Titel: Ueber einen Aspirator neuer Construction; von Professor Dr. A. Vogel jun. in München.
Autor: Prof. Dr. August Vogel [GND]
Fundstelle: Band 135, Jahrgang 1855, Nr. XXVIII., S. 113
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XXVIII. Ueber einen Aspirator neuer Construction; von Professor Dr. A. Vogel jun. in München. Mit einer Abbildung. Vogel's Aspirator. In chemischen Laboratorien zur Ausführung wissenschaftlicher Arbeiten ist, wie bekannt, der Aspirator ein unentbehrlicher Apparat. Abgesehen von den Versuchen, die sich auf die Analyse der Luft und die Erforschung der in ihr enthaltenen Bestandtheile und Beimischungen beziehen, bedarf man sehr häufig des Aspirators, um durch Ueberleiten eines trockenen Luftstromes Substanzen vollkommen von ihrem hygroskopischen Wasser zu befreien. Man bedient sich gewöhnlich einer dreifach tubulirten Flasche als Aspirator. Durch den einen Tubulus, welcher mit der zu trocknenden Substanz in Verbindung steht, strömt die Luft ein; der zweite dient zum Abfluß des Wassers (wenn er sich am untern Theil der Flasche befindet, mittelst eines Hahnes), und der dritte dient zum Wiedereinfüllen des Wassers. Dieses Nachgießen wiederholt sich natürlich sehr oft, wenn die Flasche klein ist, und ist selbst bei einer ziemlich geräumigen Flasche sehr zeitraubend, indem durch eine verhältnißmäßig enge Oeffnung eine große Menge Wassers eingegossen werden muß. Hiezu kommt noch der nachtheilige Umstand, daß in Folge des häufigen Oeffnens des Korkes dieser bald nicht mehr luftdicht schließt. Der Mohr'sche Aspirator entspricht allerdings allen an diesen Apparat zu stellenden Forderungen; sein großer Umfang, wodurch er in kleineren Localen zu viel Platz einnehmen würde, ist wohl die einzige Veranlassung, daß man ihn häufig durch die erwähnte Vorrichtung zu ersetzen pflegt; ohne dem Apparate eine unförmliche Gestalt zu geben, läßt sich jedoch mit demselbem nicht wohl ein bedeutender Druck, z.B. in Waschgefäßen für Gase, überwinden. Die wesentlichen Uebelstände der von Berzelius und den späteren Chemikern allgemein gebrauchten Aspiratoren sind, wie erwähnt, das lästige zeitraubende Nachfüllen durch einen engen Tubulus und die Schließung des Korkes. Jeder Experimentator, der in etwas größerem Maaßstabe sich dieses Apparates bediente, namentlich wenn der Aspirator zugleich als Meßgefäß dient und also ein vollständiges Dichtschließen der Korke erstes Erforderniß ist, kennt die Unbequemlichkeiten, welche das oft wiederholte feste Eindrehen des Korkes mit sich führt. Durch die Construction eines Aspirators, welchen ich während längerer Zeit erprobt habe und der deßhalb hier beschrieben wird, erscheinen beide Uebelstände vollständig beseitigt und zwar dadurch, daß zu dem Aspirator 1) ein Gefäß mit sehr weiter Oeffnung angewendet wird, wodurch das Wiederfüllen schnell mittelst einfacher Handbewegung ermöglicht ist, und daß 2) die Oeffnung des Aspirators nicht durch einen Kork geschlossen ist, sondern mittelst einer mattgeschliffenen Glasplatte, welche auf dem gleichfalls mattgeschliffenen Rand dieser Oeffnung aufliegt. Die Construction des ganzen Apparates ergibt sich aus der Zeichnung des Durchschnittes. Textabbildung Bd. 135, S. 114 Dieser Aspirator besteht aus einem cylindrischen Glasgefäße a mit weiter Oeffnung und einer Tubulatur am Fuße b, wie solche Gefäße unter dem Namen Beutelgläser im Handel vorkommen. Durch den Tubulus geht ein Kork mit zwei Röhren, wovon die eine c, c, welche sich schon auf dem Boden des Gefäßes endigt, zum Abfluß des Wassers bestimmt, daher mit einem gläsernen Hahn d versehen, während die andere e, e, e rechtwinklig gebogen, dicht an der Wandung des Gefäßes bis nahe an die schließende Glasplatte p, p hinauf reicht. Damit beim Füllen des Apparates kein Wasser in die luftsaugende Röhre geschüttet werden kann, ist dieselbe mit einer Eprouvette f durch einfaches Ueberhängen gedeckt. Um dem Apparat Stabilität zu verleihen, ist er auf einer hölzernen Unterlage g, g durch drei an der äußeren Peripherie des Hauptgefäßes angebrachte Holzstücke h befestigt. Die äußeren Röhrenverbindungen sind in einem festen Körper von Gyps o, o eingegossen, wodurch, sowie in Folge der verticalen Stellung des luftsaugenden Rohres bei n, eine weitere Verbindung mit dem Trockenrohre etc. sehr bequem gemacht ist. Durch die gemeinsame Unterlage ist der Transport des Apparates sehr erleichtert. Was das Luftdichtschließen der mattgeschliffenen Glasplatte p, p auf dem ebenfalls mattgeschliffenen Rande m des Cylinders betrifft, so ist dazu ein Benetzen der Berührungsflächen mit Wasser nothwendig; der Schluß ist aber dann auch so vollkommen, daß der Apparat selbst als Meßinstrument mit Sicherheit angewendet werden kann.