Titel: Das Anschlagen der Sturmglocken zu New-York und Brooklyn.
Fundstelle: Band 135, Jahrgang 1855, Nr. XCII., S. 432
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XCII. Das Anschlagen der Sturmglocken zu New-York und Brooklyn. Aus dem Practical Mechanic's Journal, Januar 1855, S. 220. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Das Anschlagen der Sturmglocken zu New-York und Brooklyn. Das Verfahren beim Läuten oder vielmehr Anschlagen der Sturmglocken in New-York ist interessant und in mancher Beziehung ganz neu. Die Stadt ist in Bezirke getheilt, von denen jeder mit einem Thurme versehen ist, auf welchem ein Thürmer oder Wächter wohnt. Sobald derselbe eine Feuersbrunst wahrnimmt, schlägt er die unter seiner Wohnung angebrachte Glocke an und zwar diejenige Anzahl von Schlägen, welche seinen Bezirk bezeichnet. Die Thürmer in den benachbarten Bezirken wiederholen die Sturmschläge und so werden sie auf die ganze Stadt ausgedehnt. Der Ort des Feuers wird häufig noch näher dadurch angegeben, daß der Wächter rasche Schläge führt um den untern, und langsame, um den obern Theil des Bezirks zu bezeichnen. Um dem Thürmer bei der Bestimmung der Localität des Feuers, welches ihm plötzlich sichtbar wird, behülflich zu seyn, sind die Bezirke nicht durch Straßen, sondern durch imaginäre Linien begränzt, die zwischen gewissen hohen Punkten, wie hohen Gebäuden, Kirchthumspitzen und Fabrikessen gezogen worden. Der Thürmer befindet sich in einem warmen Raum mit Glaswänden und in einer hinreichenden Höhe, um die Stadt übersehen zu können. Die Glocken hängen fest und nur der Klöppel oder sein Ersatz wird bewegt. Um die Nachtheile zu vermeiden, welche entstehen könnten wenn alle Schläge nur auf eine Stelle des Glockenkranzes fallen, hängen die Glocken an einem senkrechten Bolzen, so daß sie sich leicht horizontal herumdrehen können; erfahrene Glockenläuter bezweifeln aber die Vortheile dieses Veränderns der Lage und behaupten, daß diejenigen Glocken, welche alle Schläge auf einen Punkt erhalten, zwar bald ihre Form verändern, aber weniger schnell zerstört werden. Der Thürmer wirkt auf einen Hebel, welcher eine senkrechte Stange bewegt, die bis in die Nähe des Glockenkranzes niedergeht. Dort ist sie mit dem horizontalen Arm eines Winkelhebels verbunden, dessen Drehpunkt in Lagern unter der Glocke angebracht ist. Der andere Arm dieses Winkelhebels, welcher gewöhnlich gabelförmig oder doppelt ist, erstreckt sich in die Glocke und ist mit dem Klöppel oder Hammer durch einen Bolzen verbunden, um ihn zu bewegen. Die Möglichkeit, die Glocke auch an der entgegengesetzten Seite zu berühren, wird durch eine Feder vermieden, welche gegen den Klöppel drückt und ihn zurücktreibt. Fig. 9 stellt eine auf diese Weise aufgehängte und eingerichtete Glocke dar. Die senkrechte Stange A bewegt den Winkelhebel B und dieser den Klöppel C. Die Druckfeder ist bei D angebracht. Die Verbindung zwischen dem Winkelhebel und dem Klöppel muß ein verticales Spiel gestatten, wozu sich am zweckmäßigsten (wie in der Abbildung) ein Bolzen in einem Schlitz in dem Klöppel bewegt. Bei einigen Glocken sind die Hebelarme mittelst kurzer Gelenke mit einem Nagel im Klöppel verbunden. Eine ganz verschiedene Vorrichtung ist in Fig. 10 dargestellt; sie wird in der benachbarten Stadt Brocklyn benutzt. Der Hammer A sitzt an einer Welle 8, die sich um zwei Zapfen dreht und ist von der Glocke gänzlich getrennt. Die Bewegung erfolgt mittelst eines Seils und eines Gegengewichts. Letzteres stößt gegen ein Kissen von Kautschuk C, welches den Hammer mit jeder erforderlichen Geschwindigkeit zurückstößt. Das um die Welle laufende Seil ist oben mit einem Schwengel verbunden. Die ganze Einrichtung ist sehr einfach und der New-Yorker vielleicht vorzuziehen.

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