Titel: Ueber die Verfälschung der Oele; von Professor F. Crace Calvert in Manchester.
Fundstelle: Band 132, Jahrgang 1854, Nr. LXXXV., S. 282
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LXXXV. Ueber die Verfälschung der Oele; von Professor F. Crace Calvert in Manchester. Aus dem Philosophical Magazine, Februar 1854, S. 101. Calvert, über die Verfälschung der Oele. In Folge des großen Verbrauchs von Oelen in den Wollenmanufacturen etc. werden dieselben jetzt in vielen Sorten zu Markte gebracht, und nicht selten die theuersten derselben gemischt oder verfälscht. Ich wurde schon öfters aufgefordert, Oelproben zu untersuchen, und überzeugte mich dabei, daß die bekannten Verfahrungsweisen, um Verfälschungen zu entdecken, keine befriedigenden Resultate liefern können. Dahin gehört die von F. Boudet empfohlene Methode zur Entdeckung der trocknenden Oele im Baumöl durch die Einwirkung der Untersalpetersäure; dann Rousseau's Diagometer,Polytechn. Journal Bd. XIII S. 220. welches auf dem im Vergleich mit andern Oelen viel geringern elektrischen Leitungsvermögen des Baumöls beruht. Um eine Classe von Oelen von einer andern zu unterscheiden, besitzen wir Fauré's Verfahren,Polytechn. Journal Bd. LXXVII S. 350. welches auf der braunen oder schwarzen Färbung beruht, welche ausschließlich die Thrane (Fischöle) annehmen, wenn ein Strom Chlorgas durch dieselben geleitet wird, und dasjenige von Maumené Polytechn. Journal Bd. CXXVI S. 204. wonach die trocknenden Oele von den nichttrocknenden dadurch unterschieden werden können, daß die letzteren, mit concentrirter Schwefelsäure vermischt, sich viel mehr erhitzen. Obwohl Prof. Fehling Polytechn. Journal Bd. CXXIX S. 53. sich kürzlich bemühte, dem Maumené'schen Verfahren eine größere Genauigkeit zu geben, ist dasselbe doch noch bei weitem nicht befriedigend. Es gibt noch andere Verfahrungsweisen, deren Merkmale aber nicht augenfällig genug sind, um mit einiger Sicherheit angewandt werden zu können; so dasjenige von Fauré, welches darin besteht, den Oelen eine bestimmte Menge Aetzammoniak zuzusetzen, wo dann nach der Vermischung die weißen oder gelben dicken Flüssigkeiten eine eigenthümliche Erscheinung darbieten. Dasselbe gilt von Heidenreich's Polytechn. Journal Bd. LXXXV S. 58. Verfahren mit concentrirter Schwefelsäure, und jenem von Diesel mit concentrirter Salpetersäure; denn die chemischen Einwirkungen sind so heftig, daß die anfangs hervorgebrachten charakteristischen Färbungen in Folge der Zerstörung der Oele rasch verschwinden. Diese Thatsachen veranlaßten mich zu untersuchen, welche Wirkung obige Säuren im verdünnten Zustande auf die Oele haben, und meine befriedigenden Resultate sollen in Folgendem beschrieben werden. Die entstehenden Färbungen kann man als von zwei verschiedenen chemischen Wirkungen herrührend betrachten. Sie sind erstlich den im Oel aufgelösten fremdartigen Materien zuzuschreiben, welche in der Substanz, woraus das Oel gewonnen wurde, schon enthalten waren; zweitens wirken die verdünnten Säuren wahrscheinlich auf die Bestandtheile der Oele selbst ein, denn wenn man den so behandelten Oelen Aetznatron zusetzt, so ist das Resultat ein anderes, als wenn keine Säure vorher in Anwendung kam. Dieß läßt sich deutlich mit französischem Nußöl zeigen, welches bloß mit Aetznatron von 1,340 spec. Gew. vermischt, eine halbverseifte flüssige Masse gibt, hingegen eine faserige Masse, wenn es vor dem Zusatz des Alkalis mit verdünnter Salpetersäure behandelt worden ist. Ich will hier sogleich bemerken, daß die Fischthrane andere Reactionen gaben als die übrigen Thier- und Pflanzenöle; es hat daher, nach meiner Ansicht, nicht nur der Stockfischleberthran eine andere Zusammensetzung als andere Oele, wie Winkler's Untersuchungen ergaben, sondern wahrscheinlich ebenso der Wallfischthran und der Robbenthran. Um mir Oele zu verschaffen, auf deren Reinheit ich mich verlassen konnte, war ich in manchen Fällen gezwungen, mir Muster von den Oelfabrikanten auf dem Continent kommen zu lassen, und selbst dann gebrauchte ich noch die Vorsicht, mich von ihrer Reinheit mittelst der verschiedenen Prüfungsmethoden zu überzeugen, welche ich im Folgenden beschreibe. Der Grund, warum ich so viele Reagentien anwandte, ist, weil auch die Verfälschungen zahlreich sind, überdieß die Reactionen organischer Substanzen, und namentlich der Oele, außerordentlich zart sind. Ich empfehle dringend, die der Verfälschung verdächtigen Oele vergleichend mit Proben des reinen Oels zu prüfen und niemals bloß ein einziges Prüfungsmittel anzuwenden, sondern alle diejenigen welche mit einem gegebenen Oel charakteristische Reactionen liefern. Da die Reactionen der verschiedenen Oele von dem Concentrationsgrad und der Reinheit der Reagentien abhängen, so müssen diese nicht nur sehr sorgfältig bereitet seyn, sondern es muß auch das Verfahren und die Zeit welche erforderlich sind, damit ihre chemische Wirkung eintreten kann, genau beachtet werden. Ich habe dieselben bei jedem Reagens angegeben. Aetznatronlösung von 1,340 spec. Gew. – Die in folgender Tabelle angegebenen Reactionen erhält man durch Zusatz von 1 Volum der Probeflüssigkeit zu 5 Vol. des Oels, gutes Mischen und nachheriges Erhitzen der Mischung bis zum Sieden derselben. Textabbildung Bd. 132, S. 284 Dunkle Färbungen; Fischöle; Pflanzenöle; Wallfischthran; Robbenthran; Leberthran; roth; Hanföl dick, gelbbraun; Leinöl gelb, flüssig; Helle Färbungen; Thierische Oele; Pflanzenöle; Oel aus Ochsenfüßen; Speck; schmutzig-gelblichweiß; röthlich-weiß; Blasses Rüböl; Mohnöl; Franz. Nußöl; Sesamöl; Ricinusöl; Indian. Nußöl (dick); Gallipoliöl; Olivenöl; schmutzig gelblichweiß; weiß; gelb Das Aetznatron von 1,340 spec. Gewicht ist besonders geeignet, um Fischöl von andern thierischen Oelen und von Pflanzenölen zu unterscheiden, weil selbst 1 Procent Fischthran in jedem Oel durch die rothe Farbe noch angezeigt wird. Diese Tabelle ist auch zu Rath zu ziehen, wenn es sich darum handelt einige Oele von einander zu unterscheiden; so nimmt z.B. das Hanföl eine braungelbe Farbe an und wird so dick, daß das Gefäß umgekehrt werden kann, ohne daß etwas herausläuft; das Leinöl hingegen nimmt eine viel hellere gelbe Farbe an und bleibt flüssig. Das indianische Nußöl ist daran zu erkennen, daß es eine weiße Masse gibt, welche in fünf Minuten nach dem Zusatz des Alkali's fest wird, was auch beim Gallipoli- und blassen Rüböl der Fall ist, bei den andern aber nicht, die flüssig bleiben. Der Grund warum mehrere Oele durch dieses Reagens ein schleimiges Aussehen erhalten, während andere faserig werden, ist wahrscheinlich die größere oder geringere Leichtigkeit womit sie sich verseifen. Wirkung der verdünnten Schwefelsäure auf die Oele. Da diese Säure bei verschiedenen Concentrations-Graden auf die Oele verschieden reagirt und dieses Verhalten zur Entdeckung mancher notorisch vorkommenden Verfälschungen dienen kann, so werde ich jede Reihe von Reactionen besonders aufführen. Schwefelsäure von 1,475 spec. Gew. – Die Anwendungsweise besteht im Schütteln von 1 Volum dieser Säure mit 5 Volumen Oel bis zur vollkommenen Mischung und nachherigem fünfzehn Minuten langen Stehenlassen, worauf die Reaction als eingetreten zu betrachten ist. Textabbildung Bd. 132, S. 285 Nicht gefärbt; Thierische Oele; Pflanzenöle; Speck schmutzig; Indianisches Nußöl; Blasses Rüböl; Mohnöl; Ricinusöl; Gefärbt; Fischöle; Thierische Oele; Pflanzenöle; Wallfischthran; Robbenthran; Leberthran, purpurroth; hellroth; Oel aus Ochsenfüßen; gelber Ton; Olivenöl; Gallipoliöl; Sesamöl; Leinöl, grün; Hanföl, intensiv grün; Franz. Nußöl, bräunlich; grüner Ton Die auffallendsten Reactionen sind diejenigen des Hanf- und Leinöls; denn die grüne Farbe, welche sie annehmen, ist so stark, daß wenn man sie zum Verfälschen irgend eines der andern Oele im Verhältniß von 10 Procent zusetzen würde, ihre Gegenwart durch den grünen Ton, welchen die andern Oele dadurch bekämen, angezeigt würde. Auch die rothe Farbe, welche die Thrane mit diesem Reagens annehmen, ist augenfällig genug, um sie dadurch im Verhältniß von 1 Thl. in 100 Thln. eines andern Oels entdecken zu können; die Farbe ist besonders an dem Berührungspunkt des Oels mit der Säure, wenn man sie durch Stehenlassen sich trennen läßt, auffallend wahrzunehmen. Schwefelsäure von 1,530 spec. Gew. – Um auch den Einfluß einer stärkern Säure zu beobachten, schüttelte ich 1 Vol. derselben mit 5 Vol. Oel und ließ die Mischung fünf Minuten lang stehen. Textabbildung Bd. 132, S. 286 Helle Färbungen; Thierische Oele; Pflanzenöle; Speck, schmutzigweiß; Ochsenfußöl; bräunlich-schmutzigweiß; Olivenöl, grünlich-weiß; Sesamöl; schmutzig-grünlich-weiß; Indian. Nußöl; Mohnöl; Ricinusöl; Blasses Rüböl, blaßroth; schmutzig-weiß; Dunkle Färbungen; Fischöle; Pflanzenöle; Wallfischthran; Robbenthran; Leberthran, purpur; roth; Gallipoliöl; Franz. Nußöl; Hanföl, intensiv grün; Lenöl, schmutzig-grün; grau Da das Hanf- und Leinöl, die Thrane, das Gallipoli- und französische Nußöl die einzigen sind, welche mit diesem Reagens entschiedene Färbungen annehmen, so können solche in jedem andern Oel entdeckt werden. Schwefelsäure von 1,635 spec. Gew. – Die Anwendung derselben geschah in gleicher Weise wie bei den obigen, und die entstandene Färbung wurde nach zwei Minuten notirt. Textabbildung Bd. 132, S. 286 Nicht gefärbt; Pflanzenöle; Mohnöl; Sesamöl; Ricinusöl Textabbildung Bd. 132, S. 287 Deutlich gefärbt; Fischöle; Thierische Oele; Pflanzenöle; Wallfischthran; Robbenthran; Leberthran; intensiv braun; Ochsenfußöl, braun; Speck, hellbraun; Olivenöl (hell); Hanföl (intensiv; Leinöl; Gallipoliöl; Blasses Rüböl; Franz. Nußöl; indian. Nußöl(hell); grün.; braun Auf diese Säure möchte ich vorzüglich aufmerksam machen, weil sie deutliche und von jenen der erstern sehr abweichende Resultate gibt. Die Färbungen sind so augenfällig, daß sie bei vielen Verfälschungen sehr vortheilhaft benutzt werden können; so konnte ich z.B. 10 Procent Rüböl im Olivenöl, ebenso viel Speck im Mohnöl, oder französisches Nußöl im Olivenöl, oder Thran im Ochsenfußöl deutlich entdecken. Sehr auffallend war mir die stufenweise Zunahme der Färbung mancher Oele durch Schwefelsäure von verschiedener Concentration. So fand ich, daß das Gallipoliöl, welches mit der Schwefelsäure Nr. 1 weiß blieb, mit Nr. 3 braun wurde; blasses Rüböl, welches mit Säure Nr. 1 weiß blieb, gibt mit Nr. 2 eine blaßrothe und mit Nr. 3 eine braune Färbung; während Ochsenfußöl mit Nr. 1 hellgelb, mit Nr. 3 aber braun wird. Diese Resultate weisen daher die zersetzende Einwirkung der Schwefelsäure auf die Oele klar nach, sowie daß eine Säure von 1,635 spec. Gew. die stärkste ist, welche man anwenden darf, weil sich sonst die Oele zu verkohlen beginnen und ihre deutlichen Färbungen folglich zerstört werden. Wirkung der Salpetersäure auf die Oele. Aus den oben schon angegebenenangegebeneu Gründen wandte ich verdünnte Salpetersäure an und erhielt eine Reihe von Reactionen, wovon einige sich in besondern Fällen von Verfälschung benutzen lassen werden; sie sind auch deßhalb interessant, weil sie den Einfluß stufenweiser Oxydation auf die Oele zeigen. Salpetersäure von 1,180 spec. Gew. – 1 Vol. dieser Säure wurde mit 5 Vol. des Oels geschüttelt und die Erscheinungen waren nach fünf Minuten langem Stehen folgende: Textabbildung Bd. 132, S. 288 Nicht gefärbt; Fischöle; Thierische Oele; Pflanzenöle; Leberthran; Speck; Indian. Nußöl; Blasses Rüböl; Mohnöl; Ricinusöl; Gefärbt; Fischöle; Thierische Oele; Pflanzenöle; Wallfischthran; schwach gelb; Robbenthran, hellroth; Ochsenfußöl, hellgelb; Olivenöl; Gallipoliöl; grünlich; Hanföl, schmutzig-grün; Franz. Nußöl; Sesamöl (orange); Leinöl; gelb Diese Probe ist empfindlich genug, um 10 Procent Hanföl im Leinöl deutlich zu entdecken, da das letztere die charakteristische grünliche Farbe des erstern annimmt. Obwohl auch das Olivenöl eine grüne Farbe annimmt, ist doch die Nüance derselben so, daß sie von derjenigen des Hanföls leicht unterschieden werden kann. Salpetersäure von 1,220 spec. Gew. – Ich bediente mich dieser stärkern Säure in der Absicht, die Färbungen gewisser Oele zu erhöhen, so daß sie augenfällig genug werden, um die Gegenwart dieser Oele, wenn sie andern beigemischt sind, anzuzeigen. Die angewandten Mengenverhältnisse und die Zeit der Berührung waren wie oben. Textabbildung Bd. 132, S. 288 Nicht gefärbt; Fischöle; Thierische Oele; Pflanzenöle; Leberthran; Speck; Indian. Nußöl; Blasses Rüböl; Ricinusöl; Gefärbt; Fischöle; Thierische Oele; Pflanzenöle; Wallfischthran, hellgelb; Robbenthran, hellroth; Ochsenfußöl, hellgelb; Mohnöl (gelb-); Franz. Nußöl; Sesamöl; roth; Olivenöl; Gallipoliöl; grünlich; Hanföl; grünlich, schmutzigbraun; Leinöl, gelb Die Hauptcharaktere in dieser Tabelle sind diejenigen des Hanföls, Sesamöls, französischen Nußöls, Mohnöls und Robbenthrans; dieselben sind der Art, daß durch sie diese Oele nicht nur von einander unterschieden werden können, sondern auch ihre Gegenwart, wenn sie andern Oelen zu 10 Procent beigemischt sind, sicher angezeigt wird. Salpetersäure von 1,330 spec. Gew. – 1 Vol. dieser Säure wurde mit 5 Vol. des Oels gemischt und fünf Minuten lang damit stehen gelassen. Textabbildung Bd. 132, S. 289 Nicht gefärbt; Pflanzenöle; Indian. Nußöl; Blasses Rüböl; Ricinusöl; Gefärbt; Fischöle; Thierische Oele; Pflanzenöle; Wallfischthran; Robbenthan; Leberthran; roth; Speck, sehr hell gelb.; Ochsenfußöl, hellbraun; Mohnöl; Franz. Nußöl (dunkel-)roth; Sesamöl (dunkel-)roth; Olivenöl; Gallipoliöl; grünlich; Hanföl; grünlich schmutzigbraun; Leinöl, grün, braun werdend Diese Färbungen sind sehr augenfällig und sehr brauchbar zur Entdeckung mehrerer vorkommenden Verfälschungen, so z.B. wenn sich im Olivenöl 10 Procent Sesamöl oder französisches Nußöl befinden; das Mohnöl im Olivenöl betreffend, kann, da die entstehende Färbung nicht so intensiv ist als die vorhergehenden, ein so geringer Zusatz nicht mit Sicherheit entdeckt werden. Sollte man im Zweifel bleiben, ob das verfälschende Oel Sesam-, franz. Nuß- oder Mohnöl ist, so kann man sich durch die in der nächsten Tabelle beschriebene Probe hierüber Gewißheit verschaffen, wo man finden wird, daß franz. Nußöl eine faserige, halb verseifte Masse gibt; Sesamöl eine flüssige, mit einer rothen Flüssigkeit darunter; Mohnöl ebenfalls eine flüssige Masse, die aber auf einer farblosen Flüssigkeit schwimmt. Die aufeinanderfolgende Anwendung der Salpetersäure von 1,330 spec. Gew. und des Aetznatrons von 1,340 spec. Gew., läßt sich zur Entdeckung folgender sehr häufig vorkommenden Verfälschungen mit sehr gutem Erfolg benutzen: 1) Zur Erkennung der Verfälschung des Gallipoliöls mit Thranen, indem das Gallipoliöl mit der Säure keine deutliche Farbe annimmt und mit Natron eine Masse von faseriger Consistenz gibt, während die Thrane sich roth färben und mit dem Alkali schleimig werden. 2) Um die Verfälschung des Ricinusöls mit Mohnöl zu erkennen, indem das erstere einen röthlichen Ton annimmt und die Masse mit dem Alkali viel von ihrem faserigen Ansehen verliert. 3) Um die Verfälschung des Rüböls mit franz. Nußöl zu erkennen, indem die Salpetersäure dem erstern eine mehr oder weniger rothe Färbung ertheilt, welche auf Zusatz des Alkalis nicht nur zunimmt, sondern wodurch auch die halb verseifte Masse faseriger wird. Die Färbungen, welche die verschiedenen Oele durch Salpetersäure von den drei angegebenen Concentrationsgraden annehmen, beweisen daß meine Vorgänger deßhalb keine befriedigenden Resultate hinsichtlich der Unterscheidung der Oele und ihrer verschiedenen Verfälschungen erhielten, weil ihre Säuren so concentrirt waren, daß alle unterscheidenden Färbungen verloren gingen, indem die Oele gelb oder orange wurden. Aetznatron von 1,340 spec. Gew. – Folgende Reactionen erhielt man durch Zusatz von 10 Vol. dieser Probeflüssigkeit zu 5 Vol. des Oels, auf welches kurz vorher 1 Vol. Salpetersäure gewirkt hatte. Textabbildung Bd. 132, S. 290 Eine faserige Masse entsteht mit; Thierische Oele; Pflanzenöle; Ochsenfußöl, weiß; Gallipoliöl; Indian. Nußöl; Ricinusöl; weiß; Franz. Nußöl, roth; Hanföl, hellbraun; Eine flüssige Masse entsteht mit; Fischöle; Wallfischthran; Robbenthran; Leberthran; Speck; Olivenöl; Blasses Rüböl; weiß; Leinöl, gelblich; Mohnöl (hell-); Sesamöl (darunter braune Flüssigkeit); roth Nachdem ich schon oben einige der nützlichsten in dieser Tabelle enthaltenen Reactionen angegeben habe, mache ich bloß auf folgende Mischungen aufmerksam: Ochsenfußöl mit Rüböl, Gallipoliöl mit Mohnöl, Ricinusöl mit Mohnöl, Hanföl mit Leinöl, Wallfischthran mit franz. Nußöl, und Gallipoliöl mit franz. Nußöl. – Auch muß ich hier erwähnen, daß die braune Flüssigkeit auf welcher die halb-verseifte Masse von Sesamöl schwimmt, eine sehr empfindliche und charakteristische Reaction ist. Phosphorsäure. – 1 Vol. syrupartiger Phosphorsäure (Trihydrat) wurde mit 5 Vol. des Oels geschüttelt und gab folgende Resultate: Textabbildung Bd. 132, S. 291 Nicht gefärbt; Thierische Oele; Pflanzenöle; Speck; Ochsenfußöl; Indian. Nußöl; Blasses Rüböl; Mohnöl; Sesamöl; Ricinusöl; Gefärbt; Fischöle; Pflanzenöle; Wallfischthran; Robbenthran; Leberthran; dunkelroth; Olivenöl (schwach-); Gallipoliöl (schwach-); Hanföl; Leinöl (braungelb-); Franz. Nußöl, braungelb; grün Die einzige hier zu bemerkende Reaction ist die dunkelrothe, bald ins Schwarze übergehende Farbe, welche die Phosphorsäure ausschließlich in den Fischölen hervorbringt, da uns dieß in den Stand setzt, 1 Thl. Thran in 1000 Thln. irgend eines thierischen oder vegetabilischen Oels zu entdecken; selbst bei dieser großen Verdünnung wird die Mischung noch deutlich gefärbt. Mischung von Schwefelsäure und Salpetersäure. Folgende Resultate erhält man durch Schütteln von 1 Vol. einer Mischung aus gleichen Volumen Schwefelsäure von 1,845 spec. Gew. und Salpetersäure von 1,330 spec. Gew., mit 5 Vol. des Oels und zwei Minuten langes Stehenlassen. Textabbildung Bd. 132, S. 292 Wenn gefärbt; Fischöle; Thierische Oele; Pflanzenöle; Wallfischthran; Robbenthr.; Leberthran; dunkelbraun; Speck; Ochsenfußöl (dunkel-); braun; Gallipoliöl; Blasses Rüböl; Franz. Nußöl; Sesamöl (wird intensiv roth); Hanföl (wird schwarz); Leinöl (wird schwarz); Olivenöl (hell-orange-); Mohnöl (hell-); Indian. Nußöl (orange-), weiß; Ricinusöl, bräunlich-roth; dunkel-braun; grün; gelb Da drei Oele fast ungefärbt bleiben, nämlich das Mohnöl, Olivenöl und indian. Nußöl, so können wir in denselben die Gegenwart eines der anderen Oele entdecken. Wenn Oliven- oder Mohnöl mit Sesamöl verfälscht sind, so ist die zuerst entstandene grüne Färbung beständiger als beim Sesamöl, und man muß daher das verdächtige Oel mit der Säure wenigstens zehn Minuten in Berührung lassen, damit man die letzte braunrothe Färbung des Sesamöls beobachten kann. Königswasser. – Wenn dasselbe, wie gewöhnlich, aus 3 Vol. Salzsäure und 1 Vol. Salpetersäure bestand, stimmten seine Reactionen ziemlich mit jenen der Salpetersäure überein. Nach mehreren Versuchen mit Königswasser von verschiedener Zusammensetzung, blieb ich bei demjenigen stehen, welches aus 25 Vol. Salzsäure von 1,155 spec. Gew. und 1 Vol. Salpetersäure von 1,330 spec. Gew. gemischt ist, die ich fünf Stunden in Berührung ließ. Die unten angegebenen Reactionen lieferten eine Mischung von 5 Vol. des Oels mit 1 Vol. solchen Königswassers, welche geschüttelt und dann fünf Minuten stehen gelassen wurde. Textabbildung Bd. 132, S. 292 Nicht gefärbt; Thierische Oele; Pflanzenöle; Speck; Olivenöl; Gallipoliöl; Indian. Nußöl; Rüböl; Mohnöl; Ricinusöl Textabbildung Bd. 132, S. 293 Gefärbt; Fischöle; Thierische Oele; Pflanzenöle; Wallfischthran (schwach); Robbenthran (schwach); Leberthran; gelb; Ochsenfußöl, hellgelb; Franz. Nußöl; Sesamöl; Leinöl (grünlich-); Hanföl, grün; gelb Vergleicht man diese Reactionen mit den vorhergehenden, so fällt ihre Uebereinstimmung auf, so daß man folgern möchte, daß keine entschiedene Einwirkung stattgefunden habe, welcher Schluß aber falsch wäre, weil die meisten derselben auf Zusatz von Aetznatron von 1,340 spec. Gewicht, eine lebhafte und deutliche Färbung annehmen, wie folgende Tabelle zeigt. Textabbildung Bd. 132, S. 293 Eine faserige Masse bilden; Thierische Oele; Pflanzenöle; Ochsenfußöl, bräunlichgelb; Gallipoliöl (gelblich-); Indian. Nußöl; Blasses Rüböl (gelblich-); Ricinusöl, blaßrosa; Franz. Nußöl, orange; Hanföl, hellbraun; weiß; Eine flüssige Masse bilden; Fischöle; Thierische Oele; Pflanzenöle; Wallfischthran; Robbenthran; Leberthran; orange-gelb; Speck, blaßroth; Olivenöl, weiß; Mohnöl, intensiv roth; Sesamöl; orange, braune Flüssigkeit darunter; Leinöl, orange Die in dieser Tabelle enthaltenen Merkmale sind der Art, daß man in vielen Fällen mit Leichtigkeit 10 Procent eines zur Verfälschung zugesetzten Oels entdecken kann, z.B. Mohnöl im Rüböl, Olivenöl, Gallipoliöl und indian. Nußöl, weil diese alle eine blasse rosenrothe Farbe annehmen; ist aber Mohnöl mit Oliven- oder Ricinusöl vermischt, so wird die Consistenz der halb-verseiften Masse eine geringere. Mittelst dieses Reagens können wir auch die Gegenwart von 10 Procent französischem Nußöl im Oliven- oder Leinöl nachweisen, da die halb-verseifte Masse flüssiger wird; franz. Nußöl wird im blassen Rüböl, Gallipoliöl und indian. Nußöl dadurch erkannt, daß ihre weiße Masse eine helle Orange-Farbe annimmt. Leinöl wird im Hanföl dadurch entdeckt, daß es die faserige Masse des letztem schleimiger macht. Das Sesamöl gibt mit diesem Reagens auch dieselben Merkmale wie mit Salpetersäure und einem Alkali; das Mohnöl unterscheidet sich von allen anderen Oelen dadurch, daß es in diesem Falle eine halb-verseifte Masse von schön rosenrother Farbe gibt. Um zu zeigen, wie man sich der vorstehenden Tabellen zu bedienen hat, setze ich den Fall, es sey Rüböl mit einem sehr schwer zu entdeckenden Oel verfälscht. Ich wende zuerst die Aetznatron-Probeflüssigkeit an, welche eine weiße Masse liefert und folglich beweist daß kein Fischthran, so wie auch kein Hanf- oder Leinöl vorhanden ist; da ferner die zu untersuchenden Oele, mit der Schwefelsäure und Salpetersäure von dreierlei Concentrationsgraden vermischt, keine deutlichen Reactionen geben, so fallen das Mohn- und Sesamöl aus, welche geröthet würden. Es bleiben nun bloß noch Ochsenfußöl, indian. Nußöl, Ricinusöl, Olivenöl und Speck als mögliche Verfälschungen übrig. Um zu entdecken, welches von diesen dem verdächtigen Oel beigemischt ist, schüttle ich eine Portion desselben zuerst mit Salpetersäure von 1,330 spec. Gewicht, und dann mit Aetznatron; ihre gegenseitigen Wirkungen schließen, da das Muster keine flüssige, halbverseifte Masse gibt, das Ochsenfuß-, indian. Nuß- und Ricinusöl aus. Die Abwesenheit von Olivenöl wird dadurch dargethan, daß nach Anwendung der syrupartigen Phosphorsäure keine grüne Färbung entsteht. Von der Gegenwart des Specks im Rüböl überzeugt man sich durch Zusatz von Aetznatron zu dem Oel, welches vorher mit Königswasser versetzt wurde, da das Rüböl eine faserige, gelbliche, halb-verseifte Masse gibt, während der Speck eine blaßrothe, flüssige Masse liefert. Ich füge noch eine tabellarische Zusammenstellung der vorstehenden Reactionen bei, um die Untersuchung der Oele auf irgend eine Verfälschung zu erleichtern. Zusammenstellung der Reactionen auf Oele. Textabbildung Bd. 132, S. 294 Oele; Aetznatron, spec. Gewicht; Schwefelsäure, spec. Gewicht; Syrupart. Phosphorsäure; Schwefelsäure mit Salpetersäure; Königswasser + Aetznatron spec. Gewicht; Olivenöl; Gallipoliöl; Indian. Nußöl; Blasses Rüböl; Mohnöl; Franz. Nußöl; Gesamöl; Ricinusöl; Hanföl; Leinöl; Speck; Ochsenfußöl; Wallfischthran; Robbenthran; Leberthran; schwach-gelb; dick und weiß; schmutzig gelblich-weiß; weiß; dick bräunlich-gelb; flüssig-gelb; röthlich-weiß; dunkelroth; grüne Färbung; bräunlich; intensiv-grün; grün; schmutizg-weiß; gelbe Färbung; hellroth; purpurroth; grünlich-weiß; grau; roth; grünlich schmuztig-weiß; schmutzig-grün; bräunlich schmutzig-weiß; blaßgrün; braun; hellbraun; ints.-braun; gelb; orange-gelb; hellgelb; schwach gelb; gelblich-roth; grünlich schmutz. br.; grün, braun werdend; sehr schwach gelb; flüssige weiße Masse; hellroth flüssige Masse; faserige rothe Masse; flüssige rothe Masse mit brauner Flüssigkeit darunter; faserige weiße Masse; faserige hellbraune Masse; flüssige gelbe Masse; flüssige Masse; blaßgrün; braungelb; braun gelb-grün; orange-weiß; grün, intensiv roth werdend; bräuchlich-roth; grün, schwarz werdend; grünlich-gelb; faserige gelblich-weiße Masse; flüssige intensiv-rosenroth Masse; faserige orangefarbige Masse; flüssige orangefarbige Masse mit brauner Flüssigkeit darunter; faserige blaß-rosenrothe Masse; faserige bräunlich-gelbe Masse; flüssige orangegelb Masse