Titel: Verbesserungen in der Gußstahl-Fabrication, welche sich Joseph Talabot zu Paris, und John Morries Stirling zu Birmingham, am 15. August 1853 patentiren ließen.
Fundstelle: Band 132, Jahrgang 1854, Nr. LVI., S. 201
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LVI. Verbesserungen in der Gußstahl-Fabrication, welche sich Joseph Talabot zu Paris, und John Morries Stirling zu Birmingham, am 15. August 1853 patentiren ließen. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, April 1854, S. 363. Talabot's Verbesserungen in der Gußstahl-Fabrication. Vom Cementstahl werden bekanntlich verschiedenartige Sorten dargestellt; geschmeidigen (weichen) oder schwach gekohlten Stahl erhält man, wenn das Glühen des Stabeisens mit dem kohligen Cementirpulver in den Kästen nicht lange fortgesetzt wird; dagegen erzeugt das lange andauernde Glühen einen stark gekohlten und sprödem Cementstahl. Durch bloßes Schmelzen solcher Stahlsorten ist es schwierig, stets gleiche Qualitäten von Gußstahl zu erhalten. Der Zweck der Patentträger ist, die Qualität des Cementstahls durch Zusatz verschiedener Metalloxyde zu modificiren, während er umgeschmolzen wird, um Gußstahl zu gewinnen; durch Anwendung verschiedener Verhältnisse von diesen Metalloxyden kann man mittelst desselben Cementstahls einen Gußstahl von bestimmten Eigenschaften erzeugen. Wenn man stark gekohlten Cementstahl mit einer kleinen Quantität Eisenoxyd (Magneteisenstein eignet sich am besten zu diesem Zweck) umschmilzt, so erhält man einen Gußstahl, der sich wesentlich von demjenigen unterscheidet, welchen man durch Umschmelzen solchen Cementstahls für sich allein gewinnt. Die Eisenoxyde werden im Verhältniß von drei bis vier Procent angewandt. – Das Calciumoxyd oder der gebrannte Kalk wirkt ähnlich wie die Eisenoxyde; er vermindert nämlich die Härte des Gußstahls; man nimmt von ihm den 200sten bis 50sten Theil vom Gewicht des Stahls. Zinnoxyd wird als Zusatz für weichen, also mäßig gekohlten Cementstahl angewandt, weil es den entstehenden Gußstahl hart macht; setzt man den 2000sten oder 1000sten Theil Zinnoxyd zu, so ist die Wirkung schon sehr auffallend, ähnlich derjenigen welche ein längere Zeit fortgesetztes Glühen mit Cementirpulver in den Kästen hervorgebracht hätte. Man ist daher im Stande, durch einen angemessenen Zusatz von Zinnoxyd weichen Stahl beliebig hart zu machen, ohne das Cementiren in den Kästen auf einen hohen Grad zu treiben, und auch Gußstahl von verschiedenen Härtegraden mit derselben Sorte von Cementstahl durch Umschmelzen desselben mit verschiedenen Verhältnissen von Zinnoxyd hervorzubringen. Zinkoxyd hat die Eigenschaft den Stahl zähe zu machen; man wendet davon am besten 1/400 bis 1/200 Theil von dem Gewicht des Stahls an. Das Manganoxyd ist schon längst bei der Stahlfabrication angewandt worden, und wir benutzen diesen Zusatz ebenfalls in Verbindung mit den anderen Oxyden. Die erwähnten Metalloxyde werden entweder zugleich mit dem Cementstahl in den Tiegel gebracht, oder man setzt sie zu, wenn der Stahl in teigartigem Zustand ist.