Titel: Zur Analyse des molybdänsauren Bleioxyds und dessen Anwendung als Reagens auf Phosphorsäure; von Dr. Wilh. Wicke.
Fundstelle: Band 138, Jahrgang 1855, Nr. XVI., S. 57
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XVI. Zur Analyse des molybdänsauren Bleioxyds und dessen Anwendung als Reagens auf Phosphorsäure; von Dr. Wilh. Wicke. Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Septbr. 1855, S. 373. Wicke, zur Analyse des molybdänsauren Bleioxyds. Die folgende Methode, das Gelbbleierz (molybdänsaures Bleioxyd) zu zersetzen, hat sich als zweckmäßig bewährt, und es möchte kaum eine der anderen eine so große Ausbeute an Schwefelmolybdän, resp. Molybdänsäure liefern. Das fein gepulverte Mineral wird mit concentrirtem Ammoniak – ungefähr dreimal so viel – übergossen und in die Flüssigkeit Schwefelwasserstoff geleitet, bis eine dunkelbraunrothe Färbung der Lösung entstanden ist. Man hat jetzt eine Verbindung von Schwefelammonium-Schwefelmolybdän. Am Boden liegt ein schwarzes krystallinisches Pulver und außerdem ein grünes Salz, das sich, aus der Flüssigkeit herausgenommen, in dunkelgrünen, fast durchsichtigen Prismen darstellt. Ohne Zweifel ist es das, dem KaS, MoS³ + 4 O analog zusammengesetzte Sulfosalz. Ich würde seine Zusammensetzung bestimmt haben, wenn es nicht so leicht veränderlich wäre. Man kann die Krystalle nicht so rasch trocknen, daß sie nicht ihre Farbe verlieren und dem Papier braune Flecke ertheilen. Sie lösen sich leicht in Wasser mit jener intensiv rothbraunen Farbe auf. Spült man das eben erwähnte schwarze Metallpulver mit Wasser ab und behandelt dasselbe noch einmal mit Ammoniak und Schwefelwasserstoff, so findet eine vollständige Zersetzung des Gelbbleierzes statt. Versetzt man die, wenigstens mit der doppelten Menge Wasser verdünnte Lösung mit Salzsäure, so fällt das Schwefelmolybdän als brauner flockiger Niederschlag heraus, woraus dann nach bekannter Methode reine Molybdänsäure dargestellt werden kann.Die Zersetzung des molybdänsauren Bleioxyds läßt sich auch auf die Weise leicht bewirken, daß man das sehr fein geriebene Erz mit starker Natronlauge erhitzt und allmählich Schwefelblumen hinzufügt. Man bekommt dadurch alles Molybdän als Schwefelsalz in Lösung.Wöhler. Was das molybdänsaure Ammoniak betrifft, so kann statt seiner, als Reagens auf Phosphorsäure, eben so gut das molybdänsaure Bleioxyd benutzt werden. Man prüft es zuvor, ob es selbst frei von phosphorsauren Salzen, und fügt zu dem Ende Salzsäure, dann wenige Tropfen Ammoniak hinzu und erwärmt. Die Sorten, welche ich auf diese Beimengung prüfte, zeigten sich frei davon; das molybdänsaure Bleioxyd konnte deßhalb unmittelbar als Reagens benutzt werden. Man bedarf vom molydänsauren Bleioxyd nur sehr wenig, deßgleichen nur wenig Ammoniak, muß aber einen Ueberschuß von Salzsäure nehmen. Die auf Phosphorsäure zu prüfende Flüssigkeit mit diesem Gemisch gekocht, gibt bei Anwesenheit der ersteren nach wenig Augenblicken den charakteristisch-gelben Niederschlag von phosphor-molybdänsaurem Ammoniak. Mit Schwefelsäure entsteht er ebenfalls, nicht aber, oder nur sehr langsam mit Salpetersäure. Am meisten empfiehlt sich Salzsäure; auch deßhalb, weil das entstandene Chlorblei gelöst bleibt und das gelbe Salz sich aus einer klaren Flüssigkeit abscheidet. Ist eine Flüssigkeit, die Schwefelwasserstoff enthält, auf Phosphorsäure zu prüfen, so zerstöre man zuvor dasselbe durch Kochen mit Königswasser. Es würde sonst ein Theil der Molybdänsäure reducirt und eine blaugefärbte Flüssigkeit (molybdänsaures Molybdänoxyd) erhalten werden.