Titel: Verfahren zur Darstellung von Indigo-Dampfblau und anderen Dampffarben für den Kattundruck; von Julius Albert Hartmann, Chemiker zu Mülhausen (Elsaß).
Fundstelle: Band 141, Jahrgang 1856, Nr. XXX., S. 128
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XXX. Verfahren zur Darstellung von Indigo-Dampfblau und anderen Dampffarben für den Kattundruck; von Julius Albert Hartmann, Chemiker zu Mülhausen (Elsaß). Patentirt in England am 14. Septbr. 1855. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Juli 1856, S. 59. Hartmann's Verfahren zur Darstellung von Indigo-Dampfblau etc. Ich verwende für die Dampffarben gefällten desoxydirten Indigo, welcher nach einer der folgenden Methoden bereitet wird. Erstes Indigo-Präparat. – 6 Pfd. Indigo werden mit 15 Maaß1 Maaß gleich dem Raum, welchen 2 Pfd. Wasser einnehmen. Wasser fein gemahlen; 30 Pfd. gebrannter Kalk werden mit 125 Maaß Wasser gemischt; 18 Pfd. Eisenvitriol werden in 125 Maaß Wasser aufgelöst und mit der Flüssigkeit welche den Kalt enthält, gemischt; dann wird der Indigo zugesetzt; das Ganze wird gemischt und man läßt es dann sich setzen. – 10 Maaß der erhaltenen Flüssigkeit werden mit 1 Pfd. salzsaurer Zinnlösung, erhalten durch Vermischen gleicher Theile Salzsäure und Zinnsalz, gefällt; die Flüssigkeit wird dann filtrirt, um den Niederschlag zu sammeln. Zweites Indigo-Präparat. – 3 Pfd. Indigo werden mit 4 Maaß Wasser gemahlen, dann werden 20 Maaß Wasser nebst 6 Maaß Aetznatronlauge von 1,384 spec. Gewicht (42° Baumé) zugesetzt. Die Mischung wird hierauf zum Siedepunkt erhitzt, dann mit 4 1/2 Pfd. Zinnsalz und 60 Maaß kochendem Wasser versetzt. Alsdann wird sie mit einer Mischung gefällt, welche besteht aus 9 Pfd. Salzsäure, verdünnt mit 6 Maaß Wasser und 1/2 Pfd. Melasse, gelöst in 10 Maaß Wasser. Man läßt das Gemisch sich setzen, und filtrirt es dann, um den Niederschlag zu sammeln. Ich verwende das erste Indigo-Präparat hauptsächlich zum Vermischen mit den Farbstoffen, welche rothbraune Dampffarben liefern; das zweite Präparat benutze ich für andere Dampffarben. – Für Dampfblau braucht man nur den gefällten desoxydirten Indigo mit Gummiwasser zu verdicken und etwas Wasserglas oder kohlensaures Natron zuzugeben. Durch Vermischen des Dampfblau mit den für Dampffarben gebräuchlichen Pigmenten kann man zahlreiche andere Dampffarben darstellen. Folgende Verhältnisse liefern gute Farben: Blau. 4 Pfd. gefällter desoxydirter Indigo werden mit 4 Pfund Gummiwasser und 1 Pfd. Wasserglas-LösungDieselbe ersetzt die bisher als Zusatz zum desoxydirten Indigo angewandte Magnesia (m. s. polytechn. Journal Bd. CXL. S. 293).A. d. Red. von 1,16 spec. Gewicht (21° Baumé) vermischt. Violett. 3 Pfd. gefällten desoxydirten Indigo (oder eine entsprechende Menge der blauen Druckfarbe) vermischt man mit 6 Pfd. Gummiwasser und 2 Unzen Campecheholz-Extract von 1,16 spec. Gewicht (21° Baumé). Grün. 2 Pfd. gefällter desoxydirter Indigo (oder eine entsprechende Menge der blauen Druckfarbe) werden mit 2 Pfd. Gummiwasser und 1 Pfd. Gelbbeeren-Extract von 1,12 spec. Gewicht (16° Baumé) vermischt. Rothbraun (puce). 3 Unzen gepulvertes Krapp-Extract (von dem 30fachen Färbevermögen des gewöhnlichen Krapps) werden mit 20 Unzen Gummiwasser, 12 Unzen flüssigem Aetzammoniak und 8 Unzen gefälltem desoxydirtem Indigo gemischt. In letzterer Farbe kann man auch die 8 Unzen gefällten desoxydirten Indigos durch ein gleiches Quantum gelbes oder rothes Blutlaugensalz ersetzen. Man mag nun die Püce-Druckfarbe mit desoxydirtem Indigo oder mit Blutlaugensalz bereiten, so ist es notwendig den zu bedruckenden Zeug vorher mit essigsaurer Thonerde (mit gleichen Theilen Alaun und weißem Bleizucker dargestellt) zu beizen und ihn zur Befestigung der Thonerde noch durch eine Wasserglas-Auflösung zu passiren. Für die anderen aufgeführten Druckfarben ist diese Vorbereitung der Zeuge nicht nothwendig, jedoch ebenfalls zu empfehlen. Die gegebenen Vorschriften lassen sich in sehr verschiedener Weise abändern. Man kann z.B., besonders zum Bedrucken grober Kattune, den Farben ein wenig Zinnsalz oder essigsaure Thonerde zusetzen. – Dem Indigo-Dampfblau kann man ein wenig Blutlaugensalz beimischen, so daß der Indigo doch noch das Hauptpigment bleibt. – Man kann auch die Zeuge für den Druck mit gemischtem Thonerde- und Zinnmordant vorbereiten. In jedem Fall müssen die Farben nach dem Aufdrucken durch Dämpfen auf den Zeugen fixirt werden. Man erhält in beschriebener Weise gute Farben auf Baumwolle und Leinen, sowie auf Seide. Das Grün ist besonders eine sehr haltbare Dampffarbe.