Titel: Apparat zum Graduiren cylindrischer Glasgefäße; von Carl Westhoff aus Soest.
Fundstelle: Band 132, Jahrgang 1854, Nr. LIII., S. 186
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LIII. Apparat zum Graduiren cylindrischer Glasgefäße; von Carl Westhoff aus Soest. Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. LXXXVIII S. 131. Mit Abbildungen auf Tab. III. Westhoff's Apparat zum Graduiren cylindrischer Glasgefäße. In der neueren Zeit werden die volumetrischen Methoden zur Bestimmung des technischen Werthes chemischer Handelsproducte in der Praxis immer mehr eingeführt. Zur Ausführung derartiger Analysen sind aber immer eine gewisse Anzahl graduirter Glasgefäße nothwendig, deren Anschaffung oft mit Schwierigkeiten verbunden ist und die zuweilen hinsichtlich der Genauigkeit noch Manches zu wünschen übrig lassen. Es wird daher nicht unwillkommen seyn, einen Apparat zu kennen, vermittelst dessen sich ein Jeder leicht die nöthigen Gefäße graduiren kann, die bei nur einiger Sorgfalt solchen, wie sie aus der Hand eines geübten Mechanikers hervorgehen, an Eleganz und Genauigkeit nicht nachstehen werden. Ebenso kann man sich mit Leichtigkeit Eudiometerrohre u.s.w. herstellen. Die Theilung wird mittelst Flußsäure in das Glas geätzt. Als Aetzgrund wählt man sehr zweckmäßig Kupferstecherfirniß (2 Theile weißes Wachs, 1 Theil Mastix, 1/2 Theil Asphalt, 1/2 Theil venetianischen Terpenthin). Nehmen wir z.B. an, es wäre ein Rohr seiner Capacität nach zu theilen. Dasselbe wird auf gewöhnliche Weise calibrirt, die Scala auf Papier übertragen, das Rohr mit Aetzgrund überzogen und dann mit dem Apparate auf folgende Weise in Verbindung gesetzt. Die beiden mit den Zapfen Z und Z₁ (Fig. 12, 13 und 14 auf Tab. III) versehenen Rollen R und R₁ werden mit den beiden Enden des Rohres so verbunden, daß die Achse desselben mit der der Rollen und Zapfen möglichst genau zusammenfällt. Man erreicht dieß leicht durch dünne Holzbrettchen, die eine Oeffnung haben, worin die Röhre mit Reibung paßt und die dann concentrisch an die Rollen durch die Stifte S und S₁, befestigt werden. Die Zapfen Z und Z₁ ruhen in den Lagern L und L₁; die Feder F verhindert ein Hin- und Herschieben nach der Längenrichtung des Rohres, wenn die Zapfen nicht vollständig eingesetzt wären. Die Röhre ist, so eingestellt, um ihre Längenachse frei drehbar; doch hat die Rolle R eine Vorrichtung, welche eine nur theilweise Drehung zuläßt, die größer oder kleiner, je nach der Stellung des dreiarmigen, um i drehbaren Hebels H, ist. Um jetzt die Scala auf das Rohr zu übertragen, wird das Papier auf einen hölzernen Schieber vom Querschnitte O (Fig. 15) und 20–25 Millimeter Länge geklebt, der auf einem Lineale vom Querschnitte U und ungefähr 1 Meter Länge verschiebbar ist. Der Schieber mit dem Lineale so nahe als möglich, doch ohne daß er dasselbe berührt, an das zu theilende Glasrohr gerückt, der Schieber auf dem Lineale so geschoben, daß der Anfangspunkt der Scala mit dem vorher auf dem Rohre bemerkten zusammenfällt. Dann eine Nadelspitze zugleich an das Rohr und auf einen, z.B. den ersten Theilstrich gehalten; eine drehende Bewegung des Rohres gegen die Nadel erzeugt jetzt einen scharfen Strich in den Aetzgrund des Rohres, der senkrecht zur Längenachse desselben ist. Auf diese Weise trägt man die einzelnen Theilstriche nach einander auf das Rohr; man führt hierbei mit der rechten Hand die Nadel und macht mit der linken die hin und her gehende drehende Bewegung des Rohres. Je nachdem man einen längeren oder kürzeren Schenkel des Hebels aufstoßen läßt, wird der Theilstrich kürzer oder länger, was in bestimmten Abschnitten zum bequemen Zählen der einzelnen Grade nöthig ist. Soll das Rohr, wie bei Eudiometern, mit einer von der Capacität unabhängigen, z.B. mit einer Millimeterscala versehen werden, so befestigt man eine solche auf dem Schieber und verfährt wie angegeben. Die Lager und das Lineal kann man leicht durch Stifte in jeder Stellung auf einem Tische befestigen, doch ist es besser, den ganzen Apparat auf einem besonderen Brette so aufzustellen, daß ein Lager feststeht und das andere L, wie das Lineal in richtiger Weise in Ruthen hin und her geschoben werden und in jeder nöthigen Stellung durch Keile befestigt werden kann. In den Aetzgrund des getheilten Rohres werden nun aus freier Hand die erforderlichen Zahlen und Buchstaben geschrieben und dasselbe dann einige Zeit, etwa 15 bis 20 Minuten, flußsauren Dämpfen ausgesetzt. Man mischt hierzu in einem bleiernen Troge Flußspathpulver und Schwefelsäure, und erwärmt, bis sich reichlich Dämpfe entwickeln, und bringt dann das Rohr in diese. Nachdem man dasselbe mit vielem Wasser abgespült, entfernt man den Aetzgrund durch Reiben mit Terpenthinöl und Alkohol.

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Tafel Tab.
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Tab. III