Titel: Ueber die verstärkten galvanoplastischen Gegenstände, welche von dem CivilingenieurH. Bouilhet zu Paris verfertigt werden.
Fundstelle: Band 138, Jahrgang 1855, Nr. XV., S. 54
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XV. Ueber die verstärkten galvanoplastischen Gegenstände, welche von dem CivilingenieurH. Bouilhet zu Paris verfertigt werden. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Mai 1855, S. 259. Bouilhet, über verstärkte galvanoplastischen Gegenstände. Hr. Bouilhet (rue de Bondy no. 56 zu Paris) hat der Société d'Encouragement die Beschreibung seines (bereits im polytechn. Journal Bd. CXXXIV S. 47 besprochenen) Verfahrens mitgetheilt, durch welches man Arbeiten der Gold- und Silberschmiede, die mittelst Galvanoplastik dargestellt worden sind, das ganze massive Ansehen von gegossenen Sachen geben kann. Hr. Salvetat beschreibt in einem Gutachten die von Hrn. Bouilhet befolgte Methode folgendermaßen: Die ganze Arbeit zerfallt in mehrere Operationen, nämlich in die Verfertigung des Modelles, die Anfertigung der Form, die Ablagerung des Kupfers in der Form, d.h. das galvanoplastische Copiren des Modelles, die Ausfüllung der galvanoplastischen Vertiefungen durch Messing, und die Vereinigung der verschiedenen, das Ganze bildenden Theile mittelst hartem Loth. Ueber die Anfertigung des Modelles haben wir nichts zu sagen; es muß mit der möglichsten Vollkommenheit ciselirt seyn, weil die Copien ohne jede Nacharbeit die Schärfe und Reinheit des Modelles erlangen müssen. Die Formen bestehen aus Gutta-percha. Man überzieht das Modell mit einer dünnen Graphitschicht, legt es auf den Boden einer Büchse, die man unter einer Schraubenpresse anbringt, und füllt alsdann die Büchse mit Gutta-percha aus, welche da, wo sie das Relief annehmen soll, ebenfalls mit einer dünnen Graphitschicht versehen wird; diese Gutta-percha wird vorher durch Erwärmen hinlänglich erweicht. Der Druck muß nach und nach angewendet werden und wenn er den höchsten Grad erreicht hat, etwa 15 Minuten andauern. Ist hernach die Gutta-percha gehörig hart geworden, so wird die Form herausgenommen. Die auf solche Weise präparirten Formen sind gute Leiter; man braucht sie nur, ehe man sie in das Bad bringt, mittelst eines Pinsels mit etwas Graphit zu überziehen. Man bewahrt die Formen entweder einzeln auf, oder man schweißt sie durch Erweichung der Masse reihenweise an einander. Die galvanische Copie bietet nichts Eigenthümliches dar, nur bemerken wir, daß der galvanoplastische Niederschlag so viel als möglich, auf einmal, ohne Unterbrechung des Stroms bewirkt werden muß; besonders ist aber darauf zu sehen, daß der schon gebildete Niederschlag nicht an der Luft austrocknet, denn die nach dem neuen Eintauchen niedergeschlagenen Theilchen gehen mit den vorher gebildeten nur eine lose Verbindung ein. Die mit den gehörigen Vorsichtsmaßregeln hervorgebrachten galvanoplastischen Gegenstände sind sehr gleichartig; sie können, ohne ihre Form zu verlieren, ohne daß sich Schiefern ablösen oder Risse entstehen, rothglühend gemacht werden. Die Niederschläge brauchen nur sehr dünn zu seyn, und um ihnen die gehörige Festigkeit zu ertheilen, füllt man sie mit Messing aus, welches so leichtflüssig ist, daß es die Vertiefungen der galvanoplastischen Copie ausfüllen kann, ehe das Kupfer in Fluß geräth. Das Messing wird in kleine cylindrische Stückchen geschnitten und der heftigen Hitze eines Gas-Löthrohrs unterworfen, welche die Stückchen mit Hülfe von Borax schmilzt und untereinander, so wie mit der galvanoplastischen Hülle durch Löthung verbindet. Der so verstärkte galvanoplastische Gegenstand kann alsdann mit der größten Leichtigkeit gerichtet, beschnitten, befeilt und sogar ciselirt werden. Die durchsichtigen Stellen, welche das Modell massiv gibt und die man herausschneiden muß, erscheinen sehr bald mit Hülfe einiger Feilenstöße, welche flach auf die hintere Seite des Reliefs geführt werden; ein sehr einfacher Kunstgriff, der darin besteht, auf dem Modell die Umrisse der auszuschneidenden, durchsichtigen Stellen auszutiefen, bildet auf der galvanoplastischen Hülle eine schwache Stelle, die sich dann leicht wegfeilen läßt. Es lassen sich auf diese Weise eine Menge verschiedener Theile darstellen, die man alsdann durch hartes Loth vereinigen kann. Hr. Bouilhet äußerte sich folgendermaßen über den Zweck, den er zu erreichen gesucht hat: „Es müssen bei der laufenden Fabrication die stählernen Matrizen, welche stets kostbar sind und in Beziehung auf vollkommene Arbeit immer viel zu wünschen übrig lassen, gänzlich umgangen werden. Man muß an Arbeit sparen. Man muß Stücke mit der reichsten Ornamentirung, genau und leicht, jedoch ohne vermehrte Kosten ausführen können. Man muß auf einmal und mit Hülfe von bloß drei Arbeitern eine Stück, z.B. einen Tischaufsatz, darstellen können, welches außerdem die Arbeit eines Gießers, eines Formers, eines Gold- oder Silberschmiedes, eines Planirers, eines Ciseleurs und eines Graveurs erfordert haben würde. Die hohlen Gegenstände müssen durch massive ersetzt werden können, welche beim Ameublement und zu Tafelgegenständen einen unbestrittenen Vortheil haben. Man muß mit wenigen Kosten Kunstgegenstände darstellen können, deren Ausführung durch Guß und Ciselirung bedeutende Summen gekostet haben würde; man muß Gegenstände zu fabriciren vermögen, welche so dauerhaft als das Kupfer und genaue Copien der Modelle sind, deren Feinheiten sie sämmtlich wiedergeben.“ Das hier beschriebene Verfahren ist in der galvanoplastischen Anstalt von Ch. Christofle zu Paris in vollem Gange. Die nachstehenden Zahlen weisen die Fabricationsmengen im Jahre 1854 nach:    Im ersten Halbjahr 1854 wurden an galvanoplastischenHüllen verfertigt   485 Kilogr.    Diese, mit Messing ausgefüllt, stellen fast das Vierfachean Gewicht dar, d.h. 1940    „    Im zweiten Halbjahr 1854 wurden an galvanoplastischenHüllen gemacht   628    „    Diese haben ausgefüllt ein Gewicht von 2500    „