Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 135, Jahrgang 1855, Nr. , S. 315
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Miscellen. Miscellen. Ueber Schwungräder bei Walzwerken; von Hrn. Hofmann in Breslau. Bei den Walzwerken für Eisen und andere Metalle muß man schwere Schwungräder anwenden, welche mit großer Geschwindigkeit laufen, um die momentane große Kraft hervorzubringen, welche nothwendig ist, die Walzen zu bewegen. Es kommt nun häufig vor, daß dergleichen Räder durch verschiedene Veranlassungen zerbrechen, und dann fliegen die Stücke derselben oft viele Hundert Fuß weit fort, zertrümmern Gebäude und beschädigen Menschen. Erst kürzlich zertrümmerte in Oberschlesien ein etwa 30 Centner schweres Stück eines solchen Rades zwei Bindebalken des Hüttengebäudes, ging dann durch eine 18 Zoll dicke Mauer in ein Zimmer und schlug gegen die entgegengesetzte Wand noch mit solcher Kraft, daß es die Wand, welche dort gerade einen Strebepfeiler hatte, der 3 Fuß dick war, durchstieß. Ein anderes Stück flog zum Dache hinaus und fiel an 200 Fuß davon in den Hof. Im Jahre 1853 zerstörte ein solches Rad das Gebäude des Zawadzki-Werkes und beschädigte zwei Arbeiter sehr stark. Wie kann diese Gefahr beseitigt werden? Wenn das Rad zerbricht, so fliegen die Stücke in tangentieller Richtung fort, und wenn sie auf ihrem Wege einen Gegenstand im rechten Winkel oder nahe so treffen, so äußern sie die ganze Stärke des Stoßes auf denselben und zertrümmern ihn. Treffen sie den Gegenstand aber unter einem spitzigen Winkel, so wird die Wirkung des Stoßes eine immer kleinere, je kleiner der Winkel wird, indem sie dann mit der Fläche parallel fortgehen. Es reducirt sich daher die Aufgabe dahin: eine Fläche zu construiren, welche mit der Richtung, in welcher die Stücke fliegen können, einen möglichst kleinen Winkel bildet, damit die Stücke durch ihren Stoß möglichst wenig auf die Fläche wirken und die Kraft des fliegenden Stückes nach und nach durch Reibung absorbirt wird, und das Stück dann ruhig liegen bleibt. Eine solche Fläche erhält man aber, wenn man um das Rad herum eine Einfassung macht, die ganz nahe am Kranze ist. Wenn nun ein Stück vom Rade abgeht, so trifft es sofort diese Umfassung, schlägt aber nicht in senkrechter Richtung dagegen, sondern unter einem ganz spitzigen Winkel, daher die Wirkung eine sehr geringe ist, und schiebt nun vermöge seines Beharrungsvermögens nur auf derselben fort, und die Reibung bringt es nach und nach zum Stillstande, ohne daß die Umfassung zertrümmert werden kann. Um das Schwungrad herum ist eine Rinne von Dampfkesselblech, etwa 3/8 Zoll dick, die auf ihrer inneren Fläche ganz glatt gearbeitet seyn muß, damit kein Punkt da ist, wo ein Stück, das in der Rinne fortschieben wollte, in rechtwinkliger Richtung anstoßen kann. Die Rinne muß auch so enge seyn, damit nicht ein Stück neben das andere kommen und sich einkeilen oder fest einklammern kann; 3 Zoll Spielraum sind hinlänglich. Die ganze Umfassung müßte in einer Mauer liegen und mit Bolzen gehörig befestigt seyn. Auf diese Art wäre die Möglichkeit einer Beschädigung beinahe nicht mehr denkbar, sondern das Schwungrad und seine Theile müssen in der Einfassung bleiben, welche auch zugleich jedes Hineinfallen von Gegenständen verhindert, welche einen Bruch des Schwungrades herbeiführen können, und Eigenthum und Leben der Menschen ist gesichert. Es kann bei Anlage von Hüttenwerken auch gar keine Schwierigkeit haben, eine solche Umfassung anzubringen, da die Schwungräder ja ohnehin gewöhnlich an der Wand liegen, wo man leicht eine solche Verstärkung anbringen kann, damit die Rinne mitgehalten wird. Es ist eine solche Einfassung ebenso nothwendig, als eine Barriere an der Straße, und von eben solchem Nutzen. (Verhandl. d. Ver. z. Beförd. d. Gewerbfl. in Preußen, 1854, S. 116.) Ventilirung der Eisenbahnwagen. Die Amerikaner Atwood und Waterbury haben ein System erfunden, um die Eisenbahnwagen zu ventiliren und das Eindringen von Staub in dieselben zu verhindern, und es scheint dieser Plan der zweckmäßigste von allen bisher vorgeschlagenen zu seyn, um diesen wichtigen Zweck bei Sommerwetter zu erzielen; es ist dabei aber minder leicht, das Heizen des Innern der Wagen zu bewerkstelligen, als bei dem System von Ruttan und Foote, welches im polytechn. Journal Bd. CXXXIV S. 433 besprochen wurde und bei 24 neuen Personenwagen auf einer der bedeutendsten Eisenbahnen eingeführt worden ist. Die Einrichtung von Atwood und Waterbury, welche wir hier betrachten wollen, ist seit einiger Zeit auf der Bahn zwischen New-York und Philadelphia, so wie auf mehreren östlichen Bahnlinien in ausgedehntem Gebrauch. Sie besteht im Wesentlichen in einer biegsamen Verbindung zwischen allen Wagen eines Zuges, so daß, wenn man alle (am vordern und hintern Ende der Wagen angebrachten) Thüren öffnet, ein straker Luftzug von vorn nach hinten stattfindet. Die offene Mündung der auf diese Weise gebildeten Röhre darf nicht zu hoch angebracht seyn, weil sonst Rauch und Cinders hineingetrieben werden, aber auch nicht zu niedrig, weil sonst der von dem Tender und der Locomotive aufgewirbelte Staub hineingelangt. Die besten Stellen zum Auffangen der Luft befinden sich zu beiden Seiten des Tenders am vordern Ende, ganz in der Nähe des hintern Endes der Locomotive, wo die Luft ohne jede Beimischung aufgenommen wird. Zu beiden Seiten des Tenders werden Gehäuse von dünnem Eisenblech angebracht, welche am vordern Ende offen sind und deren Mündung zum Einströmen der Luft dient, so lange nicht einige Seitenthüren und Fenster geöffnet worden, erfolgt, selbst bei einem ziemlich langen Zuge, eine ziemlich vollkommene Lüftung. Man kann diesem System nur den Vorwurf machen, daß beim Zustande der Ruhe auf den Stationen das Verweilen in den geschlossenen Wagen unbehaglich wird, so daß einige Fenster geöffnet werden müssen. Dieser Nachtheil findet jedoch bei jeder Ventilation statt, welche durch das Fahren bewirkt wird und eine solche ist auch stets die wirksamste. Bei diesem Ventilirungssystem werden zwischen den Wagen elastische Schläuche von Kautschukzeug angebracht, welche im Innern hölzerne Reife haben und durch messingene Bügel und Federn mit den Wagen verbunden sind. (Practical Mechanic's Journal, December 1854, S. 195.) Fontenau's Sicherheitsvorrichtung für Percussionsgewehre. Diese eben so einfache als sinnreiche Vorrichtung hat den Zweck, den zahlreichen Unglücksfällen, welche jedes Jahr, besonders während der Jagdsaison sich ereignen, vorzubeugen. Der Erfinder macht nämlich den cylindrischen Theil des Hahns oder den Hammer, welcher auf die mit dem ZündhütchenZüudhütchen bekleidete Warze schlägt, nach Willkür beweglich, indem er in den Cylinder eine Schraubenmutter mit sehr feinen Gängen schneidet, in welche eine Schraube paßt, die außen mit einem geränderten Kopfe versehen und sehr leicht drehbar ist. Eine halbe Umdrehung reicht hin, das Gewehr außer Schußfähigkeit zu setzen und das Losgehen desselben unmöglich zu machen, wenn durch irgend einen Zufall der Hahn auf die Warze niederschnappen sollte. Man erkennt hieraus, mit welcher Leichtigkeit der Träger sich gegen die Möglichkeit eines Unfalles sichern kann, und wie schnell das Gewehr wieder schußfertig ist. Nimmt man die Schraube ganz heraus, so wird die Schießwaffe ganz und gar unschädlich, selbst wenn sie Kindern und unvorsichtigen Personen in die Hände fallen sollte. Fontenau's Mechanismus wurde bereits im polytechn. Journal, 1851, Bd. CXIX S. 182 mit beigegebener Abbildung beschrieben. Auf das Zeugniß zahlreicher verläßlicher Personen, daß die Erfahrung die Nützlichkeit und Zweckmäßigkeit dieses Mechanismus bewiesen hat, erkannte die französische Akademie der Wissenschaften Hrn. Fontenau in Nantes eine Belohnung von 1500 Francs zu. (Comptes rendus, Januar 1855, Nr. 2.) Anwendung des Kartoffelstärkmehls statt des Kohlenstaubs zum Bepudern der Formen vor dem Gusse. Der Waffenschmied Hr. P. Rouy ersetzte das feine Kohlenpulver beim Vorbereiten der Sandformen für den Messing –, Bronze – und Eisenguß durch Kartoffelstärkmehl. Die mehr oder weniger bedeutenden Uebelstände des Kohlenpulvers, wenn man damit die Form durch einen leinenen Beutel bepudert, rühren von dem Staub her, welcher sich dann in der Luft des Locals verbreitet. Dieser Kohlenstaub schwärzt nicht nur die Hände, das Gesicht und das Weißzeug der Arbeiter, sondern hat auch, wenn er in die Brust gelangt, alle Nachtheile eines unveränderlichen Pulvers, welches, das Gewebe der Lungen durchdringend, Husten, Engbrüstigkeit und selbst den Tod veranlaßt, was neue und authentische Thatsachen bewiesen haben. Das Kartoffelstärkmehl ist frei von diesen Uebelständen, weil es aus dem Beutel auf die Form fällt, ohne sich in der Luft zu verbreiten. Es dringt daher nicht in die Brust, und beschmutzt überdieß die Hände des Arbeiters nicht. Die Arbeiter in den Gießereien ziehen einstimmig das Stärkmehl der Kohle vor. Die Gießerei-Besitzer erkennen einstimmig an, daß alle Bronzegüsse, mit Ausnahme der sogenannten Kunstbronze, in den mit Stärkmehl bepuderten Formen vollkommen gelingen. Die meisten derselben geben zu, daß dieß auch bei der Kunstbronze der Fall ist; einige glauben jedoch, daß die Kunstbronze bei Anwendung von Stärkmehl keine so schöne und gleichförmige Oberfläche darbietet, als wenn sie in mit Kohle bepuderten Formen gegossen worden ist. Hr. Christofle zu Paris hat erklärt, daß seine Kunstbronze, welche die größte Sorgfalt erheischt, in mit Stärkmehl bepuderten Formen gegossen, eben so schön ausfällt als bei Anwendung von Formen, welche mit Kohle bepudert wurden. Die französische Akademie der Wissenschaften hat nun Hrn. Rouy wegen der Wichtigkeit seines Verfahrens bezüglich der Gesundheit der Arbeiter, einen Preis von 2500 Francs zuerkannt. (Comptes rendus, Januar 1855, Nr. 2.) Mabru's Verfahren zum Conserviren der Milch. Im polytechn. Journal Bd. CXXXIII S. 449 wurde Mabru's Verfahren mitgetheilt, um die Milch zu conserviren, ohne daß man ihr irgend einen fremdartigen Körper zusetzt und ohne daß man ihren wässerigen Theil verdampft. Hr. Mabru gieng von der Ansicht Gay-Lussac's aus, daß nämlich die Milch, gegen die Berührung mit Luft geschützt, sehr lange Zeit unverändert bleiben kann. Er erhitzt daher Milch, welche in einem geschlossenen Gefäß von Weißblech enthalten ist, woran sich eine bleierne oder zinnerne Röhre befindet, fo lange im Wasserbad, bis alle Luft ausgetrieben ist; dann drückt er die Röhre platt und verlöthet ihre Oeffnung. Eine Commission der französischen Akademie der Wissenschaften hat sich überzeugt, daß so behandelte Milch, welche vom Monat März 1854 bis zum 18. December aufbewahrt worden war, noch alle Eigenschaften der frischen Milch besaß, nur mußte der Rahm, welcher sich über der Flüssigkeit gesammelt hatte, vorher gleichförmig darin vertheilt werden. Die Akademie beschloß daher, Hrn. Mabru einen Ermunterungs-Preis von 1500 Francs zuzuerkennen. (Comptes rendus, Januar 1855, Nr. 2.) Zur Photographie. 1) Crawford's Verfahren das Papier mit Collodium zu überziehen. Hr. Stanley Crawford theilte der photographischen Gesellschaft in London folgendes Verfahren mit: „Ich verschaffe mir eine Glasplatte von der Größe meines länglich viereckigen Collodium-Behälters (er ist 8 1/2 Zoll lang und 6 1/2 Zoll breit); ferner mehrere Bogen negativen Papiers der Gebrüder Canson von 9 1/2 Zoll Länge auf 6 Zoll Breite. „Ich lasse die Papierbogen drei bis vier Minuten lang auf destillirtem Wasser schwimmen; dann breite ich auf der Glasplatte einen dieser Bogen aus, welcher oben und unten um einen halben Zoll darüber hinausreicht, an den Seiten aber einen Viertelszoll vom Rand entfernt bleibt; ich klebe nun die vorstehenden Ränder auf die hintere Fläche des Glases mit dickem Gummi, und lasse hierauf das Papier ganz oder nahezu trocknen. Alsdann gieße ich auf das Papier dickes jodhaltiges Collodium, verbreite es gut und verfahre übrigens ganz so, wie mit einer Glasplatte welche mit Collodium überzogen wurde; nun ziehe ich das Papier schnell aus dem empfindlichmachenden Silberbad, indem ich es darin bloß 80 bis 90 Secunden lasse. „Das empfindlich machende Bad bereite ich mit: krystallisirtem salpetersaurem Silber, 2 Unzen; destillirtem Wasser, 24 Unzen; Alkohol, 1 Unze. Das Bad, womit ich das Bild zum Vorschein bringe, enthält: Eisenvitriol, 100 Gran; Weinsteinsäure, 100 Gran; destillirtes Wasser, 10 Unzen; Salpetersäure, 30 Tropfen. Dieses Bad wirkt sehr kräftig auf das Papier und ist dem Bad mit Pyrogallussäure vorzuziehen, weil es mit letzterm sehr schwer ist den Zeitpunkt zu treffen wo man die Operation unterbrechen muß. „Die nach diesem Verfahren erhaltenen negativen Bilder sind sehr intensiv, dabei sehr scharf, und sehr rasch darzustellen; überdieß behält das Papier mehrere Stunden lang seine Feuchtigkeit bei. Nachdem man mit unterschwefligsaurem Natron fixirt hat, zieht man das Papier vom Glase ab, wascht es mehrmals mit Wasser, hängt es zum Trocknen auf und wichst es. 2) Lloyd's Bereitung eines Collodiums welches sich nicht zersetzt. Hr. Giesler Lloyd theilte der photographischen Gesellschaft folgende Vorschrift zur Bereitung eines Collodiums mit, welches sich nicht zersetzt und beliebig lange aufbewahrt werden kann. Man nimmt: reinen Aether, 6 Drachmen; sehr starken Alkohol, 4 Drachmen; Schießbaumwolle, 5 Gran; sublimirtes Jod, 5 Gran. Man gibt das Ganze in eine Flasche und stellt in das Gemisch einen Streifen von vollkommen reinem Zink, der so lang ist, daß er bis an die Oberfläche der Flüssigkeit reicht; die Flasche wird sorgfältig verpfropft und an einen ziemlich warmen Platz gestellt, wo man sie von Zeit zu Zeit schüttelt. Die dunkle Farbe des Gemisches verschwindet allmählich, und nach einigen Tagen ist das Collodium ganz farblos, oder bloß noch schwach gelblich; man braucht es dann zur Verwendung bloß zu decantiren; das Zinkblech muß aber stets in Berührung mit der Flüssigkeit bleiben. Hr. Lloyd behauptet, daß das so erhaltene Collodium empfindlicher als das auf gewöhnliche Weise mit Jodkalium und Jodsilber bereitete ist, daß es sich vollkommen conservirt und nach sechs Monaten noch so gut ist wie am ersten Tage. 3) Lloyd's Verfahren Auflösungen von Gallussäure zu conserviren. Nach Hrn. Lloyd conserviren sich Lösungen von Gallussäure sehr lange Zeit vollkommen, wenn man einen Tropfen Gewürznelkenöl zusetzt. Dieser Oeltropfen scheint, indem er das salpetersaure Silber reducirt, das Vermögen der Gallussäure, das Bild zum Vorschein zu bringen, zu erhöhen; die Schatten der so erhaltenen Bilder sind intensiver. 4) Haydon's Verfahren das empfindlich gemachte Papier zu conserviren. Wenn man nach Haydon dem Bad von salpetersaurem Silber ein kleines Stück nicht raffinirten Zuckers zusetzt, so erhält sich das empfindlich gemachte Papier mehrere Tage unverändert; selbst nachdem es gelb geworden ist, werden nach der Exposition und nach der Behandlung mit unterschwefligsaurem Natron die Lichter wieder sehr weiß. Der Zucker gewährt überdieß den Vortheil, die Oberfläche des Papiers sammtartiger und die Vertheilung des salpetersauren Silbers gleichförmiger zu machen, so daß man die Details von ähnlicher Feinheit erhält, wie bei Anwendung von Eiweiß. 5) Maconochie's empfindlich machendes Bad. Nach Welwood Maconochie ist das beste und beständigste von den empfindlich machenden Agentien das Bromcalcium, wovon man per Unze Jodkalium 2 bis 3 Gran zusetzt. 6) Ueber das Fixiren der Lichtbilder mit unterschwefligsaurem Natron. Ein Ungenannter hat der photographischen Gesellschaft in London die sehr nützliche Beobachtung mitgetheilt, daß die beiden Eigenschaften welche das unterschwefligsaure Natron besitzt, das Bild zu fixiren und dasselbe zu färben oder ihm Kraft zu geben, wirklich verschieden sind; denn gewisse Bäder färben die Bilder stark ohne sie vollständig zu fixiren; andere fixiren ohne zu färben, und man würde sich sehr tauschen, wenn man die Fixirung nach der Färbung bemessen wollte. Es sind hauptsächlich die alten Bäder welche färben und die neuen welche fixiren. Durch folgenden Versuch kann man sich davon überzeugen. Nachdem das Bild aus dem Rahmen genommen ist, tauche man es in eine mäßig starke Auflösung von unterschwefligsaurem Natron, welche man aber nicht alt werden läßt, sondern erneuert, sobald man sieht daß sie färbende Eigenschaften angenommen hat. Wenn das Bild so fixirt ist und die Schatten und Lichter die gehörige Intensität haben, wasche man es in Wasser und tauche es in eine sehr schwache Auflösung von unterschwefligsaurem Natron, welche per Unze mit zwei Tropfen Salpetersäure gesäuert ist: diese Auflösung bereite man erst zur Zeit des Bedarfs. Man wird dann sehen, daß das Bild sehr rasch die verschiedenen Farben bekommt, welche gewöhnlich bei Anwendung alter Bäder erscheinen. Nachdem das Bild die gewünschte Farbe hat, nehme man es aus dem Bade und wasche es rasch, damit die Wirkung nicht fortdauert. Es wäre offenbar vortheilhaft, die Lichtbilder auf diese Weise zuerst zu fixiren und hernach zu färben. (Cosmos, Revue encyclopédique, December 1854, S. 603.) Photographisch-chemisches Institut in Jena. In der Photographie hängt die Sicherheit des Gelingens der Arbeiten und die Stufe der Vervollkommnung, welche der Photograph erreicht, nächst der bloßen mechanischen Fertigkeit fast ausschließlich von dem Maaß der chemischen Vorkenntnisse desselben ab. Hr. Dr. I. Schnauß, durch seine literarischen Arbeiten in dem betreffenden Gebiete den Chemikern und Photographen rühmlich bekannt, glaubte daher etwas Zeitgemäßes zu unternehmen mit der Errichtung eines photographisch-chemischen Instituts, in welchem ein gründlicher theoretisch-praktischer Unterricht in allen Theilen der Photographie ertheilt werden soll. Der Lehrplan des Instituts enthält Folgendes: 1) Vorlesungen über angewandte Chemie und Optik; 2) praktische Uebungen im chemischen Laboratorium, und zwar a) Darstellung der photographisch-chemischen Präparate, b) Untersuchung derselben in Bezug auf ihre Reinheit und Brauchbarkeit; 3) Unterricht in der praktischen Photographie, wobei die gangbarsten und besten Methoden zur Erzeugung von Lichtbildern auf Glas, Papier und Metall vorgeführt und eingeübt werden; 4) Unterricht im Retouchiren, gelehrt von einem geschickten Maler. Für gute und zweckmäßige Apparate, sowie für die sonstigen nöthigen Vorrichtungen zum Photographiren ist hinreichend gesorgt. Außerdem bietet sich an der Universität in Jena jede erwünschte Gelegenheit zur Erlangung anderweitiger, wissenschaftlicher Belehrung. Jeder Cursus ist auf ein halbes Jahr festgesetzt und der erste beginnt mit dem 1. Mai dieses Jahres. Spargelsamen als Kaffeesurrogat. Liebig hat im Spargel einen dem Caffeïn sehr nahe verwandten Stoff entdeckt, den er Taurin (Gallenasparagin) genannt hat. Die seitdem angestellten Versuche lieferten das Ergebniß, daß junge Sprößlinge des Spargels zur Kaffeebereitung nicht dienen können. Dagegen lieferten die Samen, nachdem sie geröstet und gemahlen, einen kräftigen duftenden Kaffee, der nicht leicht von feinem Mokka zu unterscheiden war. Schon der verstorbene Medicinal-Assessor Schrader in Berlin hat vor mehr als 30 Jahren auf dem Wege des Versuchs gesunden, daß der Spargelsamen ein dem Kaffee am nächsten kommendes Surrogat liefere. (Lüdersdorff's Annalen, 1854, S. 192) Anwendung des Collodiums bei Vermehrung der Pflanzen durch Stecklinge. Diese von Löw erfundene Methode ist in England nun in allen Gärtnereien im Gebrauche, da sie sich als höchst vortheilhaft erwies. Das Collodium erhält man in jeder Apotheke. In die Flüssigkeit taucht man das untere Ende der Stecklinge ungefähr 1/8 Zoll tief ein, was die Schnittwunde mit einer zarten Haut überdeckt, welche das schädliche Eindringen der übermäßigen Feuchtigkeit und Luft in die Stecklinge verhindert, wodurch die Bewurzlung ungemein gesichert und befördert wird. Auch bei Veredlungen aller Art, sowohl bei Obstbäumen, als Camellien, Rhododendron etc., ist das Collodium von hohem Nutzen und ersetzt das kostspieligere Baumwachs. (Fortschritt. 1854, Nr. 40.) Mittel gegen die Traubenfäule. Längs der deutschen Thalsohle der Etsch, wo der Bauer fast nur vom Weinertrage lebt, hat er drei volle Jahre wenig oder nichts geerntet; die Rebstöcke litten sehr stark, und es steht nur ein allmähliches Verschwinden des Uebels in Aussicht. Man beabsichtigt nun Versuche, die zwar nicht der Krankheit der Rebe selbst, wohl aber dem Wuchern des unheilvollen Schwammes auf den Beeren Einhalt thun sollen. Das Mittel ist einfach. Man läßt 1 1/2 bis 2 Pfd. Leim sich in einem Eimer Wasser auflösen, und taucht darein die Trauben nach vollendeter Blüthe, sobald sich der Schwamm zeigt. Der Erfinder, Dr. Vulcan in Eppan, stellte bereits die verschiedenartigsten Proben an. Er überzog ganze und halbe Trauben, einzelne und halbe Beeren mit der klebrigen Flüssigkeit, und so weit das Schutzmittel reichte, war die Beere so gesund, voll und schön wie in den gesegnetsten Jahren, während der Rest selbst einer und derselben Beere der Fäule erlag. Die Rebe freilich verkümmerte nach wie vor. Botzen, den 13. Februar 1855. (Allg. Zeitung.)