Titel: Gebläse-Maschine, construirt von den HHrn. Neilson und Comp. zu Glasgow.
Fundstelle: Band 133, Jahrgang 1854, Nr. LV., S. 242
Download: XML
LV. Gebläse-Maschine, construirt von den HHrn. Neilson und Comp. zu Glasgow. Aus dem Practical Mechanic's Journal, Juli 1854, S. 75. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Neilson's Gebläse-Maschine. Es ist dieß eine sehr wesentliche Verbesserung der großen und verhältnißmäßig kostbaren Constructionen, welche als Gebläse für Schmelzöfen angewendet werden. Statt eines großen Dampfcylinders an dem einen Ende eines Balanciers und des Gebläsecylinders an dem andern, wie die größern Maschinen dieser Art gewöhnlich eingerichtet sind, haben die Constructeure dem vorliegenden Gebläse eine sehr compendiöse Form dadurch gegeben, daß an dem Blascylinder zwei kleine Dampfcylinder angebracht worden sind, welche den Kolben von jenem durch Getriebe und Zahnrad in Bewegung setzen. Das Hauptgerüst der Maschine ist niedrig und es steht darauf der senkrechte Gebläsecylinder. Der Kolben des Gebläsecylinders ist mit zwei Stangen versehen, welche durch den Deckel gehen und oben durch ein Querhaupt verbunden sind, dessen Enden in senkrechten Führungen auf und nieder geschoben werden können, welche auf dem Gebläsecylinder befestigt sind. Von den Enden des Querhauptes gehen Kurbelstangen zu den Warzen zweier Schwungräder nieder, die an den Enden einer Welle unter dem Cylinder befestigt sind, in deren Mitte ein Stirnrad sitzt. Letzteres steht mit einem Getriebe im Eingriff, welches auf der Triebwelle der Dampfmaschine befestigt ist. Dieselbe gehört zu der Classe der Condensationsmaschinen und hat zwei parallele, senkrecht stehende Cylinder, die zum Theil von dem Gebläsecylinder und zum Theil von dem auf dem Fundament stehenden Gerüst getragen werden, welches Canäle für den benutzten Dampf bildet. Die Kolbenstangen der beiden Cylinder gehen direct zu zwei Kurbeln an den beiden Enden der Triebwelle, welche in derselben horizontalen Ebene wie die Gebläsewelle liegt. Die beiden Luftpumpen der Dampfmaschine stehen senkrecht auf dem Fundament, vor den Dampfcylindern, und die Condensatoren befinden sich unter ihnen. Die Luftpumpen-Kolben werden von den Dampfcylinder-Kolbenstangen mittelst ungleicharmiger Balanciers betrieben, um den gehörigen Hub hervorbringen zu können. Wendet man aber Hochdruckmaschinen an, so legt man die Dampfcylinder am zweckmäßigsten horizontal, und es gehen dann die Kurbelstangen in horizontaler Richtung nach den Kurbeln. Fig. 1 ist eine vollständige Seitenansicht des ganzen Gebläses, Fig. 2 eine Endansicht, rechtwinkelig auf Fig. 1. Auf dem steinernen Fundament A sind die beiden parallelen gußeisernen Ständer befestigt, welche ein vollständiges Gerüst B bilden. Auf dasselbe ist der große Gebläse-Cylinder C durch Schraubenbolzen und mittelst seines Bodens und Bodenrandes befestigt. Der massive Gebläsekolben hat zwei Kolbenstangen D, welche durch Stopfbüchsen in dem Deckel gehen, deren obere Enden mit dem langen gußeisernen Querhaupt E verbunden sind, welches letztere sich in den geschlitzten, senkrechten Führern F bewegt. Diese Führer F sind durch Fußränder auf dem Gebläsecylinder festgeschraubt und oben durch zwei Stehbolzen mit einander verbunden. Beide Enden des Querhauptes E haben jedes einen Zapfen G von Schmiedeisen, die in ihnen befestigt sind und über welche die Kurbelstangen H greifen. Letztere bestehen aus Holz, sind aber von schmiedeisernen Schienen umgeben und ihre unteren Enden greifen über die Warzen oder Angriffszapfen I der Schwungräder J. Diese sehr schmalen und an den Kränzen mit Vertiefungen versehenen Schwungräder, welche nur wenig Raum einnehmen, sind an den Enden einer horizontalen Welle K befestigt; jedes besteht aus acht Armen, welche mit der Nabe aus einem Stück gegossen, und deren schwalbenschwanzförmige Enden in die entsprechenden Vertiefungen des Kranzes eingelassen sind. Die Schwungradwelle dreht sich in Zapfenlagern auf dem Fundament und unter dem Gebläsecylinder; auf ihrer Mitte ist ein Stirnrad L mit 75 Zähnen befestigt, welches mit dem Getriebe M von 25 Zähnen in Eingriff steht, wodurch die Geschwindigkeit der Dampfmaschine mit einer Verminderung in dem Verhältniß von 1 zu 3 auf den Gebläsekolben übertragen wird. Das Getriebe M sitzt auf der Triebwelle N, die sich ebenfalls in Lagern bewegt, welche auf dem Fundament befestigt sind, und an deren Enden sich die Kurbeln O befinden. Unmittelbar über der Welle N stehen die beiden senkrechten Dampfcylinder P, welche durch die dazwischen angebrachte Ventilbüchse Q fest mit einander verbunden und durch die Ränder R an den Gebläsecylinder geschraubt sind. Die beiden Kolbenstangen S der Cylinder P gehen durch Stopfbüchsen im Boden, und sind mit Querhäuptern T versehen, die in den Leitrahmen U gleiten, welche ihrerseits auch Träger bilden, da sie von den Cylinderdeckeln bis zu dem Gerüst B reichen. Jede Kolbenstange wirkt mittelst einer Kurbel- oder Lenkstange V auf eine Kurbel O. Die Zapfen der Querhäupter beider Kolbenstangen sind zu beiden Seiten verlängert, um durch Gelenke W die Balanciers X mit jenen zu verbinden; die Gelenke W greifen nämlich über Zapfen an den langen Armen der parallelen Balanciers X, die um Zapfen schwingen, welche in Zapfenlagern ruhen, die auf den Ständern Y befestigt sind. Die entgegengesetzten kurzen Arme der Balanciers X sind bei Z mittelst der Lenkstangen a mit den Querhäuptern b an den obern Enden der Kolbenstange c von der Luftpumpe d verbunden. Die obern Theile der Stange c laufen in den Augen e, welche zwischen den Ständern Y befestigt sind und es wird dadurch eine Geradeführung bewirkt; die Querhäupter b aber sind zu beiden Seiten verlängert, um die Kolben der Kalt- und der Warmwasser-Pumpen f und g in Bewegung zu setzen. Der ganze Condensations-Apparat ist in den beiden viereckigen Trögen h enthalten, die auf dem Fundament und Gerüst B festgeschraubt sind und auch die Ständer Y tragen. Die Schieberventile der Dampfcylinder werden durch die Stangen i bewegt und zwar mittelst zweier Excentriken, welche neben dem Getriebe M auf der Triebwelle angebracht sind. Der Dampf strömt aus dem Kessel mittelst der hier nur angedeuteten Röhre j in die Dampfbüchse Q, und der benutzte Dampf geht durch die knieförmigen Röhren k und die gebogenen l, welche letztere die eigentlichen Condensatoren bilden, zur Luftpumpe. Das kalte Einspritzwasser strömt in diesen Röhren aufwärts, verdichtet die abwärts strömenden Dämpfe, und es fließen dann die Producte der Verdichtung auf gewöhnliche Weise durch die Röhren m den Luftpumpen zu. Der Deckel und der Boden des Gebläsecylinders sind mit Ventilen n und o versehen, mittelst denen die atmosphärische Luft in das Gebläse eindringt und die verdichtete Luft ausströmt. Die Einlaßventile n sind in mehrere Abtheilungen getheilt, damit sie sich leicht öffnen. Die Auslaßventile o sind mit Glasscheiben versehen, damit man sie stets beobachten kann. Die unten ausgepreßte Luft wird durch die Röhre p der gemeinschaftlichen Röhre q zugeführt, welche zu den Oefen oder den Lufterhitzungsapparaten führt. Das hier beschriebene Gebläse entspricht allen an eine solche Maschine zu machenden Anforderungen; es nimmt wenig Platz ein, alle Theile desselben sind leicht zugänglich, überdieß wiegt es weniger und ist wohlfeiler als die gewöhnlichen Constructionen dieser Art. Die kleinen, mit großer Geschwindigkeit arbeitenden Dampfkolben, ertheilen dem großen Gebläsekolben eine langsame, sehr gleichartige Bewegung. Es kann dieses Gebläse bei einem Kolbenzuge 500 Kubikfuß Luft von atmosphärischer Dichtigkeit liefern. –––––––––– Gebläse dieser Art sind ein wesentliches Bedürfniß für das gesammte Hüttenwesen, denn die meisten der bis jetzt üblichen Maschinen sind schwerfällig, nehmen viel Platz ein und sind sehr kostbar; dieß gilt sowohl von den Watt'schen mit Balanciers, als auch von den Evans'schen mit oder ohne Balanciers, welche letztere noch den Uebelstand haben, daß sie leicht zu Bruche gehen. Horizontale und die hier beschriebenen Gebläse sind daher weit vortheilhafter als jene. Eine ähnliche Einrichtung hat ein neuerlich in der Wellenkampfschen Eisenhütte zu Lüneburg erbauetes Gebläse, über welches Hr. Professor Rühlmann in den Mittheilungen des hannover'schen Gewerbe-Vereins, 1854, Heft 2, S. 90 Nachstehendes berichtet: „Das Gebläse besteht aus zwei senkrecht stehenden Cylindern, deren Kolben durch Lenkstangen und Krummzapfen mittelst einer horizontal liegenden, eincylindrigen Dampfmaschine bewegt werden. Beide Gebläsecylinder-Krummzapfen sitzen an dem Ende einer und derselben Welle, aber um einen rechten Winkel gegen einander verdreht, so daß immer einer der Gebläsekolben seinen Weg vollendet hat, während sich der andere in der Mitte desselben befindet. Auf der Gebläse-Krummzapfenachse sitzt ferner ein gußeisernes Rad von 7 3/4 Fuß Durchmesser mit hölzernen Kämmen von 2 1/4 Zoll Theilung. Mit diesem Rade steht ein halb so großes Getriebe mit gußeisernen Zähnen im Eingriff, auf dessen Achse der Krummzapfen der Dampfmaschine festgekeilt ist. Es wird also die horizontal hin- und hergehende Bewegung des Dampfkolbens in eine vertical auf- und abwärts gerichtete der Gebläsekolben umgesetzt. – Alle Theile der Dampfmaschine, sowie die Klappen und andere Theile der Gebläsecylinder, sind leicht zugänglich. Die Dampfmaschine hat einen Kolben von 18 1/2 Zoll Durchmesser und 40 Zoll Hub, im Kessel eine Dampfspannung von zwei Atmosphären. Die Gebläsekolben haben 42 Zoll Durchmesser und 46 Zoll Hub; 28 Doppelspiele des Dampfkolbens in der Minute setzen sich dabei in 14 der Gebläsekolben um. Die Windpressung ist 36 bis 38 Zoll Wassersäule (36/420 bis 38/420 Atmosphäre Ueberdruck).“

Tafeln

Tafel Tab.
                                    IV
Tab. IV