Titel: Ueber einen von dem Mechaniker Siegfried Markus construirten Apparat zur Erzielung gleichförmiger Temperaturen mittelst einer Gaslampe; von Karl Ritter v. Hauer.
Fundstelle: Band 138, Jahrgang 1855, Nr. LIII., S. 197
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LIII. Ueber einen von dem Mechaniker Siegfried Markus construirten Apparat zur Erzielung gleichförmiger Temperaturen mittelst einer Gaslampe; von Karl Ritter v. Hauer. Aus dem Jahrbuche der k. k. geolog. Reichsanstalt, 1855, S. 64. Mit Abbildungen auf Tab. III. v. Hauer, über einen Apparat zur Erzielung gleichförmiger Temperaturen mittelst einer Gaslampe. Die Anwendung des Leuchtgases in chemischen Laboratorien, welche, abgesehen von der Wohlfeilheit dieses Brennmaterials, so vielfältige Vortheile bietet, erscheint nur dann minder geeignet, wenn es sich darum handelt, während längerer Zeit eine gleichmäßige Temperatur mittelst einer Gaslampe hervorzubringen. Denn bekanntlich unterliegt der Druck, welcher von den großen Gasometern ausgeübt wird, und der die Zuströmung des Gases durch das ganze Röhrensystem bis zu den einzelnen Ausflußöffnungen bewirkt, speciell hier in Wien zwei bedeutenden Schwankungen im Verlaufe von 24 Stunden, indem dieselben, wie es scheint, während des Tages geringe, bei beginnender Stadtbeleuchtung hingegen stärker belastet werden. Außer diesen Hauptschwankungen finden übrigens stets noch im Laufe des Tages und der Nacht, in Folge anderweitiger Ursachen, kleinere Veränderungen in der Zuströmung des Gases statt, welche aber immerhin merklich genug sind, um für den angedeuteten Fall sehr störend zu werden. Die folgende kleine Tabelle verdanke ich Hrn. Professor E. Hornig; sie enthält für einige Tage des Monates Mai dieses Jahres eine Reihe von ihm angestellter Beobachtungen über den zu verschiedenen Stunden stattgehabten Gasdruck. Der Druck ist in Zollen Wasserhöhe ausgedrückt. Diese Zahlenangaben sind recht geeignet die continuirlichen Schwankungen ersichtlich zu machen, denen die Zuströmung des Gases unterworfen ist. Datum.     Stunde.     Druck  in ZollenWasserhöhe. Datum.     Stunde.     Druck  in ZollenWasserhöhe.    4. 10       V. M.       1/2     5.   6       A.     1 1/8    „   1 1/2 N.       1/2     „   6 1/4  „     1 1/4    „   5 1/4 A.       5/8     „   6 3/4  „     2    „   6       „    3     6.   9       V. M.        1/2    „   6 1/2 „    2     „   9 1/4     „        3/8    5. 12       M.       1/2     „   9 3/4     „        1/2    „   1 1/2 N. M.       3/8     „ 12       M.        1/2    „   3 1/2    „       3/8     „   1 1/2 N. M.        3/4    „   4 1/4    „     1     7.   8       V. M.        1/8    „   4 1/2    „       1/2     „ 11          „        1/4    „   5 1/2    „     1 1/2     „   1 1/4 N. M.        3/8    „   5 3/4    „     1     „   5          „        3/4 Bei Versuchen, welche ich im Laboratorium der k. k. geologischen Reichsanstalt anstellen ließ, handelte es sich darum, eine Flüssigkeit mehrere Tage hintereinander möglichst gleichförmig zu erhitzen. Es machte sich hierbei das Bedürfniß recht lebhaft geltend, vor der anzuwendenden Lampe eine Vorrichtung einschalten zu können, welche die Zuströmung des Gases reguliren sollte. Wenn wie hier eine Flamme erforderlich ist, welche tagelang ohne Unterbrechung fortbrennen soll, so liegt es selbstverständlich am nächsten, eben nur auf eine Gasflamme zu reflectiren. Ich forderte demnach Hrn. Siegfried Markus, Mechaniker am k. k. physikalischen Institute, auf, einen Regulator für eine Gaslampe zu construiren, welcher bewirken sollte, daß derselben, unabhängig von dem wechselnden Drucke des Gasometers, stets ein gleiches Quantum an Gas zugeführt werde. Dieser talentvolle junge Mann, schon anderwärtig bekannt durch seine Arbeiten im Gebiete der Mechanik, hat nun ein Instrument vollendet, welches ganz geeignet erscheint dem gestellten Anforderungen zu entsprechen, und somit überhaupt einem lange gefühlten Wunsche für chemische Laboratorien Genüge leisten dürfte. Fig. 1 stellt diesen Apparat in sehr verkleinertem Maaßstabe dar. A und A' sind zwei Glasgefäße, welche zum dritten Theile mit Wasser gefüllt sind und in eingeschnittenen Vertiefungen der Unterlage B stehen. A ist eine gewöhnliche Wulfische Flasche mit drei luftdicht schließenden Korken, in welche drei Röhren ebenfalls luftdicht eingepaßt sind. A' ist hingegen mit einer Metallplatte bedeckt, die zwar durch einige an den Rand derselben befestigte und in das Glas hineinreichende Korkstücke festsitzt, das Glas selbst aber nicht luftdicht verschließt. Die beiden Gesäße sind durch das doppelt gebogene Glasrohr C verbunden, welches mit seinen beiden gleich langen Schenkeln fast bis an den Boden der Gefäße reicht, ebenfalls mit Wasser gefüllt ist, und daher das Niveau des Wassers in beiden Gefäßen auf gleicher Höhe erhält. D ist ein Schwimmer von Kork, der nach abwärts zu conisch geformt ist. In dessen Mitte ist ein dünner Metallstab befestigt, welcher durch die Hülse bei E leicht auf- und abwärts geschoben werden kann, und dessen oberes Ende daher, je nach einer höheren oder tieferen Stellung des Schwimmers, steigt oder sinkt. An seinem oberen Ende bei F ist dieser Metallstab mit einem Hebel durch einen kleinen glatt geschliffenen Zapfen, der unter einem reckten Winkel zu dessen senkrechter Richtung daran sitzt, in Verbindung gebracht, so zwar, daß der Zapfen in die auf der Zeichnung ersichtliche schlitzartige Oeffnung des Hebels reicht. Es wird durch diesen Schlitz des Hebels erzielt, daß der Metallstab bei einer Auf- oder Abwärtsbewegung den Hebel nach auf- oder abwärts bewegen kann, ohne seine senkrechte Stellung zu verändern. Der Hebel öffnet oder schließt durch diese beiden Bewegungen den Hahn G, welcher an der, für den Zufluß des Gases bestimmten Röhre H, J sitzt. Zu diesem Zwecke wird die Röhre bei H durch ein Kautschukrohr mit der das Gas zuführenden Oeffnung in Verbindung gebracht. Ist der Hebel G, F parallel mit der Röhre H, J, so ist der Hahn bei G ganz geöffnet. In der auf der Zeichnung ersichtlich gemachten Stellung ist daher der Hahn fast zur Hälfte geschlossen. Die innere Bohrung des Hahnes ist oval und so groß als das Kaliber der Röhre H, G. Aus der Röhre K, L tritt das Gas wieder aus dem Apparate; sie wird daher an ihrem Ende bei K durch einen Kautschukschlauch mit der anzuwendenden Lampe in Verbindung gesetzt. Der Hahn L an derselben dient dazu, die Flamme auf jene Größe zu bringen, welche sie dann constant beibehalten soll. Die Ausflußöffnung bei K ist etwas kleiner als das Kaliber der Zuflußrohre H, J. Die Art der Wirkung des Apparates erklärt sich hiernach leicht. Läßt man das Gas bei H eintreten, so wird auf die Wasserfläche in dem Gefäße A ein Druck bewirkt, und es tritt, je nach der Stärke dieses Druckes, eine größere oder geringere Menge Wasser durch das Heberohr C in das andere Gefäß A'. Hierdurch wird bewirkt, daß das Niveau des Wassers im Gefäße A' steigt, wodurch der Schwimmer und mit ihm der Metallstab E, F gehoben wird, welcher sonach mittelst des Hebels den Hahn G in demselben Maaße schließt, wodurch also bei wachsendem Drucke die Zuflußöffnung für das Gas immer kleiner wird. Nimmt der Druck ab, so steigt aus A' Wasser in das andere Gefäß zurück, es sinkt der Schwimmer und öffnet wieder mehr den Hahn der Zuflußrohre H, J. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß die Lampe, welche mit dem aus dem Apparate austretenden Gase gespeist zu werden die Bestimmung hat, nie mehr Gas benöthigen darf, als bei dem Minimum des statthabenden Druckes, unter welchem dasselbe aus dem großen Gasometer kommt, zuströmen kann, wenn die hervorzubringende Temperatur eine constante bleiben soll. Die Größe der Lampe, welche man demnach in Gebrauch setzen will, hängt von der Größe der Oeffnung, aus welcher das Gas ursprünglich erhalten wird, und dem zu eruirenden Minimum des Druckes, unter welchem dasselbe zuströmen kann, ab; ebenso bedingen daher auch diese beiden Größen die inneren Dimensionen für die Zu – und Ausflußröhren (H, J und K, L) am Apparate selbst. Der einzige bei diesem höchst einfachen Instrumente schwieriger zu construirende Bestandtheil ist der Hahn der Zuflußröhre bei G, welcher natürlich sehr leicht beweglich seyn und dennoch luftdicht schließen soll. Beide Bedingungen sind an dem von Hrn. Markus construirten Apparate vollkommen erreicht. Der Hahn befindet sich nämlich nicht in einer conischen, sondern cylindrischen Bohrung eingelassen, und ist so gut eingeschliffen, daß schon das geringe Gewicht des zu seiner Bewegung angebrachten kurzen Hebels eine Abwärtsdrehung desselben verursacht, wenn man die Stange E, F entfernt; dennoch schließt er aber vollkommen luftdicht. Da ich diesen Apparat speciell zur Erhaltung von Temperaturen unter 100° C. anfertigen ließ, so wurde derselbe als für diesen Zweck am geeignetsten mit einer kleinen Lampe von der in Fig. 2 abgebildeten Form in Verbindung gebracht, welche gestattet, eine sehr kleine Flamme hervorzubringen. Die Form dieser Lampe rührt von einem Muster her, welches zuerst von Hrn. Prof. E. Hornig aus Berlin nach Wien gebracht wurde. Diese Lampen sind wegen ihrer einfachen Construction und Wohlfeilheit, so wie wegen des großen Vortheils, daß sie eine vollkommen rußfrei brennende Flamme geben, sehr zu empfehlen. Dieselbe besteht aus einem conischen Mantel von Eisenblech, der unten ganz offen und mit drei Füßen versehen ist. An seiner Spitze ist derselbe mit einem feinen Metallgitter bedeckt. Durch das knieförmig gebogene Rohr wird das Gas in das Innere des Mantels geführt und tritt gehörig mit Luft gemischt beim Metallgitter aus. Die Dimensionen der Lampe, welche ich zu dem obigen Zwecke anwende, sind um ein geringes größer als die beigefügte Zeichnung. Die weitere Anwendung derselben ergibt sich von selbst. Der in Fig. 3 abgebildete, mit einer Schraube versehene Quetschhahn ersetzt, als noch zweckmäßiger den Hahn bei L in Fig. 1. Es wird dieser an den Kautschukschlauch, welcher die Lampe mit dem Apparat verbindet, angebracht und gestattet die kleinsten Nüancen in Einstellung der Größe der Flamme. Er bietet den Vortheil, sehr nahe an der Lampe angebracht werden zu können, wodurch jede Veränderung bei einer Schließung oder Oeffnung an der Flamme der Lampe augenblicklich ersichtlich wird, während bei einem von der Lampe entfernteren Hahn diese Veränderungen immer erst nach einem gewissen Zeitintervall zu bemerken sind, und daher eine Einstellung der Flamme auf einen gewissen Punkt erschweren.

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Tafel Tab.
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Tab. III