Titel: Verfahren Zinnoxyd-Natron darzustellen; von Edward Haeffely zu Radcliffe in Lancashire.
Fundstelle: Band 135, Jahrgang 1855, Nr. XLVII., S. 216
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XLVII. Verfahren Zinnoxyd-Natron darzustellen; von Edward Haeffely zu Radcliffe in Lancashire. Patentirt in England am 13. März 1854. Aus dem London Journal of arts, Januar 1855, S. 12. Haeffely's Verfahren Zinnoxyd-Natron darzustellen. Um Zinnoxyd-Natron (zinnsaures Natron, Präparirsalz) zu erhalten, bringt der Erfinder in eine metallene Pfanne Bleiglätte (oder Mennig) nebst einer caustischen Sodalauge, welche etwa 22 Proc. Natron enthält, und verdünnt die Flüssigkeit mit Wasser (oder dem unten erwähnten Waschwasser) so weit, daß das zinnsaure Natron aufgelöst bleiben und der Niederschlag sich davon absondern kann. Auf diese Weise bildet sich Bleioxyd-Natron, was man durch Anwendung von Wärme beschleunigt. Man bringt nun granulirtes metallisches Zinn in die Flüssigkeit (oder hängt es in einem Sack darin auf); der Sauerstoff des im Aetznatron aufgelösten Bleioxyds geht dann sogleich an das Zinn über und bildet Zinnsäure, welche sich mit dem Alkali verbindet, während metallisches Blei, in schwammigem Zustande, gefällt wird. Die anzuwendenden Verhältnisse sind: 16 Pfd. Zinn, 45 Pfd. Aetznatron von 1350 spec. Gewicht (39º Baumé), 70 bis 80 Pfd. Bleiglätte (oder 54 Pfd. Mennig). Nachdem das Zinn gänzlich verschwunden ist – was nach vier- bis fünfstündigem Kochen der Fall ist, jedoch von dem Zustande seiner Granulirung abhängt – so zieht man das Feuer weg und läßt den Niederschlag sich setzen. Die klare Auflösung von Zinnoxyd-Natron wird hierauf decantirt und der Niederschlag ein oder zweimal mit Wasser ausgewaschen (dieses Waschwasser benutzt man zum Verdünnen des Alkalis bei einer künftigen Operation, wie oben angegeben). Das niedergeschlagene schwammige Blei wird auf eine heiße Eisenplatte gebracht und fast bis zum Rothglühen erhißt; das Blei oxydirt sich dann durch die atmosphärische Luft rasch wieder, und man erhält so Bleigätte oder Mennig, je nach der zur Oxydation verwendeten Hitze und Zeit. Diese Bleiglätte oder den Mennig benutzt man bei einer neuen Operation.Dr. Robert Brown benutzte schon im J. 1847 (m. s. seine Abhandlung im polytechn. Journal Bd. CIV S. 44) die Eigenschaft des Zinns, sich auf Kosten des Bleioxyds in Zinnsäure zu verwandeln, zur Darstellung von Zinnoxyd-Natron; auf dem von ihm eingeschlagenen Wege erhielt er aber diese Verbindung nur mit einem großen Ueberschuß von freiem Natron. A. d. Red. Anstatt des Bleioxyds könnten auch andere Metalloxyde oder organische Körper angewandt werden, welche die Eigenschaft besitzen, ihren Sauerstoff theilweise an ein oxydirbareres Metall abzugeben; z.B. die Hydrate von Eisenoxyd und Mangansuperoxyd, mangansaures Natron, Indigo etc. Man erhält in diesem Falle Eisenoxydul und Manganoxydul, welche auf bekannte Weise wieder in Superoxyde verwandelt werden können. Die Vortheile des oben beschriebenen Verfahrens sind Wohlfeilheit, Schnelligkeit und Regelmäßigkeit der Resultate; das so gebildete Zinnoxyd-Natron ist wegen seiner Reinheit für die Färbereien und Zeugdruckereien besonders geeignet. Wendet man Kali oder Ammoniak statt des Natrons an, so erhält man die zinnsauren Salze von jenen.