Titel: Ueber Anwendung des Chlorzinks beim Beizen und Färben des Messings; von Ph. Rust, k. b. Salinen-Inspector.
Autor: Ph. Rust
Fundstelle: Band 139, Jahrgang 1856, Nr. XLIX., S. 213
Download: XML
XLIX. Ueber Anwendung des Chlorzinks beim Beizen und Färben des Messings; von Ph. Rust, k. b. Salinen-Inspector. Rust, über Anwendung des Chlorzinks beim Beizen und Färben des Messings. Im polytechn. Journal Bd. CXXXVIII S. 316 findet sich eine aus der bayer. Gewerbezeitung entnommene Notiz über „das englische Verfahren beim Gelbbrennen,“ welches von dem in Deutschland gewöhnlich angewendeten einigermaßen abzuweichen scheint. Ich will hier nicht weiter darauf eingehen, welches von beiden Verfahren den Vorzug verdient, ob das englische, oder das einfachere deutsche, sondern nur eines Mittels erwähnen, durch welches sich ein beim Gelbbeizen nach der deutschen Manier zuweilen vorkommender, und, wie es scheint, auch beim englischen Verfahren nicht ganz fehlender Uebelstand leicht beseitigen läßt. Die deutsche Gelbbeize, durch welche zugleich auch das Mattiren geschieht, besteht bekanntlich darin, daß die von etwa anhaftendem Borax oder Fett befreiten Messingwaaren kurze Zeit in eine Flüssigkeit, aus Schwefelsäure und Salpetersäure bestehend, welcher noch ein gewisser organischer Stoff, gewöhnlich Glanzruß (in neuerer Zeit hat man statt dessen Schnupftabak anempfohlen), zugesetzt wurde, getaucht, und sogleich tüchtig in Wasser abgespült werden. Ist diese Beizflüssigkeit schon etwas alt, oder hat der zu behandelnde Gegenstand nur um etwas weniges zu lange in selber verweilt, so erhält oft die Oberfläche ein trübes schwärzlichgraues Ansehen, oder bekommt wenigstens einzelne solche Flecken. Ein wiederholtes Einhalten in die Flüssigkeit nach dem Abspülen führt nicht zum Ziele, sondern vermehrt gewöhnlich noch den Fehler, und man sieht sich dann genöthigt, den unvollkommenen Gegenstand nochmals schwach auszuglühen, und dann wiederholt in die Beize zu bringen, welche nach Umständen selbst neu zusammengesetzt werden muß; ja trotz dieser Mittel erreicht man den Zweck zuweilen nicht vollständig. Eine einfache Abhülfe bietet das flüssige Chlorzink (salzsaures Zinkoxyd). Man braucht die Stücke mit schwärzlicher oder fleckiger Oberfläche (nachdem sie getrocknet) nur in Chlorzinklösung zu tauchen, dann nach dem Herausnehmen so lange schwach zu erhitzen, bis das was hängen blieb, getrocknet ist, und alsbald in Wasser gehörig abzuspülen, worauf die reine Farbe einer richtigen Gelbbeize erscheint. Das Chlorzink eignet sich auch sehr gut zum Blankbeizen von Messing, welches nicht mattirt seyn soll, im Falle selbes nur von einer dünnen Oxydhaut überzogen ist, was alsdann oft vorkommt, wenn Gegenstände, nachdem sie schon blank gearbeitet waren, nochmals schwach – bis zum beginnenden Glühen – erhitzt werden müssen. Man hat selbe sofort nur in Chlorzinklösung, jedoch ohne Berührung mit einem Metall, zu kochen, und dann gut abzuspülen. Endlich läßt sich noch mit Anwendung von Chlorzink dem Messing eine helle Kupferfarbe ertheilen, wobei man folgendermaßen zu Werke geht. Die rein gearbeiteten oder gebeizten, also blanken Gegenstände werden auf einem ganz rauchfreien Feuer (über der Weingeistlampe oder gutabgeflammten Holzkohlen) unter Luftzutritt schwach geglüht, bis selbe eine schwärzlichbraune Farbe angenommen haben, alsdann noch heiß in Chlorzinklösung abgelöscht, und in selber ein wenig gekocht, wobei man ein nicht metallenes Gefäß anwenden muß. Nachdem dieß geschehen, spült man die Messingwaaren in reinem Wasser nur flüchtig ab, und erhitzt selbe über dem nämlichen rauchfreien Feuer wiederum bis das wenige noch haften gebliebene Chlorzink stark raucht, und läßt sie erkalten. Nach dem Erkalten kocht man die Stücke wieder in Chlorzinklösung, welche aber durch mehrere der ebengenannten Operationen, oder dadurch, daß man geglühtes Kupferblech darin zuvor sott, bereits kupferhaltig geworden, kurze Zeit, und berührt dabei die Gegenstände auf der Rückseite mit einem Zinkstäbchen, welches man auf der ganzen Oberfläche herumführt. Das nunmehr fast rosenroth gewordene Messing wird jetzt herausgenommen, in warmem Wasser gut abgespült, mit einer nicht zu steifen Borstenbürste abgebürstet, und durch Abreiben mit weicher Leinwand oder Sägespänen – auch Kleie – getrocknet. Sollte der gewünschte Ton noch nicht hervorgebracht seyn und hie und da die Messingfarbe noch zu viel vorschlagen, so benetzt man die Gegenstände nochmals mit Chlorzink, indem man sie ganz eintaucht, erhitzt sie so benetzt abermals bis sie stark rauchen, läßt sie erkalten und kocht wiederholt unter Berührung mit Zink u.s.w. Messing, welches solcher Art schwach verkupfert wurde, nimmt, besonders unter dem Polirstahle, wobei Seifenwasser zugegeben wird, eine sehr schöne helle Kupferfarbe und lebhaften Glanz an. Dunklere Stellen, welche nach dem Kochen mit Zink manchmal auf der Oberfläche sich noch zeigen, verschwinden beim Poliren durch das Seifenwasser. Daß ein nachheriger Schutz der Oberfläche durch Firniß nothwendig ist, versteht sich ohnedem.