Titel: Helling's patentirtes Sicherheitsventil für Dampfkessel.
Fundstelle: Band 138, Jahrgang 1855, Nr. XLII., S. 161
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XLII. Helling's patentirtes Sicherheitsventil für Dampfkessel. Mit Abbildungen auf Tab. III. Helling's Sicherheitsventil für Dampfkessel. Die mehrfach beobachtete, durch Versuche festgestellte und auch in diesem Journal öfters besprochene Erscheinung, daß die Dampfspannung in einem Kessel, trotzdem daß und während das Ventil gehoben ist und der Dampf abbläst, durch anhaltendes Feuer zunehmen könne, veranlaßte zu dem Versuche, ein Ventil zu construiren, welches beim Eintritt der gefährlichen Ueberschreitung der zulässigen Spannung eine größere Oeffnung für die Dampfausströmung bietet und sich selbst wieder schließt, sobald die reguläre Spannung wieder eingetreten ist. Im Wesentlichen besteht die Vorrichtung zur Erreichung des vorstehenden Zweckes aus zwei in einander gesetzten Ventilen, von denen das innere auf dem äußeren aufliegt und deren Gesammtbelastung der Summe des Querschnitts beider Ventile für einen bestimmten Dampfdruck entspricht. Die Belastung des äußeren Ventiles dagegen für sich allein ist eine verhältnißmäßig geringere, als die des inneren Ventiles. – Sobald nun die Spannung des Dampfes im Kessel größer wird, als die dem Querschnitt beider Ventile entsprechende Belastung, so wird sich das äußere Ventil und mit ihm das auf ihm aufliegende innere Ventil heben. Steigert sich nun die Dampfspannung trotz des Abblasens und erreicht eine Stärke, welche der Belastung des innern Ventiles entspricht, so wird sich dieses allein für sich heben. In Folge dessen wird aber das äußere Ventil, weil es hierdurch entlastet wird, der aufsteigenden Bewegung des innern Ventiles augenblicklich folgen, und zwar so lange, bis die Oeffnung genügend groß ist, um dem Dampfe den erforderlichen Abzug zu gestatten und bis wieder die Normalspannung eintritt. An einem Beispiel sey es erlaubt die Wirkung der Vorrichtung näher zu erläutern. Es sey z.B. die Summe des Querschnitts beider Ventile 18 Quadratzoll; die Spannung, bei welcher ein Heben der Ventile eintritt, 3 Atmosphären; so wird die Summe der Belastung beider Ventile 810 Pfd. betragen müssen. Der Querschnitt der Ventile sey gleich, so daß jedes Ventil 9 Quadratzoll enthält, die Belastung der Ventile dagegen so vertheilt, daß die Belastung des äußeren Ventiles nur der Spannung von 2 3/4 Atmosphären entspricht, mithin nur 371 1/4 Pfd. betrage, so wird für die Belastung des inneren Ventiles 810 – 371 1/4 = 438 3/4 Pfd. verbleiben, welches Gewicht einer Spannung von 3 1/4 Atmosphären bei 9 Quadratzoll Querschnitt entspricht. Erreicht jetzt die Spannung im Kessel 3 Atmosphären, so werden sich beide Ventile heben, das innere wegen seiner stärkeren Belastung jedoch nur, weil es auf dem äußeren aufliegt. Wächst nun die Spannung und erreicht 3 1/4 Atmosphären, so wird das innere Ventil aufsteigen, da es ein Ventil für sich bildet, dessen Belastung einem Druck von 3 1/4 Atmosphären entspricht. Sobald es sich aber abhebt, so wird in demselben Moment das äußere Ventil der aufsteigenden Bewegung des inneren Ventiles folgen, weil es für sich allein nur eine Belastung hat, welche einer Spannung von 2 3/4 Atmosphären entspricht, während die Spannung im Kessel 3 1/4 Atmosphären beträgt. Durch das Aufsteigen der Ventile erhält aber der Dampf seinen Abzug und zwar unter Verhältnissen, die seine freie Ausströmung bedeutend erleichtern. Es kann nämlich die Steigerung der Spannung beim Ausströmen des Dampfes aus den gewöhnlichen Ventilen nur darin ihren Grund haben, daß der Dampf unter einer starken Pressung entweicht, welche constant dieselbe bleibt. Bei den angegebenen Doppelventilen dagegen ist die Belastung des erstern Ventiles bedeutend geringer als die Spannung im Kessel, und mithin auch die Pressung, unter welcher der Dampf entweicht, eine verhältnißmäßig geringere, so daß die Spannung nicht größer werden kann, als die Belastung des inneren Ventiles beträgt, mithin in dem angeführten Beispiel nicht mehr als 3 1/4 Atmosphären erreichen, dann aber wieder sinken wird. Die Zeichnung Fig. 11 bis 13 wird keiner besondern Erläuterung bedürfen.

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Tab. III