Titel: Zur Farbenfabrication. Von G. E. Habich in Veckerhagen.
Autor: G. E. Habich
Fundstelle: Band 139, Jahrgang 1856, Nr. XI., S. 28
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XI. Zur Farbenfabrication. Von G. E. Habich in Veckerhagen. (Fortsetzung der Abhandlung in Bd. CXXXVIII S. 295.) Habich, über Farbenfabrication. II. Ultramarin. Die chemische Natur dieser prachtvollen Farbe ist noch immer nicht vollständig enthüllt. Gewiß ist, daß der Eisengehalt des Materials nicht die Grundbedingung der Farbe und also ein Schwefeleisen nicht dieses färbende Princip ist; – ich habe Ultramarin aus absolut eisenfreien Materialien dargestellt, welcher von der größten Farbenintensität war, und in welchem auch kein Eisen (welches etwa durch Berührung mit den Gefäßwandungen hineingekommen seyn könnte) nachzuweisen war. Vielleicht wird ein Fortschreiten auf dem Wege, welchen folgender Versuch andeutet, zur genauern Bestimmung der färbenden Schwefelverbindung führen. Wenn man Ultramarin in einer Glasröhre unter einem Strome von trocknem Wasserstoffgas glüht, so erhält man Schwefelwasserstoffgas, Wasser und einen Schwefelbeschlag, – die blaue Farbe verschwindet und macht einer mattgrünen Platz. Wird dieser entfärbte Rückstand für sich an der Luft erhitzt, so verändert er seine Farbe nicht; – setzt man aber dann etwas Schwefel zu, so erscheint die blaue Farbe wieder, sobald die hinreichend hohe Temperatur eine Entzündung des Schwefels herbeiführt. Der entfärbte Rückstand wurde übrigens auch nach längerm Erhitzen unter Wasserstoffgas nicht schwefelfrei erhalten, – beim Uebergießen mit Salzsäure entwickelte sich Schwefelwasserstoff; der Schwefel war also an Natrium gebunden. Aus diesem Gesammtverhalten muß erschlossen werden, daß die für die Farbe wesentliche Verbindung aus Schwefelnatrium und einem Schwefeloxyd zusammengesetzt ist. Wie die atomistische Zusammensetzung dieses Schwefeloxyds und in welchem Verhältnisse es sich mit dem Schwefelnatrium verbindet, habe ich nicht feststellen können. Einige Versuche gaben (wegen ungleicher Zusammensetzung der verwendeten Farbeproben) zu wenig übereinstimmende Resultate, um zu quantitiven Bestimmungen brauchbar zu seyn. Der Weg verdient aber weiter verfolgt zu werden. Mag diese Schwefelverbindung nun zusammengesetzt seyn wie sie will, so ist sie bekanntlich im Ultramarin in weiterer Verbindung mit einem Thonerde-Natronsilicat. In Bezug auf dieses Substrat kann man wieder zwei wesentlich verschiedene Ultramarinsorten unterscheiden, begründet in ihrem Verhalten zu stärkern Säuren. Ultramarin mit kalter Salzsäure übergossen verliert seine Farbe alsbald, – ein Theil des Schwefels entweicht als Schwefelwasserstoffgas, ein anderer Theil desselben scheidet sich am Boden aus und mengt sich den Zersetzungsrückständen bei. Hierbei zeigt sich nun (in Folge der verschiedenen Darstellungsmethoden) ein charakteristischer Unterschied. Manche Ultramarine lassen dabei eine Kieselgallerte zurück, – andere zersetzen sich ohne Gallertbildung. Die ersteren sind hergestellt aus einem künstlich zusammengesetzten Thonerdesilicat (siehe weiter unten), – den anderen diente natürlich vorkommender weißer Thon als Fabricationsmaterial. Als die Ultramarinfabrication sich in Deutschland einzuheimsen begann, wurde mehrfach nach diesem ersten Verfahren gearbeitet. Hat sich dasselbe auch als zu kostspielig herausgestellt, so bietet es doch immerhin noch wissenschaftliches Interesse genug, um seiner kurz zu gedenken. Der Proceß war folgender. Durch Zusammenschmelzen von Soda, weißem Sand, Schwefel und gepulverter Steinkohle wurde eine Masse hergestellt, welche durch Auflösen in Wasser eine Lauge von Mehrfach-Schwefelnatrium und kieselsaurem Natron gewährte. Mit dieser Lauge wurde eine heiße Alaunauflösung ausgefällt, – die Zersetzung (unter Entwickelung von Schwefelwasserstoffgas) lieferte einen aus Thonerdesilicat und fein zertheiltem Schwefel (sogenannter Schwefelmilch) bestehenden Niederschlag. Dieses Silicat wurde ausgewaschen, getrocknet und dann in ein im glühenden Flusse befindliches Gemenge aus Soda und Schwefel eingetragen. Die geschmolzene Masse muß, wenn alles richtig gewahrt ist, in heißem Wasser sich leicht zertheilen und einen blaugrünen, fein schlammigen Bodensatz (grünen Ultramarin) bilden, der durch fortgesetztes Auswaschen von allen löslichen Salzen sorgfältig befreit und dann getrocknet wird. Dieser grüne Ultramarin wird dann durch Abbrennen mit Schwefelblumen, wie weiter unten gezeigt wird, angebläuet. Man sieht, daß das Verfahren durch Anwendung der sehr kostspieligen Materialien sehr vertheuert wird, obwohl nicht in Abrede zu stellen ist, daß das Product an Reinheit der Farbe alle nach dem gewöhnlichen Verfahren aus Thon dargestellten Ultramarine übertrifft. Dieser billigere Weg wird in der verschiedensten Weise befolgt; ich will hier das Verfahren mittheilen, welches sich mir bewährt hat. Weißen Thon, wie er unter dem Namen „Lenzin“ in vielen Gegenden (z.B. bei Worms) gegraben und in den Handel gebracht wird, befreit man durch sorgfältiges Schlämmen von allen sandigen Beimengungen, trocknet ihn wieder und zerreibt ihn zum feinsten Pulver. Zehn Gewichtstheile dieses Pulvers werden nun mit 22 Gewichtstheilen wasserfreiem Glaubersalz (möglichst eisenfreiem), 3 Gewichtstheilen Schwefelblumen und 3 1/2 Gewichtstheilen gepulvertem amerikanischem Harz (Colophonium) aufs innigste gemischt. Da dieses Gemenge später in Töpfen geschmolzen wird, so thut man wohl, wenn man jedesmal soviel zusammenmischt, als der Schmelztopf fassen kann; – das Verhältniß bleibt dann ungestörter, und schichtenweise Ablagerungen nach den verschiedenen specifischen Gewichten werden unschädlich gemacht. Die schon erwähnten Schmelztöpfe werden aus sehr magerm Thon, dem man nöthigenfalls noch etwas Sand zusetzt, auf der Scheibe gedreht, langsam getrocknet und gebrannt. Es sind kugelförmige Gefäße von 1 Fuß Durchmesser und 1 Fuß Tiefe; die Einfüllöffnung wird, nach dem Beschicken mit obiger Mischung, durch einen Deckel verschlossen und dieser mit Lehm oder Thon verschmiert. Bei dem Füllen der Töpfe ist darauf zu achten, daß die Mischung möglichst fest eingedrückt werde. Die so angefüllten Töpfe werden nun in einem liegenden Ziegelofen gebrannt. Da die Schmelzgefäße in demselben Ofen gebrannt werden und es bei diesen auf eine gleichförmige Hitze weniger ankommt, als bei den mit Ultramarinschmelze geladenen Töpfen: so postirt man die leeren Töpfe vor das Feuer und den Fuchs und überläßt den Mittlern Raum im Ofen den beschickten Töpfen. Sowohl aus Gründen der Brennmaterial-Oekonomie, als auch um der gleichmäßigen Vertheilung der glühenden Gase im Ofen mehr Vorschub zu leisten, ist es rathsam, sich bei der Construction des Ofens an die von Professor Balling (dessen encyklopädische Zeitschr. des Gewerbewesens, Jahrgang 1847, S. 777) aufgestellten Normen zu halten. Ein solcher Brand dauerte in meinem Ofen drei Tage; – es muß so lange gefeuert werden, bis die Masse in den Töpfen gut zusammengesintert ist. Nach dem Ausbrechen des Ofens werden die Töpfe zum völligen Erkalten bei Seite gestellt und erst, wenn dieses erfolgt ist, geöffnet; man zerschlägt sie, reinigt die Oberfläche der Schmelze von anhängenden Unreinigkeiten (von den Wandungen der Schmelztöpfe) und verwandelt sie dann in gröbliches Pulver, welches nun der Calcination (in einem Flammofen oder in einer gußeisernen Schale) so lange unterworfen wird, als sich noch schweflige Dämpfe entwickeln. Diese gut geröstete Masse wird nun mit Wasser so lange ausgelaugt, bis der größte Theil der Salze entfernt ist. Die stärkern Laugen werden zur Trockne eingedampft und liefern wieder Glaubersalz. Die ausgelaugte blaugrüne Farbe wird nun zum feinsten Brei gemahlen. Zu den Mahlsteinen muß ein sehr hartes Material genommen werden (etwa sog. Quarzfritten), weil weiche Steine von den Salztheilen nach und nach durchdrungen werden und dann zerbröckeln. Der Farbschlamm wird nun in einem Schlämm-Apparat weiter behandelt, so daß man ein äußerst zartes Pulver erhält. Die Rückstände werden wieder auf die Mahlsteine gegeben. Die abgeschlämmte Farbe wird nun mit der größten Sorgfalt ausgewaschen und zwar so lange, bis eine getrocknete Probe durch ferneres Auswaschen nicht mehr an Reinheit gewinnt oder die beiden letztgezogenen Proben eine absolut gleiche Farbe besitzen. Ist dieser Punkt erreicht, so wird die Farbe auf ein Filtrum gebracht und nach vollständigem Ablaufen getrocknet. Sie zeigt jetzt ein zwar reines aber blasses Blaugrün. Die Operation, durch welche nun die blaue Farbe hervorgerufen wird, habe ich immer in einem liegenden gußeisernen Cylinder, der über einem Roste eingemauert war, vorgenommen. Die obere Seite desselben enthielt einige Oeffnungen zum Eintragen von Schwefel und um der atmosphärischen Luft den Zutritt zu gestatten; diese Oeffnungen konnten durch Deckel geschlossen werden. Außerdem enthielt der Cylinder noch eine Flügelwelle, welche bei ihrer Bewegung dicht am Boden herstreifte. Dieser Apparat wird nun mit der zuvor durch ein feines Haarsieb getriebenen Farbe beschickt (etwa bis zur Hälfte) und dann Feuer auf den Rost gebracht, so daß der Inhalt glüht. Auf eine Beschickung von 100 Pfund bringt man nun etwa 6 Pfund Schwefelblumen durch die Oeffnung in den Cylinder. Der Schwefel muß in Folge des fortgesetzten Heizens zur Entzündung kommen, – sobald dieser Punkt eingetreten ist, läßt man das Feuer abbrennen und bewegt die Flügelwelle fleißig. Das Feuer wird nach kurzer Zeit wieder soweit vermehrt, daß eine aufs neue zugeworfene Portion von 3 Pfund Schwefel sich eben wohl entzündet und dann bei möglichstem Luftzutritt und fortwährendem Umrühren so lange gelinde erhitzt, bis die Intensität der Farbe ihren Kulminationspunkt erreicht hat. Wenn die fertige Farbe längere Zeit der Luft ausgesetzt war und dadurch etwas Feuchtigkeit angezogen hat, so findet sich zuweilen, daß sie härtere Klumpen bildet, eine Folge von beigemengten Salzen und ein Zeichen von mangelhaftem Auswaschen. III. Bremerblau (Bremergrün). Unter dem Namen Bremerblau (Bremergrün) kommt eine Farbe im Handel vor, die ein mehr oder weniger reines Kupferoxydhydrat ist. Seit der Erfindung derselben (sie wurde zuerst vor etwa 30 Jahren durch die Apotheker Kulenkamp und Hofschläger in Bremen dargestellt) hat man zur Darstellung verschiedene Methoden benutzt, die auf höchst wesentliche Eigenschaften des Products nicht ohne Einfluß sind. Aus auflöslichen neutralen Kupfersalzen durch ätzende Alkalien gefälltes Kupferoxydhydrat trocknet stets zu einer dichten Masse mit muschlichem Bruche aus. Unauflösliche basische Kupfersalze hingegen hinterlassen nach der Behandlung mit Alkalien lockere pulverige Farben. Je nach der Säure im Kupfersalze, je nach dem befolgten Verfahren tritt die Farbe mit mehr oder weniger abweichenden, aber für den Consumenten wichtigen Eigenschaften auf, die bei den verschiedenen Darstellungsmethoden besprochen werden sollen. Als Ausgangspunkt dient dieser Fabrication allenthalben das gewässerte Kupferoxyd-Kupferchlorid (basisch salzsaures Kupferoxyd). Wenn auch zur Herstellung dieser Verbindung aus dem metallischen Kupfer (altem Schiffskupfer) in verschiedenen Fabriken verschiedene Wege eingeschlagen werden, so influirt das doch nicht auf die Eigenschaften der fertigen Farbe – insofern nur mit Sorgfalt darauf Bedacht genommen wird, daß der blaßgrüne Brei (in den Fabriken „Oxyd“ genannt) durchaus kein Kupferchlorür enthält. Betrachten wir zuvor einige der Darstellungsmethoden genauer, um die Wichtigkeit der eben erwähnten Bedingung im ganzen Umfange ermessen zu können. Zur Darstellung mengt man in großen hölzernen offenen Kasten (ohne eiserne Nägel zusammengefügt) oder in Mulden entweder 1) 100 Thle. altes Kupfer, 99 Thle. gemahlenen Kupfervitriol und 100 Thle. Kochsalz, unter Befeuchtung mit reinem Wasser, oder 2) 100 Thle. Kupfer mit 60 Thln. Kochsalz, unter Befeuchten von 30 Thln. zuvor mit dem dreifachen Vol. Wasser verdünnter Schwefelsäure, oder 3) das Kupfer wird mit einer Auflösung von Kupferasche (Kupferhammerschlag) in reiner Salzsäure besprengt. Im ersten Falle entsteht zunächst Kupferchlorid, welches durch Aufnahme weiterer Kupferquantitäten zu Kupferchlorür wird. Dieses Kupferchlorür zersetzt sich dann durch Aufnahme von atmosphärischem Sauerstoff zu unserer grünen basischen Verbindung (dem sogenannten Oxyd). Im zweiten Falle wird Salzsäure frei, welche unter Einwirkung des atmosphärischen Sauerstoffs das Kupfer in Chlorür umwandelt, woraus dann bei weiterer Oxydation ebenwohl unser basisches Salz resultirt; – ebenso erklärt sich der dritte Fall. Da nun das Kupferchlorür durch Zersetzung mit ätzenden Alkalien pomeranzengelbes Kupferoxydulhydrat entläßt, so ist es begreiflich, daß man mit der größten Sorgfalt darüber zu wachen hat, daß auch nicht eine Spur von Kupferchlorür zurückbleibt, welches bei der Weiterverarbeitung die reine Farbe des Bremerblau trüben würde. In manchen Fabriken hat man zu dem Ende den Brei des Oxyds Jahre lang unter öfterm Umrühren stehen lassen, ehe man ihn zur Verarbeitung zog, – eine durch den Zinsenverlust sehr kostspielige Manier. Man erreicht aber denselben Zweck, wenn man die feuchten Gemenge von Zeit zu Zeit, vor der jedesmaligen Umarbeitung, völlig austrocknen läßt, wobei die atmosphärische Luft an Stelle des abgedunsteten Wassers tritt und so, alles durchdringend, eine vollständige Oxydation herbeiführt. Bei der Umwandlung dieses grünen Oxydbreies in Kupferoxydhydrat findet nun ein höchst merkwürdiger Umstand statt. Trägt man den steifen Oxydbrei nach und nach in die kalte ätzende Kali- oder Natronlauge von etwa 20° Baumé, so wird man nach vollständigem Auswaschen und Trocknen eine lockere Farbe von großer Deckkraft haben, die beim Befeuchten mit einem Tropfen Wasser dunkler wird. Verdünnt man aber den steifen Oxydbrei mit seinem gleichen Volum Wasser und bringt man das Gemisch dann auf einmal in die zur Zersetzung erforderliche und überschüssige Aetzlauge, rührt rasch um und überläßt es dann der Ruhe, so erstarrt es nach einigen Minuten zu einer schwer schneidbaren Masse. Die gut ausgewaschene Farbe ist viel leichter als die vorhergehende, besitzt aber keine Deckkraft und bekommt beim Befeuchten mit einem Tropfen Wasser einen grauweißen Fleck, der beim Abtrocknen wieder verschwindet. Mag man nun nach dem einen oder andern Verfahren das Anbläuen des Oxydschlammes vorgenommen haben, so wird man doch eine nur ungenügende Farbe erhalten, indem es ihr an Dunkelheit und Frische fehlt. Dieses Ziel erreicht man, indem man dem Oxydbrei vor der Behandlung mit Lauge eine geringe Menge einer concentrirten Auflösung von Kupfervitriol zusetzt. Es scheint ein höchst basisches schwefelsaures Kupferoxyd zu existiren, welches die Farbe dunkler macht, – alle so behandelten Farben enthalten auch bei überschüssig verwendeter Aetzlauge eine geringe Menge Schwefelsäure. Für die praktische Ausführung mag noch Folgendes erwähnenswerth seyn. Um das gut deckende Product herzustellen, wird man 100 Pfund des steifen Oxydschlammes zu mischen haben mit der concentrirten Auflösung von 7 Pfund Kupfervitriol, hierauf setzt man etwa 40 Pfund einer stärkern Aetzlauge (von 32 bis 36° Baumé) zu und rührt rasch unter einander. Dieses Gemisch stürzt man dann in die zur Vollendung der Zersetzung erforderliche Aetzlaugen-Quantität (etwa 150 Pfund von 20° B.) und wäscht sehr gut aus. Ehe man die Farbe aufs Filter bringt, treibt man sie durch ein feines Haarsieb. Daß man beim Trocknen zu starke Hitze zu vermeiden hat, ist nach den Eigenschaften des Kupferoxydhydrats ebenso nothwendig, als die Fürsorge für eine reine, von allen schwefligen und sauren Ausdünstungen freie Luft im Trockenzimmer. Das eben beschriebene Verfahren ist mit wenigen Modificationen ziemlich allenthalben eingeführt. Im Nachfolgenden will ich eine andere Methode mittheilen, welche der Aufmerksamkeit der Farbenfabrikanten in hohem Grade empfohlen zu werden verdient. Wenn man neutrales salpetersaures Kupferoxyd mit ungenügenden Mengen einer Auflösung von kohlensaurem Kali versetzt, so verwandelt sich der Anfangs entstandene stockige Niederschlag von kohlensaurem Kupferoxyd unter Entweichen von Kohlensäure nach und nach in drittelsalpetersaures Kupferoxyd, welches sich als grünes schweres Pulver am Boden ablagert. Wird dieses basische Kupfersalz mit einer Auflösung von Zinkoxyd-Kali übergossen, so bildet sich eine tiefblaue, höchst lockere Farbe von großer Deckkraft, – ein zinksaures Kupferoxyd mit sehr geringer Beimengung eines höchst basischen salpetersauren Kupferoxyds. Um dieses Verfahren mit allen möglichen Vortheilen ins Leben einzuführen, würde man auf Folgendes sein Augenmerk zu richten haben. Man würde Kupferasche in einem Flammofen oder in Muffeln so lange erhitzen, bis alles Oxydul völlig in Oxyd umgewandelt ist, d.h. bis sich eine Probe ohne Entwickelung von rothen Dämpfen in Salpetersäure auflöst. War die Salpetersäure – wie das in der Regel der Fall ist – salzsäurehaltig, so setzt sich bei der nachfolgenden Auflösung des Kupferoxyds der nie fehlende Silbergehalt desselben als Chlorsilber an den Boden und kann unverkürzt gewonnen werden. Diese Auflösung wird nun erwärmt und mit einer klaren Potaschenauflösung versetzt. Sobald das Aufbrausen beendigt ist, setzt man neue Portionen kohlensaures Kali zu und unterbricht den Proceß, wenn nur noch eine geringe Kupfermenge in Auflösung ist. Diese zu gewinnen, wird die über dem grünen Niederschlag stehende Flüssigkeit abgelassen und der Niederschlag selbst einigemal mit kleinen Wasserportionen ausgewaschen. Die sämmtlichen Flüssigkeiten werden nun vereinigt und aus ihnen fällt man den ganzen Kupfergehalt durch Potaschenlösung vollständig aus. Den Niederschlag (kohlensaures Kupferoxyd) bringt man in neue Kupferlösung, wo er sich in basisches Salz verwandelt, die Flüssigkeiten aber dampft man ab und läßt den Kalisalpeter krystallisiren. Um die Zinkoxyd-Lösung billig herzustellen, verfährt man folgendermaßen. In einem gußeisernen Gefäße werden Stücke metallisches Zink mit einer Auflösung von ätzendem Kali oder Natron übergossen. Es entwickelt sich augenblicklich Wasserstoffgas; wenn die Gasbildung nachläßt, ist der Proceß zu Ende und das Alkali mit Zinkoxyd gesättigt. Ist die Flüssigkeit klar, so verwendet man sie zur Zersetzung des basisch salpetersauren Kupferoxyds, wobei sich ein schönes lockeres Bremerblau abscheidet und die Flüssigkeit (bei Anwendung von Potasche) wieder Kalisalpeter liefert. Man sieht ein, daß der Vortheil dieses Verfahrens wesentlich in der Herstellung eines billigen salpetersauren Kupferoxyds (wozu man die Salpetersäure aus dem billigen Chilisalpeter herbeiholt) und in der Gewinnung eines zu viel höherm Preise verwerthbaren Kalisalpeters beruht. Im Vorbeigehen sey hier der Anwendung dieses zinksauren Kalis zur Fabrication des Mineralgrün gedacht. Diese im Handel wenig begehrte Farbe von geringer Deckkraft ist ein Gemenge aus Kupferoxydhydrat mit mehr oder weniger arsenigsaurem Kupferoxyd, und wird dadurch bereitet, daß man Kupfervitriol mit 12 bis 15 Procent weißem Arsenik in Wasser auflöst und durch eine Aetzlauge von Kali oder Natron fällt. Nimmt man nun zum Niederschlagen das eben erwähnte zinksaure Kali, so erhält man eine zwar hellere, aber äußerst brillante Farbe, die auch billig genug zu stehen kommt, um die Concurrenz mit andern grünen Arsenikfarben auszuhalten. 100 Pfund Kupfervitriol liefern mit 15 Pfund Arsenik und zinksaurem Alkali eine Ausbeute von 93 Pfund. IV. Krapplack. Es ist nichts leichter, als selbst aus den ordinärsten Krappsorten die rothen Farbstoffe rein auszuscheiden. Man braucht nur das gewöhnliche Verfahren mit Schwefelsäure zu befolgen, um – wenn man nicht zu sparsam mit dem Säurezusatz gewesen ist – ganz sicher zu seyn, daß alles, was nicht rother Farbstoff war, entweder verkohlt ist oder sich in Auflösung befindet. Da nun die rothen Farbstoffe in schwefelsaurem Wasser unauflöslich sind, wohl aber durch eine Alaun-Auflösung von der beigemengten Kohle getrennt werden können, so sollte man glauben, daß die Darstellung guter Krapplacke überall keinen Schwierigkeiten unterliegen würde. Dennoch begegnet man im Handel Krapplacken von trüber Farbe, die Fabriken entsprossen sind, in denen man sich doch der größten Sorgfalt in der Darstellung versichert halten kann. Es sind ein paar Umstände, auf die es allein kommt, wenn man sich eines gelungenen Präparats erfreuen will. Diese Umstände beruhen auf einigen Eigenschaften der rothen Krappfarbestoffe, die deßhalb für den Fabrikanten von der größten Wichtigkeit sind. Machen wir uns damit genau bekannt. Zunächst ist der Umstand ins Auge zu fassen, daß der eine dieser Krappstoffe, der Krapp-Purpur, aus seiner Auflösung in Alaun durch Schwefelsäure gefällt wird, – daß also auch aus einer noch etwas Schwefelsäure enthaltenden, ungenügend ausgewaschenen Krappkohle dieser Krapp-Purpur durch eine Alaun-Auflösung nicht extrahirt werden kann und also für die Fabrication verloren geht. Für die Praxis entspringt daraus die Regel, das Auswaschen der Krappkohle so lange fortzusetzen, als in der Flüssigkeit noch Schwefelsäure enthalten ist. Die beste Probe dazu bleibt die bekannte Runge'sche. Auf einem Porzellanteller läßt man einen Tropfen einer Zuckerauflösung eintrocknen, bringt dann einen Tropfen der zu prüfenden Flüssigkeit darauf und trocknet denselben bei der Siedhitze des Wassers ein. War noch Schwefelsäure darin, so bräunt oder schwärzt sich der Rückstand auf dem Porzellan. Etwaige Befürchtungen, daß durch so lange fortgesetztes Auswaschen auch Farbstoff aufgelöst und fortgeführt werden könne, da ja die beiden Farbstoffe in reinem Wasser etwas löslich seyen, – sind unbegründet. Ich habe wenigstens beim vollständigsten Auswaschen keinen Farbstoff in der Auflösung finden können, – wahrscheinlich wird er dem Wasser gegenüber von der Kohle genügend fest gehalten, während eine Alaun-Auflösung alles extrahiren kann. Ferner ist zu bemerken, daß der andere der Farbstoffe, das Krapproth, nur in einer heißen Alaunlösung löslich ist und sich beim Erkalten in rothbraunen Flocken ausscheidet. Findet nun eine solche Ausscheidung während der Fällung des Krapplacks statt, so geht diese Farbstoffmenge nicht nur für die Lackbildung verloren, sondern verdirbt geradezu den reinen Ton der Farbe. Daraus resultirt also für die Praxis die weitere Regel: man ziehe die Krappkohle mit siedender Alaunlösung aus, filtrire, erhitze das Filtrat wieder zum Sieden und fälle den Lack durch eine siedendheiße Auflösung von krystallisirter Soda aus. Nur auf diesem Wege ist man im Stande, Lacke von bedeutendem Lustre und vortrefflicher Reinheit darzustellen. Es versteht sich von selbst, daß man auch andere Fällungsmittel (als: Kreide, Magnesia etc.) anwenden kann, aber – unter denselben Vorsichtsmaßregeln.