Titel: Verfahren zum Härten gußeiserner Gegenstände, als Ersatzmittel des Schalengusses; von Hrn. Passet, Mechaniker zu Paris.
Fundstelle: Band 142, Jahrgang 1856, Nr. LXIV., S. 279
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LXIV. Verfahren zum Härten gußeiserner Gegenstände, als Ersatzmittel des Schalengusses; von Hrn. Passet, Mechaniker zu Paris. Aus Armengaud's Génie industriel, Septbr. 1856, S. 116. Passet's Verfahren zum Härten gußeiserner Gegenstände. Bei dem Härten gußeiserner Gegenstände mittelst des Schalengusses (des Gusses mit Anwendung gußeiserner Formen) wird deren Oberfläche nur auf die Tiefe von einigen Millimetern hart gemacht. Solche Gußwaaren, z.B. die Hartwalzen zum Ausstrecken des Metallbleches, kommen nicht nur sehr theuer zu stehen, sondern sind auch schwierig abzudrehen, was einen beträchtlichen Zeitverlust veranlaßt; manchmal betragen die Kosten für die sogenannten Schalen den sechsfachen Werth der Gußwaare und letztere wird auch oft mangelhaft. Um diesen großen Uebelständen abzuhelfen, stellte Hr. Passet zahlreiche Versuche an, und kam dadurch auf die Anwendung des überhitzten Wasserdampfes, welcher eine Härtung liefert, die den ganzen Körper des Gegenstandes durchdringt, dessen Poren zusammenzieht und ihn hart macht. Sein Verfahren, welches sehr einfach ist und in allen Hütten ausgeführt werden kann, besteht in Folgendem: Je nach der Größe der Gegenstände welchen man eine gute Härtung ertheilen will, hat man einen gußeisernen Ofen mit einer Thür an der Vorder- und an der Hinterseite, so daß man darin eine kleine Eisenbahn herstellen kann. Ein Wagen, welcher der Gestalt und Größe des Ofens und der in diesem zu härtenden Gegenstände angemessen ist, führt letztere in den Ofen. Die beiden Thüren werden hernach luftdicht geschlossen und mit Töpferthon beschlagen. Eine mit kleinen Löchern versehene Röhre ist in diesen Ofen gesteckt und führt in denselben den überhitzten Dampf. Es versteht sich, daß man die zu härtenden Gegenstände, so weit es angeht, an ihren Enden auf das Wagengestell legt, namentlich die Walzen. Für kleine Gegenstände, wie Messerschmiedwaaren, reicht ein kleiner Ofen mit bloß einer Thür hin, der aber ebenfalls mit einem Wagen versehen ist, um die Gegenstände behufs der Abkühlung (des Abschreckens) so schnell als möglich herausziehen zu können. Durch dieses Verfahren umgeht man die große Schwierigkeit des Abdrehens der Walzen, weil sie dieser Operation vor dem Härten unterzogen werden; eben so fällt die Anwendung der Schalen beim Gusse weg. Um überhitzten Dampf zu erhalten, entnimmt man solchen am besten einem gewöhnlichen Dampfkessel unter 2 Atmosphären Druck. Man stellt ganz in die Nähe des Ofens worin die Härtung bewirkt wird, einen zweiten Ofen, worin sich eine hohle eiserne Röhre befindet, die schlangenförmig gewunden ist, nämlich in Kreisen von 40 Centimeter (1' 3'') Durchmesser, welche zusammen auch 40 Centimeter Höhe haben; durch diese Röhre zieht der Dampf, und sie wird im Ofen so angeordnet, daß man an ihrem Boden einen kleinen Hahn anbringen kann, womit das condensirte Wasser abgelassen wird, ehe man das Erhitzen der Röhre beginnt. In der Mitte muß das Schlangenrohr mit einem Mauerwerk versehen werden, so daß das Feuer dieses Ofens um das Rohr circulirt und es rothglühend macht, damit es in den Ofen, worin sich die zu härtenden Gegenstände befinden, einen nicht mit Wasser gesättigten Dampf ausströmen läßt. Für Gegenstände von 1 1/2 Centimeter (1/2 Zoll) Dicke ist nach der Angabe des Erfinders eine Stunde hinreichend, um eine gute Härtung zu erzielen. Man zieht zur geeigneten Zeit den mit gehärteten Gegenständen beladenen Wagen durch die Thür an der Hinterseite des Ofens heraus, schiebt den vorräthigen zweiten beschickten Wagen in den Ofen, und so fort. Wenn durch das Schlangenrohr kein Dampf mehr zieht, löscht man das Feuer aus. Durch das Ueberhitzen nimmt der Dampf nur an Volum zu, sein Druck ändert sich nicht. Wenn man also Dampf von 2 Atmosphären durch das rothglühend gemachte eiserne Rohr ziehen läßt, so wird er kräftig genug, um auf den Gegenstand einzuwirken. Mit den Mitteln worüber die Hohöfen und anderen Hütten zur Behandlung großer Stücke verfügen, ist es leicht, sie beim Herausziehen aus dem Ofen schnellstens abkühlen zu machen.