Titel: Mechanismus zum Ueberziehen der Telegraphen-Leitungsdrähte mit Gutta-percha; von Hrn. Ferrère zu Paris.
Fundstelle: Band 139, Jahrgang 1856, Nr. VI., S. 12
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VI. Mechanismus zum Ueberziehen der Telegraphen-Leitungsdrähte mit Gutta-percha; von Hrn. Ferrère zu Paris. Aus Armengaud's Genie industriel, August 1855, S. 92. Mit Abbildungen auf Tab. I. Ferrière's Mechanismus zum Ueberziehen der Telegraphen-Leitungsdrähte etc. Die hier zu besprechende Erfindung bezieht sich auf ein mechanisches Mittel, um die zu telegraphischen Leitungen zu verwendenden Metalldrähte sehr gleichförmig mit Gutta-percha zu überziehen. Obwohl man durch dieses Verfahren sehr an Arbeitslöhnen erspart, so ist dieser Vortheil doch nicht der wesentlichste. So viel Sorgfalt man nämlich bisher darauf verwendet hat, Metalldraht mit Gutta-percha zu überziehen, so hat man doch bei dessen sehr verschiedenartiger Benutzung gefunden, daß wegen schlechter Vorbereitung der Substanz, oder wegen ungenügender Cohäsion derselben, oder wegen der eingemengten fremdartigen Substanzen, oder wegen unzulänglicher Zusammendrückung der Hülle, oder wegen darin enthaltener Blasen, oder endlich weil der Ueberzug nicht gleichförmig war, solcher Draht nicht vollständig auf die Dauer isolirt blieb, weil er dem Einfluß der Oxydation und Zerstörung nicht widerstehen konnte, besonders wenn die Drahtleitung im feuchten Boden oder im Wasser lag. Um diesen Nachtheilen abzuhelfen, hat Hr. Ferrère die nachstehenden Verbesserungen ausgedacht: 1) Aus der Gutta-percha alles, in Folge der ersten Vorbereitung welcher sie unterworfen wurde, mechanisch eingemengte Wasser vollständig zu entfernen; zu welchem Ende man sie der Einwirkung auf die geeignete Temperatur erhitzter Cylinder aussetzt. 2) Die Gutta-percha in ähnlicher Art wie den Kautschuk zu vulcanisiren, d.h. ihr Schwefel im Verhältniß von 3 Procent einzuverleiben: zu dem Ende werden beide Substanzen genau mit einander vermengt und dann einer starken Wärme ausgesetzt, um die chemische Verbindung beider Stoffe zu bewirken. 3) Den Metalldraht durch eine seinem Durchmesser gleiche Oeffnung in einen Raum gelangen zu lassen, aus dem er durch ein Loch austritt, welches als Zieheisen wirkt und so weit ist, als der Draht mit seinem Ueberzug von Gutta-percha stark ist. Das Ueberziehen erfolgt in dem erwähnten Raum, in welchen das Material in comprimirtem Zustande gleichförmig zugeführt wird. Es folgt daraus daß, sowohl durch die Wirkung des Drucks auf das Material, welches nur durch das Zieheisen austreten kann, in dessen Mitte sich der Metalldraht befindet, als auch in Folge des ununterbrochenen Zuges außerhalb dieses Zieheisens, der Draht, welcher den ihn umgebenden Stoff mit sich führt, einen cylindrischen Ueberzug erhält, der nicht allein vollkommen zusammengedrückt ist, sondern auch einen Muff oder eine Röhre von vollkommen gleicher Stärke bildet. Endlich, und dieß ist sehr wesentlich, befindet sich der Draht genau in der Mitte der erwähnten Röhre. Außerdem gestattet dieses Verfahren das Ueberziehen von 150–200 Meter langen Drähten, je nach den Dimensionen der Maschine, wodurch die Anzahl der Verbindungen oder Löthungen sehr vermindert wird. Fig. 20 stellt eine Ansicht der Maschine von oben dar, Fig. 21 ist ein Seitenaufriß derselben. Man bringt die präparirte und weiche Gutta-percha in einen Cylinder A. Die Metalldrähte a sind auf Spulen A' aufgewickelt und treten in das Zieheisen durch die unteren Löcher ein, um, sobald sie mit Gutta-percha überzogen sind, wie bei a', durch die oberen Löcher auszutreten. Diese Drähte wickeln sich durch den Zug, der beim Austritte aus dem Ziehloch auf sie ausgeübt wird, von selbst ab. Der an den Cylinder A stoßende Raum B dient als Form oder Matrize; er ist unten mit fünf Oeffnungen versehen, welche denselben Durchmesser wie der Draht haben, der hier eintritt; genau vertical über diesen Oeffnungen sind oben fünf andere, deren Durchmesser der Stärke des überzogenen Drahtes gleich ist. In Folge der respectiven Stellung der Löcher b muß der Draht, wenn er aus denselben heraustritt, sich genau in ihrer Mitte befinden; der übrige ringförmige Theil des Raums muß daher gänzlich mit dem Gutta-percha-Ueberzuge ausgefüllt seyn. Der Kolben C drückt das Material in den Cylinder A, so daß es unter einem sehr starken Druck in den Raum B gelangt, daher es um so mehr an den Drähten hängen bleibt, welche es durch die Löcher b fortziehen. An der Kolbenstange ist eine Traverse D angebracht, an welcher die beiden Stangen d befestigt sind, welche mit einer zweiten Traverse E einen Rahmen bilden, der die Bewegung auf die Kolbenstange überträgt. Beide Stangen d gehen durch zwei Führer d', die an dem Gerüst der Maschine angebracht sind. Eine der Seiten des Rahmens, welche den Cylinderkolben in Bewegung setzt, besteht aus einer beweglichen Mutterschraube E, die auf einer Schraubenspindel F geht; letztere drecht sich durch ihren Eingriff mit der endlosen Schraube f, welche auf der Treibwelle f' angebracht ist, die mit einer Treibrolle versehen ist. G bezeichnet eine andere Treibwelle für das Durchziehen der mit vulcanisirter Gutta-percha umgebenen Drähte; sie ist bei G mit einem Winkelrade versehen, welches ihr die drehende Bewegung mittelst Eingriffs mit dem Winkelrade g' ertheilt, und letzteres Winkelrad erhält seine Bewegung durch die endlose Schraube f. An der Welle G ist eine Rolle H angebracht; das sie umgebende Laufseil bewegt die Rolle I, welche als Agens für den Zug und das Aufrollen der mit Gutta-percha umhüllten Drähte dient, welche nach und nach auf die Rollen I¹ und gelangen, um endlich auf die Spulen K aufgerollt zu werden. Wir haben nun noch die Vorbereitung zu besprechen, welcher das Material unterzogen wird, bevor es in den Cylinder A gelangt. Nachdem man die Gutta-percha durch die bekannten Verfahrungsarten so vollständig als möglich gereinigt hat, geht sie zwischen Walzen durch, welche mit Dampf oder auf irgend andere Weise stark erhitzt werden, um sie von allem Wasser zu befreien, welches nach ihrer ersten Reinigung darin geblieben ist. Hierauf vermengt man die Gutta-percha so innig als möglich mit reinen Schwefelblumen, in dem Verhältniß von 3 Procent. Um dann eine chemische Verbindung beider Körper herbeizuführen, setzt man das mechanische Gemenge einer hohen Temperatur aus, die man dadurch erlangt, daß man einen recht festen Kessel, worin sich das Gemenge befindet, eine oder zwei Stunden lang mit Hochdruckdampf erhitzt. Diese Behandlung hat den Zweck und die Wirkung, die Molecule einander möglichst zu nähern, und folglich zu verhindern daß bei der Anwendung des Druckes später Blasenräume entstehen, welche die vollständige Isolirung und die Dauerhaftigkeit des Metalldrahtes beeinträchtigen würden. Nachdem das Material auf diese Weise vorbereitet ist, kommt es in die beschriebene Maschine. Es muß aber in kleinen Portionen dem Cylinder, in welchem es comprimirt wird, zugeführt und das Eindringen von Luft in denselben sorgfältig vermieden werden.

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