird an der Luft erst bräunlich und gibt dann eine rothe Auslösung, welche durch Säuren gelb, durch Alkalien purpurviolett wird. Der Holzgeist (rectificirter, noch schwach gelblich gefärbt) besitzt für den Farbstoff ein weit größeres Auflösungsvermögen als Weingeist. Aus 100 Theilen Krappblumen erhielten die Verfasser durch Erschöpfung mit siedendheißem Holzgeist 6,75 Theile trocknes Extract von der Farbe des gelben Catechu, brüchig, aber bei gelindem Erwärmen erweichend. Als der Rückstand daraus, ebenfalls bis zur Erschöpfung, mit siedendheißem Holzgeist, dem pro Liter 10 Grm. Schwefelsäure zugesetzt waren, ausgezogen wurde, erhielten sie noch 6,65 Theile eines etwas weicheren Extracts. Der Rückstand war dann alles Farbstoffes beraubt. Die Säure wirkte bei der zweiten Ausziehung entweder durch Auflockerung des Zellgewebes, oder dadurch, daß sie Basen wegnahm, mit denen der Farbstoff verbunden war. Das mit Holzgeist bereitete Krappextract gibt beim Färben dieselbe Wirkung, wie das 12 1/2fache Gewicht Krappblumen, so daß die 13,3 (eigentlich 13,4) Theile Krappextract, welche durch bloßen und durch mit Säure vermischten Holzgeist aus 100 Theilen Krappblumen erhalten werden, denselben Effect hervorbringen, wie 13,3 × 12,5 oder 166 Theile derselben Krappblumen. Es scheint hiernach bei Anwendung der Krappblumen zum Färben von dem nicht durch Holzgeist allein ausziehbaren Theile des Farbstoffs auch ein Theil zur Wirkung zu kommen, da sonst die 13,3 Theile Krappextract einer noch größeren Menge Krappblumen in der Wirkung entsprechen würden. Bei den mit dem Krappextracte angestellten Färbeversuchen wurde dasselbe vor dem Zusammenbringen mit Wasser in einigen Tropfen Weingeist oder Holzgeist vertheilt, was unnöthig ist, wenn man den reineren Farbstoff (das Azale) anwendet. Dem Bade wurden 15–20 Proc. Kreide zugefügt, da das Extract sauer reagirte, was die Verf. von Ameisensäure, die aus dem Holzgeiste entstanden seyn soll, ableiten Beim Färben mit diesem Extracte ist keine der beim Färben mit Krapp anzuwendenden Vorsichtsmaßregeln nöthig Man kann ohne Nachtheil die Temperatur des Bades steigen oder sinken lassen. Wird das Bad nicht ausgefärbt, so kann man es später zu einer zweiten und dritten Färbung benutzen, bis der Farbstoff darin ganz verbraucht ist. Das in dem Wasser wohl zertheilte und suspendirte Extract färbt mordancirte Kattunproben bei gewöhnlicher Temperatur und nach einigen Stunden der Berührung stark. Die Farben dieser Proben widerstehen, nachdem man dieselben einige Minuten lang in warmes Wasser getaucht hat, der Seife und den Schönungsmitteln sehr gut. Die mit Krappextract hervorgebrachten Farben sind im Allgemeinen schöner und solider, wie diejenigen, welche man mit Krapp und anderen aus demselben erzeugten Producten darstellt. Unter denselben ist namentlich das Violett zu erwähnen, welches sich stets zuerst färbt. Ist in dem Bade die Menge des Farbstoffs im Vergleiche mit der des vorhandenen Mordants sehr gering, so entsteht nur das Violett durch den Eisenmordant. Es scheint, daß, je reiner der Farbstoff ist, desto mehr seine Verwandtschaft zu dem Eisenmordant, die zu dem Thonerdemordant überwiegt. Das Azale läßt sich sublimiren und bildet dabei lange Nadeln von orangerother Farbe. Bringt man mordancirten Kattun in Wasser, welches Azale in Suspension enthält, so färbt sich derselbe sehr rasch, selbst wenn die Temperatur nicht über 30° C hinausgeht. Das dabei erhaltene Violett ist sehr lebhaft, und weit schöner, wie man es auf dem gewöhnlichen Wege erhalten kann. Das Braun und Schwarz sind vollkommen. Roth und Rosa, obgleich schön und lebhaft, haben doch nicht die Qualität derselben geseiften und avivirten Farben. Der nicht mordancirte Grund bleibt ungefärbt. Alle diese Farben widerstehen dem Seifen und Aviviren vollkommen; das Violett verändert sich dabei nicht, das Roth und Rosa werden dadurch so schön, als man es nur wünschen kann. Der Krapp und die daraus dargestellten Producte (Garancin, Krappblumen, Krappcarmin, Krappextract) geben durch Erhitzen sublimirtes Azale, natürlich um so mehr, je mehr dasselbe schon in der angewendeten Substanz concentrirt ist. Aus Krappcarmin stellten die Verf. es dar durch Vermischen desselben mit der Hälfte seines Gewichtes Salmiak, und Erhitzen dieses Gemisches. Dasselbe bedeckte sich dabei erst mit einer weißen Schicht von sublimirtem Salmiak, die aber bei zunehmender Wärme schön roth wurde. Als nach dem Erkalten die sublimirte Kruste für sich genommen und in Wasser gebracht wurde, löste sich der Salmiak auf, und der Farbstoff wurde für sich erhalten. (Aus dem Polytechnischen Centralblatt, 1854, Liefer. 1.) Ueber den Oelgehalt des Leinsamens; von Hrn. J. L. Lassaigne. Gegenwärtig kommt (in Frankreich) im Handel oft Leinsamenmehl vor, welchem schon ein Theil seines Oels durch Pressung entzogen worden ist. Um den Verlust, welchen man durch diesen Betrug erleidet, zu bemessen, trocknete der Verf Leinsamen aus verschiedenen Gegenden Frankreichs (im Wasserbad), um den Wassergehalt zu bestimmen, pulverisirte ihn dann in einem Mörser von Bronze und behandelte ihn nun mit reinem Schwefeläther bei + 24° R. bis zur Erschöpfung, um den Oelgehalt zu bestimmen. (Die ätherische Auflösung wurde nämlich im Wasserbad abgedampft, der ölige Rückstand so lange der Temperatur des siedenden Wassers ausgesetzt, bis er nichts mehr an Gewicht verlor, und hierauf in seiner Schale gewogen.) Der Wassergehalt betrug 6–8 Proc., der Oelgehalt 30–33 Proc. Das theilweise seines Oeles schon beraubte Leinsamenmehl dagegen enthielt nur 19–20 Proc Oel. Es wird nach dem Pressen mit etwas Wasser befeuchtet, um ihm ein minder trockenes Ansehen zu ertheilen (Journal de Chimie medicale, Decbr. 1853, S. 752.) Ueber Acclimatisirung der Fische; von Hrn. Coste. Lachse, welche im vorigen Jahr in meiner Vorrichtung im Collège de France (polytechn. Journal Bd. CXXV S. 310) ausgekrochen waren, und die ich in einem Bassin stehenden Wassers von 5 Meter (15 Fuß) Oberfläche und 40 Centimeter (14 Zoll) Tiefe hielt, erreichten in 10 Monaten eine Länge von 14 bis 18 Centim. (5 bis 7 Zoll). Aehnliche Resultate erhielten die HHrn. v. Vibraye, Desmé und Blanchet in verschiedenen Gegenden. Die Acclimatisirung der Species an andern Orten, als wo sie zu leben gewohnt sind, ist also nicht so schwierig wie man glaubte. Mit gleich gutem Erfolg wurden in den Gewässern Frankreichs der Donaulachs, der Rothling (Salmo umbla, Lin.), Coregonus Fera, Jur. (eine Aeschenart), und insbesondere im Ballonsee (Vogesen) die große Forelle der Schweizer Seen eingeführt. (Comptes rendus, Febr. 1854, Nr. 6.)