Titel: Renshaw's Feilmaschine.
Fundstelle: Band 132, Jahrgang 1854, Nr. II., S. 3
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II. Renshaw's Feilmaschine. Aus dem Practical Mechanics' Journal, Januar 1854, S. 230. Mit einer Abbildung auf Tab. I. Renshaw's Feilmaschine. Feilmaschinen nennt man, im Gegensatz zu den gewöhnlichen Drehbänken, Hobelmaschinen und Bohrmaschinen, die nur eine bestimmte Art von Operationen verrichten können, solche Maschinen, welche durch Vereinigung der Kräfte und Bewegungen aller einfachen Werkzeuge im Stande sind verschiedenartig gekrümmte und sonstige verwickelte Formen herauszuarbeiten, während ihre schneidenden Bewegungen einfach sind. Derartige Werkzeugmaschinen sind in allen großen Maschinenbauanstalten nothwendig, und man bearbeitet jetzt mit Hülfe derselben mit der größten Genauigkeit und Sicherheit solche Maschinentheile, die vor wenigen Jahren nur mit Menschenhänden ausgearbeitet werden konnten. Renshaw's Feilmaschine (shaping machine), welche in Fig. 1 in einer Seitenansicht dargestellt ist, dient hauptsächlich zur Ausarbeitung großer Krummzapfen, Hebel, Räder und anderer Maschinentheile, zu deren Vollendung bisher verschiedene Werkzeugmaschinen angewandt werden mußten; sie ist insbesondere zum Nuthstoßen und zum Feilen schwerer Maschinentheile von bedeutender Länge eingerichtet, und überdieß als eine vollständige senkrechte Drehmaschine zum Ausbohren und Abdrehen großer Räder, zum Abdrehen der Außenfläche von Cylindern und andern Maschinentheilen verwendbar, sowie zum selbstwirkenden Abfeilen gekrümmter Oberflächen. Der Haupttheil des Gerüstes besteht aus einer massiven kurzen Säule A mit viereckigem Fuß, um auf dem Fundament festgeschraubt werden zu können, welches hier aus Quadersteinen besteht und mit B, C bezeichnet ist. Am obern Theile dieser Säule sind Arme D angegossen, womit der senkrechte Schneidsupport E mittelst schwalbenschwanzartiger Flächen verbunden ist. Dem Support wird beim Nuthstoßen die Bewegung durch die Kurbelstange F ertheilt, die einerseits mit einem Nagel in dem Support und andererseits mit einem adjustirbaren Angriffszapfen auf der Kurbelscheibe G verbunden ist; letztere ist an dem Ende der Welle H befestigt. Die ganze Maschine wird mittelst der Trieb- und Leerrolle l in Bewegung gesetzt, und zwar ist mit diesen Rollen die Triebwelle verbunden, die in den Zapfenlagern J liegt. Diese Welle bewegt eine kegelförmige Rolle L auf der Welle M. Mittelst des ein- und ausrückbaren Getriebes N bewegt diese Welle nach Belieben das Zahnrad O auf der oberen Welle P. Auf dieser Welle ist auch ein excentrisches ovales Rad Q befestigt, welches ein ähnliches ovales Rad R umdreht, das seinerseits am hintern Ende der Kurbelscheibenwelle H befestigt ist, welche durch die Säule A geht. Dadurch wird die Bewegung ausgeglichen, und ein schnelles Zurückgehen des Meißels nach jedem Stoß oder Schnitt weit vollkommener bewirkt, als dieß bei den gewöhnlichen Hobelmaschinen der Fall ist. Die übrigen Bewegungen werden durch eine Rolle S am Ende des Kegels L bewirkt, indem von derselben ein Riemen über die Rolle der langen Welle T läuft, welche die Spindel bewegt, die senkrecht durch den Sockel U geht und mit dazwischenliegenden Rädern versehen ist, um die Geschwindigkeit nach Belieben verändern zu können. Eine der Quere nach liegende Welle V ist mit einem großen umgekehrten Winkelrade versehen, welches unter dem Flächenfutter oder der Flächenpatrone W so angebracht ist, daß dadurch verschiedene Bewegungen und Adjustirungen der letzteren bewirkt werden können. Bei X ist der querwirkende oder unterste Schlitten angebracht, auf welchem sich der Sattel Y der Platte bewegt. Z ist das darauf liegende Stück, welches durch Schrauben schief gestellt werden kann und mit der Röhre oder dem Sockel U versehen ist, der in einer Vertiefung in dem Fundament angebracht ist, so daß die Fläche des Futters zur Aufnahme schwerer Maschinentheile gesenkt werden kann. Unter dem Flächenfutter ist ein Schieber a, der in unmittelbarer Verbindung mit der Spindel steht. Um die Spindel, wenn die Maschine zum Drehen angewendet wird, heben zu können, so daß sie sich frei drehen kann, während sie beim Nuthstoßen fest niedergelegt wird, ist eine Vorrichtung b angebracht. Die Flächenpatrone W ist mit dem vorhin erwähnten umgekehrten Winkelrade durch hervorstehende Klauen verbunden, so daß die Hebung der Spindel auf das Rad keine Einwirkung hat. Das Stück a ist an seiner Peripherie graduirt, was beim Abfeilen Prismatischer und winkeliger Maschinentheile erforderlich ist. Der Support für das Werkzeug c kann in zwei Stellungen, die rechtwinkelig zu einander sind, und in verschiedenen Höhen festgeschraubt werden; er gewährt eine sehr genaue Adjustirung, wenn kreisrunde Gegenstände geschnitten werden sollen, und wird bei geradliniger Arbeit des Meißels weggenommen. Die verschiedenen Werkzeuge, welche gänzlich selbstwirkend sind, werden auf folgende Weise in Thätigkeit gesetzt: die Welle V ist der Länge nach mit einem spiralförmigen Schraubengewinde versehen, so daß, wenn das hintere Winkelrad zum Betriebe der Spindel für runde Arbeiten ausgerückt ist, ein Schraubenrad in der Nähe des Endes mit der Tangentialschraube d in Verbindung gesetzt werden kann, wodurch man eine zuführende Bewegung zum Abfeilen runder Stücke, z.B. der Zapfen und Warzen der Krummzapfen, vermittelst geradliniger Schnitte, erhält. Diese Tangentialschraube wird durch eine Stange e bewegt, die mit einem Angriffszapfen an der Hauptwelle H in Verbindung steht und mit einer Adjustirschraube zur Umkehrung der Bewegung versehen ist. Die Stange e ist auch mit der Welle f verbunden, welche zwei andere intermittirende Zuführungs-Bewegungen ertheilt, die zu geradlinigen Schnitten erforderlich sind, namentlich werden dadurch die Supports X und a bewegt. Die ununterbrochenen Zuführ-Bewegungen g und h werden durch einen Riemen i mit kegelförmigen Rollen bewirkt, wobei auch Vorrichtungen angebracht sind, um diese Bewegungen leicht außer Betrieb setzen und umkehren zu können, welches letztere bei g bewirkt wird. Zu dem Ende ist die Schraubenwelle mit einer rechts und einer links laufenden Schraube versehen, so daß beide entgegengesetzte Bewegungen hervorbringen. Diese Schrauben greifen in ein entsprechendes doppeltes Schraubenrad, so daß entweder der rechte oder der linke Umlauf möglich ist. Diese Einrichtung ist auch zu andern Zwecken anwendbar, besonders bei Drehbänken mit Getriebebewegung; sie macht drei Räder entbehrlich und eignet sich daher hauptsächlich für kleine Handdrehbänke. Die beschriebene Maschine ist daher eben so anwendbar zum Drehen und Bohren, als zum Nuthstoßen und Feilen von runden, ebenen und prismatischen Gegenständen. Durch Aufheben der Platte an einer Seite können auch ablaufende oder winkelförmige Arbeiten jeder Art ausgeführt werden, so daß sehr viele von den gewöhnlichen Maschinentheilen, wenn sie einmal auf der Maschine befestigt sind, ganz vollendet werden können. Die Einrichtung des Tisches, auf welchem die Arbeiten befestigt werden, ist ebenfalls zweckmäßiger, als bei den gewöhnlichen Stoßmaschinen; bei letztern liegt die runde Zuführung über den ebenen Supports, und es sind daher immer wesentliche Veränderungen nothwendig, wenn man die eine oder die andere Arbeit ausführen will; bei der vorliegenden Maschine kann man den Support a oben hin bringen, ohne daß dieß einen Einfluß auf die selbstwirkende Zuführung hat. Die Maschine ist also im Stande, runde und hohle Oberflächen durch Hinzufügung eines Schraubenrades k an der Hauptwelle H zu drehen; dieses Rad steht mit der Stange l und mit Wechselrädern m in Verbindung, wie sie an jeder Drehbank zum Schraubenschneiden vorhanden sind, und mit der ununterbrochen wirkenden Zuführung bei i; der erforderliche Bogen wird durch die Stellung der Warze auf der Scheibe G erlangt. Wenn diese krummlinige Bewegung während der Umdrehung der Arbeit auf der Spindel in Betrieb gesetzt ist, so verrichtet die Maschine alle Leistungen einer sphärischen Drehbank. Da die besonderen Theile nur in geringer Zahl vorhanden und einfach sind, auch die Festigkeit der Maschine durchaus nicht beeinträchtigen, überdieß die Maschine im Stande ist, alle Curven zwischen der geraden Linie und dem Halbkreise, convexe und concave, sowie deren Combinationen zu bearbeiten, so gestattet sie eine sehr ausgedehnte Anwendung. Unsere Abbildung zeigt die Bearbeitung eines Cylinderdeckels mit sehr zusammengesetzter krummliniger Oberfläche.

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Tafel Tab. I
Tab. I