Titel: Beschreibung eines neuen Telegraphen-Apparates, vermittelst dessen zwei Nachrichten gleichzeitig in entgegengesetzter Richtung auf ein und demselben Telegraphendrahte befördert werden können; von Prof. Dr. E. Edlund in Stockholm.
Fundstelle: Band 142, Jahrgang 1856, Nr. VIII., S. 22
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VIII. Beschreibung eines neuen Telegraphen-Apparates, vermittelst dessen zwei Nachrichten gleichzeitig in entgegengesetzter Richtung auf ein und demselben Telegraphendrahte befördert werden können; von Prof. Dr. E. Edlund in Stockholm.Diese Gegensprechvorrichtung des Hrn. Professor Edlund wurde zuerst beschrieben in: Oefversigt af Kongl. Vetenskaps-Akademiens Förhandlingar Arg. XII, No. 6 vom 13. Juni 1855. Aus der Zeitschrift des deutsch-österreichischen Telegraphen-Vereins, 1856, H. 6. Mit Abbildungen auf Tab. I. Edlund's Apparat zur gleichzeitigen doppelten Correspondenz auf einem einzigen Telegraphendraht. 1. Zu einer klaren Uebersicht der zur gleichzeitigen doppelten Korrespondenz auf einem einzigen Telegraphendrahte von mir angewendeten Methode mag zuerst folgendes Schema dienen. B (Fig. 19) stellt den Leitungsdraht zwischen zwei Stationen A und A' vor, welche vollkommen gleich eingerichtet sind, so daß alles was im Folgenden von der einen gesagt wird, auch von der anderen gilt. D und D' sind die Batterien und C und C' die in die Erde eingesenkten Metallplatten. y und y' stellen die Elektromagnete vor, welche beim Telegraphiren durch die Einwirkung des Stromes magnetisch gemacht werden. (Wenn man Nadel-Apparate, in denen die Magnetnadel durch die Einwirkung des galvanischen Stromes in Bewegung Gesetzt wird, gebraucht, so muß die Magnetnadel hier statt des Elektromagneten eingesetzt werden.) Der Leitungsdraht, welcher von dem einen Pole der Batterie ausgeht, theilt sich bei E in zwei Theile, von denen der eine abc in mehreren von einander isolirten Umwindungen auf gewöhnliche Weise um den Elektromagnet gewunden ist. Der andere Theil def ist ebenfalls um denselben Elektromagnet gewunden, aber in entgegengesetzter Richtung, und geht sodann nach F, welcher Punkt durch einen Metalldraht mit der Erdplatte C immer verbunden ist. Wenn man nun G mit H verbindet, so wird dadurch die Batterie in Thätigkeit Gesetzt. Ein Theil des galvanischen Stromes geht durch die Umwindungen abc zur nächsten Station und daselbst in die Erde hinab; der andere Theil geht durch die Umwindungen def und von da durch die Leitung PFG nach dem anderen Pole der Kette D. Die beiden Stromtheile gehen also um den Elektromagnet (oder die Magnetnadel) in entgegengesetzter Richtung und wirken folglich einander entgegen. Wenn nun die Zahl der Umwindungen in abc in demselben Verhältniß zur Zahl der Umwindungen in def steht, wie die Stromstärke in den letzteren zur Stromstärke in den ersteren, so muß die Einwirkung des einen Stromzweiges auf den Elektromagnet von der Einwirkung des anderen gerade aufgehoben werden, und der Eisencylinder, woraus der Elektromagnet besteht, also unmagnetisch bleiben. Das Verhältniß in Betreff der Stärke zwischen dem Zweige des Stromes, der zur nächsten Station übergeht, und demjenigen, welcher durch die Nebenleitung defPH geht, beruht aber auf dem Verhältniß zwischen dem Leitungswiderstande auf der ganzen Linie und dem der Nebenleitung defPH; und da nicht nur der Letztere Leitungswiderstand, sondern auch die Anzahl der Umwindungen sowohl in dem Leitungsdrahte abc, als in der Nebenleitung defPH nach Belieben verändert werden können, so bleibt es immer möglich dieselben so zu wählen, daß die bezweckte Ausgleichung bewirkt wird, und daß also der auf der Station A von der Kette D ausgehende Strom keine Einwirkung auf den derselben Station angehörigen Elektromagnet ausübt. Hierbei ist jedoch zu bemerken, daß, wenn die Anordnung der Leitungen eine solche ist, wie das Schema zeigt, der Leitungswiderstand desjenigen Theils des Stromes, welcher von der Station A nach A' übergeht, sich etwas ändert, je nachdem die Kette der letzteren offen oder geschlossen ist. Ist die Batterie D' geschlossen, so bieten sich dem Uebergang der Elektricität vom Punkte E' zur Erde zwei Wege dar, nämlich durch die Batterie D' und durch die Nebenleitung d'e'f'P'H', wogegen, wenn die Kette offen ist, der Strom nur durch die Letztere gehen kann. Die Ausgleichung der beiden einander entgegenwirkenden Stromtheile kann daher nicht unter allen Verhältnissen vollständig wirken. Der Widerstand in der Nebenleitung defPH und d'e'f'P'H' darf daher nicht so groß gemacht werden, daß diese Variationen einen schädlichen Einfluß auf das Telegraphiren ausüben. Wenn ein galvanischer Strom von der Station A' ankommt, während die Batterie D auf der Station A nicht in Thätigkeit ist, d.h. wenn der Punkt G mit dem Punkte H nicht verbunden ist, so muß dieser Strom um den Elektromagnet v, zuerst in den Umwindungen cba in der Richtung von c nach a, und dann in den Umwindungen def, in der Richtung von d nach f, und von da in die Erde hinunter gehen. Hieraus folgt, daß der Strom, welcher von der nächsten Station kommt, in den Umwindungen cba und def in derselben Richtung um den Elektromagnet geht, daher auch die Einwirkung der sämmtlichen Umwindungen in diesem Falle einander verstärken. Der von der Station A' kommende Strom bewirkt also Magnetismus im Elektromagnet auf der Station A. Dieß Verhältniß bleibt unverändert, wenn die beiden Ströme gleichzeitig circuliren. Gesetzt zuerst, daß sie beide dieselbe Richtung haben, d.h. daß der positive Pol der Kette D mit dem Punkte E und der negative der Kette D' mit dem Punkte E' verbunden sind, oder umgekehrt, so ist es klar, daß der Strom, welcher in jeder der Umwindungen abc und def circulirt, mit der Summe der Ströme, welche von den Batterien D und D' einzeln herrühren, gleich groß ist. Ist nun die Ausgleichung auf der Station A der Art, daß die Ströme in abc und def, welche von der Kette D kommen, ihre gegenseitige Wirkung auf den Maqnet vollständig aufheben, so folgt hieraus, daß die magnetische Wirkung, welche in diesem Falle entsteht, nur von dem Strome, der von der Kette D' auf der Station A' kommt, hervorgebracht werden kann. Dieser Strom geht durch die Umwindungen abc in der Richtung von c nach a und theilt sich darauf beim Punkte E in zwei Theile, von denen der eine durch die Kette D geht und der andere durch die Nebenleitung def in der Richtung von d nach f, um an der Erdplatte C anzulangen. Die beiden Umwindungen abc und def wirken also auch in diesem Falle zusammen, doch geht nur ein Theil des Stromes durch def. Wenn die beiden Ströme eine entgegengesetzte Richtung haben und außerdem gleich stark sind, so entsteht kein Strom in dem Leitungsdrahte B zwischen den Stationen. Die Umwindungen abc üben daher keine Wirkung auf den Elektromagnet aus. Dagegen machen die Umwindungen def, durch welche der Strom von dem einen Pole der Kette D zum andern geht, den Elektromagnet magnetisch, was so lange andauert, als beide Ketten geschlossen sind. Sobald hingegen die Kette D' geöffnet wird, hört alle Wirkung auf den Elektromagnet auf. Man sieht leicht ein, daß die Stärke des Elektromagnetismus in diesem Falle eben so groß wird, als wenn der Strom der Batterie D' allein circulirte und dabei statt der Batterie D zwischen E und H ein Leitungsdraht eingeschaltet wäre, der denselben Leitungswiderstand bietet wie diese Batterie.Aus dem hier Angeführten erhellt, daß die zur Gegentelegraphirung angewendete Methode ihrem Princip nach derjenigen ganz gleich ist, welche ich im Jahre 1848 bei einer Untersuchung der Faraday'schen Extraströme zum erstenmal benutzte, und vermittelst deren es mir gelang, diese Ströme quantitativ zu bestimmen. (Handl. d. königl. Akad. d. Wissenschaft. Jahrg. 1848; Pogg. Annal. Jahrg. 1849, Bd. LXXVII S. 161; Müller's Bericht über die neuesten Fortschritte der Physik, 1849, S. 696.) Um die Gleichheit dieser beiden Methoden deutlich einzusehen, braucht man nur sich vorzustellen, daß statt der Inductionsrolle d (siehe Fig. 1 Tab. I in dem citirten Bande der Pogg. Annal.) oder der Inductionsrolle s (siehe die Figur in Müller's Bericht) eine gewöhnliche Kette eingeschaltet, und diese dann nach einer anderen Station versetzt wird, die nachher in der Weise, wie die angeführten Figuren zeigen, mit einem Galvanometer versehen wird. Man bekommt hierdurch eine Einrichtung für Doppeltelegraphirung, welche mit der oben beschriebenen vollkommen übereinstimmt, mit dem einzigen Unterschiede, daß Galvanometer statt Elektromagnete benutzt werden.Anm. d. Verf. 2. Das magnetisirende Vermögen des Stroms, der von der Station A' ankommt, ist leicht auf folgende Weise nach dem Ohm'schen Gesetze zu berechnen, wobei der Einfachheit wegen angenommen werden mag, daß die beiden Stationen in jeder Hinsicht gleich sind, und daß beide Batterien gleiche Stärke haben. Gesetzt, in jeder der beiden Batterien D und D' sey die    elektromotorische Kraft = E der wesentliche Widerstand = R der Widerst. der Nebenleit. defPH oder d'e'f'P'H' = L' der Widerstand in der Erde nebst dem in den Umwindungen    abc und a'b'c', sowie in dem Liniendrahte B = L die Zahl der Umwindungen in abc = m  „     „     „          „             „   def = n. Wenn S die ganze Stromstärke bezeichnet, die in der Kette A' circulirt, während die Batterie in A nicht in Thätigkeit ist, so erhält man offenbar: 1) Textabbildung Bd. 142, S. 26 Dieser Strom theilt sich beim Punkte E' in zwei Theile, von denen der eine S B zur Station A übergeht, und der andere S b durch die Nebenleitung d'e'f'P'H' zum anderen Pole der Batterie D' zurückkehrt. Da S B + S b = S und außerdem S B : S b = L' : L + L', so folgt hieraus, daß und 2) Textabbildung Bd. 142, S. 26 und 3) Textabbildung Bd. 142, S. 26 Das magnetisirende Vermögen M des Stromes S B erhält man, wenn man seine durch Gleichung 2) gegebene Intensität mit der Anzahl der Umwindungen (m + n) multiplicirt. Wenn der Strom S allein circulirt, wird also 4) Textabbildung Bd. 142, S. 26 Wenn gleichzeitig auch in A die Kette geschlossen ist, so wird die Stromstärke SB größer, weil der Leitungswiderstand zur nächsten Station kleiner wird. Die Elektricität hat in diesem Falle zwei Wege, um von dem Punkte E nach H zu gelangen, nämlich einen durch die Kette D und den andern durch die Nebenleitung defPH. Der Leitungswiderstand zwischen E und H wird in diesem Falle RL'/R + L' statt L'. Wenn S' B in diesem Falle die Stärke des zur nächsten Station gehenden Stromes bezeichnet, so erhält man hierdurch 5) Textabbildung Bd. 142, S. 26 worin V für den Bruch RL'/(R + L') Gesetzt ist. Dieser ganze Strom geht durch die Umwindungen abc, aber nur ein Theil desselben durch def. Dieser Theil wird = R/(R + L') S' B. Da die Anzahl der ersteren Umwindungen m ist und die der letzteren n, so wird also das magnetisirende Vermögen des Stromes: 6) Textabbildung Bd. 142, S. 27 Wenn der Strom der Kette D keine Wirkung auf den Elektromagnet y ausüben soll, so muß offenbar m : n = L + V : L' seyn, woraus n = L'm/(L + V) Wird dieser Werth von n in die Gleichung 4) eingesetzt, so erhält man 7) Textabbildung Bd. 142, S. 27 Der Widerstand R der Batterie ist auf gewöhnlichen Telegraphen-Linien klein im Verhältniß zu L und L'. Wenn man, um einen approximativen Werth von M und M' zu erhalten, R im Vergleich mit L und L' vernachlässigt, so erhält man aus den Formeln 6) und 7) 8)                         M = M' = Em/L Hieraus ergibt sich also, daß das magnetisirende Vermögen des von der Station A' ankommenden Stromes approximativ dasselbe bleibt, ob die Batterie der Station A geschlossen ist oder nicht. Wenn die Stationen A und A' nicht für Doppeltelegraphirung eingerichtet sind, und der Widerstand der zwischen ihnen gelegenen Leitung L, sowie die Zahl der Umwindungen m ist, so wird offenbar das magnetisirende Vermögen des an einer Station von der andern ankommenden Stromes 9)                        M'' = Em/L, d.h. eben so groß, wie die Gleichung 8) für den Fall der Gegencorrespondenz ergab. Hieraus folgt, daß das magnetisirende Vermögen des Stromes durch die zur Doppeltelegraphirung erforderlichen Nebenleitungen nicht vermindert wird, vorausgesetzt, daß der Widerstand der Batterie im Vergleich mit L und L' vernachlässigt werden kann. 3. Es ist bekannt, daß der Widerstand der Leitung zwischen den beiden Stationen in Folge entstehender Nebenschließungen und des Wechsels der Witterungsverhältnisse Veränderungen unterworfen ist. Dieß ist hauptsächlich der Grund, warum die Apparate, wie oben angedeutet worden, so eingerichtet werden müssen, daß der Leitungswiderstand in defPH und die Anzahl der Umwindungen in def so verändert werden können, daß die Einwirkungen beider Zweigströme einander stets aufheben. Fig. 20 zeigt die Art, wie die Verbindungen in der Station anzuordnen sind, um die nöthigen Veränderungen der elektromagnetischen Thätigkeit in def (Fig. 19) zu ermöglichen. Die Figur stellt diese Anordnung von oben gesehen dar. GG' ist ein hölzernes Bret, auf welchem zwei Messingschienen hh' (durch den Metalldraht z mit einander vereinigt) und die Messingstücke s₁, s₂, s₃, s₄ ... s₃₀, von einander und von den Messingschienen isolirt, befestigt sind. Die drei größeren Metallstücke s₁₁, s₁₂, s₁₃ können jedoch mittelst zwischen gesetzter Metallstöpsel metallisch mit einander verbunden werden. x und x' stellen einen horizontalen Durchschnitt eines vertical stehenden Elektromagnets vor. (Bei Nadeltelegraphen wird dieser Elektromagnet von einer Magnetnadel ersetzt werden, welche in der bei solchen Telegraphenapparaten üblichen Weise aufgehängt ist.) m₁, m₂, m₃, m₄ und m₅ sind Stöpsel von Messing, die von einer Stelle nach einer andern versetzt werden können, um metallischen Contact zwischen naheliegenden Messingstücken oder zwischen einem von diesen und den Messingschienen zu bewirken. r₁, r₂, r₃ ... r₁₀, sind Rollen von feinem, übersponnenen Neusilberdraht. Diese Rollen sind nur bestimmt, als Widerstände in die Kette des galvanischen Stroms eingeschaltet zu werden. Die Enden des Drahtes jeder Rolle stehen mit den Metallstücken s₁₄, s₁₅, s₁₆ ... s₂₁, in Verbindung, in der Weise wie die Fig. 20 zeigt. Der galvanische Strom der Batterie geht durch den Leitungsdraht l nach dem Metallstücke S₁, wo er sich theilt. Der eine Zweig gebt durch den Stöpsel m nach dem Metallstücke S₂ und dann durch den Draht p in mehreren Umwindungen um x und x' und langt durch den Leitungsdraht p' in S₂₈ an. Darauf geht er über den Stöpsel m₅ nach S₂₉ und wird schließlich durch den Liniendraht p'' zur nächsten Station geleitet. Der andere Zweig des Stromes wird durch den Draht q um x und x' und dann durch q₁ nach dem Metallstücke S₁₃ geführt. Dieser Draht ist in entgegengesetzter Richtung wie p um die Kerne xx₁ des Elektromagnets gewunden. Von S₁₃ geht ein anderer Leitungsdraht q₂ aus, welcher den Elektromagnet in derselben Richtung wie qq₁ umwindet und durch q₃ mit dem Metallstücke S₁₂ in Verbindung steht. Die übrigen Drähte q₄, q₅, q₆, q₇ ... q₂₀, q₂₁ sind in derselben Richtung, wie die letztgenannten, um den Elektromagnet gewickelt. Wenn nun die Metallstöpsel m₂ und m₃ die Stellung haben, welche die Figur zeigt, so läuft der in Rede stehende Theil des Stromes durch die Leitung q, q₁, q₂, q₃, ... q₁₈, q₁₉, geht darauf durch die Metallschiene hh' und den Stöpsel m₃ nach dem Metallstücke S₁₅, worauf er durch die Widerstandsrollen r₂, r₃, ... r₁₀ nach dem Metallstücke S₂₆ und schließlich durch den Stöpsel m₄ nach S₂₅ geleitet wird, das durch den Leitungsdraht t mit dem andern Pole der Batterie in Verbindung steht. Der Leitungsdraht S₁, q₁, q ... q₁₈, q₁₉, r₂, r₃, ... r₁₀ S₂₅, t entspricht also dem, was in Fig. 19 mit EdefPF bezeichnet worden. Wenn der Metallstöpsel m₂ nach einem der anderen Metallstücke versetzt wird, so wird die Anzahl der Umwindungen des Elektromagnets xx' und folglich auch die magnetische Wirkung des Stromes verändert. Der Leitungswiderstand kann auf dieselbe Weise durch Versetzung des Stöpsels m₃ verändert werden. Bei den ausgeführten Apparaten dieser Construction, enthält die Dahtrolle p, welche in die Linienleitung zur nächsten Station eingeschaltet ist, 5000 Windungen. Der Draht qq₁ enthält deren 700 und jeder der zwei folgenden (qq und q₄q₅) 150; von den vier darauf folgenden enthält jeder 20, und von den vier letzten jeder 24 Umwindungen. Die Anzahl der Umwindungen in der Nebenleitung macht also 1176 aus. Wenn der Metallstöpsel m₂ nach rechts bis zu der Oeffnung zwischen dem Metallstücke S₁₁ und der Schiene hh' versetzt wird, so wird die Anzahl der Umwindungen, durch welche der Strom geht, auf 1000 vermindert. Wenn ferner ein Metallstöpsel zwischen die Metallstücke S₁₂ und S₁₃ eingesetzt wird, so beträgt die Anzahl der wirksamen Umwindungen, um je 20 oder 24 steigend, zwischen 850 und 1026, je nachdem der Stöpsel m₁, bei S₁₁, S₁₀ ... oder S₃ steht; und setzt man endlich auch S₁₂ und S₁₃ durch einen Metallstöpsel in Verbindung, so kann man durch Versetzung des Stöpsels m₂ zwischen S₁₁ ... S₃ von 876 bis herab zu 700 Umwindungen in die Leitung einschalten. Man kann also durch einfache Stellung der Stöpsel, um je 20 oder 24 fortschreitend, jede Windungszahl zwischen 700 und 1176 in Wirksamkeit bringen. Die Ausgleichung der Einwirkungen beider Stromzweige auf den Elektromagnet läßt sich also so vollständig ausführen, daß der Unterschied beider nicht größer ist, als der magnetisirenden Kraft von 20 oder 24 Windungen entspricht; eine Genauigkeit, die sich vollkommend ausreichend gezeigt hat. Was die Versetzung des Stöpsels m₂ betrifft, so braucht man dieselbe gewöhnlich nicht öfter vorzunehmen, als wenn man nach Stationen ungleicher Entfernung telegraphirt. 4. Ein „Relais“ von der Morse'schen Construction, mit der hier beschriebenen Verbesserung versehen, kann auf folgende Art zu einem gewöhnlichen „Relais“ zu einfacher Telegraphirung leicht verändert werden. Zu dem Ende wird der Stöpsel m₁, zwischen S₂₅ und S₂₇ Gesetzt; der Stöpsel m₅ ferner wird zwischen S₂₉ und S₃₀; m₃ zwischen hh' und S₂₆, so wie schließlich m₄ zwischen S₂₄ und S₂₆ gesetzt. Außerdem schaltet man bei F (Fig. 19) einen gewöhnlichen Schlüssel von der Morse'schen Construction ein, wodurch F nur mit H in leitender Verbindung steht, wenn die Batterie auf der Station A nicht in Thätigkeit ist, wogegen die Leitung zwischen diesen Punkten unterbrochen ist, wenn die Kette geschlossen ist. Der durch den Leitungsdraht l von der Batterie kommende Strom geht auf diese Weise durch den Draht u nach S₃₀ und wird von da durch den Draht p'' zur nächsten Station geleitet. Der abgehende Strom umkreist also den Elektromagnet nicht. Der Strom dagegen, welcher durch p'' von der fernen Station kommt, geht durch u nach S₁, dann durch die Umwindungen q, q₁, q₂ ... q₁₉ nach der Metallschiene hh', gelangt dann durch die Stöpsel m₃ und m₄ und den Leitungsdraht y nach S₂₈ und darauf durch die Umwindungen p'p nach dem Metallstücke S₂, von wo er durch u, S₂₇, S₂₅ und den Leitungsdraht t schließlich an die Erdplatte C geführt wird. Der ankommende Strom geht folglich durch alle Umwindungen in derselben Richtung, wodurch die magnetische Kraft vergrößert wird. Es ergibt sich übrigens von selbst, daß der Apparat auch ohne irgend eine Veränderung zum einfachen Telegraphiren gebraucht werden kann, obgleich in diesem Falle der entwickelte Magnetismus etwas schwächer wird, als wenn zuvor die beschriebene Umsetzung der Metallstöpsel stattgefunden hat. 5. Weil der Widerstand von der Station A bis A' bei offener Kette auf dieser Station größer ist, als wenn sie geschlossen ist, so beruht die Größe des Stromtheiles der nach A' übergeht, darauf, ob diese Kette offen ist oder nicht. Wenn also die beiden Stromtheile in abc und def einander ausgleichen für den Fall, daß die Kette in A' geschlossen ist, so findet diese Ausgleichung nicht mehr vollständig statt, wenn diese Kette offen ist. Diese Ausgleichungsfehler werden natürlich größer in dem Maaße, als der Widerstand in der Nebenleitung sich vergrößert, und es wird daher nothwendig, daß dieser Widerstand im Vergleich mit demjenigen auf der ganzen Linie so klein wie möglich werde. Man kann indessen mit der Verkleinerung dieses Widerstandes eine bestimmte Gränze nicht übersteigen, weil widrigenfalls ein zu großer Theil des Stromes durch die Nebenleitung in die Erde hinabgeht und deßwegen eine stärkere Kette für die Telegraphirung angewendet werden muß. Wie oben angedeutet worden, kann der Widerstand in der Nebenleitung bei den bereits ausgeführten Apparaten nicht größer als 0,23, noch kleiner als 0,14 von dem Widerstande der ganzen Linie seyn. Uebrigens ist es mitunter mit praktischen Schwierigkeiten verbunden die Anzahl der Umwindungen in der Nebenleitung, so genau wie zu wünschen wäre, abzupassen, wodurch auch eine Ungenauigkeit in der Ausgleichung entsteht. Da nun also die Ausgleichung aus diesen beiden Gründen im Allgemeinen nicht vollkommen genau ist, so sieht man leicht ein, daß der entwickelte Magnetismus verschieden wird, je nachdem der Strom von der entfernten Station allein oder die Ströme beider Stationen zugleich circuliren. Soll dieser Umstand keine schädliche Einwirkung auf die Telegraphirung ausüben, so muß der Elektromagnet der Art seyn, daß er auch bei stärkerer Magnetisirung seinen Magnetismus leicht verliert, sobald der Strom aufgehört hat, aber zugleich hinlängliche Stärke besitzt, um den Anker hinabzuziehen, wenn der magnetisirende Strom schwächer ist. Um diesen Zweck zu erreichen muß der Elektromagnet von dem weichsten Eisen seyn; außerdem ist es auch sehr vortheilhaft, daß die Reaction des Ankers auf den Magnet so klein als möglich ist. In der letztgenannten Hinsicht werden die Enden der Cylinder des Elektromagnets abgedreht wie die Fig. 21 zeigt. Der Durchmesser der Cylinder ist beinahe doppelt so groß als der des abgedrehten Stückes, und die Höhe des letzten ungefähr 2,5 Millimeter. Die Breite des Ankers wird so groß genommen, daß derselbe die Endflächen des abgedrehten Cylinders genau deckt. Die Ursache dieses vortheilhaften Resultates liegt ohne Zweifel darin, daß der remanente Magnetismus, der im größeren und geringeren Grade in einem mit Anker geschlossenen Elektromagnet immer zurückbleibt, durch die Verkleinerung des Ankers und Abdrehung der Cylinder zu einem Minimum reducirt wird. Die Abnahme der Zugkraft, die dadurch entsteht, bringt keine andere Ungelegenheit mit, als daß man die Kraft der zurückziehenden Feder etwas vermindern muß. 6. Die Ausgleichung der zwei Stromtheile abc und def wird in der Praxis am leichtesten durch folgendes Verfahren bewirkt: Man sagt dem Telegraphisten auf der Station, nach welcher telegraphirt werden soll, er solle mit schwacher Batterie eine Reihe von dicht auf einander folgenden Punkten übersenden. Während nun diese ankommen, hält man den Schlüssel periodenweise niedergedrückt, und versetzt den Metallstöpsel, der die Anzahl der Umwindungen um den Elektromagnet in der Nebenleitung def bestimmt, so lange bis die angekommenen Punkte vollkommen gleich werden, her Schlüssel sey nun niedergedrückt oder nicht. Auf der eigenen Station wendet man hiebei eine möglichst starke Batterie an. Um zu wissen, nach welcher Seite der gedachte Metallstöpsel versetzt werden muß, kann man folgende Regeln, deren Grund aus dem Vorhergehenden leicht einzusehen ist und daher hier nicht näher angegeben zu werden braucht, zur Richtschnur nehmen. A. Die Ströme von beiden Stationen gehen in derselben Richtung: a) wenn beim Niederdrücken des Schlüssels der Anker seine oscillirende Bewegung nicht fortsetzt, sondern haftet, und Striche statt Punkte macht, muß die Anzahl der Umwindungen vermehrt werden;b) wenn der entgegengesetzte Fall eintritt, wenn nämlich Punkte und Striche ausbleiben, so muß die Anzahl der Umwindungen vermindert werden. B. Die Ströme von den beiden Stationen gehen in entgegengesetzter Richtung: a) wenn der Anker haftet, muß die Anzahl der Umwindungen vermindert werden;b) im entgegengesetzten Falle, wenn nämlich Punkte und Striche ausbleiben, muß die Anzahl der Umwindungen vermehrt werden. 7. Schließlich will ich den Leser auf einen Vortheil aufmerksam machen, den die beschriebene Methode bei sogenannter Uebertragung auf einer Zwischenstation gewährt. Die Fig. 22 stellt eine Zwischenstation vor, die mit zwei vollständigen Telegraphenapparaten A und A', so wie zwei Batterien D und D' versehen ist. Wie man aus der Figur ersieht, sind die Leitungsdrähte in derselben Weise wie bei einer Endstation angeordnet, nur mit der Ausnahme, daß zwischen Q und R, und Q' und R' Leitungen vorhanden sind, welche durch Herausnahme der Stöpsel m und m' unterbrochen werden können. Die Verbindung QT ist dergestalt durch den Schreibapparat von A' geführt, daß sie bei der Ruhelage des Ankers unterbrochen ist, beim Anschlagen des angezogenen Ankers an die Contactschraube aber hergestellt wird. Ebenso ist die Einrichtung des anderen Apparatensystems A'. Wenn die Metallstöpsel m und m' sich an den in der Figur angegebenen Stellen befinden, so werden dann die von K ankommenden telegraphischen Zeichen das Relais und durch dieses den Schreibapparat von A in Bewegung setzen. Letzterer schließt, so oft und so lange sein Anker angezogen ist, die Kette von D, und sendet so die von K kommenden Zeichen unmittelbar nach K' weiter. In derselben Weise werden die telegraphischen Zeichen in entgegensetzter Richtung von K' nach K befördert. Die Nachricht, welche von K kommt, wird also von dem Schreibapparate bei A' und diejenige, welche von K' anlangt, von dem Apparate A' aufgeschrieben. Wenn dagegen der eine der Metallstöpsel, z.B. m, weggenommen wird, so kann die Schrift von K' ebenso wie vorher nach K übergehen, die von K ankommende bleibt bei A stehen, weil der Schreibapparat von A wegen der Unterbrechung der Leitung Q'R' jetzt die Kette D' nicht schließen kann. Hingegen kann man während derselben Zeit eine Nachricht von A' in gewöhnlicher Weise nach K absenden, weil hiebei der Schreibapparat von A' nicht in Bewegung geräth, mithin diese Nachricht nicht nach K übergehen kann. Wenn also drei Stationen A, B, C zur Doppelcorrespondenz in angegebener Weise mit einander verbunden sind, so kann, während von A nach C eine Nachricht abgeht, eine andere von C nach B, und eine dritte von B nach A gesendet werden. Diese Uebertragungsmethode ist übrigens noch nicht praktisch versucht worden. 8. Bereits im Monat März 1854 war ich darauf bedacht, Apparate zum Doppeltelegraphiren nach der oben beschriebenen Methode verfertigen zu lassen. Sobald zwei solche Apparate fertig geworden waren, stellte ich mit denselben einige vorläufige Versuche an, und, da diese ein günstiges Resultat lieferten, wurde am Ende des Monats August die erste Gegensprecheinrichtung auf der Linie zwischen Stockholm und Upsala ausgeführt. Im Anfang des Januar 1855 wurden Apparate zur Doppelcorrespondenz zwischen Stockholm und Gothenburg aufgestellt.So viel ich weiß, war der österreichische Telegraphen-Director, Hr. Dr. Gintl, der erste, welcher den Versuch machte, auf ein und demselben Telegraphendrahte zwei Nachrichten in entgegengesetzten Richtungen gleichzeitig zu senden. Wie man aber aus der im polytechn. Journal Bd. CXXXI S. 191 mitgetheilten Beschreibung ersehen kann, war die Methode, die er zu diesem Zwecke anwendete, in mehrfacher Hinsicht unpraktisch. Seine Methode erfordert nämlich auf jeder Station zwei Batterien, welche gleichzeitig geöffnet und geschlossen und außerdem gleich starke magnetische Wirkung ausüben müssen. Bei den Verhältnissen, unter denen die Batterien hier wirken, erscheint es fast unmöglich, sie fortwährend in unveränderter Stärke zu erhalten, und es ist ohnehin sicherlich mit praktischen Schwierigkeiten verbunden, beide in demselben Zeitmoment zu öffnen und zu schließen. Ein anderer Uebelstand, der leicht zu vermeiden gewesen wäre, rührt daher, daß die Leitungsbahn während des Telegraphirens periodenweise unterbrochen ist, was zur Folge haben muß, daß die Zeichen, welche in solchen Zeitpunkten auf der fernen Station gegeben werden, nicht nach der andern gelangen. – Gleichzeitig mit mir scheint der hannoversche Telegraphen-Ingenieur, Hr. Frischen, auf den Gedanken gefallen zu seyn, ein vortheilhafteres Verfahren beim Doppeltelegraphiren anzuwenden. Nach der unvollständigen Kenntniß, die ich von seiner Methode habe, ist dieselbe, wie meine eigene, dem Princip nach identisch mit derjenigen, die ich im Jahre 1848 zur Messung der Faraday'schen Extraströme anwandte. Ein sehr wichtiger Unterschied liegt indessen darin, daß Hr. Frischen gleich viele Umwindungen in der Nebenleitung def, wie in der Leitung abc (siehe die Fig. 19) gebraucht, was auch bei meiner Untersuchung im Jahr 1848 der Fall war. Dieß verursacht jedoch beim Telegraphiren einen großen Uebelstand, indem dann die Schwankungen im Leitungswiderstande zur nächsten Station, je nachdem die Batterie auf der andern Station offen oder geschlossen ist, allzu groß werden. Die Folge hiervon ist, daß die Ausgleichung unvollständig wird, was Unsicherheit bei der Telegraphirung herbeiführt.A. d. Verf.

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